Adèle Haenel

Adèle Haenel (* 11. Februar 1989 in Paris)[1] ist eine französische Schauspielerin.

Adèle Haenel (2017)

Leben

Adèle Haenel ist die Tochter einer französischen Lehrerin und eines aus Graz stammenden österreichischen Übersetzers.[2] Sie besuchte Theaterkurse in Montreuil und bekam mit 13 Jahren die Hauptrolle in Kleine Teufel.

Bekannt wurde sie 2007 durch ihre Rolle der Floriane in dem Film Water Lilies, dem Debütfilm der Regisseurin Céline Sciamma, für den sie 2008 als beste Nachwuchsdarstellerin für den César nominiert wurde. Im Jahr 2009 wurde sie für die Rolle der Lucie in dem Filmdrama Frau und frei! mit dem Darstellerpreis auf dem Festival Cinéma tous écrans de Genève ausgezeichnet.

Sie wurde 2012 von der European Film Promotion zum französischen „Shooting Star“ ernannt und erhielt für ihre Darstellung einer jungen Prostituierten in Bertrand Bonellos Historienfilm Haus der Sünde eine weitere César-Nominierung. Im Jahr 2014 gewann sie den César als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in dem Film Die unerschütterliche Liebe der Suzanne, während ihrer Dankesrede outete sich Haenel und dankte ihrer damaligen Lebensgefährtin Céline Sciamma.[3][4] Im Folgejahr gewann sie einen César als Beste Hauptdarstellerin für Liebe auf den ersten Schlag.

Im November 2019 gab sie der französischen Internet-Zeitung Mediapart ein Interview, in dem sie von sexuellen Belästigungen durch den Kleine Teufel-Regisseur Christophe Ruggia zwischen ihrem 12. und 14. Lebensjahr berichtete.[5]

Als Roman Polanski 2020 den César in der Kategorie Beste Regie erhielt, erhob sich Haenel und verließ, begleitet von Sciamma und anderen, den Saal. Polanski wurde bereits mehrfach wegen sexueller Belästigung und Pädophilie angeklagt. Céline Sciamma war für den Film Porträt einer jungen Frau in Flammen, ein Drama über die Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen im 18. Jahrhundert, ebenfalls für den Preis für die beste Regie nominiert, Haenel für den César als Beste Hauptdarstellerin.[6] Die Geste wurde in den französischen Medien kontrovers diskutiert. Haenel erfuhr breite Unterstützung unter anderem durch den Philosophen Paul B. Preciado und die Schriftstellerin Virginie Despentes.[7][8]

Haenel wirkte im Februar 2020 im Musikvideo De mon âme à ton âme des französischen Elektropop-Projekts Kompromat mit.[9] Sie übersetzte zudem die Texte für das Album Traum und Existenz für die Sängerin Julia Lanoë ins Deutsche.[10]

Ende Juni 2020 wurde Haenel ein Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.[11]

2021 spielte Adèle Haenel in dem Theaterstück L‘Étang/Der Teich von Gisèle Vienne.[12][13]

Filmografie

Auszeichnungen (Auswahl)

Adèle Haenel beim César 2015
Commons: Adèle Haenel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Interview d'Adèle Haenel : "La relation avec un réalisateur fait tout". 31. Juli 2014, abgerufen am 2. März 2020 (französisch).
  2. Salzburger Nachrichten: Viennale-Star Adele Haenel: „Gleichheit ist sexy“. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
  3. L.Mag: K-Word #34: Neues aus der Lesbenwelt. Abgerufen am 11. September 2020.
  4. Académie des César: Adèle Haenel, César 2014 de la Meilleure Actrice dans un Second Rôle dans SUZANNE. Abgerufen am 11. September 2020 (französisch).
  5. Spiegel: Ich schulde es allen, die schon geredet haben. Abgerufen am 11. September 2020.
  6. FAZ: Preis für Polanski: „Fortan hauen wir ab“. Abgerufen am 11. September 2020.
  7. Paul B. Preciado: L’ancienne académie en feu, par Paul B. Preciado. Abgerufen am 27. Dezember 2021 (französisch).
  8. Virginie Despentes: Césars : «Désormais on se lève et on se barre», par Virginie Despentes. Abgerufen am 27. Dezember 2021 (französisch).
  9. Kompromat: KOMPROMAT feat. Adèle Haenel - De mon âme à ton âme. Abgerufen am 11. September 2020 (französisch).
  10. Frankfurter Rundschau: Für mich hört sich Deutsch ziemlich sexy an. Abgerufen am 11. September 2020.
  11. Academy Invites 819 To Membership. In: oscars.org, 30. Juni 2020.
  12. Gisèle Vienne, L’Étang d’après Robert Walser. Abgerufen am 27. Dezember 2021 (französisch).
  13. MIR MEDIA-Digital Agency- www.mir.de: Ruhrtriennale - L’Étang/Der Teich. Abgerufen am 28. Dezember 2021.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.