Adam lay ybounden

Adam lay ybounden (Adam lag gebunden) oder im Originaltitel: Adam lay i-bowndyn[1] ist ein traditionelles englisches Carol (Weihnachtslied), das wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt.[2] Sein zentrales Thema ist der Sündenfall und seine Konsequenzen: Wenn Adam den Apfel im Paradies nicht genommen hätte (vgl. Gen 3,6 ), wäre Unsere Liebe Frau (d. h. Maria, die Mutter Jesu) niemals Himmelskönigin geworden.

Adam lay ybounden im Sloane Manuscript 2593 der British Library.
Michelangelo: Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies (Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle)
Lucas Cranach d. Ä.: Der Baum der Erkenntnis, Ausschnitt des Gemäldes „Paradies“ im Kunsthistorischen Museum, Wien

Geschichte

Der Text stammt von einem anonymen Verfasser. Er ist in einer Handschrift der British Library erhalten.[3]

Es wird darüber spekuliert, ob der Text zu einem wandernden Minstrel (d. h. Barde, Minnesänger) gehört haben könnte. Andere Lieder in dem Manuskript sind I have a gentil cok, das berühmte I syng of a mayden und zwei Rätsellieder: A minstrel’s begging song und I have a yong suster.[4]

Der Text wurde unter anderem von Boris Ord (1897–1961), Benjamin Britten (1913–1976) in A Ceremony of Carols (1942), Norman Fulton (1909–1980), Peter Warlock (1894–1930), John Ireland (1879–1962) und Philip Ledger (1937–2012) vertont.

Der Satz von Boris Ord ist wahrscheinlich die bekannteste Version, weil er traditionellerweise der First Lesson des jährlichen Festival of Nine Lessons and Carols in der Kapelle des King’s College, Cambridge, folgt, wo Ord von 1929 bis 1957 Organist war.[5]

Englisch
Übersetzung

Adam lay ybounden,
  Bounden in a bond;
Four thousand winter
  Thought he not too long.
And all was for an apple,
  An apple that he took,
As clerkës finden written
  In their book.
Nor had one apple taken been,
  The apple taken been,
Then had never Our Lady
  A-been heaven’s queen.
Blessed be the time
  That apple taken was.
Therefore we may singen
  Deo gratias!

Adam lag gebunden
  In Bänder gebunden.
Viertausend Winter
  Hielt er für nicht zu lang.
Und alles war wegen eines Apfels,
  Eines Apfels, den er genommen hatte,
Wie es Kirchenmänner geschrieben finden
  In ihrem Buch,
Wäre der Apfel nicht genommen worden,
  Der Apfel nicht genommen worden,
Wäre Unsere Liebe Frau
  Niemals Himmelskönigin geworden.
Gesegnet sei der Moment,
  In dem der Apfel genommen wurde.
Darum dürfen wir singen:
  Deo gratias!

Einzelnachweise

  1. hymnsandcarolsofchristmas.com, nach: Thomas Wright, Songs and carols from a manuscript in the British Museum of the fifteenth century. London: T. Richards, 1856 (Digitalisat)
  2. Text “probably created 15th century” (William E. Studwell: Christmas Carols. A Reference Guide. New York & London 1985, S. 10 (Nr. 30))
  3. Sloane 2593, ff.10v-11; zur Sloane-Sammlung, siehe thescribeunbound.wordpress.com, bl.uk, The Digital Index of Middle English Verse (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
  4. Siehe auch die englischsprachige Wikipedia unter Kategorie:Sloane Manuscript 2593
  5. kings.cam.ac.uk
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