Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen
Die AO Foundation, auch AO Stiftung, ist eine medizinische Stiftung mit Sitz in Chur, Schweiz.[1] Präsident ist seit 2018 Robert McGuire vom University of Mississippi Medical Center. Sein Vorgänger war Nikolaus Renner, Chefarzt der Traumatologie am Kantonsspital Aarau.[2] Die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen, woraus die heutige Stiftung hervorgegangen ist, hat ab 1958 Grundlagen für eine Standardisierung der operativen Knochenbruchbehandlung geschaffen.
Gründung
Die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (kurz AO) wurde am 6. November 1958 im Hotel Elite in Biel durch 13 Schweizer Ärzte gegründet. Sie widmet sich der Forschung, Entwicklung und Lehre im Bereich der Traumatologie (Unfallchirurgie), insbesondere der operativen Knochenbruchbehandlung und der Entwicklung geeigneter Metallimplantate. Initiatoren der Gründung waren Martin Allgöwer aus Chur, Maurice E. Müller aus Zürich, der Bieler Robert Schneider (1912–1990)[3] aus Großhöchstetten, Walter Bandi aus Interlaken und Hans Willenegger (1910–1998) aus Liestal. Weitere Teilnehmer der Gründungsversammlung waren René Patry, Fritz Brussatis, August „Urs“ Guggenbühl, Ernst Baumann, Walter Schär, Walter Stähli, Willy Hunziker und Walter Ott[4].
Der zugrundeliegende Gedanke war durch eine feste Fixierung des Knochenbruchs eine frühe und funktionelle Rehabilitation zu erreichen. Bis zur Gründung der AO wurden Knochenbrüche meist geschlossen eingerichtet und teilweise wochenlang per Traktion oder im Gips behandelt. Daraus resultierten oft Fehlstellungen, Bewegungseinschränkungen und Muskelatrophien, so dass die anschließende Rehabilitation oft Monate dauerte und mit langfristigen Arbeitsunfähigkeiten einherging.
Eine chirurgische Frakturversorgung existierte nur vereinzelt in einigen Zentren, ohne dass eine systematische Forschung stattgefunden hat. Pioniere waren unter anderem Gerhard Küntscher in Kiel, der die Markraumnagelung entwickelte, und Robert Danis in Belgien, den Maurice E. Müller selbst besuchte, um seine Verfahren der inneren Fixierung zu erlernen.
Aufgaben
In den Jahren 1960 bis 1980 wurde durch das Wirken der AO die moderne Methode der Versorgung von Knochenbrüchen (Osteosynthese) zum weltweiten Standard. Unter anderem resultierte daraus auch die AO-Klassifikation für Knochenbrüche. Die Stiftung unterhält in Davos und Dübendorf[5] ein eigenes Forschungszentrum mit mehreren Instituten. Die folgenden Institute gehören zur Stiftung:
- AO Research Institute, in Davos
- AO Education Institute, in Davos
- AO Clinical Investigation, in Dübendorf
- AOTK System, in Davos
Literatur
- Urs F. A. Heim: Das Phänomen AO. Gründung und erste Jahre der Arbeitsgemeinschaft für das Studium der Osteosynthese. Verlag Hans Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-83638-4.
- Eugen H. Kuner: Vom Ende einer qualvollen Therapie im Streckverband. Verlag Kaden-Verlag, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-942825-21-4.
- Thomas Schlich: Freiheit, Gleichheit, Treue. In: Hubert Steinke, Eberhard Wolff, Ralph Alexander Schmid (Hrsg.): Schnitte, Knoten und Netze. 100 Jahre Schweizerische Gesellschaft für Chirurgie. Chronos, Zürich 2013, ISBN 978-3-0340-1167-9, S. 129–141.
Einzelnachweise
- AO Stiftung, Handelsregister des Kantons Graubünden, abgerufen am 19. Juli 2018.
- AO Presidents. Abgerufen am 15. Februar 2018 (amerikanisches Englisch).
- Thomas Schlich: Schneider, Robert. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1304.
- Urs F.A. Heim: Das Phänomen AO. Verlag Hans Huber, Bern 2001, ISBN 3-456-83638-4, S. 57.
- Davos und Dübendorf