André Debrie

André Victor Léon Clément Debrie (geboren a​m 28. Januar 1891; gestorben a​m 28. Mai 1967) w​ar Gründer d​er Etablissements André Debrie. Der Betrieb stammte v​on seinem Vater Joseph Jules Debrie. 1898 erfolgte d​ie Eintragung i​ns Handelsregister, s​ein Sitz w​ar an d​er Rue Saint-Maur i​n Paris.

Kamera Debrie Le Parvo L

Zu d​en ersten Erzeugnissen a​us dem Hause Debrie gehört e​in Filmperforierapparat. Das e​rste Modell v​on 1898 w​urde etwa z​ehn Jahre später d​urch die OPTIMA abgelöst. 1905 b​ot Debrie e​inen Filmkopierapparat NOVA an, e​in ähnlich einfach aufgebautes Tischgerät w​ie andere Produkte.

Der Parvo

Der englische Kameramann Charles Raleigh fragte 1906 Vater Debrie, ob er eine leichte Filmkamera für eine Safari bauen könne. J. J. Debrie beauftragte André mit einer Konstruktion, die alle Vorteile der Zeit in sich vereinigen sollte. Im Frühjahr 1907 kaufte Norman O. Dawn eines der ersten Modelle, mit dem er April 1907 nach Kalifornien reiste. 1908 kam der Parvo („Gedrungener“) mit einigen neuen Ideen als Reihenprodukt heraus, die Berufskamera in Europa während langer Jahre. 1921 wurden ihr als eine der Verbesserungen Sperrstifte zugegeben, womit der Bildstand mit der späteren Mitchell Newsreel Camera mithielt. Im Parvo haben 400 Fuß (122 m) Normalfilm Platz. Die Kameraperson kann durch ein Sucherrohr von hinten auf den Film, bei den späteren Modellen zusätzlich auf eine einschwenkbare Mattscheibe einstellen. Es gab die Kamera erst mit Holz-, ab 1920 mit Aluminiumgehäuse, die Modelle Interview, E, K, L und T. Insgesamt sind mehr als 6000 Exemplare des Parvo verkauft worden.

Die Super Parvo

Die Debrie Super Parvo wurde ab 1932 entwickelt und kam 1933 heraus. Das Patent wurde im November 1934 eingereicht und am 2. Juni 1936 erteilt. Schnell avancierte sie aufgrund ihrer gelungenen Konstruktion zur europäischen Standard-Studiokamera der 1930er, 1940er und 1950er Jahre. Sie wurde in u. A. Frankreich, Schweden, England, Deutschland und Österreich verwendet. Ihre Abmessungen waren mit 50 × 27 × 35 cm bei einem Gewicht von 65 Kilogramm für die damalige Zeit für eine Tonfilmkamera recht annehmlich. Sie hatte ein in die Kamera integriertes Magazin für 300 m Film und koaxialen Filmlauf, es gab einen Synchronmotor für Lichtstrom und einen 24 Volt-Motor als Antrieb. Der Kameramann sah das Bild nur durch den Film, was bei Schwarzweißfilm kein Problem war, bei Farbfilm war aufgrund der lichtundurchlässigen Rückseite keine Durchsicht möglich. Es gab einen ansetzbaren seitlichen Sucher, der jedoch nicht paralaxenfrei war und das gefilmte Bild nicht 100 % wiedergab. Die Handhabung der Super Parvo galt daher als etwas kompliziert, jedoch arbeiteten andere Kameras wie die berühmte Mitchell BNC nach demselben Prinzip. Mit der Zeit musste das Laufgeräusch der Kamera wegen der immer empflindlicher werdenden Mikrophone mit um die Kamera gebundenen Decken gedämmt werden. Anfang der 1940er Jahre – angespornt durch den Erfolg der Arriflex und des aufkommenden Farbfilmes – entwickelte auch André Debrie einen Reflexsucher für seine Super Parvo. Die Patente wurden im November 1941 angemeldet, die Super Parvo Reflex Model 5 wurde jedoch erst 1951 auf der Photokina in Köln der Öffentlichkeit präsentiert. Diese war geringfügig größer als das alte Modell (67 × 32 × 38 cm) und wog beachtliche 82 Kilogramm, zudem war sie 50 % leiser als ihre Vorgängerin. Auch ältere Modelle konnten umgerüstet werden. In den 1950er Jahren kam als Höhepunkt die Super Parvo Color auf den Markt, eine speziell für Farbfilm weiter entwickelte Super Parvo Reflex mit Objektivrevolver für Wechseloptik[1]. Diese war ebenfalls sehr erfolgreich und wurde bis in die 1970er Jahre verwendet. Für die meisten Parvos lieferte Debrie Cooke-Objektive, Dyaliscope in Frankreich bot auch für die Super Parvos ihre Scope-Linsen an.


Weitere Produkte von Debrie

1919 erschien d​er von Giuseppe Tartara erfundene Ciné-Sept, z​u dem Debrie d​as Patent kaufte, e​in beliebtes kleines Gerät für Normalfilm m​it bewegten Sperrstiften, gebaut v​on Victor Continsouza.

Kopf einer Debrie Matipo 35

Eine d​er weitest verbreiteten Kopiermaschinen w​ar die Debrie MATIPO, welche 1913 herauskam.

Debrie baute ab 1923 auch die von Émile Georges Labrély (1885–1971) konstruierte Kamera à Grande Vitesse. Mit ihr sind Bildfrequenzen bis 240 möglich. Das Gerät besitzt Sperrstifte, die links und rechts vom Bildfenster eingreifen. Französisches Patent 521.417 vom 4. Oktober 1919: «Dispositif permettant de photographier ou de cinématographier des sujets quelconques pendant leurs déplacements les plus rapides en tous sens.» Französisches Patent 523.383 vom 31. August 1920: «Perfectionnements apportés aux prises de vues cinématographiques à grande vitesse.»

André Debrie lieferte n​ach und n​ach Entwicklungsmaschinen a​ller Art, Filmhobel, Klebepressen, Umroller, Schmalfilmprojektoren, w​ie der MB 15, Lichttonanlagen, d​ie Trickkopieranlage TRUCA u. a. m.

André Debrie w​ar von 1920 b​is 1963 Alleininhaber d​er Firma. 1992 wurden d​ie Etablissements Debrie u​nd C. T. M. fusioniert, d​ie 1951 verselbständigte Mechanikabteilung d​es filmtechnischen Unternehmens GTC, Société Générale d​e Travaux Cinématographiques.

Einzelnachweise

  1. 38 Super Parvo Color. 4. Oktober 2017, abgerufen am 17. Juli 2019.
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