Addai Scher
Addaï Scher, auch Addai Sher (* 3. März 1867 in Chaklawa bei Kirkuk; † 17. (?) Juni 1915) war ein Orientalist und Bischof der Chaldäisch-Katholischen Kirche.
Leben
Der Sohn eines chaldäischen Priesters besuchte ab 1879 das Priesterseminar der Dominikaner in Mosul und wurde am 13. August 1889 zum Priester und am 30. November 1902 zum Bischof geweiht. Er amtierte als Erzbischof von Seert (Siirt) des Patriarchats von Babylon der katholischen Chaldäer, betrieb und veröffentlichte daneben zahlreiche orientalistische Forschungen.
Am 6. Juni 1915 wurde Erzbischof Scher im Zuge der osmanischen Christenverfolgung verhaftet, konnte zunächst mit Hilfe nichtchristlicher Freunde fliehen, wurde jedoch eine Woche später auf dem Weg nach Mosul entdeckt. Da er sich weigerte zum Islam überzutreten, erschoss man ihn. Einem Bericht zufolge wurde er enthauptet und sein Kopf dem Gouverneur überbracht. Schers Residenz, das Jakobs-Kloster bei Seert (heute Schulgebäude), wurde geplündert, Bibliothek und wissenschaftlicher Nachlass zerstreut oder zerstört. Neunzehn Manuskripte seiner Sammlung blieben durch vorherige Schenkung an die Bibliothèque nationale de France (BnF) in Paris erhalten, unter anderem die Handschrift des zweiten Teils der Chronik von Seert.[1] Weitere wertvolle Stücke, angeblich vor Ort in Kisten und Ledersäcken vergraben, wurden bisher nicht entdeckt oder ihr Fund verheimlicht.
Literatur
- Françoise Briquel-Chatonnet: Manuscrits syriaques de la Bibliothèque nationale de France (nos 356-435, entré depuis 1911). BNF, Paris 1997. ISBN 2-7177-2019-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Histoire Nestorienne (Chronique de Séert). Seconde partie (II). Publiée et traduite par Mgr. Addaï Scher. Avec le concours de Robert Griveau. In: René Graffin, François Nau (Hrsg.): Patrologia Orientalis. Band XIII. Firmin-Didot et Cie., Paris 1919, S. 433–639, hier S. 639 (französisch, archive.org): « Note des éditeurs. – Le manuscrit décrit par S. G. Mgr. Scher (P. O., t. IV, p. 217), qui contient la deuxième partie de l’Histoire Nestorienne inédite (Chronique de Séert), a été acquis au cours de l’impression par la Bibliothèque Nationale de Paris (Fonds arabe, n° 6653) : il a donc pu être utilisé, et ce travail de collation a démontré la parfaite exactitude de la copie de S. G. Mgr. Scher. »