Aerugit
Aerugit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ni8.5As[6][O8|(AsO4)2][2] und ist damit chemisch gesehen ein Nickel-Arsenat mit zusätzlichen Sauerstoffionen.
Aerugit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.BC.15 (8. Auflage: VII/B.09) 38.05.09.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | ditrigonal-skalenoedrisch; 3 2/m |
Raumgruppe | R3m (Nr. 166) |
Gitterparameter | a = 5,95 Å; c = 27,57 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 3[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,85(7); berechnet: 5,772[4] |
Spaltbarkeit | fehlt |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | dunkelgrasgrün, blaugrün, hellbraun[4] |
Strichfarbe | hellgrün bis hellblaugrün[4] |
Transparenz | durchscheinend[4] |
Glanz | schwacher Glas- bis Diamantglanz, Harzglanz[5] |
Aerugit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, konnte aber bisher nur in Form feinkörniger Kristalle, derber Massen und krustiger Überzüge bis etwa zwei Millimeter Dicke gefunden werden. Das durchscheinende Mineral ist von dunkelgrasgrüner bis blaugrüner oder hellbrauner Farbe und hat eine ähnliche, hellgrüne bis hellblaugrüne Strichfarbe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1858 von Carl Wilhelm Bergemann. Er entdeckte es an einer Probe aus der Umgebung von Johanngeorgenstadt im Erzgebirge, die er von dem Mineralogen und Mineralienhändler Adam August Krantz erhalten hatte. Dieser wiederum hatte die Probe in einer 1857 in Schneeberg aufgekauften Sammlung gefunden.[6]
Bergemann beschrieb das Mineral als undurchsichtige, dunkelgrasgrüne, kristalline Masse, die an einzelnen Stellen ins Mattbräunliche übergeht und dort amorph wirkt. Neben einigen chemischen und physikalischen Angaben gab Bergemann mit der Formel Ni5As2O10 (berechnet aus den anteiligen Oxidverbindungen)[7] bereits eine recht genaue chemische Zusammensetzung an. Er zögerte allerdings, dem neuen Mineral einen Namen zu geben, weil es ihm zweckmäßiger erschien, damit zu warten, bis es in größerer Menge aufgefunden wird.[6]
Seinen bis heute gültigen Namen Aerugit erhielt das Mineral vermutlich 1869 durch den französischen Mineralogen Gilbert Joseph Adam (1795–1881)[8], der es in einer tabellarischen Übersicht in seiner Publikation Tableau Mineralogique aufführt. Adam gibt jedoch keine Erklärung für den Namen ab und einige der in der Tabelle angegebenen Eigenschaften wurden mit denen von Xanthiosit verwechselt, obwohl er auf die Beschreibungen von Bergemann verwies. Nach William H. Blackburn und William H. Dennen (1997) soll der Name allerdings eine Ableitung des lateinischen Wortes aeruquo (auch aerugo[9]) für Grünspan in Anlehnung an die Farbe des Minerals sein.[7]
Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London (England) unter den Katalog-Nr. 32590 und 1907,103 aufbewahrt.[4]
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aerugit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Angelellit und Grattarolait die unbenannte Gruppe VII/B.09 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aerugit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 > 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.BC.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aerugit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 38.05.10 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Chemismus
Entsprechend der letzten, von Michael E. Fleet and Jacques Barbier 1989 durchgeführten, Strukturanalyse hat Aerugit die idealisierte chemische Zusammensetzung Ni17As6O32 (auch Ni8.5As3O16).[10] In den vier Proben aus der Typlokalität Johanngeorgenstadt fanden sich allerdings auch geringe Fremdbeimengungen von Bismut, Cobalt, Eisen, Kupfer und Phosphor.[4]
Kristallstruktur
Aerugit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166) mit den Gitterparametern a = 5,95 Å und c = 27,57 Å sowie drei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Bildung und Fundorte
Aerugit bildet sich als Sekundärmineral in hydrothermalen Ni-As-U-Erzlagerstätten. Als Begleitminerale treten je nach Fundort unter anderem gediegen Bismut, Bunsenit und/oder Xanthiosit auf.
Außer an seiner Typlokalität Johanngeorgenstadt konnte das Mineral in Sachsen noch in der Umgebung der nahe gelegenen Stadt Marienberg und etwa 1,5 km nordwestlich davon auf der Abrahamhalde am Schacht 139 (nicht zu verwechseln mit dem Vater Abraham Schacht, Wismutschacht 152) bei Lauta entdeckt werden.
Der bisher einzige weitere Fundort (Stand 2018) liegt im Distrikt Ratnapura auf der Insel Sri Lanka.[11]
Siehe auch
Literatur
- C. Bergemann: XXVI. Ueber einige Nickelerze. In: Journal für Praktische Chemie. Band 75, 1858, S. 239–244 (rruff.info [PDF; 221 kB; abgerufen am 1. April 2018]).
- R. J. Davis, M. H. Hey and A. W. G. Kingsbury: Xanthiosite and Aerugite. In: Mineralogical Magazine. Band 35, 1965, S. 72–83 (minersoc.org [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 2. April 2018]).
- Michael E. Fleet and Jacques Barbier: Structure of aerugite (Ni8.5As3O16) and interrelated arsenate and germanate structural series. In: Acta Crystallographica Section B. Band 45, 1989, S. 201–205, doi:10.1107/S0108768189002727.
- Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 734.
Weblinks
- Mineralienatlas: Aerugit (Wiki)
- Thomas Witzke: Die Entdeckung von Aerugit bei www.strahlen.org
- Webmineral – Aerugite (englisch)
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Aerugite (englisch)
Einzelnachweise
- IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2017 (PDF 1,67 MB)
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 447.
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 630 (Erstausgabe: 1891).
- Aerugite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 62 kB; abgerufen am 1. April 2018]).
- Mindat – Aerugite (englisch)
- C. Bergemann: XXVI. Ueber einige Nickelerze. In: Journal für Praktische Chemie. Band 75, 1858, S. 239–244 (rruff.info [PDF; 221 kB; abgerufen am 1. April 2018]).
- Thomas Witzke: Die Entdeckung von Aerugit bei www.strahlen.org
- The Mineralogical Record – ADAM, Gilbert-Joseph (1795–1881)
- Langenscheidt Lateinisch–Deutsch: Latein-Deutsch Übersetzung für "aerugo"
- Michael E. Fleet and Jacques Barbier: Structure of aerugite (Ni8.5As3O16) and interrelated arsenate and germanate structural series. In: Acta Crystallographica Section B. Band 45, 1989, S. 201–205, doi:10.1107/S0108768189002727.
- Fundortliste für Aerugit beim Mineralienatlas und bei Mindat