Anton Springer
Anton Springer (* 13. Juli 1825 in Prag; † 31. Mai 1891 in Leipzig; vollständiger Name: Anton Heinrich Springer) gehört zu den führenden deutschen Kunsthistorikern des 19. Jahrhunderts.
Leben
Anton Springer studierte in Prag Philosophie und Geschichte, promovierte dort auch, widmete sich aber nach Studienreisen, die ihn nach Italien und Deutschland, wenig später auch nach Belgien, Frankreich und England führten, seit 1846 der Kunstgeschichte. In Tübingen verfasste er 1847 eine zweite Dissertation über die Geschichtsauffassung Hegels. Zwischendurch war er auch politisch aktiv und initiierte eine Pressekampagne gegen das Verbot von Theateraufführungen in Tübingen. 1848 hielt er an der Prager Universität Vorlesungen über die „Geschichte des Revolutionszeitalters“, musste aber wegen seiner radikalen politischen Ansichten Prag verlassen. Danach war Springer von 1852 bis 1872 zuerst Dozent, seit 1860 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bonn, an der auch der junge Nietzsche zu seinen begeisterten Studenten zählte.[1]
Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Straßburg besetzte er 1873 als ordentlicher Professor für Geschichte der Mittleren und Neueren Kunst den neu gegründeten Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Dieses versuchte der Historiker Heinrich Wuttke zu verhindern, blieb dabei jedoch erfolglos. Seit 1875 war er ordentliches Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften.[2]
Werk
Springer war einer der ersten, der die Kunstgeschichte als streng wissenschaftliches Fach auffasste, weshalb er auch die seinerzeit weit verbreitete literarisch-romantische Herangehensweise an die Kunst, wie sie Herman Grimm praktizierte, oder die unreflektierten kunsthistorischen Ergüsse eines Hermann Knackfuß scharf kritisierte. Er schrieb zahlreiche Abhandlungen über abendländische Kunst. Für viele Baedeker-Reiseführer lieferte Springer die kunsthistorischen Abhandlungen. Schließlich ist die Tatsache, dass er an drei Hochschulen einen Lehrstuhl für das Fach Kunstgeschichte einführte zu erwähnen, mit denen er zugleich den institutionellen Rahmen für die fachwissenschaftliche Kunstgeschichte geschaffen hatte.
Schriften
- Albrecht Dürer (1892).
- Raffael und Michelangelo. 2 Bde. (1878).
- Bildende Kunst der Gegenwart (1875).
- Ikonografische Studien (1860).
- Geschichte der bildenden Künste im 19. Jahrhundert (1858).
- Handbuch der Kunstgeschichte (1855).
- Leitfaden der Baukunst des Christlichen Mittelalters (1854).
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Springer, Anton Heinrich. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 36. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1878, S. 268–273 (Digitalisat).
- Johannes Rößler: Poetik der Kunstgeschichte: Anton Springer, Carl Justi und die ästhetische Konzeption der deutschen Kunstwissenschaft, Berlin 2009. ISBN 978-3-050-044514.
- Johannes Rößler: Springer, Anton. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 757–759 (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Anton Springer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Anton Springer an der Universität Leipzig (Sommersemester 1873 bis Sommersemester 1891)
- Anton Springer im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Werke von Anton Springer im Project Gutenberg
- Anton Springer bei arthistoricum.net – Wissenschaftshistorischer Kontext und digitalisierte Werke im Themenportal „Geschichte der Kunstgeschichte“
Einzelnachweise
- Brief an Franziska und Elisabeth Nietzsche: (10.–17. November 1864). Nietzsche Source – Digitale Kritische Gesamtausgabe, abgerufen am 8. September 2020.
- Mitglieder der SAW: Anton Springer. Sächsische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 3. Dezember 2016.