Aktuopaläontologie
Die Aktuopaläontologie (englische Entsprechung actualistic paleontology) ist eine Forschungsdisziplin innerhalb der Paläontologie, die sich mit den heutigen Vorgängen der Einbettung toter Lebewesen in das Sediment, ihrem Zerfall, der Bildung von Spuren, der Umlagerung und Erhaltung befasst, um fossile Funde deuten zu können. Die Aktuopaläontologie beschäftigt sich mit Aspekten der Taphonomie, der Ichnologie und Funktionsmorphologie. Ziel ist es, vergangene Lebensräume und Umwelten ausgestorbener Tiere und Pflanzen anhand rezenter Umweltsituationen zu rekonstruieren.
Geschichte der Aktuopaläontologie
Der Begriff der Aktuopaläontologie wurde zusammen mit dem Begriff der Aktuogeologie 1929 von Rudolf Richter geprägt[2][3][4][5] und als neue Forschungsdisziplin etabliert. Rudolf Richter widmete sich in seinen Arbeiten im Wattenmeer systematischen Einzelbeobachtungen anhand von Mechanismen der Sedimentation und Schichtenbildung, mit dem Ziel Gesetzmäßigkeiten der Ablagerung und Einbettung rezenter Leichen, sowie der Spuren- und Fährtenbildung zu untersuchen.
Literatur
- B.W. Flemming: 75 Jahre Senckenberg am Meer – Aktualismus als Forschungsprinzip. Natur und Museum 134 (1), 2004, S. 1–20. Online bei senckenberg.de
Einzelnachweise
- Bernhard Ziegler: Einführung in die Paläobiologie – Teil 1. Allgemeine Paläontologie. 5. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. Stuttgart 1992
- R. Richter: Grundsätzliches zur Erweiterung der Forschungsanstalt für Meeresgeologie und Meerespaläontologie „Senckenberg“ in Wilhelmhaven. Natur und Museum, Nr. 59: 250–253. Frankfurt am Main, 1929.
- H.-E. Reineck, I. B. Singh: Depositional Sedimentary Environments. S. 439 ff, 579 Fig., Berlin, Heidelberg, New York 1975.
- M. Gudo: Ist die Konstruktionsmorphologie ein Aktualistisches Prinzip der Paläontologie? Courier Forschungsinstitut Senckenberg 1997: S. 145–160.
- R. Richter: Aktuopaläontologie und Paläobiologie, eine Abgrenzung. Senckenbergiana 1928, S. 285–292.