Über die Schädlichkeit des Tabaks
Über die Schädlichkeit des Tabaks (russisch О вреде табака, O wrede tabaka) ist ein Einakter des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, der am 17. Februar 1886 in der Peterburgskaja Gaseta erschien. Im September 1901 trug Alexander Kuprin den Monolog in Kolomna vor. Anno 1960 – zum 100. Geburtstag Tschechows – kam der Einakter auf die deutsche Bühne.[1][2]
Inhalt
Mit seinem dreißig Jahre alten Frack bekleidet, hält der betagte Iwan Iwanowitsch Njuchin im Auftrage seiner Ehefrau, der Vorsteherin einer Musikschule und eines Töchterpensionats, von der Bühne des Städtischen Klubs herab einen Vortrag Über die Schädlichkeit des Tabaks. Njuchin selbst ist Raucher, doch weil seine Frau das Thema des Vortrages wünscht, so soll es sein. Njuchin kann sich beileibe nicht Naturwissenschaftler nennen, doch soviel scheint klar: Setzt man eine Fliege in eine Tabaksdose, dann verkümmert die an Nervenzerrüttung. Nervös sei Njuchin seiner Erinnerung nach seit dem 13. September 1889[3], dem Geburtstag der vierten Tochter Warwara. Das Augenzwinkern könnte von seiner Tätigkeit als Wirtschaftsleiter in den Unternehmungen seiner Frau herrühren. Kein Wunder – unterrichtet doch der geplagte Mann zusätzlich Mathematik, Physik, Chemie, Geographie, Geschichte, Literatur, Solfeggio, Tanz, Gesang und Zeichnen. Für manches Fach kassiere seine Frau bei den Eltern der Höheren Töchter extra. Während sie um die 45 000 Rubel auf die hohe Kante gelegt hat, besitzt Njuchin nicht eine Kopeke. Manche Tage bekommt dieser Mann kein Mittagessen vorgesetzt. Für seine Arbeit tagaus tagein wird er von der übellaunigen Gattin auch noch Vogelscheuche, Schlange oder Satan geschimpft. Wahrscheinlich rührt aller Unbill von der Zahl 13 her. Die kinderreiche Familie wohnt in der Pjatisobatschigasse 13. Das Haus hat 13 Fenster. Alle seine sieben Kinder – lauter Mädchen – sind an einem 13. geboren. Anna, die älteste, ist 27, die jüngste 17. Bereits dreiunddreißig Jahre wird dieser Mann von seiner Frau gequält. Iwan Njuchin hat entsetzliche Angst vor seiner bösen, streitsüchtigen, bornierten, engherzigen, knickerigen Frau. Schon ihr durchdringender Blick hat es in sich. Sobald ihn seine Frau einmal nicht überwacht, kippt Njuchin gern einen hinter die Binde. Gewöhnlich wird er bereits von einem Glas betrunken. Alle Töchter sind noch ledig. Grund ist der Geiz der Mutter. Wenn diese Frau weiterhin keine Abendgesellschaft gibt, wird das nichts mit dem Heiraten werden. Vor dreißig Jahren wurde Njuchin in oben erwähntem Frack getraut. Nun, am Ende seines Vortrages Über die Schädlichkeit des Tabaks, reißt der alte Mann sich das abgewetzte Stück vom Leibe und trampelt darauf herum.
Aufführungen
- bei YouTube
- Massimo Marante als Iwan Njuchin: 44 min
- 22 min
- Dezember 2009, Michael Vogtmann monologisiert: Stadttheater Fürth, Regie: Werner Müller
- 15 min (russisch)
- Theaterschule Obras: 13 min (russisch)
Verwendete Ausgabe
- Über die Schädlichkeit des Tabaks. Monolog in einem Akt. Aus dem Russischen übersetzt von Gudrun Düwel. S. 145–152 in: Wolf Düwel (Hrsg.): Anton Tschechow: Der Kirschgarten. Dramen. 719 Seiten. Rütten & Loening, Berlin 1964 (1. Aufl.)
Weblinks
- Der Text
- Wikisource: О вреде табака (Чехов) (russisch)
- online in der FEB (russisch)
- online in der Bibliothek Komarow (russisch)
- Tschechow-Bibliographie, Eintrag Stücke Nr. 3 (russisch)
- Verweis auf Ersterscheinung im Labor der Fantastik (russisch)
Einzelnachweise
- Anmerkung unter Über die Schädlichkeit des Tabaks (russisch) in der FEB, S. 467–472
- Verwendete Ausgabe, S. 651–652
- Verwendete Ausgabe, S. 148, 15. Z.v.u.