Adrian Sauer
Adrian Sauer (* 1976 in Ost-Berlin) ist ein zeitgenössischer deutscher Künstler. 1997 bis 2003 studierte er Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 2004 gründete er mit Kollegen die bis 2007 bestehende Produzentengalerie Amerika in Berlin.[1] Er wird heute von der Galerie Klemm’s in Berlin vertreten. Sauer lebt und arbeitet in Leipzig. Sein Vater ist der Chemiker Joachim Sauer, Ehemann der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Werk
Adrian Sauer erkundet in seinen Fotografien die Grundlagen eines Mediums, das sich in der jüngeren Zeit so sehr verändert hat wie kein zweites. Als im Lauf der 1990er Jahre die analoge Fotografie durch digitale Bildprozesse abgelöst wurden, sahen nicht wenige Kritiker das Ende der Fotografie gekommen. Sauers fotografisches Werk ist eine entschiedene Gegenrede zu solchen Mutmaßungen. Verständlich wird hierbei jedoch nicht allein, auf welcher Basis jüngste fotografische Technologien beruhen und wie sich mit ihnen vollkommen neue Formen des Zeigens gewinnen lassen. Insbesondere sind es hierbei die Betrachterinnen und Betrachter, die in Sauers Arbeiten zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung gemacht werden. So ersetzte Sauer in seinen frühesten Bildern jedes einzelne Detail einer Aufnahme durch manuelle Intervention, so dass am Ende streng genommen gar keine Fotografie mehr übrig bleibt, sondern vielmehr eine am Computer geschaffene Handzeichnung. Es gehört ein kundiges Auge dazu, die sich hier eröffnenden Unterschiede in Sauers Tableaus zu entdecken und kritisch zu bewerten. Auch in jüngeren Arbeiten spielen Details eine wichtige Rolle. Sauer fasst hierbei den zwar sehr großen, aber dennoch endlichen digitalen RGB-Farbraum als ein Ausdrucksspektrum auf, den es gerade aufgrund seiner Abgeschlossenheit immer neu zu interpretieren gilt. Ob zufällig gereiht oder in streng berechneter Ordnung, sichtbar werden in diesen Bildern sämtliche 16.777.216 Farbpixel stets genau einmal. Solche Arbeiten in den Blick zu nehmen, heißt, sehenden Auges über den Zusammenhang von Kalkül und Schönheit nachzudenken zu können.
Ausstellungen (Auswahl)
- 2021: 2021: Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien, DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main
- 2019: Über die Sprachen der Fotografie – Eine Möglichkeit, Folkwang Universität der Künste, Essen
- 2016: Generika, Freunde Aktueller Kunst Zwickau
- 2014: Form und Farbe, Klemm's, Berlin
- 2014: Looking at the Window, Galería Helga de Alvear, Madrid
- 2013: Folgendes: Farben, Hochschule für bildende Künste Hamburg
- 2012: Schwarze Quadrate, Fondation entreprise d'Hermès, TH 13, Bern
- 2012: A—Z, Klemm's, Berlin
- 2011: Bilder aus Berechnung (gemeinsam mit Timm Rautert), Museum für Photographie Braunschweig[2]
- 2010: 16.777.216 Farben, Klemm's, Berlin
- 2007: Man muß sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will, Gut Selikum, Neuss
- 2006: Photo-Trafic, bac, Genf
- 2006: Bastarde, Galerie Amerika, Berlin
- 2005: Fundament, Galerie Amerika, Berlin
- 2005: Vor aller Augen – Junge Deutsche Photographie, Goethe-Institut, Paris
- 2004: Eastory, Galerie Suzanne Tarasiève, Paris
Daneben ist Adrian Sauer regelmäßig an Gruppenausstellungen beteiligt, in den letzten Jahren unter anderem im Neuen Berliner Kunstverein, in der Galerie Eigen+Art in Leipzig, im Fotomuseum Winterthur, im Museum Folkwang in Essen, der Kunsthalle im Lipsiusbau in Dresden und der DZ Bank Kunstsammlung in Frankfurt am Main.
Stipendien
- 2013: Deutsche Akademie Rom Casa Baldi, Olevano Romano
- 2004: Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf
- 2006: Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
Publikationen
Bücher von Adrian Sauer
- Foto Arbeiten. Kerber, Bielefeld, 2020. ISBN 978-3-7356-0720-1
- 16.777.216 Farben, 3 Bände: Farben, Arbeiten, Material. Lubok, Leipzig, 2009. ISBN 978-3-941601-27-7
- Rohbau/Atelier. Schaden, Köln 2008. ISBN 978-3-932187-66-7
Texte über Adrian Sauers Werk
- Florian Ebner: Verifikationen und Falsifikationen. Adrian Sauers Fragmente zum digitalen Gebrauch der Fotografie. In: Adrian Sauer: 16.777.216 Farben, Band „Material“. Lubok Verlag, Leipzig 2009, S. 19–28.
- Susanne Holschbach: Das Unheimliche im Medialen. In: Adrian Sauer: Rohbau/Atelier. Schaden, Köln 2008, S. 33–36.
- Steffen Siegel: Fotografische Detailbetrachtung: analog/digital. In: ders.: Belichtungen. Zur fotografischen Gegenwart. Wilhelm Fink Verlag, München 2014, S. 23–37.
Weblinks
Einzelnachweise
- „Die erfolgreiche Berliner Produzentengalerie Amerika löst sich auf“ in Der Tagesspiegel vom 17. August 2007
- „Das Drama zwischen den Bildern“ in die tageszeitung vom 8. Februar 2011