Achim Engstler
Achim Engstler (* 14. März 1959 in Wilhelmshaven) ist ein deutscher Schriftsteller und Philosoph.
Leben
Engstler wuchs an der Nordseeküste auf. Bereits als Kind war er in die Geschichten und Grübeleien seiner ostfriesischen Verwandtschaft verstrickt, die ostpreußischen Erzähler auf mütterlicher Seite taten ein Übriges. Nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Wilhelmshaven studierte er zunächst in Göttingen, dann in Münster Germanistik, Philosophie, Pädagogik und Publizistik. Seine wichtigsten akademischen Lehrer waren Albrecht Schöne und Hans Blumenberg. 1988 promovierte er in Philosophie mit einer Arbeit über den jüdischen Kantianer Salomon Maimon. Bis 1997 forschte und lehrte Engstler an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und verschiedenen anderen Universitäten, wobei sein Hauptinteresse der philosophischen Skepsis, der Lebensphilosophie und der Philosophie Spinozas galt. Von 1996 bis 2000 war er im Vorstand der Spinoza-Gesellschaft. Seit 1997 ist er freiberuflich tätig als wissenschaftlicher Autor und Dozent in der Erwachsenenbildung. 2008 begann seine literarische Arbeitsgemeinschaft mit Astrid Dehe, die es ihm erlaubte, den Faden der Kindheitsgeschichten wieder anzuknüpfen. Engstler ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und im VS. Er ist gemeinsam mit Sabine Prilop Vorsitzender des VS Niedersachsen/Bremen[1] und als Nachfolger von Johann-Günther König Vorsitzender des Fördererkreises deutscher Schriftsteller in Niedersachsen und Bremen. Gemeinsam mit Annette Hagemann organisiert er die jährlich stattfindende "Hannoversche Autorenkonferenz".[2] 2019 war er künstlerischer Leiter der 51. Niedersächsischen Landesliteraturtage in Varel und Dangast.[3]
Literarisches Schaffen
In Zusammenarbeit mit Astrid Dehe hat Engstler bislang zwei Essaybände über Franz Kafka und vier belletristische Werke publiziert, darunter die Novelle Auflaufend Wasser, die das Schicksal des Baltrumer Matrosen Tjark Evers erzählt, und den Roman Nagars Nacht, in dessen Zentrum Shalom Nagar steht, der Gefängniswärter, der gegen seinen Willen zum Henker Adolf Eichmanns bestimmt wurde. In ihrem Roman Unter Schwalbenzinnen. Florenz, Frühling 1442 erfinden Dehe und Engstler die Entstehungsgeschichte des legendären Voynich-Manuskripts, in ihrer Photopoesie Der flüchtige Ruhm des Herrn Neubronner betrachten sie mit dem Apotheker und Tüftler Julius Neubronner die Welt aus der Taubenperspektive. Obwohl Dehes und Engstlers belletristische Werke ausnahmslos historische Sujets haben und auf sorgfältigen Recherchen beruhen, wären sie als historische Literatur missverstanden. Sie versuchen vielmehr, vergangenen Ereignissen und Schicksalen mit den Mitteln literarischer Fiktion aktuellen Sinn zu verleihen.
Werke
- Untersuchungen zum Idealismus Salomon Maimons. Frommann Holzboog, Stuttgart 1990.
- Philosophie und Skepsis. FernUniversität-Gesamthochschule Hagen, Hagen 2001.
- mit Astrid Dehe: Kafkas komische Seiten. Essays. Steidl, Göttingen 2011.
- mit Astrid Dehe: Auflaufend Wasser. Novelle. Steidl, Göttingen 2013. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt a. M. 2014. dtv, München 2015.
- mit Astrid Dehe: Nagars Nacht. Roman. Steidl, Göttingen 2014.
- mit Astrid Dehe: Unter Schwalbenzinnen. Florenz, Frühling 1442. Roman. Steidl, Göttingen 2015.
- mit Astrid Dehe: Kafkas dunkle Augen. Essays. Bernstein, Bonn 2015.
- mit Astrid Dehe: Der flüchtige Ruhm des Herrn Neubronner. dtv, München 2017.
- mit Astrid Dehe: Eichmann’s Executioner. A Novel. Transl. by Helen MacCormac and Alyson Coombes. The New Press, New York 2017.
- Nur blättern. Nicht studieren. Nachwort in: Ernst Volland, Eingebrannte Bilder, Plakate, Cartoons, Buntstiftbilder, Fakes, Dokumente. Hirnkost, Berlin 2018.
- mit Astrid Dehe: Mein Leben ist eine brutale Anekdote. In: poetin nr. 24 (2018), S. 40–49.
- Was geht da vor, Sophie? Der Roman des Grafen Aldenburg. Isensee, Oldenburg 2018.
- mit Ernst Volland: Ohne Dangast geht's nicht. Bilder & Texte. profero, Varel 2019.
Herausgeber
- mit Martin Schewe: Spinoza. Peter Lang, Bern 1990.
- mit Hans-Dieter Klein: Perspektiven und Probleme systematischer Philosophie. Peter Lang, Bern 1996.
- mit Robert Schnepf: Affekte und Ethik. Spinozas Lehre im Kontext. Olms, Hildesheim 2002.
Auszeichnungen
- 2013 wählte die Ostfriesische Landschaft Achim Engstlers und Astrid Dehes Novelle Auflaufend Wasser zum Buch des Monats[4]
- 2016 und 2018 Einladung zur Autorenwerkstatt der Konrad-Adenauer-Stiftung in Cadenabbia
- 2017/18 Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds (gemeinsam mit Astrid Dehe)
Literatur
- Alyson Coombes: Understanding the importance of Holocaust fiction for the future: Developing strategies for translating ‘Nagars Nacht‘. Dissertation, University of East Anglia 2015.
Weblinks
- Literatur von und über Achim Engstler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- KLG-Artikel Achim Engstler von Melanie Heusel, abgerufen am 17. November 2016.
- Literaturdatenbank Niedersachsen, abgerufen am 10. September 2018.
- Autorenseite Steidl, abgerufen am 17. November 2016.
- Autorenseite dtv, abgerufen am 17. November 2016.
- Autorenseite Bernstein-Verlag, abgerufen am 17. November 2016.
- Astrid Dehe und Achim Engstler über ihren Roman Nagars Nacht, abgerufen am 17. November 2016.
- Astrid Dehe und Achim Engstler im Gespräch mit Marija Bakker, abgerufen am 17. November 2016.
- Alois Kösters über Dehes und Engstlers Romane und Essays, abgerufen am 2. Juli 2017.
- Achim Engstler im Gespräch mit Esther Willbrandt über Der flüchtige Ruhm des Herrn Neubronner, abgerufen am 2. Juli 2017.
- Agenturseite Günter Berg, abgerufen am 2. Juli 2017.