Antje Fretwurst-Colberg
Antje Fretwurst-Colberg (* 1940 in Hamburg) ist eine deutsche Malerin und Grafikerin.
Leben
Antje Fretwurst-Colberg ist die Tochter des Malers Willy Colberg. Als kleines Kind erlebte sie im Zweiten Weltkrieg das brennende Hamburg. Mit vierzehn Jahren ging sie 1954 ohne ihre Eltern in die DDR. Dort besuchte sie 1954 bis 1958 die Erweiterte Oberschule in Sanitz, wo sie im Internat lebte. Nach dem Abitur studierte sie 1958 bis 1962 an der Universität Greifswald Kunsterziehung. 1961 heiratete sie ihren Kommilitonen Friedrich-Wilhelm Fretwurst. Im selben Jahr wurde ihr Sohn Jan geboren. 1962 bis 1967 arbeitete sie als Lehrerin in Greifswald und Berlin. Dann studierte sie 1967 bis 1971 Malerei und freie Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, an der sie vor allem von Arno Mohr geprägt wurde. Nach dem Diplom hatte sie bis 1974 an der Hochschule eine Aspirantur. 1974 wurde sie Mutter der Zwillinge Hinnerk und Benjamin. Seit 1970 unternahm sie Studienreisen, u. a. nach Polen, Bulgarien, Rumänien, in die heutige Slowakei, das damals sowjetische Mittelasien, Spanien, Portugal, Marokko, Mexiko, Italien, Frankreich, Schweden und Dänemark, und machte davon Bildfolgen. Seit 1974 arbeitet sie, zusammen mit ihrem Mann, freiberuflich als Malerin und Grafikerin, bis 1997 in Berlin und seitdem im Mecklenburg-Vorpommerschen Dändorf.
Rezeption
„Antje Fretwurst-Colberg gehört zu den stillen Malerinnen und Grafikerinnen, die Kunst mit sich allein und wie außerhalb der zeitlichen Strömungen abmachen."“
„Ihre künstlerische Herkunft kann Antje Fretwurst-Colberg nicht verleugnen. Es ist die Berliner Maltradition mit ihrer am Alltagsleben orientierten schlichten Motivik, die dingbezogene Darstellungsweise sowie die zurückhaltende, ausgewogene und kultivierte Farbverwendung.“[2]
Bevorzugte Motive sind die „Darstellungen von Momenten des Alltags, Großstadtszenen und ihre Bewohner, aber auch bewegte Küstenlandschaften, eingefangen in scheinbar flüchtigen Augenblicken...“[3] Dazu bedient sie sich vor allem der Malerei in Öl und Gouache, grafischer Techniken und der Hinterglasmalerei. „Vor allem die Radierung hat sie hoch kultiviert: als Kaltnadel, Strich- und Pinselätzung, Reservage, Aquatinta oder Vernis mou, oft in mehreren Platten gedruckt. Ihr druckgrafisches Werk ist technisch vielfältig und ausgefeilt.“[4]
Werke
Graphik (Auswahl)
- Graphikfolge Berlin Alexanderplatz
- Am Rosenthaler Platz (Aquatintaradierung, 1980; im Bestand der Berlinischen Galerie)
- Lichtenberger Gasometer (Aquatintaradierung, 1987; im Bestand der Berlinischen Galerie)
Buchillustrationen
- Volker Ebersbach: Peter auf der Faxenburg. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1982.
Mitgliedschaften
- 1974–1992: Verband Bildender Künstler, Berlin
- 1992–2013: Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern beim BBK
- seit 1997: Kunstverein Ribnitz-Damgarten
- seit 2013: Verein der Freunde und Förderer des Kunstmuseums Ahrenshoop
Ehrungen
- 1983: Berlin-Preis für Malerei
Ausstellungen (Auswahl)
Seit 1976 hatte Antje Fretwurst-Colberg mehrere Ausstellungen, viele gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedrich-Wilhelm Fretwurst, aber auch mit anderen Künstlern wie Marguerite Blume-Cárdenas, Robert Metzkes, Arno Mohr, Michael Mohns, Emerita Pansowová, Gerhard Rommel, Hilary Rosen, Ursula Strozynski und Herbert Tucholski.
Jüngste Ausstellungen:
- 2020: Berlin, Galerie der Berliner Graphikpresse (gemeinsam mit Friedrich-Wilhelm Fretwurst)
- 2020: Wustrow, Fischlandhaus (Gouachen und Grafik)
- 2020: Ribnitz-Damgarten, Galerie im Kloster (Hinterglasmalerei)
- 2020/2021: Ahrenshoop, Kunstkaten („Der Sturz der wilden Rose“, Ölmalerei aus sechs Jahrzehnten)
Literatur
- Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 224.
Einzelnachweise
- Das Blättchen. Berlin, 18. Jahrgang/Nummer 19 vom 14. September 2015
- Antje Fretwurst-Colberg, auf galeriezimmer.de, abgerufen am 22. Juni 2020
- Ausstellung – Antje Fretwurst-Colberg (* 1940), auf ostseebad-ahrenshoop.de, abgerufen am 22. Juni 2020
- Antje Fretwurst-Colberg – Meisterin der Grafik. auf ostseebad-wustrow.de, abgerufen am 22. Juni 2020