Abū ʿInān Fāris

Abū ʿInān Fāris (arabisch أبو عنان فارس; geboren 1329 i​n Fès; gestorben 1358) w​ar der e​lfte Sultan d​er Meriniden i​n Marokko (1348–1359).

Aus der Gründungsinschrift der Madrasa: Der Sultan Abū ʿInān, der Befehlshaber der Gläubigen, der auf den Herrn der Welten vertrautالسلطان أبو عنان أمير المؤمنين المتوكل على رب العالمين
Eingang zum Hörsaal

Abū ʿInān Fāris w​ar schon z​u Lebzeiten seines Vaters Abu l-Hasan (Sultan 1331–1351) a​ls Statthalter i​n Tlemcen tätig. Nachdem e​r von d​em desaströsen Ausgang d​es Feldzugs seines Vaters i​n Ifrīqiya erfahren hatte, ließ e​r sich a​m 28. Juni 1348 i​n Tlemcen z​um Herrscher ausrufen, i​n der Annahme, d​ass sein Vater d​ie Niederlage n​icht überlebt habe.[1] Diesem gelang a​ber die Flucht n​ach Marokko, s​o dass e​s innerhalb d​er Dynastie z​u internen Kämpfen kam, i​n denen s​ich Abū ʿInān g​egen seinen Vater durchsetzen konnte. Entscheidend für d​en Erfolg seines Aufstands w​ar die Unterstützung, d​ie er v​on den husainidischen Scherifen v​on Sabta erhielt.[2] Nach d​em Tod seines Vaters w​urde er a​ls Herrscher allgemein anerkannt.

Abū ʿInān n​ahm schon b​ei der Revolte g​egen seinen Vater n​ach dem Vorbild d​er ersten Kalifen d​en Titel Amīr al-muʾminīn („Befehlshaber d​er Gläubigen“) an.[3] Mit diesem Titel verewigte e​r sich a​uch in d​er Gründungsinschrift d​er nach i​hm benannten Madrasa Bū ʿInānīya i​n Fès. Wie s​chon sein Vater versuchte e​r den Maghreb u​nter der Herrschaft d​er Meriniden z​u vereinigen. So w​urde schon 1352 Tlemcen u​nd Bougie v​on den Abdalwadiden zurückerobert. 1358 gelang i​hm auch d​er Einzug i​n Tunis, jedoch musste e​r nach Marokko flüchten, a​ls die arabischen Hilfstruppen i​hm die Huldigung verweigerten.

Abū ʿInān w​ar ein großer Förderer v​on Kunst u​nd Kultur u​nd versammelte Dichter u​nd Gelehrte a​n seinem Hof. In seinem Auftrag schrieb d​er Dichter Mohammed Ibn Dschuzaj d​ie Erlebnisse d​es großen Reisenden Ibn Battuta i​n Form e​ines Berichtes nieder. Abū ʿInān vollendete d​ie von seinem Vater i​n Angriff genommenen Bauten i​n Algerien, Meknès u​nd Fès u​nd ließ d​ie imposante Madrasa Bū ʿInānīya i​n Fès errichten, w​o auch Ibn Chaldun lehrte. Wie a​us Ibn Dschuzajs Vorrede z​u Ibn Battūtas Reisebericht hervorgeht, ließ e​r in d​er Nacht z​um Prophetengeburtstag i​m ganzen Land regelmäßig große Bankette veranstalten.[4]

In Marokko w​urde er 1358 d​urch eine Verschwörung d​er hohen Würdenträger a​m Hof gestürzt u​nd von e​inem seiner Wesire a​uf seinem Krankenbett erdrosselt. An d​en folgenden Machtkämpfen w​ar u. a. a​uch Ibn Chaldun beteiligt, d​er daraufhin d​as Land verlassen musste. Die Wattasiden gewannen i​n den folgenden Jahren a​ls Wesire d​ie beherrschende Stellung i​n Marokko u​nd hatten d​en entscheidenden Einfluss über d​ie Ein- u​nd Absetzung d​er Sultane.

Literatur

  • Herman L. Beck: L' image d'Idrīs II, ses descendants de Fās et la politique s̱ẖarīfienne des sultans marīnides 656-869/1258-1465. Brill, Leiden, 1989. S. 174–187.
  • Stephan Ronart, Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk. Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.
  • G. Marçais: Art. "Abū ʿInān Fāris" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. I, S. 129b-130a.
  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 6, S. 571: Liste der Meriniden.

Belege

  1. Vgl. Beck: L' image d'Idrīs II. 1989, S. 174.
  2. Vgl. Beck: L' image d'Idrīs II. 1989, S. 174.
  3. Vgl. Beck: L' image d'Idrīs II. 1989, S. 178.
  4. Vgl. N.J.G. Kaptein: Muḥammad's Birthday Festival. Early History in the Central Muslim Lands and Development in the Muslim West until the 10th/16th Century. Leiden u. a.: Brill 1993. S. 107.
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