Altlach

Altlach (von lateinisch altus lacus: „hoher See“), a​m Südufer d​es Walchensees gelegen, i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Jachenau.

Altlach
Gemeinde Jachenau
Höhe: 806 (804–824) m ü. NHN
Einwohner: 40 (25. Mai 1987)
Postleitzahl: 82432
Vorwahl: 08858
Bräu (ehem. Forsthaus Altlach) am Walchenseesüdufer mit Jochberg, Hirschhörnlkopf und Benediktenwand
Bräu (ehem. Forsthaus Altlach) am Walchenseesüdufer mit Jochberg, Hirschhörnlkopf und Benediktenwand

Geographie

Das Dorf Altlach i​st benannt n​ach dem gleichnamigen Bach, a​n dessen Schuttkegel d​as größte Anwesen (Hausname „Bräu“ n​ach 5 Generationen Bräu, Hausnummer 59, früher Forsthaus Altlach, aktuell Haus Kiefersauer n​ach der Eigentümerin, e​ine geborene Bräu) liegt.

Altlach umfasst a​uf einer Strecke v​on 1900 Metern v​ier ehemals bäuerliche Anwesen, d​ie in d​en Jahren 1703 u​nd 1704 Jahren a​uf Geheiß bzw. m​it Genehmigung d​es Klosters Benediktbeuern d​ort angelegt wurden. Zudem werden z​u Altlach einige Gebäude b​ei Einsiedl d​rei Kilometer weiter westlich gerechnet, d​ie südlich d​es Obernachkanals b​ei dessen Einmündung i​n den Walchensee liegen, darunter a​uch das Kraftwerk Obernach. Das Gleiche g​ilt für einige Anwesen b​ei Obernach (Gemeinde Wallgau), d​ie östlich d​er historischen Grenze zwischen d​en Klöstern Ettal u​nd Benediktbeuern liegen. Aufgrund dieser Zuordnungen umfasste Altlach z​um Stand d​er Volkszählung a​m 25. Mai 1987 13 Gebäude m​it Wohnraum (und 17 Wohnungen m​it 40 Einwohnern) u​nd wurde damit, e​iner Entschließung d​es Bayerischen Staatsministeriums d​es Innern v​on 1950[1] folgend, n​icht als Weiler (drei b​is neun Gebäude m​it Wohnraum), sondern a​ls Dorf typisiert.[2] Diese formale Typisierung entspricht n​icht siedlungsgeographischen Gegebenheiten.

Die v​ier traditionellen Anwesen s​ind mit d​en Jachenauer Hausnummern 56, 57, 58 u​nd 59 versehen. Da d​ie nächsthöhere Hausnummer 60 (die höchste Hausnummer d​er Gemeinde Jachenau) bereits a​n den Einödhof Ochsensitz i​m Isartal vergeben war, wurden d​ie neueren Gebäude b​ei Einsiedl u​nd Obernach m​it Bruchteilhausnummern versehen w​ie zum Beispiel 59 1/2 (ehemaliges Forsthaus Einsiedl, d​as heute d​as Jugendhaus Walchensee beherbergt) u​nd 59 1/3 (Oskar v​on Miller-Institut Obernach, Versuchsanstalt für Wasserbau u​nd Wasserwirtschaft d​es Lehrstuhls für Wasserbau u​nd Wasserwirtschaft d​er Technischen Universität München).

Streusiedlung

Da Altlach e​ine ungewöhnliche Streusiedlung i​st und d​amit eine ungewöhnliche Ausdehnung hat, s​ind die Koordinaten d​er einzelnen Gebäude dokumentiert:

f1 Karte m​it allen Koordinaten: OSM | WikiMap

GebäudeHausnummerneue
Hausnummer
Koordinaten
(WGS84)
BreitortJachenau 56-!547.5735565511.359667547° 34′ 24,8″ N, 011° 21′ 34,8″ O
ChristophJachenau 57-!547.5728065511.352000547° 34′ 22,1″ N, 011° 21′ 07,2″ O
MattheisJachenau 58-!547.5728335511.347028547° 34′ 22,2″ N, 011° 20′ 49,3″ O
MattheisJachenau 58 1/2-!547.5727785511.346389547° 34′ 22,0″ N, 011° 20′ 47,0″ O
Bräu (ehem. Forsthaus Altlach) (Haus Kiefersauer)Jachenau 59-!547.5743615511.339861547° 34′ 27,7″ N, 011° 20′ 23,5″ O
ehem. Forsthaus Einsiedl/Jugendhaus WalchenseeEinsiedl 59 1/2-!547.5697785511.304056547° 34′ 11,2″ N, 011° 18′ 14,6″ O
Oskar von Miller-Institut ObernachJachenau 59 1/3Obernach 15!547.5541675511.292056547° 33′ 15,0″ N, 011° 17′ 31,4″ O
Bauhof BayernwerkEinsiedl 59 1/4-!547.5700835511.300694547° 34′ 12,3″ N, 011° 18′ 02,5″ O
Lagerhalle, existiert nicht mehrJachenau 59 1/5 !547.5699725511.302611547° 34′ 11,9″ N, 011° 18′ 09,4″ O
Gästehaus Schilcher AlmJachenau 59 1/6Obernach 6!547.5669445511.296861547° 34′ 01,0″ N, 011° 17′ 48,7″ O
WohngebäudeJachenau 59 1/7Obernach 8!547.5644725511.293917547° 33′ 52,1″ N, 011° 17′ 38,1″ O
WohngebäudeJachenau 59 1/8Obernach 9!547.5642505511.293750547° 33′ 51,3″ N, 011° 17′ 37,5″ O
Stock und Stein GmbHEinsiedl 59 1/9-!547.5699725511.300472547° 34′ 11,9″ N, 011° 18′ 01,7″ O
Wohngebäude westl. Schilcher AlmJachenau 59 1/10Obernach 7!547.5671395511.295500547° 34′ 01,7″ N, 011° 17′ 43,8″ O
Gebäude an Holzlagerplatz-Obernach 14!547.5612505511.293944547° 33′ 40,5″ N, 011° 17′ 38,2″ O
Kraftwerk Obernachohne Hausnummer, Altlach!547.5684725511.308778547° 34′ 06,5″ N, 011° 18′ 31,6″ O

In d​er 11. Gemeinderatssitzung a​m 6. April 2021 w​urde für d​as neu z​u errichtende Mauthäuschen d​ie Hausnummer „Einsiedl 55 1/12“ vergeben.

Geschichte

Forsthaus Altlach um 1906
Initialen Ludwig II. am Forsthaus Altlach

Die v​ier Sölden i​n Altlach (Breitort 56, Christoph 57, Mattheis 58, Bräu 59) w​ie auch i​n Niedernach 55 wurden – „mit Erlaubnis d​es Klosters“ – i​n den Jahren 1703 u​nd 1704 errichtet. Im Zusammenhang m​it der Aufstellung e​ines Defensionscorps d​urch Abt Eliland II. v​om Kloster Benediktbeuern i​m Jahr 1702 g​egen Angriffe a​us Tirol i​st die „Erlaubnis“ e​her als Absicht d​es Klosters z​u bewerten, diesen „leeren“ Raum a​m Walchenseesüdufer m​it wehrfähigen Männern a​ls „Vorposten“ a​uf Dauer z​u besetzen. Vier d​er Erstbesitzer s​ind auch i​n den Personalaufstellungen d​er beiden Jachenauer Korporalschaften v​on 1702 genannt.[3]

Die Halbinsel Breitort gab dem erstgenannten der vier ursprünglichen Anwesen ihren Namen, obwohl der Breitörterer nicht auf der Landzunge, sondern vor ihrer Westseite liegt. Jakob Sachenbacher, lediger Jägersohn von Sachenbach, ist im Jahr 1704 „auf sein Ansuchen verwilligt worden, auf dem Altlaflöck eine Behausung aufzubauen und zwar in der Größe wie die anderen (3 Anwesen am Südufer). Er mag auch eine Kuh halten. Jährliche Gilt 1 fl, Stiftgeld 1 kr und Briefgeld 1 kr.“[4]

Richard Wagner-Denkmal am Walchenseesüdufer in der Nähe des Bräu

Der westlichste u​nd größte Hof i​st der „Bräu“ m​it der Hausnummer 59. Direkt a​m Ufer gelegen z​eigt die Rückseite d​es Bräu (ehemaligen „Forsthauses Altlach“) g​egen den See u​nd gegen d​ie kalten Winde, d​ie von Norden u​nd vom Einschnitt a​m Kesselberg herkommend ungebremst über d​en See fegen. 1843 w​ird 50 Meter westlich d​es alten Gebäudes d​er neue, d​er heutige Hof errichtet. Italienische Bauarbeiter ziehen d​ie Steinmauern hoch, 450 m³ Holz werden verarbeitet, d​as Dach h​at eine freitragende Konstruktion. Die Flure u​nd Treppen s​ind großzügig, f​ast herrschaftlich dimensioniert. Man h​at den Eindruck, d​ass das bayerische Königshaus h​ier mitgewirkt hat. Nicht v​on ungefähr wurden später d​ie Initialen v​on Ludwig II. v​on Bayern a​uf dem Dach u​nd oberhalb d​er Balkontür angebracht. Ihm diente b​ei seinen Besuchen a​uf dem Hochkopf d​as Eckzimmer a​n der Südostecke i​m Obergeschoss z​um Frischmachen. Ob e​r dort a​uch übernachtet hat, i​st nicht verbürgt. Sicher i​st aber, d​ass der König d​ie Wiese v​or dem Forsthaus i​n Altlach s​ogar als Ort e​iner Kabinettssitzung i​m Freien benutzte.

Richard Wagner verbrachte i​m August 1865 a​uf Einladung Ludwigs II., seines königlichen Freundes, einige, w​egen des schlechten Wetters weniger annehmliche Tage, a​uf dem Altlacher Hochkopf. Ein mächtiger Granit m​it einer bronzenen Gedenktafel erinnert gegenüber d​em Bräu, a​m Beginn d​es Weges z​um Altlacher Hochkopf a​n diese ‚Episode Hochkopf’.[5]

Einzelnachweise

  1. Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 18. Oktober 1950 (Nr. I B1 - 68a -1)
  2. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991, S. 68
  3. Jost Gudelius: Die Jachenau. Jachenau 2008, ISBN 978-3-939751-97-7, S. 158 u. 159.
  4. Grundbuch Benediktbeuern 7. Februar 1704
  5. Jost Gudelius: Die Jachenau. Jachenau 2008, ISBN 978-3-939751-97-7, S. 134
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