Albert Hägele
Albert Hägele (* 17. April 1903 in Zürich; † nach 1945) war ein Spediteur, Hotelier und Skiliftpionier.
Leben
Albert Hägele leitete – wahrscheinlich ab 1936 – die Heilbronner Ferntransport-Gesellschaft Hägele & Co. Teilhaber waren seine Ehefrau sowie Otto Werner aus Kirchheim/Teck. Nachdem Richard Fuß 1939 die Gesellschaft übernommen hatte, arbeitete Hägele dort offenbar weiter als Prokurist oder Geschäftsführer. Die Firma war in der Heilbronner Klarastraße 20 ansässig und existierte wahrscheinlich bis 1944.
Hägele, der unter Asthma litt[1] und seine Skiurlaube gern im Kleinen Walsertal verbrachte, fasste vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den Plan, bei Riezlern einen Schlepplift zu errichten, den Parsenn-Lift. Zur Wintersaison 1940/41 konnte die Anlage am 15. Dezember 1940[2] eingeweiht werden. Sie galt damals als die zweitgrößte ihrer Art in der Welt. In etwa 11 Minuten Fahrzeit wurden auf einer Strecke von 1500 Metern 250 Höhenmeter überwunden.[3]
Abgesehen von der Größe der Anlage wurde in einem Pressebericht auch ihre Modernität hervorgehoben. Die Talstation, in der sich die Motoren befanden, war laut einem Pressebericht vom April 1941 in einem der Landschaft angepassten Gebäude unweit der 1928 fertiggestellten[2] Breitachbrücke untergebracht, das 21 Tonnen schwere Drahtseil erforderte 14 hölzerne Stützen. Von der Bergstation, Fuchsfarm genannt, boten sich verschiedene Abfahrtsmöglichkeiten.
Offenbar war die Leserschaft damals über die Funktionsweise eines Schlepplifts noch nicht hinreichend informiert; jedenfalls wurde die Handhabung ausführlich beschrieben: „Von einem hilfsbereiten Angestellten der Anlage wird ihm das eigentliche Beförderungsmittel, ein Hänger in der ungefähren Form eines Ankers, gereicht, nachdem er vorher die notwendigen Verhaltungsmaßregeln gerne zur Kenntnis genommen hat [...] Die Benützer des Skilifts - es können immer zwei zusammen mit einem Hänger fahren - lassen die Ski an und müssen sich in strammer Haltung - möglichst breitspurig - jedoch in gemütlicher Fahrt nach oben ziehen lassen [...]“ 320 Personen konnten pro Stunde mit dem Lift befördert werden; rund 80 000-mal war der Lift trotz der Kriegszeiten in der ersten Saison zum Zeitpunkt der Berichterstattung schon benutzt worden.[4]
Der Parsennlift hatte laut einem Foreneintrag aus dem Jahr 2004 damals eine Kapazität von 720 Personen pro Stunde und wurde dort als Unikum bezeichnet: „Die Stützen sind Uraltkonstruktionen, die Rollen sind riesig. Das Telefonseil ist teilweise zusätzlich auf Holzmasten geführt.“ Die Liftstrecke überquerte damals laut diesem Eintrag eine Straße, die Kreuzung wurde durch ein besetztes Lifthäuschen und ein Stoppschild für die Autofahrer gesichert. Pläne, den Schlepplift durch eine Sesselbahn zu ersetzen, werden in diesem Eintrag bereits erwähnt.[5] Seit 2008 ist die Parsennbahn, eine Kombibahn mit Gondeln und Sesseln, in Betrieb.[6]
Nach Kriegsende zog Albert Hägele mit seiner Familie ins Kleine Walsertal. Er betrieb dort ein Berghotel sowie noch mindestens einen weiteren Skilift:[3] Nach dem Erfolg des Parsenn-Lifts errichtete er eine zweite Anlage, die ihre Talstation in Hirschegg hatte und ebenfalls zur Fuchsfarm fuhr. Die leichten bis mittelschweren Pisten ließ Hägele mit Pistenraupen pflegen. Die Parsenn-Hubertus-Skilift-Betriebe feierten als Familienunternehmen in der Saison 2000/01 ihr 60-jähriges Jubiläum.[1]
Einzelnachweise
- Rolf Wankmüller, Parsenn-Lift trieb Tourismus an, auf all-in.de, 12. April 2001
- Siegfried Holzer, Jahrhundert-Rückblick, Riezlern 1999
- Kurzbiographie auf heuss.stadtarchiv-heilbronn.de
- Heilbronner erstellte Skilift im Walsertal, in: Heilbronner Chronik 5, 12. April 1941
- Beschreibung des Parsennlifts auf www.alpinforum.com
- Parsennbahn (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)