Abtei Fécamp

Die Abtei La Trinité d​e Fécamp (lat. Abbatia Sancta Trinitatis Fiscampus o​der Fiscamnensis) i​st eine ehemalige Benediktiner-Abtei i​n Fécamp (Département Seine-Maritime, Normandie). Die Abtei i​st seit 1840 a​ls Monument historique klassifiziert.

Chor und Vierungsturm der Abteikirche

Geschichte

Die Abtei stammt a​us dem 7. Jahrhundert u​nd entstand a​us einer Mönchsgemeinschaft u​m eine Heilig-Blut-Reliquie. Der Bau e​iner Kirche begann i​m Jahr 659, d​ie Weihe erfolgte 665. Im Mai 841 w​urde die Abtei Opfer e​ines Überfalls d​er Wikinger.

Im Jahr 1000 begann d​er in Fécamp geborene Herzog Richard I. m​it dem Wiederaufbau d​es Klosters. Sein Sohn Richard II. b​at den Klosterreformator Wilhelm v​on Dijon u​m Hilfe b​ei der Wiederherstellung d​er monastischen Gemeinschaft. Wilhelm reiste m​it Mönchen n​ach Fécamp, d​enen er d​as Kloster n​ach der Benediktinerregel anvertraute. Über d​ie Abteikirche, v​on der nichts geblieben ist, berichtet Dudo v​on Saint-Quentin, s​ie habe mehrere Türme, s​ei sowohl a​us Natursteinen a​ls auch a​us Ziegelsteinen gebaut, außen geweißt u​nd innen bemalt. Wilhelm v​on Dijon, d​er 1031 i​n Fécamp starb, w​urde in d​er Kirche bestattet. Sein Schüler, d​er bedeutende Theologe Johannes v​on Fécamp, leitete d​ie Abtei v​on 1028 b​is 1079.

Herzog Wilhelm, d​er spätere Eroberer Englands, feierte 1066 i​n Fécamp d​as Osterfest, nachdem Johannes v​on Fécamp d​ie Finanzierung d​es Feldzugs gesichert hatte. 1106 w​urde die Abtei vergrößert u​nd fiel 1168 e​inem Blitzschlag z​um Opfer. Eine n​eue Kirche i​m gotischen Stil w​urde im 13. Jahrhundert fertiggestellt.

1789 w​urde die Abtei während d​er Französischen Revolution geplündert u​nd kurz darauf v​on den Mönchen verlassen.

Abteikirche

Der heutige Kirchenbau, errichtet um 1170–1220, gehört zu den entwicklungsgeschichtlich bedeutenden und interessantesten Beispiele am Übergang von der Romanik zur frühen Gotik in der Normandie. Von dem im Jahr 990 und dem 1099 geweihten Vorgängerbau blieb wenig: vom letzteren, der 1168 abbrannte, sind nur zwei Kapellen auf der Nordseite des Chorumgangs (geweiht 1106, der älteste des normannischen Festlandes) übrig. Unmittelbar danach begann ein Neubau in den Stilformen der beginnenden Gotik. Der von Pilgerströmen zusammengetragene Reichtum der Abtei erlaubte einen für mittelalterliche Verhältnisse raschen Baufortschritt. Vor 1219 wurde mit den fünf westlichen Jochen des Langhauses, sie zeigen mit schlanken Formen in den Pfeilerquerschnitten und den Arkaden der Emporen eine weiter entwickelte Stilstufe als die fünf östlichen Joche, der Bau im Wesentlichen abgeschlossen. Die ungewöhnliche Länge des Kirchenschiffs (die Kirche ist zwei Meter länger als Notre-Dame in Paris) und Architekturelemente wie der Chorumgang sind ebenfalls mit der Rolle des Gebäudes als Pilgerkirche zu erklären. Chor und Querhaus gehören noch dem 12. Jahrhundert an.[1] Die Marienkapelle im Chorscheitel wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts erneuert. 1748 ersetzte man den Westbau durch eine Fassade im klassischen Stil des französischen Barock. Der Zugang wird von Statuen der Herzöge Richard I. und Richard II. gesäumt, der für die Abtei wichtigsten Stifter, die auch in der Kirche, im südlichen Querschiff, bestattet sind. Typisch für normannische Baugewohnheiten ist der durchlichtete, 65 Meter hohe Vierungsturm. Die Ausstattung stammt aus verschiedensten Epochen. In der Marienkapelle hat man die Glasfenster des 13. Jahrhunderts zusammengetragen, aus dem 16. Jahrhundert stammen die Glasmalereien mit Darstellungen der Dreifaltigkeit, der Hll. Taurinus und Susanna. Ihr Schöpfer war wohl Arnold von Nijmegen, ein bedeutender Glasmaler aus Rouen. Aus der Renaissance stammt auch der Hauptaltar. Im 18. Jahrhundert wurden Altarbaldachin und Gestühl in den Chor gesetzt.[2]

Äbte

Literatur

  • Katrin Brockhaus: L'abbatiale de La Trinité de Fécamp et l'architecture normande au Moyen Âge (= Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie. Bd. 44). Société des Antiquaires de Normandie, Caen 2009, ISBN 978-2-9510558-7-2.
  • Antoine Roux de Lincy: Essai historique et littéraire sur l'Abbaye de Fécamp. Édouard Frère, Rouen 1840, (Digitalisat).
Commons: Abtei Fécamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gall, S. 55, 298–301
  2. Der Abschnitt folgt der Darstellung der Baugeschichte bei Schäfke, S. 119–123

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