Antonio Bernocchi
Antonio Bernocchi (* 17. Januar 1859 in Castellanza, Provinz Varese; † 8. Dezember 1930 in Mailand) war ein italienischer Politiker, Textilunternehmer und Mäzen.[1]
Leben
Familie und Berufslaufbahn
Bernocchi wurde in der Provinz Varese in der Lombardei in Norditalien geboren. Er war einer von drei Söhnen des Ehepaares Rodolfo Bernocchi und Angela Colombo.[2] Er besuchte die Technische Schule (Scuola Tecnica) in Busto Arsizio, die er jedoch ohne Abschluss verließ. Im Alter von 15 Jahren begann er für einen Vater zu arbeiten, der damals in Legnano eine kleine Fabrik für das Bleichen von Textilien besaß.[3] 1898 gründete sein Vater ein Textilunternehmen, die „Cotonificio Bernocchi“, in Legnano, welches sehr erfolgreich wuchs und ständig expandierte; so wurden Fabriken in Nerviano, Cerro Maggiore und Angera eröffnet. Bernocchi übernahm frühzeitig die väterliche Baumwollspinnerei und Textilfabrik. Er baute und erweiterte das Unternehmen erheblich aus und wurde schließlich Präsident (Presidente) der als Aktiengesellschaft geführten „Società anonima cotoniera Bernocchi“. Er war Mitglied der Generalversammlung (Consiglio generale) der Vereinigung der italienischen Textilunternehmen.[2] 1905 wurde er mit dem italienischen Arbeitsverdienstorden ausgezeichnet.[2] Er durfte somit den Titel „Cavaliere del Lavoro“ führen.
Er war mit Camilla Nava verheiratet. Nach seinem Tod wurde er auf dem Zentralfriedhof Cimitero Monumentale in Mailand beigesetzt. 1936 wurde an seiner Grabstelle ein großes Monument von dem Architekten Alessandro Minali und dem Bildhauer Giannino Castiglioni gebaut.[4]
Politische Laufbahn
Von 1901 bis 1902 war Bernocchi Bürgermeister (Sindaco) von Legnano.[2] 1929 wurde er zum Großkomtur („Grande ufficiale“) des Orden der Krone von Italien ausgezeichnet. Am 25. Februar 1929 wurde zum Senator des Senato del Regno (dt. „Senat des Königreiches“) ernannt.[2] Am 15. Mai 1929 erfolgte seine formelle Bestätigung (Convalida); am 18. Mai 1929 legte er den Amtseid ab.[2] Dem Senat gehörte er, da die Senatoren auf Lebenszeit ernannt wurden, bis zu seinem Tod im Dezember 1930 an.
Stifter und Mäzen
Bernocchi galt als einer der bekanntesten Mäzene Mailands.[3] Er initiierte zahlreiche wohltätige Stiftungen und machte philanthropische Schenkungen.[3] Nach der italienischen Niederlage in der Schlacht bei Caporetto im November 1917 gehörte er zu den ersten Spendern für die neu gegründete Wohlfahrtsorganisation „La Patria Riconoscente“ für die Versorgung der Kriegsveteranen; aus ihr ging später die Wohlfahrtsorganisation „Opera Nazionale Combattenti“ hervor.[3] Er gab Geldspenden für die Einrichtung und den Ausbau von Schulen und Krankenhäusern in Legnano; zwei Schulen wurden auch nach ihm benannt. In Legnano errichtete er eine Technische Schule (Istituto tecnico) und eine berufliche Schule (Istituto professionale).[3] Er gründete auch Schulen für die Ausbildung von Müttern und 1935 die „Scuola Comunale A. Bernocchi di Legnano“. Er war Förderer der Mailänder Scala.
Seine bedeutendste Spende war ein Vermächtnis im Jahre 1930 an die Stadt Mailand in Höhe von 5 Millionen Lire für die Errichtung des Palazzo dell’Arte, dem Ort der Mailänder Triennale (Esposizione Triennale Internazionale delle Arti Decorative e Industriali Moderne e dell’Architettura Moderna) im Parco Sempione. Der Pavillon, bekannt als Palazzo Bernocchi, wurde zwischen 1931 und 1933 von Giovanni Muzio entworfen. Der Bau wurde von Bernocchi und seinen beiden Brüdern Andrea und Michele finanziert.
Das bekannte italienische Radrennen Coppa Bernocchi, das seit 1919 in Legnano ausgetragen wird, ist nach Antonio Bernocchi benannt.[5][6]
Literatur
- Giorgio D’Ilario, Iginio Monti, Marco Tajè: Quando si dice lilla, Famiglia Legnanese. Banca di Legnano, Legnano 1933, SBN=IT\ICCU\MIL\0252460
- Mattia G. Granata, Smart Milan: Innovations from Expo to Expo (1906–2015). Ed. Springer, 2015
- Aa.Vv, Annali della Fondazione Ugo La Malfa XXIV-2009: Storia e Politica
- Emanuela Scarpellini: Il Teatro del popolo: la stagione artistica dell’Umanitaria fra cultura.
- Milano capitale del bene comune, Franco Angeli
- Tognetti Bordogna, Vittorio Sironi, Massimo Negri, Sergio Rebora: La città borghese: Milano, 1880–1968. Skira, 2002,
- Vittorio Branca: Il comune di Cerro Maggiore ai tempi della prima guerra mondiale: Avvenimenti, opere, personaggi dal 1914 al 1925. 1968
- Chiara De Capoa, Carlotta Collarin, Concetta Scilipoti: Milano passo a passo: 11 itinerari tra arte e storia.
- Carla De Bernardi, Lalla Fumagalli: An open-air museum, the Monumental Cemetery of Milan.
Weblinks
Einzelnachweise
- La lezione del passato. L’industriale Bernocchi: esempio puro di mecenatismo, Corriere della sera
- Bernocchi Antonio Biografie. Internetpräsenz des Senato della Repubblica. Abgerufen am 27. Januar 2016
- Emanuela Scarpellini: Il Teatro del popolo: la stagione artistica dell’Umanitaria fra cultura e società. Edizione FrancoAngeli. Mailand 2000, Seite 169. Auszüge bei Google Books. Abgerufen am 27. Januar 2016
- Franco Tettamanti: 1930, addio a Bernocchi industriale col cuore grande. In: Corriere della Sera, 20. Oktober 2010 (italienisch) abgerufen im Januar 2016.
- Coppa Bernocchi. 100 giorni alla corsa. E arriva l’Australia. ilgiorno.it, 7. Juni 2014; abgerufen am 28. Januar 2016
- Coppa Bernocchi: il sogno di una famiglia rete55news.com, 17. September 2014; abgerufen am 28. Januar 2016