Aither
Aither oder Aether (altgriechisch Αἰθήρ Aithḗr) ist in der griechischen Mythologie die Personifikation des „oberen Himmels“, der als Sitz des Lichts und der Götter gedacht wurde.
In den orphischen Hymnen ist er die Seele der Welt und Element allen Lebens.[1] Bis in die Archaik herrschte in der griechischen Religion die Vorstellung vor, die Seele steige in den Aither auf, während der Körper in Gaia hinabsinke.[2]
Mythos
Nach Hesiods Theogonie ist er der Sohn von Erebos und Nyx und Bruder der Hemera,[3] ebenso bei Cicero.[4]
In der Kosmogonie der Orphiker ist er der Sohn von Chronos und Ananke und Bruder von Chaos und Erebos.[5] Nach der orphischen Argonautika des Chaos und des Phanes.[6] Chronos brachte aus sich den windstillen Aither und Chaos hervor. Chaos, der hohle Raum ohne festen Grund, und Aither trennten sich, nachdem Phanes erschien.[7][8]
Bei Alkman,[9] Kallimachos[10] und Cicero[4] geht Uranos aus ihm hervor, bei Aristophanes ist er Vater der Nephelai (Wolken).[11]
Bei Hyginus entstammt er dem Chaos und ist der Bruder von Erebos, Hemera und Nyx.[12] Von Hemera ist er der Vater von Gaia, Uranos und Thalassa. Von Gaia ist er Vater der Daimones Dolor (Schmerz), Dolus, Ira (Wut), Luctus (Trauer), Mendacium (Lüge), Iusiurandum (Eid), Ultio (Rache), Intemperantia (Unmäßigkeit), Altercatio (Zank), Oblivio (Vergessenheit), Socordia (Faulheit), Timor (Angst), Superbia (Hochmut), Incestum (Lust) und Pugna (Kampf).[12]
Die Insel Borysthenes (Beresan) im Schwarzen Meer wurde auch Hagios Aitherios (Heiliger Aitherios) genannt.
Literatur
- Konrad Wernicke: Aither. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 1093 f.
- Leonhard Schmitz: Aether. In: William Smith (Hrsg.): Dictionary of Greek and Roman Biography and Mythology. Band 1: Abaeus–Dysponteus. Little, Brown and Company, Boston 1870, S. 49–50 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
- Wilhelm Heinrich Roscher: Aither. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 198 f. (Digitalisat).
- Radcliffe Guest Edmonds: Myths of the underworld journey: Plato, Aristophanes, and the ‘Orphic’ gold tablets. Cambridge University Press, 2004, ISBN 0-521-83434-1.
- William Keith Chambers Guthrie: Orpheus and Greek religion: a study of the Orphic movement. Princeton University Press, 1993, ISBN 0-691-02499-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Orphischer Hymnus 5
- Radcliffe Guest Edmonds: Myths of the underworld journey. S. 211.
- Hesiod, Theogonie 124
- Cicero, De natura deorum 3,17
- Fragment 54 in: Otto Kern: Orphicorum Fragmenta.
- Orphische Argonautika 12
- Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. dtv 1997, S. 20 und S. 91 f.
- Otto Kern: Orphicorum fragmenta.
- Alkman, Fragment 61
- Kallimachos, Fragment 498
- Aristophanes, Die Wolken 563
- Hyginus, Fabulae Praefatio