Ary Barroso
Ary Evangelista Barroso (* 7. November 1903 in Ubá, Minas Gerais; † 9. Februar 1964 in Rio de Janeiro) war Jurist, Sportreporter und einer der populärsten brasilianischen Komponisten und Sänger der 1940er- und 1950er-Jahre.
Leben
Ary Barroso studierte klassisches Piano und spielte als junger Mann in Tanzorchestern in Rio de Janeiro. Um Geld für seine Heirat zu verdienen, komponierte er das Lied „Dá Nela“ und bewarb sich damit bei dem Liederfestival zum Karneval 1930 in Rio, welches von der Plattenfirma Casa Edison veranstaltet wurde. Das Lied gewann den ersten Preis und Barroso wurde in der Folge ein regelmäßiger Komponist für Karneval-Märsche und -Sambas. Er schrieb hunderte von Sambas und Balladen, viele davon explizit für die Sängerin Carmen Miranda.
Seine Kompositionen begründeten das Subgenre des Samba-Exaltação, einer patriotisch-überhöhenden Variante der Samba, die als im Gegensatz zum Samba-Malandro der Rotlichtbezirke und des Müßigganges stehend von der damals herrschenden Vargas-Diktatur gefördert wurde. 1939 komponierte Barroso seinen bekanntesten Titel „Aquarela do Brasil“, das in der verkürzten Form als „Brazil“ weltberühmt wurde und zahllose vokale und instrumentale Interpretationen erlebte. Walt Disney hörte das Lied bei einem Besuch in Brasilien 1941 und entschloss sich, den Titel in dem Trickfilm Saludos Amigos (Drei Caballeros im Sambafieber, 1942) einzubauen. Prompt brachte er Barroso 1944 eine Oscar-Nominierung ein. Eine weitere Oscarnominierung erfolgte 1945 für den Song Rio de Janeiro aus dem Film Brasilianische Serenade.
Disney lud Barroso ein, nach Hollywood zu kommen, doch der lehnte das Angebot ab. Dennoch lieferte er für Disney weiteres Musikmaterial, unter anderem den Titel „Baía“ (auch „Bahia“, original: Na Baixa do Sapateiro) und „Os Quindins de Yayá“ für den Trickfilm The Three Caballeros (Drei Caballeros, 1944) (von Carmen Mirandas jüngeren Schwester Aurora Miranda gesungen). Auch dieser Titel wurde von vielen Künstlern instrumental, u. a. von den Orchestern Werner Müller und Xavier Cugat, und vokal, u. a. von Bing Crosby und Caterina Valente, interpretiert.
Als Sportreporter wurde Barroso nicht nur durch seine Redegewandtheit berühmt, sondern auch, weil er die Spiele seines Lieblingsvereins Flamengo mit unerhörter Parteinahme kommentierte. Das gipfelte darin, dass er einmal während des Spiels die Reporterkabine verließ und aufhörte zu kommentieren, um ein Tor von Flamengo mit der Mannschaft auf dem Rasen zu feiern. Ein anderes Mal brach er den Kommentar mitten im Angriff einer gegnerischen Mannschaft ab und sagte stattdessen: „Ich schaue am besten gar nicht hin“. Ary Barroso begründete die Ablehnung des Disney-Angebots auch damit, dass es in Hollywood kein Flamengo gäbe.
Barroso starb am Karnevalsmontag 1964 an Leberzirrhose, während die Sambaschule Império Serrano die Passarela do samba (das 600 Meter lange Sambódromo[1]) mit seinem Werk „Aquarela do Brasil“ betrat. Barroso verfolgt die Spiele von Flamengo seither – mit ungebrochener Leidenschaft – vom Friedhof São João Batista in Botafogo.
Weblinks
- Ary Barroso in der Internet Movie Database (englisch)
- Daniela Thompson: The most Brazilian of Brazilians, Musica Brasiliensis