Überschwemmungen in Brasilien 2021/22
Ende Dezember 2021 bis Januar 2022 kam es nach schweren Regenfällen zu einer Hochwasserkatastrophe im Osten Brasiliens. Betroffen waren vor allem die Bundesstaaten Bahia und Minas Gerais. Mitte Februar kam es auch in Rio de Janeiro zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Der Zeitraum fällt in die jährliche Regenzeit. Insgesamt kamen mindestens 235 Menschen ums Leben.[1]
Hochwasser in Bahia (Ende 2021)
Hochwasser in Bahia (Dezember 2021) | |
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12. Dezember 2021 | |
Unwetter | Starke Regenfälle mit folgendem Hochwasser |
Daten | |
Beginn | Mitte November 2021 |
Höhepunkt | Mitte/Ende Dezember 2021 |
Folgen | |
Betroffene Gebiete | Bahia und Minas Gerais, Brasilien |
Opfer | mind. 24 Todesopfer, 358 Verletzte und 640.000 Betroffene[2][3] |
Ende 2021 kam es zu einer Hochwasserkatastrophe in Bahia.[4] Seit Mitte November gab es in der Region starke Regenfälle.[5] Der subtropische Sturm Ubá[6] brachte ab 7. Dezember schwere Unwetter mit sich.[7]
Zwei Staudämme brachen in der Folge zwischen 25. und 26. Dezember in Jussiape (Duas-Ilhas-Staudamm am Rio Contas) und Itambé.[8] Insgesamt kam es zu mindestens 24 Todesopfern, die sich auf die Gemeinden Amargosa, Itaberaba, Itamaraju, Jucuruçu, Macarani, Prado, Ruy Barbosa, Itapetinga, Ilhéus, Aurelino Leal, Itabuna, São Félix do Coribe und Ubaitaba verteilten. Auch der Bundesstaat Minas Gerais war betroffen.[2] Darüber hinaus gab es mindestens 358 Verletzte und etwa 62.800 Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben.[3] Von über 160 betroffenen Gemeinden waren 151 in einer Notstandsituation, insgesamt wurden über 640.000 Menschen betroffen.[9]
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro kündigte Hilfen in Höhe von 700 Millionen Brasilianischer Real (125,67 Millionen US-Dollar) an, ein Hilfsangebot Argentiniens lehnte er zuvor ab.[10]
- Satellitenbild von Ubá vor der Küste Brasiliens am 10. Dezember
- Überflutetes Gebiet im Süden Bahias
- Durch Überschwemmungen beschädigte Brücke
- Präsident Jair Bolsonaro bei einem Besuch in der betroffenen Region am 12. Dezember
- Die Regierung von São Paulo entsandte eine Task Force, um den Opfern zu helfen.
Hochwasser in Pará (Januar 2022)
Anfang Januar 2022 überstiegen Flüsse im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens kritische Stände. In der Stadt Marabá am Ufer des Rio Tocantins bei der Einmündung des Rio Itacaiúnas überstiegen Wasserstände am 4. Januar 11,5 m über den Normalzustand. 300 Familien wurden bis dahin evakuiert, 400 weitere folgten bis 8. Januar. Tiefliegende Gebiete nahe der beiden Flüsse wurden überflutet.[11]
Überschwemmungen in Barretos (6. Januar 2022)
Am 6. Januar kam es in Barretos im Bundesstaat São Paulo zu einer Sturzflut, ausgelöst durch Starkregen. Innerhalb von zwei Stunden fielen über 100 mm Niederschläge. Straßen wurden überschwemmt, Häuser beschädigt und eine Brücke zerstört. Mehrere Bezirke waren in der Folge ohne Trinkwasserversorgung. Eine Person wurde von den Fluten mitgenommen.[12]
Hochwasser in Minas Gerais (Januar 2022)
Hochwasser in Minas Gerais (Januar 2022) | |
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Unwetter | Starke Regenfälle mit folgendem Hochwasser und Erdrutschen |
Daten | |
starke Regenfälle | 7. bis 15. Januar |
Felssturz | Furnas-Stausee (8. Januar) |
Überschwemmung | Rio Paraopeba (Brumadinho, 11. Januar) |
Überschwemmung | Rio Doce (Governador Valadares, 12. Januar) |
Folgen | |
Betroffene Gebiete | Minas Gerais, Brasilien |
Opfer | mind. 15 Todesopfer durch Überschwemmungen, 55.000 Betroffene[13] |
Mitte Januar 2022 kam es erneut zu Überschwemmungen in Minas Gerais mit mindestens 15 Todesopfern. Vom 7. bis 15. Januar gab es in der Region besonders starke Regenfälle. So wurden beispielsweise in Divinópolis allein am 8. Januar 111,2 mm Niederschläge verzeichnet. Am 9. Januar verzeichneten Wetterstationen in Ibirité mit 207,6 mm, Florestal mit 183,2 mm und Belo Horizonte mit 144,6 mm noch höhere Niederschläge und am 10. Januar kam es zu Niederschlägen von 122,2 mm in Dores do Indaiá und 116 mm in Capelhina am 11. Januar.
Die schweren Regenfälle trugen vermutlich zur Auslösung des Felssturzes am Furnas-Stausee am 8. Januar bei, der eine Flutwelle verursachte, die mindestens 10 Menschen tötete.[13][14]
Mehr als 1200 Leute wurden in Brumadinho betroffen als der Rio Paraopeba am 11. Januar über die Ufer trat und einen Großteil der Kleinstadt überschwemmte. Bei einem Erdrutsch starben zudem 5 Leute in Brumadinho. In der Kleinstadt starben erst im Januar 2019 beim durch Sicherheitsmängel ausgelösten Dammbruch von Brumadinho mindestens 270 Menschen.
Um den 12. Januar erreichte der Rio Doce nahe der Gemeinde Governador Valadares einen Stand von 6,1 Metern, was weit über dem Hochwasserstand von 3,6 Metern liegt. Die Überschwemmung vertrieb etwa 10.000 Leute der Gemeinde aus ihren Häusern. Auch Flussabschnitte unter anderem bei Tumiritinga, sowie Linhares und Colatina im Bundesstaat Espírito Santo sind über dem Hochwasserstand. Zudem kam es in den Gemeinden João Pinheiro und Oliveira zu Überschwemmungen mit zusammengenommen etwa 5000 Betroffenen.
Insgesamt waren in Minas Gerais ungefähr 55.000 Einwohner von den Überschwemmungen betroffen. Seit Oktober waren Stand 12. Januar in Minas Gerais laut dem Katastrophenschutz über 28.000 Menschen vertrieben worden und 341 Gemeinden riefen den Notstand aus.[13] Auch Tage danach zwangen schwere Regenfälle Familien noch ihre Häuser zu verlassen, sodass die Zahl bis zum 16. Januar auf 45.815 stieg und die Zahl der Obdachlosen auf 6.664. Die Zahl der Gemeinden in Notstandsituation stieg auf 377.[15] Die National Mining Agency überwachte 42 potenziell gefährdete Dämme.[16] Die Europäische Kommission kündigte Hilfen in Höhe von einer Million Euro an.[17]
- Einsatzkräfte am Furnas-Stausee am 10. Januar
- Überschwemmungen am Rio Piracicaba bei Coronel Fabriciano am 10. Januar
- Überschwemmte Straße in Coronel Fabriciano
Überschwemmungen in São Paulo (Ende Januar 2022)
Im Bundesstaat São Paulo kam es Ende Januar zu starken Niederschlägen. Am 20. Januar wurden in Tupã Niederschläge von 168,2 mm gemessen sowie 107,8 mm in Barueri und 95,8 mm in Marilia. Bei Überschwemmungen starben mindestens 19 Menschen.[18]
Überschwemmungen und Erdrutsche in Petrópolis und Espírito Santo (Mitte Februar 2022)
Überschwemmungen und Erdrutsche in Petrópolis (Februar 2022) | |
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17. Februar 2022 | |
Daten | |
Beginn | 15. Februar 2022 |
Ende | 15. Februar 2022 |
Folgen | |
Opfer | mind. 181 Tote, mind. 100 Vermisste[19] |
Am 15. Februar fielen in Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro innerhalb von lediglich drei Stunden 210 mm Regen, was mehr als der durchschnittlichen Regenmenge für den gesamten Monat Februar entspricht. Schwerere Regenfälle gab es im Bundesstaat zuletzt 1932.[20][21] Lokale Behörden registrierten insgesamt 755 Erdrutsche mit teils verheerenden Folgen, die durch die Wassermassen ausgelöst wurden. Mindestens 181 Menschen kamen ums Leben und mindestens 200 wurden verletzt. Stand 22. Februar werden noch über 100 Personen vermisst, deren Überlebenschancen inzwischen jedoch als gering eingeschätzt werden.[22][19]
Zeitgleich kam es auch im nördlich angrenzenden Bundesstaat Espírito Santo zu Überschwemmungen mit mindestens zwei Todesopfern. An einigen Orten wurden bis zu 129,2 mm Regen innerhalb von 24 Stunden zwischen 15. und 16. Februar gemessen. Flüsse wie der Rio Doce überstiegen bereits vor den Regenfällen kritische Stände. Das Hochwasser und die Gefahr von Erdrutschen zwangen 77 Familien aus ihren Häusern.[23]
Hochwasser in Rondônia (Mitte Februar 2022)
Schwere Regenfälle begannen im Bundesstaat Rondônia am 18. Februar und ließen mehrere Flüsse über die Ufer treten. Besonders stark stiegen die Wasserstände der Flüsse Rio Pirarara, Rio Salgadinho, Rio Tamarupá, Rio Riozinho und Rio Machado. In Cacoal mussten wegen der Überschwemmungen mehrere hundert Familien evakuiert werden. Insgesamt waren etwa 1400 Familien betroffen. Neben Häusern wurden auch einige Straßen und Brücken beschädigt, sodass mehrere Orte von der Außenwelt abgeschnitten wurden.[24]
Weblinks
- Schwere Überschwemmungen in Brasilien (Video 01:01), dw.com, 28. Dezember 2021, abgerufen am 15. Januar 2022
- Heftige Regenfälle in Brasilien: Tote durch Erdrutsche und Überschwemmungen (Video 00:24), tagesschau.de, 13, Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022
- Photos: Heavy Rainfall Causes Severe Flooding in Brazil In: The Atlantic, 12. Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022
- Brazil: Floods - Dec 2021 In: reliefweb.int
Einzelnachweise
- Latin America & The Caribbean Weekly Situation Update (10-16 January 2022) As of 17 January 2022 In: reliefweb.int, 17. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022
- Brazil – Flood Death Toll Rises in Bahia, Thousands Displaced in Minas Gerais In: floodlist.com, 30. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022
- Vasco Cotovio und Tara John: Deadly flooding in Brazil kills at least 20 and displaces thousands, leaving Covid-19 vaccines submerged In: CNN, 28. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022.
- Brazil – Floods in Bahia Leave 20 Dead, 60,000 Displaced In: floodlist.com, 28. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022
- Brazil – Deadly Floods and Landslides in Bahia After Heavy Rain In: floodlist.com, 9. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022
- Luiz F. Nachtigall: Enorme ciclone na costa do Sul do Brasil vira tempestade subtropical Ubá. In: metsul.com. MetSul Meteorologia, 10. Dezember 2021, abgerufen am 20. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
- Brazil: Floods - Dec 2021 In: reliefweb.int, abgerufen am 16. Januar 2022
- Flora Charner: Deadly flooding hits Brazil, killing at least 18 and displacing thousands In: CNN, 27. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022
- Leticia Moreira: Bahia registra 25 mortes devido às enchentes; 643 mil foram atingidos. In: com.br. iG, 30. Dezember 2021, abgerufen am 3. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
- Brazil's Bolsonaro creates $126 million credit line to flood-ravaged northeast Access to the comments In: euronews, 1. Januar 2022, abgerufen am 3. Januar 2022
- Brazil – Rising Rivers Force 700 Families to Evacuate in Pará In: floodlist.com, 10. Januar 2022, abgerufen am 14. Januar 2022
- Brazil – Damaging Flash Floods in Barretos, Sao Paolo, After 100mm of Rain in 2 Hours In: floodlist.com, 7. Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022
- Brazil – Thousands Displaced After More Floods and Landslides in Minas Gerais In: floodlist.com, 13. Januar 2022, abgerufen am 14. Januar 2022
- Zahl der Toten nach Felsunglück in Brasilien steigt auf zehn In: Traunsteiner Tagblatt, 10. Januar 2022, abgerufen am 14. Januar 2022
- MG: Chuvas deixam 45 mil desalojados e 6,6 mil desabrigados In: catracalivre.com, 16. Januar 2022, abgerufen am 16. Januar 2022
- Regen und kein Ende in Brasilien - Dutzende Tote In: euronews, 13. Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022
- European Commission: Brazil: EU releases €1 million in emergency funds to support people affected by floods, 14. Januar 2022, abgerufen am 16. Januar 2022
- Brazil – Floods and Landslides in Sao Paolo Leave at Least 19 Dead In: floodlist.com, 31. Januar 2022, abgerufen am 5. Februar 2022
- Brazil - Landslides and floods, update (National Civil Defense Brazil, NOAA-CPC, media) (ECHO Daily Flash of 22 February 2022). ReliefWeb, 22. Februar 2022, abgerufen am 23. Februar 2022.
- Brazil – Deadly Floods and Landslides in Petrópolis, Rio De Janeiro In: floodlist.com, 16. Februar 2022, abgerufen am 19. Februar 2022
- Brazil – Floods and Landslides Death Toll Rises to 94 in Petrópolis In: floodlist.com, 17. Februar 2022, abgerufen am 19. Februar 2022
- Brazil - Landslides and floods, update (National Civil Defense Brazil, INMET, Gov.br, media, media) (ECHO Daily Flash of 21 February 2022) In: reliefweb.int, 21. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022
- Richard Davies: Brazil – Evacuations After Floods Hit Espírito Santo In floodlist.com, 18. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022
- Richard Davies: Brazil – Flooding Rivers Displace Thousands in Rondônia In: floodlist.com, 21. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022