Amphitrite (Schiff, 1887)
Die Amphitrite ist ein 1884 bis 1887 in Gosport (Großbritannien) in Holz gebauter Dreimast-Gaffelschoner. Das 44 m lange Schiff wird als die älteste seegehende Segeljacht der Welt bezeichnet.[1] Auf Regatten trat sie unter anderem gegen die Meteor von Kaiser Wilhelm II. an.[2]
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Heute segelt die Amphitrite unter der Flagge des Vereins Clipper - Deutsches Jugendwerk zur See e.V. Sinn und Zweck ist es, vor allem Jugendlichen, aber auch allen anderen Interessierten die traditionelle Seefahrt näherzubringen. Das Fahrtgebiet ist die Ostsee im Bereich der deutschen, dänischen, schwedischen und polnischen Küstengewässer. Für die hauptsächlich ehrenamtlich ausgeführten allwinterlichen Instandhaltungsarbeiten ("Winterarbeit") liegt das Schiff in der Regel bei Ring-Andersen in Svendborg, Dänemark, oder zum Teil auch im Harburger Binnenhafen. Heimathafen ist Bremen.
Geschichte
Die Amphitrite, benannt nach der mythologischen Meeresnymphe, wurde von 1884 bis 1887 (Stapellauf im November 1887) in Gosport bei Camper & Nicholsons in Teak auf Eiche als zweimastiger Renn-Schoner gebaut. Ursprünglich als Zweimaster getakelt, hatte sie vermutlich mehr als 1.300 m² Segelfläche.[1] Ihr erster Eigner, Oberstleutnant Alexander Donald McGregor aus Somerset in Großbritannien, setzte das Schiff als Rennjacht ein. 1888 wurde McGregor Mitglied in der Royal Yacht Squadron (RYS) in Cowes.[1] Auf den Regatten wurde die Amphitrite mehrfach von dem berühmten Segel-Photographen Frank Beken (aus Cowes) abgelichtet.
1893 ging das Schiff in das Eigentum von Sir Frederick Willis aus London über. Von 1894 bis 1897 segelte die Amphitrite bei mehreren Regatten mit, so beim Jubilee-Cup 1894. 1897 gewann sie auf der Kieler Woche den „Extra-Preis für englische Kreuzeryachten“. Zwei Jahre später fuhr sie unter ihrem neuen Eigner Alfred Henry Littleton aus London auf der Dover-Helgoland-Regatta mit.[1]
In den folgenden Jahren wechselte das Schiff mehrfach den Eigner sowie den Namen: Als sie 1900 von ihrem nächsten Eigner, A. Spence Hitchman aus Dorset, übernommen wurde, wurde sie in Dolores umbenannt.[3] 1906 ging sie an Henry Ulick Lascelles (Fifth Earl of Harewood, Leeds) und 1911 an George Hamilton Fletcher aus Dorset über, der sie in Joyfarer umtaufte. Beim nächsten Eignerwechsel, an Henry Peech aus London, erhielt sie den Namen Hinemoa. In den nächsten fünf Jahren wurden mehrere Änderungen am Schiff durchgeführt, so wurden eine elektrische Beleuchtung und Decksaufbauten in Stahl auf dem Vorschiff (Kombüse) und in Holz auf dem Achterdeck installiert; auch erhielt das Schiff 1915 erstmals eine Maschine (zwei Achtzylinder-Paraffin-Motoren). 1919 ging das Schiff an Lancelot W. Dent aus London, der eine Funkanlage einbaute (Rufzeichen KMRS).[1]
1921 wurde Leutnant Älla Molgneux Berkeley Gage aus Falmouth neuer Eigner, der das Schiff im folgenden Jahr zurück in Amphitrite umbenannte und 1925 die Maschine gegen zwei Vierzylinder-Paraffin-Motoren austauschte. Nach kurzer Zeit unter den Eignern Leutnantoberst Arthur Jocelyn Gare (Sixth Earl of Arran, Cornwall) ab 1937 und Leutnantoberst A. G. Arundel Evans aus Dartmouth (ab 1937) ging das Schiff 1942 in das Eigentum der Britischen Admiralität über. Noch im gleichen Jahr wurde es nach Entfernung des Riggs als Ballonsperre im Sund von Plymouth eingesetzt, um den Hafen vor Tieffliegern zu schützen, bis es 1944 bei Chadder Blancs Yard in Salcombe aufgelegt wurde.[1]
Nach dem Krieg wurde die Amphitrite 1946 von der Britischen Admiralität zum Verkauf freigegeben und von Geoffrey Blundell aus Salcombe erworben. Ein Jahr später ging sie an Oberst W. F. Charter (Salcombe), der sie unter anderem bei der Bauwerft Camper & Nicholson restaurierte. Ohne dass das Rigg ersetzt worden wäre, wurde die Jacht von 1950 bis 1955 als Wohnsitz der Familie Charter auf Reede vor Salcombe eingesetzt.[1]
Als sie anschließend von Intermar Trading Co. Ltd. (Salcombe) erworben wurde, wurde sie zum Dreimastgaffelschoner geriggt. Ab 1957 wurde sie vor allem im Mittelmeer eingesetzt, zunächst unter dem Eigner Clive P. B. Stevenson (Salcombe) und ab 1958 unter dem schwedischen Eigner Bertil Harding. 1964 ging das Schiff in das Eigentum von John Lennart Ostermann über, der in Stockholm und San Remo lebte. Es wurde in Amphitrite af Stockholm umbenannt, erhielt zwei neue Motoren (zwei Volvo Penta mit je 95 PS (70 kW)) und wurde zur Dreimastbarkentine umgebaut. Nach nur zwei Jahren kam es zu einem neuen Eignerwechsel (François Spoerry aus Mülhausen). Entweder zu diesem Zeitpunkt oder drei Jahre später, als die Horst Film GmbH & Co. KG aus Berlin die Jacht übernahm, wurde der Name zurück in Amphitrite geändert.[4] Bis 1971 ließ das Unternehmen die Jacht in Vorbereitung für Filmeinsätze umfangreich renovieren und ausbauen. Dazu gehörten ein achterlicher („hinterer“) Anbau an das Deckshaus, der mit modernen Instrumenten als Navigationsraum ausgerüstet wurde, der Einbau einer neuen Maschine (zwei Mercedes-Sechszylinder-Dieselmotoren OM 355 mit je 230 PS (169 kW)) und Generatoren (angetrieben von zwei Mercedes-Sechszylinder-Dieselmotoren OM 352 mit je 110 PS (81 kW) Dieselmotorenleistung und je 61 PS (45 kW) elektrischer Leistung.) sowie von Klimaanlage, Duschen, Geschirrspüler, Gefrierschränken usw. (heute allesamt nicht mehr an Bord). Außerdem wurden Rigg und Segel teilweise erneuert, wonach die Segelfläche bei etwa 750 Quadratmetern lag. 1971 übernahm die „Amphitrite“-Schiffahrts-KG aus Berlin das Schiff und setzte die Amphitrite bis 1972 für die 26-teilige Fernsehserie Graf Luckner (mit Heinz Weiss in der Hauptrolle) und den Fernsehfilm Das Geheimnis der Mary Celeste (mit Hans-Joachim Kulenkampff in der Hauptrolle) ein.[1]
Anschließend wurde die Amphitrite als Filmschiff nicht mehr genutzt. 1973 interessierte sich daraufhin der Verein Clipper - Deutsches Jugendwerk zur See e.V. (Clipper DJS) für den Dreimaster und überführte ihn nach Deutschland. Auf der Fahrt geriet die Amphitrite in einen starken Mistral und trug schwere Schäden davon, unter anderem brach der Fockmast (vorderste Mast). Für 500.000 Deutsche Mark erwarb der Verein 1974 das Schiff und ließ es bis 1976 bei der Lloyd Werft Bremerhaven reparieren (seither Fockmast aus Stahl) und für den Betrieb mit jungen Besatzungen umbauen. Dazu wurde die Amphitrite wieder als Dreimastgaffelschoner getakelt, damit das Rigg vollständig von Deck aus bedienbar ist; nur die Breitfock, die vor allem bei achterlichen Winden zusätzlich gesetzt werden kann, erfordert es seither noch, die Wanten hochzuentern. Die Segelfläche wurde dabei auf 600 Quadratmeter reduziert. Außerdem wurden eine große Zahl zusätzlicher Kojen eingebaut, im Deckshaus auf dem Vorschiff Toiletten installiert und im achterlichen Deckshaus eine Kombüse eingerichtet. Am 1. Mai 1976 lief der Dreimaster zu seiner ersten Fahrt für Clipper aus.[1]
Seither segelt die Amphitrite für Clipper DJS, Haupteinsatzgebiet ist die deutsche und dänische Ostsee mit Schwerpunkt dänische Südsee. Der Gaffelschoner hat in dieser Zeit an Regatten der Sail Training Association (Tall Ships’ Races) und an der Hanse Sail teilgenommen. Vom Winter 2004 bis Frühjahr 2006 wurde die Amphitrite in Hamburg-Harburg und im Dock der Werft Ring-Andersen im dänischen Svendborg für einen sechsstelligen, aus Spenden und Krediten finanzierten Betrag überholt, wobei unter anderem der Klüverbaum und das vordere Deckshaus, sowie die Kojen im Vorschiff erneuert wurden.[5] Seitdem ist die Amphitrite wieder von Mai bis Oktober auf der Ostsee unterwegs und verbringt ihre Winterliegezeiten teilweise im Harburger Binnenhafen und im dänischen Svendborg. Seit 2007 nimmt sie jährlich an der Kieler Woche teil und ist seit 2009 auch während des Hamburger Hafengeburtstags anzutreffen, wo sie – meist im Sandtorhafen nahe der Elbphilharmonie – in diesen Tagen auch oft (kostenlos) besichtigt werden kann. 2012 feierte der Verein ihren 125. Geburtstag.
Literatur
- Ewald Kruse (1990). Amphitrite. Herford: Koehler. ISBN 3782204484.
- Theo-Peter Koesling (2012). Amphitrite - eine der ältesten segelnden Jachten der Welt. Maritimepress. ISBN 9783954270675
- Ulrich Berns: Auf den Spuren des Seeteufels. Graf Luckner im deutschen Fernsehen, Herford (Koehler) 1971. ISBN 3-7822-0053-5
Anmerkungen
- K. Hupfers Internetseite (Memento vom 18. Mai 2006 im Internet Archive), mit Informationen auf Grundlage des Buches Amphitrite von Ewald Kruse
- Portrait der Amphitrite auf den Seiten von Clipper D.J.S. (Memento des Originals vom 18. Juli 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen 14. Mai 2007)
- K. Hupfers: Geschichte der "Amphitrite" (Memento vom 18. Mai 2006 im Internet Archive)
nach anderen, unbestätigten Angaben soll das Schiff schon mindestens 1898 den Namen Dolores getragen haben: nachträgliche Beschriftung eines alten Bildes auf einem Forum von Clipper DJS (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (abgerufen 15. Mai 2007) - Auf K. Hupfers Internetseite wurde die Umbenennung kommentarlos doppelt aufgeführt. K. Hupfers Internetseite
http://www.segelschiff-amphitrite.de/amphitrite_geschichte.html
(Memento vom 18. Mai 2006 im Internet Archive) (Seite existiert seit 2006 nicht mehr) - (5. Juni 2006) Dreimaster „Amphitrite“ wieder für den Verein CLIPPER DJS auf See. seglermagazin.de (Memento vom 7. Oktober 2007 im Internet Archive) (abgerufen 15. Mai 2007)
Weblinks
- Clipper DJS e.V.
- Portrait des Schiffes auf der Seite tallship-fan
- Portrait des Schiffes und diverse Fotos
- Zum 125. Geburtstag der Amphitrite
- Fernsehfilm „Das Geheimnis der Mary Celeste“ (1972) in der Internet Movie Database (englisch)
- 26-teilige Fernsehserie „Graf Luckner“ (1973) in der Internet Movie Database (englisch)