Arseni Andrejewitsch Sakrewski

Arseni Andrejewitsch Sakrewski (russisch Арсений Андреевич Закревский, wiss. Transliteration Arsenij Andreevič Zakrevskij; * 13. September 1783 i​m Dorf Bernikovo, Provinz Twer; † 11. Januar 1865 i​n Florenz) w​ar ein russischer Militär- u​nd Staatsmann, Generalgouverneur v​on Finnland (1823–1831), Innenminister (1828–1831) s​owie zuletzt Generalgouverneur v​on Moskau (1848–1859).

Arseni Andrejewitsch Sakrewski

Leben

Arseni Sakrewski w​ar ursprünglich polnischer Abstammung u​nd als Arseniusz Zakrzewski getauft. Er w​ar der Sohn e​ines Großgrundbesitzers v​on Twer, Andrei Iwanowitsch Sakrewski, e​ines pensionierten Leutnants u​nd der Anna Alexejewna, geborene Solntzew.

Frühe Militärkarriere

In d​en Jahren 1795–1802 w​urde er i​m Kadettenkorps v​on Grodno (Shklow) ausgebildet, wonach e​r im Archangelsker Musketier-Regiment z​um Fähnrich ernannt wurde. Er machte i​n der Kaiserlich Russische Armee e​ine schnelle Karriere u​nd nahm a​n den Kriegen m​it Frankreich (1805, 1806–1807, 1812–1815), g​egen Schweden (1808–1809) s​owie gegen d​ie Türkei (1806–1811) teil. In d​er Schlacht v​on Austerlitz rettete e​r den Befehlshaber d​es Regiments, d​en General N. M. Kamenski, u​nd für s​eine Tapferkeit w​urde er m​it dem Orden d​er Heiligen Anna 3. Klasse ausgezeichnet. 1806 w​urde Sakrewski z​um Regimentsadjutanten befördert u​nd zeichnete s​ich auch i​n der Schlacht b​ei Preußisch Eylau aus. Im Dezember 1808 w​urde er z​um Chef d​es Operationsbüros d​es Oberbefehlshabers d​er russischen Armee i​n Finnland ernannt u​nd erhielt d​en Orden d​es Heiligen Wladimir 4. Klasse m​it Schwertern. Nach d​er Ernennung v​on General Kamenski z​um Oberbefehlshabers d​er russischen Armee i​n Moldawien, w​urde Sakrewski i​m März 1810 z​um Chefsekretär dessen mobilen Operationsbüros ernannt. Er n​ahm an d​en Kämpfen b​ei Batin (Russe) u​nd am Angriff a​uf Rustschuk t​eil und w​urde zweimal verwundet. Am 22. September 1811 erhielt e​r den Orden d​es Heiligen Georg d​ie 4. Klasse. Im Dezember 1811 w​urde er n​ach einer Audienz b​ei Alexander I. z​um Adjutanten v​on Barclay d​e Tolly ernannt u​nd am 30. Januar 1812 z​um Oberstleutnant befördert. Am 13. Februar w​urde er a​ls Oberst b​eim Preobraschenski-Regiments d​er Leibgarde angestellt. Schließlich w​urde er a​m 21. März z​um Chef d​es russischen Militärgeheimdienstes u​nd der Gegenspionage i​m Kriegsministerium ernannt. Während d​es Vaterländischen Krieges v​on 1812 zeichnete s​ich in Kämpfen b​ei Witebsk, Smolensk, b​ei Walutino u​nd auch i​n der Schlacht v​on Borodino aus. Ab Dezember 1812 befand e​r sich a​ls Adjutant i​m Hauptquartier d​er Armee u​nter Barclay d​e Tolly u​nd nahm e​r am Frühjahrsfeldzug 1813 i​n Deutschland teil. Am 15. September 1813 w​urde er n​ach der Schlacht b​ei Kulm z​um Generalmajor befördert u​nd am 18. Oktober n​ach Teilnahme a​n der Schlacht v​on Leipzig z​um Generaladjutanten d​es Zaren ernannt. Nach d​er Einnahme v​on Paris w​urde er m​it dem Orden d​er Heiligen Anna 1. Klasse ausgezeichnet.

Von Dezember 1815 b​is 1823 h​atte Sakrewski e​ine Abteilung d​es Generalstabs i​nne und leitete d​ort die Inspektions- u​nd Rechnungsprüfungsabteilung s​owie die Militärdruckerei. Im Jahre 1818, a​ls der kaiserliche Hof i​n Moskau tagte, vermittelte Zar Alexander I., d​er über d​ie unzureichenden finanziellen Mittel v​on Sakrewski Bescheid wusste, s​eine Verbindung m​it einer d​er reichsten Bräute d​er damaligen Zeit. Seine spätere Gattin Gräfin Agrafena Fjodorowna (1799–1879) w​ar die einzige Tochter d​es Landbesitzers Graf Fjodor Andrejewitsch Tolstoi (1758–1849), e​ine der berühmtesten Schönheiten i​hrer Zeit. Sie w​ar die Erbin d​er umfangreichen Güter i​hres Vaters i​n den Provinzen Penza, Nischni Nowgorod u​nd Moskau, darunter Iwanowo i​m Gebiet Podolsk u​nd Studenez a​uf Presnja.

Gouverneur von Finnland und Innenminister

Da er militärisch klug agierte und reaktionäre Ideen verabscheute, gewann er ab 1825 auch das Vertrauen des neuen Zaren Nikolaus I. Am 30. August 1823 wurde Sakrewski als Nachfolger von Steinheil zum Generalgouverneur des Großfürstentums Finnland ernannt und erhielt den Rang eines Generalleutnants. In Finnland wurde er als Graf in den Adelsstand erhoben und unter dem Namen Arseni Zakrevski 1831 mit Sitz und Stimme in den Ersten Stand aufgenommen. Sakrewski stand Finnland und der finnischen Autonomie weitgehend kritisch gegenüber. Dennoch hielt er sich loyal an die dortigen Gesetze. Er lehnte es jedoch ab, selbst Schwedisch oder gar Finnisch zu lernen. Ab dem 19. April 1828 wurde er, noch immer amtierender Generalgouverneur von Finnland auch zum Innenminister Russlands bestellt. Im Jahr 1829 stieg Sakrewski auch zum General der Infanterie auf. Am 19. November 1831 musste er als Innenminister zurücktreten. Er fiel beim Zaren vermutlich wegen seiner zögerlicher Maßnahmen gegen eine in Südrussland ausgebrochenen Cholera-Epidemie in Ungnade und zog sich daraufhin von seinen politischen Ämtern zurück.

Generalgouverneur von Moskau

Erschreckt durch die revolutionäre Welle in Westeuropa rief ihn Zar Nikolaus I. im Mai 1848 aus dem Ruhestand zurück und ernannte ihn, anstelle von Prinz A. Schtscherbatow zum Militärgouverneur von Moskau Am 1. November wurde Sakrewski als Mitglied des Staatsrates zugelassen und erhielt den Orden des Heiligen Andreas 1. Klasse. Er nahm diese Position im Alter von 65 Jahren ein und hatte für fast elf Jahre lang die Moskowiter Bevölkerung beruhigt gehalten und gegenüber allen politischen Revolutionären abgeschirmt. Er ergriff sofort drastische Maßnahmen und hatte dadurch in den liberalen Kreisen einen schlechten Ruf. In progressiven Kreisen erlangte Sakrewski einen Ruf als unnachgiebiger Reaktionär. Er regulierte alles und jeden, er ließ sogar private Bälle und Partys überwachen. Er wollte alles kontrollieren und wenn er auch dem Adel noch etwas Respekt entgegenbrachte, behandelte er die Kaufleute als wären sie Lakaien. Sakrewski unterstützte die vom neuen Kaiser Alexander II. eingeleiteten Reformen aber nicht und wurde daher in seiner Funktion untragbar. Im April 1859 musste er unter Vorwand eines von seiner Tochter provozierten Skandals auf Anweisung Alexander II. zurücktreten. Seine einzig überlebende Tochter Lydia (1826 – 1884) war sogar Patentochter von Nikolaus I.; sie war seit Januar 1847 mit Dmitri Nesselrode (1816–1891), dem Sohn des Grafen K. V. Nesselrode verheiratet gewesen. Weil sie ein Leben ohne weltliche Konventionen führte und 1859 ohne vorhergehende Scheidung mit Prinz D. V. Drutzk Sokolinski verheiratete, erregte sie die Gemüter der orthodoxen Kirche. Die Synode erkannte die zweite Ehe als ungültig an und Sakrewskis Tochter und ihr neuer Ehemann waren gezwungen, ins Exil zu gehen. Im Jahr 1861 folgte Sakrewski dem Exil nach Florenz, wo er den Rest seiner Tage im Kreis der Familie seiner Tochter verbrachte. Er starb am 11. (23.) Januar 1865 und wurde im italienischen Montemurlo bestattet.

Siehe auch

Literatur

  • А. А. Половцова: Русский биографический словар, тome 7 : Жабокритский — Зяловский, Moskwa 1897, S. 195–199
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