Überfallkommando
Ein Überfallkommando ist eine kleinere Polizeieinheit, die bei Raubüberfällen und ähnlichen Straftaten eingreift. Der Grund für die Einrichtung von Überfallkommandos war, dass der Kräfteeinsatz hoch sein und man die Kräfte rasch „in einem Rutsch“ zur Einsatzstelle verlegen können musste.[1] Allgemein wird als Kommando eine „Gruppe von Personen, die meist nach militärischem Vorbild organisiert“ sind „und eine bestimmte Aufgabe erfüllen soll“ bezeichnet.[2] Im engeren Sinne versteht man unter einem Überfallkommando auch einen Mannschaftswagen der Polizei und dessen Besatzung; der im Polizeigebrauch übliche Begriff ist „Gruppenkraftwagen“.
Geschichte
Der Begriff Überfallkommando (Abkürzung: Üfa oder Ükdo) entstand Anfang der 1920er Jahre in der Weimarer Republik und bezeichnete damals wie heute eine kleinere motorisierte Einheit der Schutz- oder Ordnungspolizeien der Bundesstaaten, die hauptsächlich aus Anlass von Raub- oder Banküberfällen, Schlägereien oder anderen schweren Straftaten eingesetzt wurde. Im Freistaat Preußen wurden dafür ab 1925/26 so genannte Schnellpatrouillenwagen verwandt. Die Ükdo-Wagen waren teilweise mit Scheinwerfern und Warnsirenen ausgerüstet, ab 1938 wurden Blaulicht und Martinshorn eingeführt. Aufgrund der zunehmenden politischen Unruhen wurde 1929 auch in der Stadt Oldenburg ein Üko eingerichtet, das von der Ordnungspolizei des Freistaats Oldenburg und der Oldenburgischen Gendarmerie gestellt wurde.
Mit der Einführung eines flächendeckenden Funkstreifendienstes Mitte der 1950er Jahre entfiel in der Regel die Notwendigkeit der Unterhaltung eines Überfallkommandos, die dann nur noch in Großstädten wie z. B. Frankfurt am Main weiter existierten.
Überfallkommando Frankfurt am Main
Das Überfallkommando Frankfurt am Main (Üfa oder Ükdo) besteht bereits seit 1921 in Frankfurt am Main. Schon während der Weimarer Republik erkannte die Stadt Frankfurt, dass das Bahnhofsgebiet sowie die Feiermeile Sachsenhausen (kleines Dörfchen) Kriminelle und Gewalt anzog. Es ist das noch einzig bestehende Überfallkommando in Deutschland und ist eine Organisationseinheit der Polizei Hessen. Beim Ükdo versehen ausschließlich Polizeibeamte ihren Dienst.
Die ursprünglichen Aufgaben des Überfallkommandos umfassten folgende Lagen:
- Raubüberfälle
- Schlägereien
- Einbrüche
- Alarmmelder
- Unterstützung der Reviere bei größeren Kontrollen
hinzugekommen sind noch, seit den Anschlägen in Paris 2015:
- Notintervention bei bewaffneten Tätern wie Terroranschlägen
- Intervention und Zugriff bei Tätern mit Hieb- und Stichwaffen
- Festnahmen und Wohnungsdurchsuchungen bei Tätern, bei denen mit Gewalt gerechnet werden muss (unterhalb der Schwelle zur SE-Lage)
- Notzugriff bei SE-Lagen bis zum Eintreffen und Übernahme des SEK
- Servicedienststelle, wenn eine Wärmebildkamera (WBG) benötigt wird
- Unterstützung bei Demonstrationen
- Zugriffe und Einsätze bei Ansteckungsgefahr mit Krankheiten
dazu wurde das Überfallkommando entsprechend ausgerüstet.
Das Überfallkommando ist die einzige Organisationseinheit in Frankfurt, außerhalb der SEn, die den DEIG (Taser) führen. Außerdem die einzige geschlossene Einheit, die eigene Diensthunde führt. Zudem ist das Überfallkommando mit speziellen Fahrzeugen ausgestattet.
Das Überfallkommando ist bei der Direktion Sonderdienste D500 im Polizeipräsidium Frankfurt eingegliedert.
Vergleichbare Einheiten stellen die WEGA sowie das neu gegründete USE der Hamburger Polizei dar.
Literatur
- Werner Oswald: Die Kraftfahrzeuge der Polizei und des Bundesgrenzschutzes. Polizeifahrzeuge von 1920 bis 1974, Stuttgart (Motorbuch-Verlag) 1974. ISBN 3-87943-332-1
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag in thefreedictionary.com
- Kommandogewalt. In: TheFreeDictionary.com Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. Abgerufen am 29. Dezember 2020.