Anders Besseberg
Anders Besseberg (* 25. Februar 1946) ist ein früherer norwegischer Biathlet und ehemaliger Präsident der Internationalen Biathlon Union (IBU).
Anders Besseberg war selbst aktiver Biathlet und gehörte dem Nationalkader seines Landes in der Sportart an. An der Seite von Kåre Hovda, Kjell Hovda und Ragnar Tveiten wurde er mit der Auswahl der Region Numedal 1973 Norwegischer Staffelmeister, ein Jahr später mit der zweiten Mannschaft der Region gemeinsam mit Hilberg Steinsvik, Odd Lunde und Sigleif Johansen Dritter. Er absolvierte die Norwegische Sporthochschule und war dort von 1970 bis 1975 als Dozent beschäftigt. 1976 wurde er Nationaltrainer Norwegens, was er bis 1980 blieb. Anschließend wechselte Besseberg ins technische Komitee der IBU, 1988 wurde er deren Vizepräsident. Seit 1992 leitete er als Nachfolger von Igor Nowikow den bedeutenden Sportverband und war bei der Herauslösung aus dem Mehrkampfsport-Weltverband 1993 der Gründungspräsident der IBU. Während seiner Amtszeit hat sich Biathlon von einer vergleichsweisen Randsportart zu einer der wichtigsten Wintersportarten entwickelt mit einer nennenswerten medialen Präsenz. Besseberg ist verheiratet. Beim IBU-Kongress 2014 in St. Wolfgang wurde er für eine sechste Amtszeit bestätigt.
Vertuschung von Doping-Vorwürfen
Bei einer Razzia am 10. April 2018 durchsuchte das Bundeskriminalamt die Geschäftsräume der IBU in Salzburg. Die Razzia steht laut Auskunft der Welt-Anti-Doping-Agentur im Zusammenhang mit Doping. Ermittelt wird insbesondere gegen Besseberg sowie die Generalsekretärin Nicole Resch.[1] Die WADA wirft Besseberg zudem vor, er „soll sich mit bezahlten Jagdausflügen nach Russland und der Vermittlung von Prostituierten bestechen lassen haben“, um sich für eine Vergabe der Biathlon-Weltmeisterschaften 2021 an Tjumen einzusetzen.[2] Am 12. April 2018 trat Besseberg offiziell von seinem Amt als Verbandspräsident zurück.[3] Sein Nachfolger ist Olle Dahlin, bisher Vizepräsident für Entwicklung der IBU sowie Präsident des Schwedischen Biathlonverbands.[4]
Laut dem Abschlussbericht einer externen Untersuchungskommission des Weltverbandes im Jahr 2021 sollen der ehemalige IBU-Präsident und die frühere Generalsekretärin Nicole Resch über Jahre russische Machenschaften gedeckt haben. Die ehemalige Spitze habe bei der Vertuschung von Dopingfällen „systematisch korruptes und unethisches Verhalten“ an den Tag gelegt. Neben Geldbeträgen soll Besseberg als illegale Belohnung teure Uhren, kostenlose Jagdausflüge oder Dienste von Prostituierten erhalten haben.[5]
Literatur
- Peter Ahrens: Skandalpräsident Besseberg: Biathlon als Mafiafilm. In: Spiegel Online. 9. Februar 2021 .
Weblinks
Einzelnachweise
- Ermittlungen gegen Biathlon-Chef und IBU-Generalsekretärin. Süddeutsche Zeitung, 11. April 2018, abgerufen am 27. August 2020.
- Doping und Prostitution: Biathlon-Verband im Kreuzfeuer. (Memento vom 17. April 2018 im Internet Archive) auf sport.de, abgerufen am 16. April 2018.
- Nach Korruptionsvorwürfen an Biathlon-Weltverband: Präsident Besseberg tritt zurück. In: merkur.de, abgerufen am 15. April 2018.
- Alter Bekannter in neuer Position. In: FAZ.net. 7. September 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018.
- IBU-Spitze soll Doping jahrelang vertuscht haben. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 5. Februar 2021.