Alpinklettern
Alpinklettern ist eine Unterform des Kletterns, bei der häufig das Erreichen eines Berggipfels primäres Ziel einer Begehung darstellt. Dabei müssen in der Regel mehrere Seillängen hohe Felswände oder Pfeiler überwunden werden. Häufig werden dabei zu manchmal vorhandenen Haken in Kletterrouten zusätzliche mobile Zwischensicherungen gelegt.
Alpine Touren werden sowohl frei (Haken, Sicherungsgeräte, Bandschlingen werden nur zur Sicherung, nicht aber zur Fortbewegung genutzt), technisch (alle Hilfsmittel werden zur Fortbewegung benutzt), clean (Alle Sicherungen werden während der Begehung angebracht und wieder entfernt) als auch Free-Solo (ohne Sicherung) begangen. Kann eine Route nicht innerhalb eines Tages durchstiegen werden, spricht man von einem Bigwall. Außerdem gehört auch das Eisklettern zum Alpinklettern.
Da die Kletterer je nach Erreichbarkeit und Ausmaß der Routen bei alpinen Unternehmungen ganz oder teilweise auf sich allein gestellt sind, sind eine sorgfältige Routenplanung und -auswahl sowie Kenntnisse in Standplatzbau, legen mobiler Sicherungsmittel, Abseilen und Bergungstechniken erforderlich. Auch wenn beim Alpinklettern meist frei geklettert wird, kann es nötig sein, technische Kletterei anzuwenden, um an Stellen, für die der Kletterer keine frei kletterbare Lösung findet, nicht unnötig Zeit zu verlieren und so die Seilschaft in Gefahr zu bringen.
In den 1980er Jahren entwickelte sich das alpine Sportklettern als eine Spielform des Alpinkletterns, ausgelöst vor allem durch immer bessere Ausrüstung und steigende Leistungen insbesondere beim Sportklettern. Beim alpinen Sportklettern wird versucht, die Leistungsgrenze auch in alpinen Mehrseillängenrouten immer weiter nach oben zu verschieben.
Sicherung
Zweier-Seilschaft
Der Vorsteiger steigt in die Route ein und nutzt ggf. bereits vorhandene Haken, um das Seil in daran gehängte Expresssets einzuhängen und/oder er bringt während der Begehung der Seillänge (zusätzliche) Zwischensicherungen durch mobile Sicherungsmittel (zum Beispiel Klemmgeräte oder Schlingen) an. Am Ende der jeweiligen Seillänge baut der Vorsteiger einen Standplatz. Dies kann wiederum sowohl an bereits vorhandenen Sicherungspunkten (Haken) erfolgen, wie auch an mobilen Sicherungsmitteln. Danach klettert der Nachsteiger, vom Vorsteiger von oben gesichert, bis zum Standplatz und entfernt dabei das vorher vom Kletterer als Zwischensicherung angebrachte Material. Ab dem Stand steigt der Nachsteiger entweder vor („Überschlagsklettern“) oder er übernimmt wieder die Sicherung des Vorsteigers.
Beim Überschlagsklettern kommt die Seilschaft etwas schneller voran, da sonst am Stand die Rolle von Sicherer und Kletterer getauscht werden muss. Allerdings setzt diese Methode voraus, dass beide Kletterer den Schwierigkeiten der Route im Vorstieg gewachsen sind.
Dreier-Seilschaft
Bei der Begehung von Mehrseillängenrouten mit einer Dreier-Seilschaften werden fast immer zwei Halbseile verwendet. Dabei ist der Vorsteiger in beide Halbseile, die beiden Nachsteiger jeweils in ein Halbseil eingebunden.
Der Vorsteiger klettert die Seillänge, gesichert von einem der beiden Nachsteiger. Am Ende der Seillänge baut er Stand und sichert nun beide Nachsteiger gleichzeitig, die, (meist vertikal) versetzt, bis zum Stand klettern und dort wieder einer der beiden die Sicherung des Vorsteigers übernehmen.
Abstieg
Nach Erreichen des Routenausstieges oder des Gipfels steigt die Seilschaft über (Wander-)Wege wieder zu ihrem Ausgangspunkt hinunter oder seilt über die Route ab. In manchen Gebieten sind auch sogenannte „Abseilpisten“ eingerichtet, auf denen abseits der gekletterten Route abgeseilt wird. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein Abseilen über die Route andere Kletterer gefährden würde, beispielsweise wegen erhöhter Steinschlaggefahr.
Ausrüstung
Die Ausrüstung beim Alpinklettern unterscheidet sich teilweise von der beim Sportklettern verwendeten. So werden, um die Gefahr eines Seilrisses zu verringern, oft Zwillings- oder Halbseile verwendet. Außerdem wird im alpinen Gelände fast immer ein Helm getragen, anders als beim Sportklettern, wo dies häufig vernachlässigt wird. Für die Absicherung von nicht oder nicht ausreichend abgesicherten Routen werden mobile Sicherungsgeräte wie Friends, Camalots, Klemmkeile und Bandschlingen verwendet. Manchmal werden auch während der Begehung weitere Haken geschlagen. Für Routen, bei denen in der Wand oder am Berg übernachtet werden muss, werden Portaledges oder Biwaksäcke verwendet. Häufig werden Biwaksäcke aber auch mitgeführt, wenn keine Übernachtung am Berg geplant ist. Einerseits um einem Wettersturz nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, andererseits um vorbereitet zu sein, falls die Tour länger dauert als geplant.
Absicherung
Viele alpine Routen sind nur unzureichend oder gar nicht mit Felshaken ausgestattet. Deshalb müssen während der Begehung weitere (mobile) Sicherungen gelegt bzw. angebracht werden. Dazu zählen Klemmgeräte und Bandschlingen ebenso wie während der Begehung geschlagene Normalhaken.
Insbesondere bei historisch bedeutsamen Routen bestehen Kontroversen hinsichtlich der Sanierung und dem nachträglichen Anbringen von zusätzlichen Haken.[1][2]
Gefahren
Durch das alpine Gelände bestehen beim Alpinklettern mehr Gefahren als beim Sportklettern im Klettergarten.
- Durch die größere Ausgesetztheit und die Möglichkeit, eine Seilschaft vor sich zu haben, ist Steinschlag wesentlich wahrscheinlicher. Auch können Tiere wie Gämsen und Steinböcke oder Temperaturänderungen Steinschlag und Lawinen auslösen.
- Alpinkletterer sind durch die Länge ihrer Unternehmungen stärker Wetter- und Temperaturstürzen (ausgelöst zum Beispiel durch Gewitter) ausgesetzt
- Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass die Rettung aus großen Wänden (zum Beispiel bei Verletzungen oder Wettersturz) meist schwieriger ist als in Klettergärten
Siehe auch
Einzelnachweise
- http://www.alpin.de/newsarchiv/news/cd54e484-c356-44b3-bc99-712d975448f5 Pit Schubert über Routensanierungen auf alpin.de, aufgerufen am 14. März 2010
- Artikel über „Übersanierung“ auf Klettern.de (Memento des Originals vom 29. November 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , aufgerufen am 14. März 2010