Abu Muslim al-Turkmani
Abu Muslim al-Turkmani (arabisch أبو مسلم التركماني, DMG Abū Muslim at-Turkumānī; * unbekannt; † 18. August 2015 bei Mossul, Irak[1][2]) war ein führendes Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat. Turkmani war auch unter den Namen Fadil Ahmad Abdullah al-Hiyali (فاضل أحمد عبد الله الحيالي / Fāḍil Aḥmad ʿAbd Allāh al-Ḥiyālī) und Hadschi Muʿtaz[1] (الحاج معتز / al-Ḥāǧǧ Muʿtaz) bekannt. Er war Stellvertreter Abu Bakr al-Baghdadis im Irak.[3][4]
Während der Regierungszeit Saddam Husseins gehörte Turkmani dem irakischen Militärgeheimdienst Directorate of General Military Intelligence (DGMI bzw. DMI; arabisch: Mudīriyyat al-Istichbārāt al-ʿAskariyya al-ʿĀmma) an.[5] Er soll damals eine moderate Form des Islams praktiziert haben.[6] Nach dem Sturz des Regimes im Jahr 2003 schloss er sich dem sunnitischen Widerstand an und bekämpfte die von den USA angeführten Besatzungstruppen sowie die von Schiiten dominierte neue Zentralregierung in Bagdad.[3] Dieser Widerstand umfasste mehrere ehemalige Gefolgsleute Saddam Husseins, insbesondere aus dem militärischen Bereich.[7]
Abu Muslim al-Turkmani und Baghdadi lernten sich vermutlich im Jahr 2004 im US-Gefangenenlager Camp Bucca im Irak kennen.[3][8] Laut The Guardian[9] waren insgesamt 17 der 25 wichtigsten Anführer des islamischen Staates in US-Gefängnissen inhaftiert. Zusammen mit Baghdadi und Abu Ali al-Anbari bildete er die Führungsspitze des Islamischen Staats (IS). Turkmani soll den größten Einfluss auf Baghdadi gehabt haben[4] und damit die Nummer zwei des IS gewesen sein.[10] Gemäß der Aufbauorganisation des IS[3][4] unterstanden Turkmani sieben Gouverneure für die irakischen Provinzen.
Nachdem das US-amerikanische Verteidigungsministerium Mitte Dezember 2014 irrtümlich den Tod von Abu Muslim al-Turkmani bei einem Luftangriff vermeldet hatte,[11] starb dieser laut Mitteilung eines US-Regierungssprechers bei einem Raketenangriff mittels einer Drohne in der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul am 18. August 2015.[1][2] Mitte Oktober 2015 bestätigte ein Sprecher des IS seinen Tod.[12]
Literatur
- Behnam T. Said: Islamischer Staat: IS-Miliz, al-Qaida und die deutschen Brigaden. C.H. Beck, München, 2014, ISBN 978-3-406-67210-1.
Einzelnachweise
- Drohnenangriff im Irak: USA geben Tod von Nummer zwei des IS bekannt. In: Spiegel Online, 21. August 2015. Abgerufen am 25. August 2015.
- Barbara Starr, Jim Acosta: U.S.: ISIS No.2 killed in U.S. drone strike in Iraq. In: CNN Online, 22. August 2015 (englisch). Abgerufen am 25. August 2015.
- Christoph Sydow: Organigramm des Terrors. In: Spiegel Online, 24. September 2014.
- Alfred Hackensberger: Das Organigramm des Terrorkalifats In: Die Welt, 20. September 2014.
- „Inside the leadership of Islamic State: how the new 'caliphate' is run“ in The Telegraph vom 9. Juli 2014; abgerufen am 11. Dezember 2014
- http://online.wsj.com/articles/the-secret-to-the-success-of-islamic-state-1409709762
- Jürg Bischoff: Symbolik und Macht im Islamischen Staat. In: Neue Zürcher Zeitung, 15. November 2014.
- „How America Helped ISIS“ in New York Times vom 1. Oktober 2014; abgerufen am 11. Dezember 2014
- The Guardian: Isis: the inside story; abgerufen am 16. Dezember 2014
- Raniah Salloum: Die Knastbrüder von Camp Bucca. In: Spiegel Online, 5. November 2014.
- Süddeutsche Zeitung vom 19. Dezember 2014: Peschmerga melden Eroberung der Sindschar-Berge; abgerufen am 19. Dezember 2014
- Irak: "Islamischer Staat" bestätigt Tötung seines Vizechefs. Spiegel Online, 13. Oktober 2015, abgerufen am gleichen Tage