Aetokremnos
Aetokremnos (griech.: Adlerklippe[1]) ist ein Abri bei Limassol an der Südküste Zyperns, das 40 m über dem Meeresspiegel liegt. Auf ca. 40 m² Fläche wurden in vier Schichten (die dritte ist steril) zahlreiche Knochen von Hippopotamus minor (ein verzwergter Vertreter des Flusspferdes) sowie etwa tausend Flintartefakte aus dem Mesolithikum gefunden. Damit ist Aetokremnos der bisher (Stand: 2016) einzige Fundplatz auf der Insel, der einer vorneolithischen und damit vorbäuerlichen Kultur angehört. Zu den Flusspferdknochen kamen Knochen von etwa drei Individuen der Art Palaeoloxodon cypriotes, eine ebenfalls verzwergte Elefantenform, sowie Überreste von Fischen und Vögeln, vier Knochen von Damwild, 13 von Schweinen. Das Lager wurde auf die Zeit um 9825 v. Chr. datiert.[2]
Zunächst nahm man an, damit den Beweis gefunden zu haben, dass die Jäger die Flusspferde wie die übrigen Vertreter der Megafauna ausgerottet hätten. Doch erwies sich, dass die Knochen keinerlei Schnittspuren aufwiesen, hingegen 30 % von ihnen Brandspuren. Außerdem zeigte sich, dass 74 % der Knochen von Zwergflusspferden, 25 % von Fischen und Vögeln stammten, jedoch fanden sich nur Überreste von drei Elefanten. Die Flusspferde hingegen repräsentierten etwa 500 Individuen. Da sich die Zahl der Flusspferde von unten nach oben, also von den ältesten zu den jüngsten Schichten verminderte, zugleich der Anteil der anderen Tiere anstieg, folgerte Simmons, dass die übermäßig erfolgreichen Jäger gezwungen waren, nunmehr anderen Arten nachzustellen.
Die Anwesenheit von Schweinen überraschte insofern, als man bis dahin glaubte, sie seien mit den ersten Siedlern des präkeramischen Neolithikums auf die Insel gekommen, also einer bäuerlichen Kultur. Sie waren nunmehr die einzigen größeren Säugetiere auf der Insel.
Neben den genannten Knochen fanden sich Knochen von mindestens drei Schlangenarten, nämlich der Levanteotter, der Pfeilnatter und von Natrix natrix cypriaca, einer Unterart der Ringelnatter, sowie Überreste der Wechselkröte. Von den Knochen stammen 98,3 % von der Levanteotter.[3]
Inzwischen wurde durch einen Schädelfund bei Xylophágou im Südosten Zyperns der Nachweis erbracht, dass es auf Zypern eine zweite Elefantenart gab (Palaeoloxodon xylophagou).[4]
Literatur
- Kayla P. Wopschall: Akrotiri Aetokremnos and the Cypriot Pygmy Hippopotamus: An Interdisciplinary Look at a Late Pleistocene Large Mammal Extinction. University of Washington, Seattle WA 2015, (Seattle, University of Washington, Dissertation, 2014; online, PDF).
- Albert J. Ammerman, Jay Stratton Noller: New Light on Aetokremnos. In: World Archaeology. Band 37, Nr. 4, 2005, ISSN 0043-8243, S. 533–543, JSTOR 40025089.
- Alan H. Simmons: The First Humans and Last Pygmy. Hippopotami of Cyprus. In: Swiny Stuart (Hrsg.): The earliest prehistory of Cyprus. From colonization to exploitation (= American Schools of Oriental Research. Archaeological Reports. 5 = American Schools of Oriental Research. Monograph Series. 2). American Schools of Oriental Research, Boston MA 2001, ISBN 0-89757-051-0, S. 1–18.
- Alan H. Simmons u. a.: Faunal extinction in an island society. Pygmy hippopotamus hunters of Cyprus. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York NY u. a. 1999, ISBN 0-306-46088-2.
Anmerkungen
- Alan H. Simmons u. a.: Faunal Extinction in an Island Society. Pygmy Hippopotamus Hunters of Cyprus. 2006, S. 1.
- Agata Mrva-Montoya: Cycles of anthropocenic interdependencies on the island of Cyprus. In: Human Animal Research Network Editorial Collective (Hrsg.): Animals in the Anthropocene. Critical perspectives on non-human futures: Sydney University Press, Sydney 2015, ISBN 978-1-74332-440-0, S. 33–62, hier S. 37.
- Alan H. Simmons u. a.: Faunal Extinction in an Island Society. Pygmy Hippopotamus Hunters of Cyprus. 2006, S. 182.
- Athanassios Athanassiou, Victoria Herridge, David S. Reese, George Iliopoulos, Socrates Roussiakis, Vassiliki Mitsopoulou, Efthymios Tsiolakis, George Theodorou: Cranial evidence for the presence of a second endemic elephant species on Cyprus. In: Quaternary International. Band 379, 2015, ISSN 1040-6182, S. 47–57, doi:10.1016/j.quaint.2015.05.065.