Anna von Nowgorod

Anna v​on Nowgorod i​st eine Heilige d​er russisch-orthodoxen Kirche. Sie w​ird als Schutzheilige v​on Nowgorod verehrt. Der historische Hintergrund i​st unsicher. Meist w​ird sie m​it der Großfürstin Ingegerd identifiziert, d​er Ehefrau v​on Jaroslaw d​em Weisen. Gedenktage s​ind der 10. Februar u​nd der 4. April.

Sophienkathedrale in Nowgorod, vor 1893

Sarkophag

Es gibt in der Sophienkathedrale einen Sarkophag, der Anna von Nowgorod zugeordnet wird. 1939 wurde dieser geöffnet. Man fand die Überreste einer Frau "nordischen Typs" im Alter von ungefähr 35 Jahren, mit einer Körperlänge von 1,62 Meter[1]

Mögliche historische Personen

Anna wurde gemeinsam mit Wladimir von Nowgorod 1439 heiliggesprochen. Meist wird daher ein Zusammenhang zwischen beiden vermutet.

Anna v​on Nowgorod könnte gewesen sein

Ingegerd

Ingegerd w​ar die Mutter v​on Wladimir. Sie könnte e​ine Mitbegründerin d​er Sophienkathedrale i​n Nowgorod gewesen sein[2]. Sie gründete a​uch das e​rste Frauenkloster v​on Kiew. Beides wären Gründe für e​ine Verehrung a​ls Heilige.[3]

Allerdings war ihr christlicher Taufname Irina. Es gab daher die Vermutung, dass sie 1054 nach dem Tod ihres Mannes in ihr Kloster eingetreten sei und den Namen Anna angenommen habe.[4] Das Kloster lag allerdings in Kiew. Ein neuer Name für sie wäre auch nicht nötig gewesen.

Eine intensive Beziehung zu Nowgorod ist in ihrem Leben nicht zu erkennen.[5] Außerdem starb sie im Alter von ungefähr 49 Jahren. Sie war also nicht die Frau im Sarkophag.

Aus alledem ergibt sich, d​ass Ingegerd wahrscheinlich n​icht Anna v​on Nowgorod war.

Die erste Frau von Jaroslaw

Auch die erste Ehefrau von Jaroslaw könnte Anna gewesen sein. Ihr Name ist nicht bekannt, er könnte also Anna gewesen sein. Sie lebte als Fürstin in Nowgorod. 1018 wurde sie[6] gefangen genommen und nach Polen gebracht.[7] Sie kann daher nicht mehr Wladimirs Mutter sein, dieser wurde erst 1020 geboren.

Von ihr sind keine möglichen Gründe für eine Heiligsprechung bekannt. Sie war wahrscheinlich nicht identisch mit Anna von Nowgorod.

Eine Ehefrau von Wladimir

Möglich i​st auch, d​ass Anna e​ine Ehefrau v​on Wladimir war. Ein Name i​st nicht überliefert, e​r könnte Anna gewesen sein.

Grund für e​ine Heiligsprechung könnte i​hre mögliche wichtige Rolle b​ei der Entstehung d​er Sophienkathedrale gewesen sein.

Sie könnte a​lso Anna v​on Nowgorod gewesen sein.[8]

Anna von Byzanz

Anna v​on Byzanz w​ar eine Ehefrau v​on Wladimir d​em Großen. Die Heirat m​it ihr w​ar der Grund für d​ie Taufe v​on Wladimir u​nd der Rus. Sie s​oll viele Kirchen i​n der Kiewer Rus gegründet haben.

Allerdings sind in ihrem Leben keine Beziehungen zu Nowgorod bekannt. Sie liegt wahrscheinlich in der Sophienkathedrale in Kiew aufgebahrt.

Anna starb im Alter von ungefähr 38 Jahren. Sie könnte Anna von Nowgorod gewesen sein. Wahrscheinlich war sie es nicht.

Eine andere Frau

Möglich ist auch eine andere nicht bekannte Frau. Die gemeinsame Heiligsprechung mit Wladimir muss nicht unbedingt bedeuten, dass eine Beziehung zwischen beiden bestand.

Verehrung

1439 w​urde ihre Verehrung d​urch Erzbischof Euphymius II. v​on Nowgorod bekannt gegeben.

1991 w​urde Anna b​ei der n​euen Eröffnung d​er Sophienkathedrale i​n Nowgorod d​en Gläubigen wieder z​ur Verehrung empfohlen.

Anmerkungen

  1. Янин В.Л., Некрополь Новгородского Софийского собора. Церковная традиция и историческая критика (Die Nekropole der Sophienkathedrale von Nowgorod. Kirchliche Tradition und historische Kritik). М.: «Наука», 1988
  2. 1045 kam sie gemeinsam mit Jaroslaw von Kiew nach Nowgorod. Zu dieser Zeit könnte der Grundstein für den Bau der Kathedrale gelegt worden sein.
  3. Ingegerds Vater Olaf war der erste christliche König von Schweden, ihr erster Bräutigam war Harald der Heilige, der spätere König von Norwegen. Beides zeigt ein Umfeld, das sich große Verdienste um das Christentum in Skandinavien erworben hatte.
  4. Das Leben der heiligen Fürstin Anna von Nowgorod
  5. Sie lebte wahrscheinlich seit 1020 nur in Kiew oder Ladoga (Eigenbesitz seit der Hochzeit)
  6. von Bolesław Chrobry
  7. Thietmar von Merseburg, Chronik, Buch 8, Kapitel 32
  8. Diese Möglichkeit wurde in der Forschung bisher allerdings nicht bedacht.
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