Alice Diop
Alice Diop (* 1979 in Aulnay-sous-Bois) ist eine französische Dokumentarfilmerin.
Leben
Diop wuchs im Viertel La Rose-des-Vents, genannt „Cité des 3000“, in Aulnay-sous-Bois auf. Ihre Eltern waren in den 1960er-Jahren aus dem Senegal nach Frankreich gekommen: Ihr Vater war Automobilmechaniker, die Mutter, die nie Lesen und Schreiben gelernt hatte, arbeitete als Putzfrau.[1] Im Alter von zehn Jahren zog Diop mit ihrer Familie um; unter anderem lebte Diop später in Clichy-sous-Bois. Sie absolvierte ein Masterstudium in Geschichte an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne und anschließend ein DESS-Studium der Visual Sociology an der Universität Évry.[2] Es folgte ein Studium im Dokumentarfilmatelier der Filmhochschule La fémis.[3] Eines ihrer ersten Werke während des Studiums wurde ein Kurzfilm über ihren Vater.[1]
Diop drehte ihren ersten Dokumentarlangfilm La tour du monde im Jahr 2005. Er wirft einen Blick auf das Leben von Migranten in Sozialwohnbauten in Aulnay-sous-Bois, die 1973 errichtet und nie renoviert wurden.[4] Der Film erschien 2006. Im selben Jahr widmete sie sich Clichy-sous-Bois und drehte für die Fernsehreihe Dimanche investigation die Folge Clichy pour l’exemple. In La mort de Danton folgte sie dem angehenden Schauspieler Steve Tientcheu aus Aulnay-sous-Bois über drei Jahre mit der Kamera.[5] La permanence wurde im Avicenne-Krankenhaus in Bobigny gedreht.[6] Diop begleitet einen Allgemeinmediziner und eine Psychiaterin, die im Rahmen der Maßnahme Permanence d’accès aux soins de santé (PASS)[7] unter anderem für die Untersuchung von Migranten zuständig sind, über ein Jahr lang mit der Kamera.[1] Vers la tendresse wiederum fokussiert auf vier junge Männer im Banlieue, die über ihre Erfahrungen mit Liebe und Sex berichten und über die Schwierigkeit, „Männlichkeit“ zu definieren. Diop gewann für Vers la tendresse 2017 den César in der Kategorie Bester Kurzfilm. Diop lebt in Noisy-le-Sec.[8]
Filmografie
- 2006: La tour du monde
- 2006: Dimanche investigation – Clichy pour l’exemple (TV-Doku-Reihe)
- 2007: Les Sénégalaises at la Sénégaloise
- 2011: La mort de Danton
- 2016: La permanence
- 2016: Vers la tendresse
- 2017: RER B
Auszeichnungen
- 2016: Nominierung Bester Dokumentarfilm, Internationales Filmfestival Karlovy Vary, für La permanence
- 2016: Nominierung Grierson Award, London Film Festival, für La permanence
- 2017: César, Bester Kurzfilm, für Vers la tendresse
Weblinks
- Alice Diop in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- François Ekchajzer: Alice Diop, une documentariste proche des douleurs de l’exil. telerama.fr, 26. August 2016.
- Alice Diop auf ateliersvaran.com
- Le cinéma de Alice Diop. spoutnik.info, abgerufen am 17. Januar 2019.
- La tour du monde. collections.forumdesimages.fr, abgerufen am 19. Januar 2019.
- Alice Diop, a documentary filmmaker. frenchculture.org, abgerufen am 17. Januar 2019.
- Alice Diop, cinéaste césarisée. est-ensemble.fr, April 2017.
- Dt. etwa „Dauerhafter Zugang zur Gesundheitsversorgung“, Maßnahme, die Zugang zu allgemeinmedizinischer Untersuchung ermöglicht, selbst wenn man aufgrund einer prekären Lebenslage nicht krankenversichert ist. Vgl. Permanences d’accès aux soins de santé (Pass). paca.ars.sante.fr, 4. Oktober 2018
- Gwenael Bourdon: Alice Diop, le documentaire made in 93 en lice aux Césars. leparisien.fr, 7. Februar 2017.