Aspathines
Aspathines (altgriechisch Ἀσπαθίνης, altpersisch Aspačanā, elamisch Ašbazana), Sohn des Prexaspes, war ein persischer Adliger des Achämenidenreichs im 5. vorchristlichen Jahrhundert.
Sein Vater hatte bereits dem Großkönig Kambyses II. gedient, für diesen den Prinzen Bardiya ermordet und sich am Vorabend des Staatsstreichs von 522 v. Chr. das Leben genommen. Aspathines hatte noch einen Bruder gehabt, der von Kambyses II. getötet wurde.
Bekannt ist Aspathines durch seine Reliefdarstellung am Grab des Großkönigs Dareios I. in Naqsch-e Rostam. Hier ist er neben Gobryas als einziger namentlich genannter Würdenträger des königlichen Hofes abgebildet. In persischer Reittracht gekleidet trägt er die Waffen des Königs, in der linken Hand einen Bogen, dazu über der linken Schulter ein Bogenfutteral und in der rechten Hand eine Streitaxt. Weitere Abbildungen können ihm im Thronsaal und Schatzhaus von Persepolis zugeschrieben werden, wenngleich hier ohne inschriftliche Bestätigung.[1] Durch erhaltene Tontafelfunde, aus denen auch sein Patronym zu erschließen ist, kann seine Existenz bis in das dritte Regierungsjahr des Xerxes I. (483 v. Chr.) belegt werden.[2]
Verwechslung bei Herodot
In seiner Auflistung der sieben Verschwörer gegen den Usurpator Gaumata (der falsche Bardiya) hatte der griechische Geschichtsschreiber Herodot auch einen „Aspathines, Sohn des Prexaspes“ genannt, der von „hohem persischen Adel“ war.[3] Gegenüber der Namensliste in der Behistun-Inschrift wird jedoch eine Abweichung bei einem der Namen auffällig. Denn statt ein Aspathines wird hier Ardumaniš, Sohn des Vahauka, als Mitverschwörer genannt.[4] Offensichtlich ist Herodot hier ein Irrtum in der korrekten Wiedergabe der Verschwörernamen unterlaufen, die ansonsten bis auf diesen einen korrekt ist.[5] Es ist nicht auszuschließen, dass ihm dieser Irrtum unter dem Eindruck der prominenten Stellung des Aspathines am königlichen Hof in den späten Jahren des Dareios I. und frühen des Xerxes I. unterlaufen ist, zumal er auch um die Biographie dessen Vaters Prexaspes Bescheid wusste, dessen Ende er wenige Absätze vor dem Staatsstreich von 522 v. Chr. noch beschrieben hatte. Ardumaniš hingegen scheint bis auf sein Mitwirken an der Verschwörung nicht weiter in prominenter Position hervorgetreten zu sein, da es von ihm bis auf die Behistun-Inschrift, vielleicht wegen eines frühen Todes, keine weiteren Zeugnisse gibt. Der am Dareios-Grab so herausgehoben neben dem Verschwörer Gobryas stehende Aspathines muss für Herodot daher als beteiligter Mitverschwörer außer Frage gestanden zu haben.
Herodot war nicht der einzige, dem bei den Verschwörernamen ein Irrtum unterlaufen war. Aischylos hatte den Artaphernes, einen Bruder des Dareios, offenbar in Verwechslung mit Intaphrenes zum Verschwörer gemacht und Ktesias, der am Hof der Achämeniden lebte, nannte sogar fünf gänzlich falsche oder stark verfremdete Namen.[6]
Der ebenfalls von Herodot für das Jahr 480 v. Chr. genannte Flottenkommandant namens Prexaspes, Sohn des Aspathines, dürfte ein Sohn des Waffenträgers Aspathines und nicht des Verschwörers Ardumaniš gewesen sein.[7]
Literatur
- Rykle Borger: Die Waffenträger des Königs Darius: Ein Beitrag zur alttestamentlichen Exegese und zur semitischen Lexikographie. in: Vetus Testamentum. Vol. 22 (1972), S. 385–398.
- Ilya Gershevitch: The Cambridge History of Iran, Vol. 2: The Median and Achaemenian Periods. Cambridge University Press, 1985.
- Pierre Briant: From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire. Eisenbrauns, Winona Lake 2002.
- David Asheri, Oswyn Murray, Alfonso Moreno: A Commentary on Herodotus Books I–IV. Oxford University Press, 2007.
Anmerkungen
- Siehe Borger, S. 390.
- Siehe Gershevitch, S. 204.
- Herodot, Historíai. 3, 70.
- Behistun-Inschrift (DB), Tafel 4, §68 in: Roland G. Kent, Old Persian: Grammar Texts Lexicon. American Oriental Society, 1953.
- Siehe Asheri, Murray, Moreno, S. 467.
- Aischylos, Persai. Z. 775–780. Ktesias von Knidos, Persika. in: Die Fragmente der griechischen Historiker. Nr. 688, Frag. 13, 16 [nach der Edition von Dominique Lenfant].
- Herodot, Historíai. 7, 97. Siehe Briant, S. 339.
Weblinks
- Jona Lendering: Aspathines. In: Livius.org (englisch)
- Alireza Shapour Shahbazi: Aspačanā. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (englisch, iranicaonline.org – inkl. Literaturangaben).