al-Māwardī

Abū l-Hasan al-Māwardī (arabisch أبو الحسن علي بن محمد بن حبيب البصري الماوردي, DMG Abū l-Ḥasan ʿAlī i​bn Muḥammad i​bn Ḥabīb al-Baṣrī al-Māwardī; * 972 i​n Basra; † 1058 i​n Bagdad) w​ar ein bedeutender muslimischer Rechtsgelehrter (faqih). Er g​ilt als Verfasser u​nd Unterstützer d​er so genannten „Doktrin d​er Notwendigkeit“ a​uf politischer Ebene. Dies bedeutet, d​ass er e​in starkes Kalifat befürwortete u​nd der Meinung war, d​ass unbeschränkte Vollmachten für Gouverneure d​as Land i​n ein Chaos stürzen würden. Seine Schriften z​um islamischen Recht s​ind bis h​eute relevant.

Leben

Al-Māwardī studierte Fiqh b​ei Abū l-Qāsim ʿAbd al-Wāhid aṣ-Ṣaimarī i​n Basra. Danach g​ing er n​ach Bagdad, u​m bei Abū Ḥāmid Ahmad i​bn Abī Ṭāhir al-Isfarāyinī (gest. 406 n​ach Hidschra) u​nd ʿAbdallah al-Bāqī s​eine Studien z​u vertiefen. Danach diente e​r in verschiedenen Städten, s​o zum Beispiel i​n Ustuwā b​ei Nischapur a​ls Qādī, b​is er schließlich Qādī v​on Bagdad wurde. Als 1037 d​er abbasidische Kalif al-Qaim b​i Amr Allah (reg. 1031–1075) d​em Buyiden Dschalāl ad-Dīn d​en Titel Schahanschah („König d​er Könige“) verlieh, urteilte al-Māwardī i​n einer Fatwa, d​ass dies unzulässig sei. Der Kalif verlieh i​hm selbst darauf d​en Ehrentitel „oberster Qādī“ (aqḍā al-quḍāt). Außerdem fungierte al-Māwardī selbst b​ei vier Gelegenheiten (1031, 1037, 1042/43, 1043/44) a​ls politischer Gesandter bzw. Unterhändler d​es Kalifen.[1]

Werke

  • al-Aḥkām as-sulṭānīya ("Die der Herrschaft betreffenden Regeln"), systematische staatstheoretische Abhandlung (Digitalisat der Ausgabe Kuwait 1989). Léon Ostrorog übersetzte den ersten Teil des Werks unter dem Titel Traité de droit public musulman ins Französische (Digitalisat der Übersetzung Paris 1901). Eine vollständige französische Übersetzung erstellte wenig später Edmond Fagnan.[2]
  • al-Ḥāwī al-kabīr, ein Monumentalwerk zum schafiitischen Recht, 22 Bde. Beirut 2009.
  • Kitāb an-Nukat wa-l-ʿuyūn (“Buch der treffenden Bemerkungen und der Erlesenheiten der Erkenntnis”), Korankommentar, in welchem der Autor vereinzelt punktuell, jedoch nicht in allen theologischen Fragen muʿtazilitische Ansichten vertritt.
  • Adab ad-dunyā wa-d-dīn, ein Werk zur Ethik.
  • Adab al-qāḍī, ein Werk zum richtigen Verhalten des Qādī. Muḥyī Hilāl Sarḥān edierte das Werk 1971–2 in Bagdad.

Literatur

  • Carl Brockelmann: Geschichte der arabischen Litteratur. Brill, Leiden, 1943. Bd. I, S. 483, sowie Supplementband I, S. 668.
  • Carl Brockelmann: „al-Māwardī“ in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. VI, S. 869. Online-Version
  • Hamilton A.R. Gibb: „Al-Māwardī’s Theory of the Caliphate“ in Islamic Culture 11 (1937) 291–302. - Wiederabdruck in Hamilton A.R. Gibb: Studies on the Civilization of Islam. Princeton University Press, Princeton, 1962. S. 151–165.

Belege

  1. Brockelmann: „al-Māwardī“ in EI² Bd. VI, S. 869a.
  2. Edmond Fagnan: Les statuts gouvernementaux; ou, Règles de droit public et administratif, tr. et annotés par E. Fagnan. Alger 1915. Digitalisat
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