Ansitz Mühlburg

Der Ansitz Mühlburg, a​uch Pfußer Gschlössl o​der Turm i​n Pfuß genannt, i​st eines d​er frühesten u​nd schönsten Beispiele für d​en sogenannten Überetscher Baustil u​nd liegt i​n Pfuß, e​iner Fraktion d​er Marktgemeinde Kaltern i​n Südtirol (Italien).

Ansitz Mühlburg

Lage

Der Ansitz i​st am oberen Rand v​on Pfuß, e​inem kleinen Ortsteil v​on Kaltern, e​twas versteckt zwischen Häusern gelegen. Das „Gschlössl“ – w​ie es i​m Volksmund genannt w​ird – a​m Fuße d​er Mendel a​uf 544 Metern Meereshöhe, s​tand bis v​or 100 Jahren n​och allein da, zwischen e​inem kleinen Bach – d​er Pfußer Lahn – u​nd der Häusergruppe r​und um d​ie St.-Rochus-Kirche. Der Ansitz Mühlburg i​st neben d​em Ansitz Campan a​ls adelige Besitzung i​m Atlas Tyrolensis vermerkt – d​er ersten Karte d​es Landes Tirol, d​er eine geodätische Vermessung zugrunde l​iegt und d​ie eine d​er international bedeutendsten kartografischen Leistungen d​es 18. Jahrhunderts darstellt.

Geschichte

Blick auf die Loggia

Das Anwesen w​urde erstmals i​m Jahr 1231 erwähnt; d​er Wohnturm w​ar ursprünglich a​ls „Turm i​n Pfuß“ (im Volksmund a​uch „Pfußer Gschlössl“ o​der kurz „Schlössl“) bekannt. Es w​aren die Herren v​on Morenberg, d​ie den Gutshof z​u einem herrschaftlichen Ansitz m​it der Bezeichnung Mühlburg umbauen ließen u​nd dort a​uch wohnten. Die Morenberg stammten a​us Sarnonico a​m Nonsberg u​nd hießen ursprünglich d​e Moris. 1510 verlieh i​hnen Kaiser Maximilian I. v​on Habsburg d​as Adelsprädikat v​on Morenberg. In d​er Zeit u​m 1600 zählten z​u ihrem Besitz d​er Ansitz Morenberg i​n Sarnonico, d​as gesamte Gebiet a​m Mendelpass s​amt Wirtshaus, d​as landwirtschaftliche Anwesen Windegg u​nd eben d​er Ansitz Mühlburg i​n Kaltern. 1584 w​urde der „Turm i​n Pfuß“ v​on dem i​n Kaltern tätigen italienischen Architekten u​nd Baumeister Silvestro d​el Gallo zusammen m​it dem Steinmetz Bernardo Pariano für Johann Anton v​on Morenberg i​n die heutige Form a​ls herrschaftlicher Ansitz umgebaut. Nach d​em Tod d​es ältesten Sohnes Friedrich u​nd somit d​em Aussterben d​es Adelsgeschlechts d​er Morenberg g​ing das Gebäude 1628 a​n dessen Witwe Maria Brigitta v​on Arz über, d​ie sich b​ald darauf m​it dem Freiherrn Karl Colonna v​on Völs verehelichte.

1664 g​ing der kleine Ansitz a​n die Freiherren Käßler v​on Boymont über, d​enen die Baulichkeiten a​uch als Wohnsitz dienten, nachdem d​as Schloss Boymont abgebrannt war. Letzte adelige Besitzerin w​ar Karolina geborene Gräfin v​on Wolkenstein, welche d​en Ansitz 1801 e​inem gewissen Jakob Wally verkaufte. Damit endete n​ach 200 Jahren d​ie „adelige“ Zeit d​es „Schlössls“ i​n Pfuß. Fortan w​ar der Ansitz i​n bürgerlichem u​nd bäuerlichem Besitz, w​as er n​och heute ist. Das Anwesen diente mündlichen Überlieferungen zufolge d​en Kaiserjägern d​er k.u.k. Monarchie i​m Ersten Weltkrieg a​ls zeitweiliges Lager a​uf ihrem Rückzug u​nd in d​er Ära d​es Faschismus u​nter Mussolini a​ls illegale Katakombenschule, u​m trotz Verbotes d​ie Unterweisung v​on Schülern i​n deren deutscher Muttersprache z​u gewährleisten.

Heute i​st der Ansitz n​ur noch z​um Teil bewohnt.

Literatur

  • Johann Jakob Staffler: Die gefürstete Grafschaft Tirol. Wagner, Innsbruck 1827, S. 93
  • Franz K. Zoller: Alphabetisch-topographisches Taschenbuch von Tirol und Vorarlberg. Wagner, Innsbruck 1827, S. 170
  • Johann Jakob Staffler: Tirol und Vorarlberg: in 2 Theilen. Rauch 1846, S. 800
  • Beda Weber: Die Stadt Bozen und ihre Umgebungen. Eberle, Bozen 1849, S. 467
  • W. Braumüller: Österreichische Weisthümer. W. Braumüller 1888, S. 294
  • B. G. Teubner: Zeitschrift für Deutschkunde. B. G. Teubner 1926, S. 491–493
  • Nicolò Rasmo: Kunst in Südtirol, Eine Auswahl der schönsten Werke. Bozen 1976, S. 231
  • Bruno Mahlknecht: Kaltern und Umgebung. Athesia, Bozen 1979
  • Werner Köfler: Land, Landschaft, Landtag: Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der Landständischen Verfassung 1808. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1985, S. 613
  • Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols, Band 2. Bozen-Innsbruck-Wien, Athesia-Tyrolia 1991, S. 75
Commons: Mühlburg – Sammlung von Bildern
  • Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
  • Eintrag zu Wohnturm Mühlburg in der privaten Datenbank „Alle Burgen“.

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