A.E.I.O.U.
A.E.I.O.U. ist ein habsburgischer Wahlspruch, den Kaiser Friedrich III. (1415–1493) als Signatur auf seinem Tafelgeschirr, seinem Wappen sowie auf Bauwerken, wie der Burg in Wiener Neustadt, dem Linzer Schloss sowie an Dom und Burg in Graz, anbringen ließ. Unter Erzherzogin Maria Theresia wurde dieser Wahl- und Eignungsspruch auch im Wappen und auf der weltältesten Militärakademie (1752) in Wiener Neustadt angebracht. Er ziert noch heute das Wappen und die Siegelringe der Absolventen der Akademie, der ausgemusterten Jungoffiziere. Des Weiteren ziert er als Intarsie, gemeinsam mit den Wappen Österreichs, das Kreisky-Zimmer im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz. Daher kann die Buchstabenfolge als nationales Symbol Österreichs angesehen werden.
Bereits Zeitgenossen Friedrichs – so Conrad Grünenberg um 1480 – beschäftigte die Deutung der Zeichen.[1] Die Devise lässt sich in Wiener Neustadt nicht weniger als 57 Mal auf Gebäuden und Gegenständen nachweisen.[2] Vom Historiker Alfons Lhotsky stammt eine Zusammenstellung von 86 der über 300 bekannt gewordenen Deutungen; einige davon lauten wie folgt:
- Austriae est imperare orbi universo (es ist Österreich bestimmt, die Welt zu beherrschen)
- Austria erit in orbe ultima (Österreich wird bestehen bis ans Ende der Welt)
- Austria est imperium optime unita (Österreich ist ein aufs Beste geeinigtes Reich)
- Augustus est iustitiae optimus vindex (der Kaiser ist der beste Beschützer der Gerechtigkeit)
- Alles Erdreich ist Österreich untertan (16./17. Jahrhundert)
- Austria est imperatrix omnis universi (Österreich ist die Beherrscherin der ganzen Welt)
- Während der Besetzung Wiens unter dem ungarischen König Matthias Corvinus (1485) pflegten die Wiener folgende Interpretation: Aller erst ist Österreich verloren[3]
- Eugen Rosenstock-Huessy (1888–1973) bot 1951 die Lesart: Austria Europae Imago, Onus, Unio – Österreich als Europas Ebenbild, Belastung und Zwang zur Einigung.
Auch gibt es die Interpretation als königlich-richterliche Kanzleidevise mit biblischem Bezug (amor electis iniustis ordinor ultor). Da sie das Hofgerichtssiegel und damit ein offizielles Rechts- und Reichssymbol zierte, scheinen die populären Deutungen ausgeschlossen, die einen ausschließlichen Bezug zur Herrschaft in Österreich herstellen.[4]
- Inschrift an der Grazer Burg, 1453
- Ruprechtskirche (Wien), 1439
- Schriftzug auf der Predella des Wiener Neustädter Altars
- Das Motto an der Theresianischen Militärakademie Wiener Neustadt
- Abzeichen der TherMilAk
Literatur
- Alfons Lhotsky: A.E.I.O.U. Die „Devise“ Kaiser Friedrichs III und sein Notizbuch. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 60, 1952, S. 155–193.
- Henriette Peters: AEIOV – Versuch einer Deutung (= Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte. Beilage zum Wiener Diözesanblatt. Jahrgang 34, Heft 2). Wien 1993, S. 22–25.
Weblinks
- Martin Mutschlechner: AEIOU. In: Die Welt der Habsburger. Online-Portal, habsburger.net.
- Eintrag zu A.E.I.O.U. im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Das Kreisky-Zimmer auf der Website des Bundeskanzleramtes
Einzelnachweise
- Conrad Grünenberg: Wappenbuch (um 1480), S. 7: All er ist Österreich vntertann oder All ere ist ob vnns. Abbildung.
- Romedio Schmitz-Esser: Friedrich III. und die Präsenthaltung des abwesenden Herrschers. In: Zeitschrift für Historische Forschung 46, 2019, S. 575–614, hier: S. 575.
- Le Guide Vert – Der grüne Reiseführer (Michelin). „Vienne“ (französische Ausgabe), 2007, S. 156; siehe auch Julius Franz Schneller: Staatengeschichte des Kaiserthums Oesterreich. Dritter Theil: Östreich’s und Steyermark’s Alleinseyn. Miller, Grätz 1818, S. 424.
- Konstantin Langmaier: Kaiser Friedrich III. (1415–1493): des Reiches Erzschlafmütze?, Der „schlafende Kaiser“ als Klischee. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. 111, 2020, S. 129–188, hier: S. 175 f.