Angie (Lied)
Angie ist eines der bekanntesten Lieder der britischen Rockband The Rolling Stones. Es wurde von Mick Jagger und Keith Richards geschrieben und erschien 1973 auf dem Album Goats Head Soup. Am 20. Oktober 1973 belegte die Single Platz 1 der Billboard Hot 100.[1] In den USA wurden eine Million Singles der Originalversion von Angie verkauft, womit die Platte Platinstatus erhielt.[2] In Großbritannien wurden 200.000 verkaufte Singles bestätigt, was für eine silberne Schallplatte reichte.[2] Die Single erreichte Platz fünf der britischen Singlecharts.[3] Mit europaweit 1,2 Millionen verkauften Singles ist Angie die erfolgreichste Single der Rolling Stones in Europa.[4]
Inhalt
Das Lied, in dem Keith Richards den mit Plektrum gespielten Gitarrenpart ständig variiert,[5] besteht aus einem an eine Angie gerichteten Abschiedsmonolog, in welchem der Sänger seiner Geliebten erklärt, warum für die Beziehung keine Hoffnung mehr besteht. Er verweist dabei mehrmals auf die vergangenen Versuche, in der Beziehung Zufriedenheit bzw. Befriedigung zu finden, um dann letztlich den Schluss zu ziehen, dass dies nicht möglich scheint. Es sei so keine Erfüllung zu finden, alle Träume wären verpufft, obgleich er sie noch liebe. Zudem hätten sie kein Geld mehr in den Taschen. Tröstend verweist er darauf, dass es gut sei, (noch) am Leben zu sein.[6]
Hintergründe und Interpretationen
Mick Jagger und Keith Richards komponierten das Lied während eines Aufenthalts in der Schweiz.[7] Immer wieder wurde darüber spekuliert, welche „Angie“ konkret gemeint sein könnte. Es gab Mutmaßungen, es könne sich um Anita Pallenberg, die damalige Lebensgefährtin von Keith Richards,[8] um Angela Bowie, die erste Frau von David Bowie, der eine Dreiecks-Beziehung mit Jagger und ihrem damaligen Ehemann nachgesagt wird,[9] oder um Marianne Faithfull, deren Beziehung zu Jagger 1969 endete,[10] handeln. Richards selbst äußerte sich im Begleittext des Best-of-Albums Jump Back wie folgt: „I’d recently had my daughter born, who’s name was Angela, and the name was starting to ring around the house. But I’m into writing about my baby’s. Angie just fitted.“ (Keith Richards: Begleittext zum Album Jump Back: The Best of The Rolling Stones)[11]. Jagger bestätigte diese Aussage, als er erklärte, dass Richards mit dem Titel Angie ankam und er den restlichen Text hinzufügte.[10] Darüber hinaus wird „Angie“ auch als englischer Codename für Kokain verwendet.[12]
Rezeption
Obwohl das kommerziell erfolgreiche Album von Kritikern nicht besonders gut aufgenommen wurde,[13] bezeichnete man Angie als Höhepunkt des Albums[14] und lobte es für die beispiellose, überzeugende Leidenschaft in Mick Jaggers Stimme und den sich im Text manifestierenden Zwiespalt zwischen der traditionellen Vorstellung von Romantik und einem vernunftgeprägten Pragmatismus.[15]
Coverversionen
- 1983 veröffentlichten Womack & Womack eine Coverversion des Liedes auf ihrem Album Love Wars.
- Tori Amos coverte Angie auf ihrer 1992er EP Crucify.
- Die Stereophonics spielten den Song auf ihrem Album Hurry Up and Wait.
- Die irische Rockband Aslan veröffentlichte 1999 ein Livealbum, auf dem sie den Song coverten.
- Die Rolling Stones selbst spielten Angie auf ihren Livealben Stripped und Live Licks neu ein.
- Uwe Schmidt coverte Angie unter seinem Projekt LB auf dem Album Pop Artificielle 1998, gesungen durch eine Vocal-Synthesizer-Software.
- Eine Parodie unter dem Titel E Hähnsche stammt von den Wormser Ärzten.
- Die deutsche Band J.B.O. parodierte den Song auf dem Album Laut, indem sie den gefühlvollen Gesang sehr überspitzt darstellte.
- Jasmine Bonnin: Single A-Seite Angie, B-Seite Straßen Unserer Stadt (Streets of London), 1973
- Juliane Werding: Angie (Album Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst, 1975)
- 1975 veröffentlichte Mike Krüger eine Parodie mit dem Titel Gehen Sie.
- Von Willy Astor stammt eine weitere Parodie mit dem Titel Ein Ski
Streit über die Nutzung im deutschen Wahlkampf
Die CDU benutzte das Lied in ihrem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2005 als Reverenz auf ihre Spitzenkandidatin Angela Merkel. Die Rolling Stones untersagten der CDU mit Bezug auf ihre Urheberrechte die Benutzung ihres Titels, während sich die CDU darauf berief, entsprechende GEMA-Gebühren zu entrichten.[16]
Eine SPD-Unterstützerorganisation propagierte eine deutsche Version von Angie um auf Liedzeilen wie „Angie, Angie, sie können nicht sagen, wir hätten es nie versucht“ hinzuweisen.[17]
Literatur
- Michael Behrendt: „I don’t like Mondays“. Die 66 größten Songmissverständnisse. Darmstadt 2017. S. 28–30.
- The Rolling Stones. Songbook. 155 Songs [1963–1977] mit Noten. Deutsch von Teja Schwaner, Jörg Fauser und Carl Weissner. Mit 75 Alternativübersetzungen von Helmut Salzinger. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1977, S. 292 f., 799–801 und 947.
Weblinks
- Angie auf dem YouTube-Kanal der Rolling Stones: Offizielles Musikvideo (Version 1), Offizielles Musikvideo (Version 2), Auftritt im LA Forum (1975) und Auftritt im Madison Square Garden (2003)
- Wolf-Dieter Roth: „All die Träume, die wir einst hatten, sind in Rauch aufgegangen!“, Telepolis vom 24. August 2005
Einzelnachweise
- Rolling Stones Discography and Fact Sheet
- Certified Sales Figures
- Charts of Stone - US and UK singles hits - Rolling Stones
- Rolling Stones: Everything is turning to gold
- Wieland Harms: The Unplugged Guitar Book 2. Gerig, 1996, ISBN 3-87252-250-7, S. 39–41 (Angie. Rolling Stones).
- Lyrics (Memento vom 22. Mai 2008 im Internet Archive) auf rollingstones.com
- SWR1 BW, SWR1 BW: Rolling Stones mit neuem Song "Criss Cross". Abgerufen am 25. September 2021.
- Biography for Anita Pattberg auf imdb.com
- Dancin’ in the sheets auf snopes.com
- Angie by The Rolling Stones auf songfacts.com
- Begleittext zum Album Jump Back: The Best of The Rolling Stones
- Cocaine im Drug Slang Dictionary
- Biographie bei allmusic.com
- Rezension (Memento vom 23. April 2009 im Internet Archive) bei billboard.com
- Albumbeschreibung von rollingstone.com
- CDU darf Stones-Song Angie abspielen auf heise.de
- Handelsblatt: CDU soll "Angie" nicht mehr spielen