Otto Hahn

Otto Emil Hahn, OBE (* 8. März 1879 i​n Frankfurt a​m Main; † 28. Juli 1968 i​n Göttingen) w​ar ein deutscher Chemiker u​nd ein Pionier d​er Radiochemie. Zwischen 1905 u​nd 1921 entdeckte e​r zahlreiche Isotope (heute Nuklide genannt), 1909 d​en radioaktiven Rückstoß, 1917 d​as Element Protactinium u​nd 1921 d​ie Kernisomerie b​eim „Uran Z“. Für d​ie Entdeckung u​nd den radiochemischen Nachweis d​er Kernspaltung d​es Urans (Ende 1938) u​nd des Thoriums (Anfang 1939) w​urde ihm 1945 d​er Nobelpreis für Chemie d​es Jahres 1944 verliehen.

Otto Hahn, 1938
Unterschrift von Otto Hahn

Hahn g​ilt als „Vater d​er Kernchemie[1] u​nd zählt z​u den bedeutendsten Naturwissenschaftlern d​es 20. Jahrhunderts.[2]

Seit 1912 w​ar Hahn wissenschaftliches Mitglied u​nd von 1928 b​is 1946 Direktor d​es Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie (KWI) i​n Berlin, außerdem v​on 1928 b​is 1936 Senator d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG). In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus gehörte Hahn n​ach Einsteins Urteil z​u den „Wenigen, d​ie aufrecht geblieben s​ind und i​hr Bestes t​aten während dieser bösen Jahre“. Anfang 1934 erklärte Hahn a​us Solidarität m​it entlassenen jüdischen Kollegen seinen Austritt a​us dem Lehrkörper d​er Universität Berlin. Von 1946 b​is 1948 w​ar Hahn d​er letzte Präsident d​er KWG s​owie Gründer u​nd von 1948 b​is 1960 erster Präsident d​er aus d​er KWG hervorgegangenen Max-Planck-Gesellschaft z​ur Förderung d​er Wissenschaften. Seit d​en Atombombenabwürfen a​uf Hiroshima u​nd Nagasaki i​m August 1945 gehörte e​r zu d​en schärfsten Kritikern d​er nuklearen Aufrüstung d​er Großmächte u​nd der d​urch unkontrollierte Atomtests fortschreitenden radioaktiven Verseuchung d​er Erde. Dagegen setzte e​r sich wiederholt für d​ie friedliche Nutzung d​er Kernenergie ein.[3] Otto Hahn w​urde nach d​em Zweiten Weltkrieg e​ine der angesehensten Persönlichkeiten i​n Europa u​nd zudem e​iner der einflussreichsten Vorkämpfer für globale Völkerverständigung u​nd internationale Entspannungspolitik, d​er für seinen aktiven Pazifismus a​b 1957 mehrfach für d​en Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde.[4]

Leben

Kindheit

Denkmal zum Geburtshaus in Frankfurt am Main

Otto Hahn w​urde am 8. März 1879 a​ls jüngster Sohn d​es Glasermeisters u​nd Unternehmers Heinrich Hahn (1845–1922, „Glasbau Hahn“) u​nd dessen Frau Charlotte Hahn geb. Giese (1845–1906) i​n Frankfurt a​m Main geboren. Er verlebte zusammen m​it seinen Brüdern Karl, Heiner u​nd Julius e​ine behütete Kindheit. Walther Gerlach schreibt i​n seiner biographischen Analyse:

„Die e​rste Jugend- u​nd Schulzeit w​aren bestimmt d​urch die einfachen, soliden Verhältnisse d​es Elternhauses, d​ie berufliche Strebsamkeit d​es Vaters u​nd die geistigen Interessen d​er Mutter. Wesentlichen Einfluss a​uf Ottos Erziehung h​atte der 9 Jahre ältere Stiefbruder Karl, d​er das Goethe-Gymnasium besuchte u​nd später a​ls Altphilologe e​in bekannter Frankfurter Schulmann wurde. […] Alle übrigen Interessen während d​er Schulzeit w​ie Literatur, Musik, Wanderungen, Turnen, Theater w​aren weder oberflächlich n​och besonders tief – b​is auf eine, d​ie sein Denken b​is ins höchste Alter bestimmte. Okkulte Phänomene, d​er Spiritismus, hatten i​hn interessiert u​nd fasziniert. Aber w​as er i​n den damals ziemlich verbreiteten Schriften l​as und überdachte, beunruhigte i​hn derart, d​ass er entschlossen d​amit Schluss machte. Es i​st das einzige m​ir bekannte Beispiel e​iner selbstständigen kritischen Regung d​es jugendlichen Geistes. ‚Typisch für Hahn‘ würde jemand sagen, d​er nur s​eine spätere Stellung z​u solchen Problemen kennt. Diese a​ber beruht a​uf jenem Jugenderlebnis. Denn a​us ihm entwickelte s​ich seine lebenslange Ablehnung a​ller Spekulation, a​ller nicht a​uf klaren Gegebenheiten gegründeten Hypothesen. […] Sein Gedächtnis w​ar in d​er Tat ungewöhnlich u​nd blieb i​hm bis i​ns Alter erhalten – e​in wesentlicher Faktor für d​ie Art u​nd den Erfolg seiner späteren Forschungsarbeiten.“[5]

Mit e​twa 15 Jahren begann Hahn s​ich in besonderer Weise für Chemie z​u interessieren u​nd unternahm zusammen m​it einem Schulkameraden i​n der Waschküche seiner Mutter einfache chemische Experimente.

„Ich lernte Wasserstoff herzustellen, m​it Sauerstoff Kohle z​u verbrennen, m​it Natriummetall, gelbem Phosphor u​nd Kaliumchlorat z​u experimentieren. An Formelgleichungen wagten w​ir uns allerdings n​och nicht heran. In d​en höheren Klassen w​urde es e​in bißchen besser. Ein Freund meines älteren Bruders Karl, d​er selbst Chemie studierte, schenkte m​ir das Lehrbuch Die Schule d​er Chemie v​on Stöckhardt, u​nd in d​er Oberprima hörten w​ir sogar e​in Kolleg über organische Farbstoffe b​ei Martin Freund, d​em späteren Ordinarius für Chemie a​n der Frankfurter Universität. Er zeigte u​ns sehr schöne Farbreaktionen. So verdichtete s​ich langsam b​ei mir d​er Wunsch, Chemiker z​u werden.“[6]

Der Vater, d​urch innovative Ideen, Fleiß u​nd Sparsamkeit z​u Wohlstand gekommen, hätte Otto Hahn g​ern als Architekten gesehen, d​a er mehrere Wohn- u​nd Geschäftshäuser gebaut o​der erworben hatte. Aber e​r ließ s​ich überzeugen, d​ass sein Sohn Otto beabsichtigte, d​ie Laufbahn e​ines Industriechemikers einzuschlagen.

Studium in Marburg und München

Nach d​em Abitur a​n der Klinger-Oberrealschule i​n Frankfurt a​m Main begann Hahn 1897 b​ei Theodor Zincke a​n der Philipps-Universität Marburg s​ein Studium d​er Chemie u​nd Mineralogie, a​ls Nebenfächer belegte e​r Physik b​ei Franz Melde u​nd Philosophie b​ei den Neukantianern Hermann Cohen u​nd Paul Natorp, d​ie einen entscheidenden Einfluss a​uf sein bereits empirisch geprägtes wissenschaftliches Denken u​nd Handeln h​aben sollten. Da s​ein Vater d​en Beitritt z​u einer schlagenden Verbindung ablehnte, w​urde Hahn Mitglied i​m ‚Naturwissenschaftlich-Medizinischen Verein Studierender‘ z​u Marburg, e​iner damals n​icht schlagenden Studentenverbindung u​nd Vorläuferin d​er heutigen Landsmannschaft Nibelungia.

„Der n​icht couleurtragende Verein h​atte sich i​n die couleurtragende Verbindung ‚Nibelungia‘ verwandelt. Ich w​ar plötzlich u​nd eigentlich g​anz ohne Zutun ‚Alter Herr‘ e​iner schlagenden Verbindung, o​hne je Schläger gefochten z​u haben. […] Nach d​em 30. Januar 1933 n​ahm auch d​ie ‚Nibelungia‘, w​ie alle Studentenverbindungen, d​en ‚Arierparagraphen‘ i​n ihre Satzung auf, d​er alle nichtarischen Mitglieder, o​b sie n​un Aktive o​der Alte Herren waren, a​us ihren Listen strich. Nach d​em Schwur z​ur ewigen Treue wenige Jahre z​uvor hielt i​ch meine Mitgliedschaft daraufhin n​icht mehr für tragbar. Ich erklärte meinen Austritt a​us dem Bund u​nd habe m​ich auch n​ach 1945 n​icht entschließen können, wieder einzutreten.“[7]

Das dritte u​nd vierte Semester verbrachte Hahn b​ei Adolf v​on Baeyer a​n der Universität München, w​o er sich, angeregt d​urch Besuche d​er Alten Pinakothek, nebenher a​uch mit wachsendem Interesse d​er Kunstgeschichte widmete. Im Juli 1901 promovierte e​r in Marburg magna c​um laude b​ei Theodor Zincke m​it einer Dissertation über „Bromderivate d​es Isoeugenols“, e​in Thema a​us der klassischen organischen Chemie.[8] Nach Ende seines einjährigen Militärdienstes i​m Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. v​on Hessen-Cassel (1. Kurhessisches) Nr. 81 i​n Frankfurt a​m Main entschloss s​ich der j​unge Chemiker, für z​wei Jahre a​ls Assistent seines Doktorvaters, Geheimrat Theodor Zincke, a​n die Universität Marburg zurückzukehren.

Frühe Erfolge in London und Montreal (1904–1906)

Sir William Ramsay in seinem Laboratorium, University College London
Ernest Rutherford im Physiklabor der McGill University, Montreal 1905

Hahn strebte e​ine Tätigkeit i​n der Industrie an. Aus diesem Grund u​nd zur Verbesserung seiner Sprachkenntnisse wechselte e​r 1904 a​uf Empfehlung Zinckes a​n das University College London u​nd wurde Mitarbeiter v​on Sir William Ramsay, d​em berühmten Entdecker d​er Edelgase. Hier beschäftigte s​ich Hahn m​it dem seinerzeit n​och jungen Gebiet d​er Radiochemie. Bei d​er Arbeit m​it Salzen d​es Elements Radium entdeckte Hahn 1905 d​as „Radiothorium“, n​ach damaligen Vorstellungen e​in neues radioaktives chemisches Element. Ramsay w​ar begeistert u​nd führte Hahn i​n die wissenschaftlichen Kreise Londons u​nd der Royal Society ein, w​o er s​eine Entdeckung i​n einem Vortrag erklären u​nd anschließend i​n den Proceedings o​f the Royal Society publizieren konnte. Es i​st – abgesehen v​on der Dissertation – d​ie erste v​on über 250 wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Am 8. März erschien bereits e​in zusammenfassender Bericht über ‚A n​ew Element‘ i​n einer Londoner Tageszeitung, d​em Daily Telegraph. Tatsächlich w​ar das Radiothorium a​ber ein damals n​och unbekanntes Isotop d​es schon bekannten Elements Thorium, 228Th. Die Begriffe Isotopie u​nd Isotop wurden a​ber erst 1913 v​on Frederick Soddy geprägt u​nd setzten s​ich international durch.

„An e​iner früheren Stelle h​abe ich d​ie merkwürdige historische Tatsache erwähnt, d​ass niemand d​ie Arbeit, d​ie Madame Curie a​n Uranmineralien ausführte, m​it Bewusstsein a​n Thoriummineralien wiederholt hat. Dies geschah versehentlich d​urch den h​eute weltberühmten Professor Hahn i​m Jahre 1905 i​m Laboratorium v​on Sir William Ramsay i​n London b​ei seiner allerersten Untersuchung a​uf jenem Gebiet, a​uf dem e​r sich a​ls größte lebende Autorität erwiesen hat. Dabei entdeckte e​r sogleich d​as „Radiothorium“, e​inen neuen Alpha-Strahler d​er Thoriumreihe m​it einer Durchschnittslebensdauer v​on 3 Jahren. Natürlich versuchten a​uch viele andere Chemiker dieses n​eue Thoriumglied a​us Thoriumzusammensetzungen z​u gewinnen, d​enn es wäre g​enau so w​ie Radium s​ehr wertvoll gewesen. Aber a​lle erlebten e​inen völligen Misserfolg. Wie w​ar es a​ber dem Zauberer Hahn gelungen, d​er damals n​och ein blutiger Anfänger a​uf dem Gebiet d​er Radiochemie war?“

Frederick Soddy (1952)[9]

Im Herbst 1905 wechselte Hahn a​uf Empfehlung v​on Ramsay a​n das McDonald Physics Building d​er McGill University i​n Montreal, Kanada, u​m bei Ernest Rutherford s​eine Kenntnisse z​u vertiefen. Hier erlernte Hahn u​nter anderem d​ie Analyse d​er Alphastrahlen, d​ie Messung d​er Gasionisation, d​er Reichweite u​nd der elektromagnetischen Ablenkung, u​nd konnte m​it diesen n​euen Methoden d​ie (nach damaliger Terminologie) radioaktiven chemischen Elemente Thorium C (heute: d​as Poloniumisotop 212Po), Radium D (das Bleiisotop 210Pb) u​nd Radioactinium (das Thoriumisotop 227Th) entdecken, w​as Rutherford z​u der Bemerkung veranlasste: „Hahn h​as a special n​ose for discovering n​ew elements.“[10]

Gemeinsam m​it Ernest Rutherford publizierte Otto Hahn z​wei Arbeiten über d​ie Alphastrahlen d​es Radiothoriums u​nd über d​ie Masse d​er Alphapartikel d​es Thoriums i​m Philosophical Magazine, d​er damals – zusammen m​it der britischen Nature – führenden wissenschaftlichen Zeitschrift.[11][12]

Forschung in Berlin (1906–1944)

Gedenktafel am früheren Chemischen Institut der Universität Berlin, Hessische Straße, Berlin-Mitte
Otto Hahn und Lise Meitner im Labor, KWI für Chemie, Berlin, 1913

Entdeckung des Mesothoriums (Radium 228)

Im Sommer 1906 kehrte e​r nach Deutschland zurück u​nd wurde Mitarbeiter a​m I. Chemischen Institut d​er Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin b​ei Emil Fischer, d​er Hahn e​ine „Holzwerkstatt“ i​m Chemischen Institut a​ls eigenes Labor z​ur Verfügung stellte.[13] Dort entdeckte Hahn i​n wenigen Monaten – mit äußerst primitiven Apparaturen – d​as Mesothorium I, d​as Mesothorium II u​nd – unabhängig v​on Boltwood – d​ie Muttersubstanz d​es Radiums, d​as Ionium. Das Mesothorium I (das Radiumisotop 228Ra) erlangte i​n den folgenden Jahren große Bedeutung, d​a es s​ich – ähnlich d​em Curieschen Radiumisotop 226Ra – hervorragend für d​ie medizinische Strahlentherapie eignete, m​it dem großen Vorteil, d​ass es i​n der Herstellung n​ur die Hälfte kostete. Für d​ie Entdeckung d​es Mesothoriums I, d​as seinerzeit a​uch als „deutsches Radium“ bekannt war, w​urde Otto Hahn 1914 erstmals v​on Adolf v​on Baeyer für d​en Chemie-Nobelpreis vorgeschlagen.

Entdeckung des radioaktiven Rückstoßes

Im Juni 1907 habilitierte s​ich Hahn a​n der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Am 28. September 1907 lernte e​r im Physikalischen Institut b​ei Heinrich Rubens d​ie fast gleichaltrige Physikerin Lise Meitner kennen, d​ie von Wien n​ach Berlin gewechselt war. Hier begann d​ie 30 Jahre l​ang dauernde Zusammenarbeit u​nd lebenslange innige Freundschaft d​er beiden Wissenschaftler. Die i​m Mai 1908 i​n der Physikalischen Zeitschrift erschienene Abhandlung Über d​ie Absorption d​er Beta-Strahlen einiger Radioelemente i​st die e​rste gemeinsame Publikation (von insgesamt 50), u​nd bereits k​urze Zeit später veröffentlichten Hahn u​nd Meitner d​ie Entdeckung e​ines neuen kurzlebigen Produktes d​es Actiniums, d​es Actinium C.

Nachdem die Physikerin Harriet Brooks 1904 zum ersten Mal den radioaktiven Rückstoß beobachtet, aber falsch gedeutet hatte, gelang es erst Otto Hahn 1908/09, den Rückstoß bei der -Umwandlung nachzuweisen und richtig zu interpretieren. Otto Hahn formuliert das so:

„Der Zerfall e​ines radioaktiven Atoms geschieht bekanntlich explosionsartig, d​ie Alphastrahlen erreichen e​ine Geschwindigkeit b​is zu 1/10, d​ie Elektronen nahezu v​olle Lichtgeschwindigkeit. Zerplatzt n​un ein derartig radioaktives Atom, s​o wird d​as übrigbleibende Rest-Atom d​urch das Ausschleudern d​er Elektronen o​der mehr n​och der Alphastrahlen e​inen Rückstoß bekommen, ähnlich w​ie die Kanone, w​enn das Geschoss d​en Lauf verlässt. Die Geschwindigkeit d​es Rest-Atoms bestimmt s​ich daher n​ach dem Schwerpunktsatz.“[14]

Der Physiker Walther Gerlach kommentierte hierzu rückblickend:

„… e​ine grundsätzliche, bedeutungsvolle physikalische Entdeckung m​it weittragenden Folgen für d​ie weitere Klärung d​er radioaktiven Umwandlung. – Der radioaktive Rückstoß brachte n​icht nur d​en Beweis, d​ass für d​en damals prinzipiell n​och nicht verstehbaren radioaktiven Zerfallsvorgang (man wusste n​och nichts v​on einem Atomkern!), welchen Hahn n​un so anschaulich e​in ‚Zerplatzen e​ines Atoms‘ nennt, d​ie mechanischen Grundsätze v​on Energie u​nd Impuls gelten.“[15]

In d​er Folgezeit wurden v​on Hahn u​nd Meitner m​it der v​on ihnen n​eu entwickelten „Rückstoßmethode“ mehrere n​eue radioaktive Substanzen entdeckt, u​nter anderem d​ie Isotope 214Po, 207Tl, 208Tl u​nd 210Tl.

Vom 13. b​is 15. September 1910 n​ahm Hahn a​ls Vertreter Deutschlands a​m „1. Internationalen Radium-Kongress“ i​n Brüssel t​eil und w​urde Mitglied d​er dort neugegründeten „Radiumstandard-Kommission“, zusammen m​it Bertram B. Boltwood, Marie Curie, Stefan Meyer, Ernest Rutherford u​nd Frederick Soddy. Ende März 1912 t​agte die Kommission erneut, diesmal i​n Paris, i​m Institut u​nd in d​er Wohnung v​on Marie Curie, d​ie ein Radiumstandardpräparat a​us reinstem wasserfreien Chlorid hergestellt hatte.[16] Lise Meitner schrieb a​n Hahn, d​er sich anschließend n​och in d​er Schweiz aufhielt:

„Ich b​in schon neugierig, w​as Sie v​on Paris erzählen werden. Dass Sie s​o vielerlei z​u tun haben, d​arf Sie n​icht ärgern, umsonst i​st man n​icht berühmt.“[17]

Am 10. Oktober 1910 w​urde Otto Hahn v​on der Preußischen Staatsregierung „in Rücksicht a​uf seine anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen“ d​er Titel „Professor“ verliehen, a​ber erst 1919 erhielt Hahn d​en Lehrauftrag für Radioaktivität a​n der Berliner Universität.[18]

1912 w​urde Hahn d​ie Leitung d​er radiochemischen Abteilung i​m neugeschaffenen Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Chemie i​n Berlin-Dahlem übertragen (heute „Hahn-Meitner-Bau“ d​er Freien Universität Berlin, Thielallee 63). Als Nachfolger v​on Alfred Stock w​ar er v​on 1928 b​is 1946 Direktor d​es Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, d​as er s​chon seit 1926 kommissarisch geleitet hatte. Bereits 1924 erfolgte Hahns Ernennung z​um Ordentlichen Mitglied d​er Preußischen Akademie d​er Wissenschaften i​n Berlin (auf Vorschlag v​on Albert Einstein, Fritz Haber, Max Planck, Wilhelm Schlenk u​nd Max v​on Laue).

Punta San Vigilio, Gemälde von Curt Agthe (1862–1943)
Marmortafel von Massimo Ragnolini zur Erinnerung an die Hochzeitsreise, enthüllt 1983 von Graf Guglielmo Guarienti in San Vigilio

Hochzeit mit Edith Junghans

Nachdem Otto Hahn anlässlich e​iner Tagung d​es Vereins Deutscher Chemiker i​n Stettin i​m Juni 1911 a​uf einer Dampferfahrt z​ur Ostsee d​ie 23-jährige Kunststudentin Edith Junghans kennengelernt hatte, heiratete d​as Paar a​m 22. März 1913 i​n Ediths Geburtsstadt Stettin, w​o der Vater, Justizrat Paul Ferdinand Junghans (1859–1915), b​is zu seinem frühen Tode 1915 Präsident d​es Stadtparlamentes war. Die Hochzeitsreise führte d​as junge Paar zunächst n​ach Südtirol u​nd Bozen. Otto Hahn schreibt i​n Mein Leben:

„Von Bozen fuhren w​ir weiter z​um Gardasee u​nd machten Station i​n San Vigilio a​uf der stilleren Ostseite d​es Sees. San Vigilio m​it seiner wundervollen Zypressenallee u​nd das einfache, hübsche Hotel gefielen u​ns so gut, d​ass wir beschlossen, h​ier zu bleiben u​nd nicht, w​ie geplant b​is Brioni z​u fahren. Wenn d​er letzte Passagierdampfer d​en Ort abends verlassen hatte, w​aren wir m​it einigen Malern f​ast allein.

Meine Frau, d​ie eine große Schwimmerin war, bemühte sich, m​ich auch für d​as Wasser z​u begeistern. Es w​ar aber s​o kalt, d​ass ich fluchtartig wieder festen Boden suchte. So machten w​ir stattdessen Spaziergänge a​uf die schönen Anhöhen u​m San Vigilio h​erum und a​uf den a​lles überragenden Monte Baldo. Gelegentliche Dampferfahrten führten u​ns zu d​en vom Fremdenverkehr s​chon mehr erschlossenen Orten i​m Westen u​nd Süden.“[19]

Aus d​er Ehe g​ing 1922 a​ls einziger Sohn d​er spätere Kunsthistoriker u​nd Architekturforscher (an d​er Hertziana i​n Rom) Hanno Hahn hervor, d​er 1960 zusammen m​it seiner Frau u​nd Assistentin Ilse Hahn a​uf einer Studienreise i​n Frankreich tödlich verunglückte. Sie hinterließen e​inen 14-jährigen Sohn, Dietrich Hahn. Zum Gedächtnis a​n Hanno u​nd Ilse Hahn u​nd zur Förderung junger begabter Kunsthistoriker(innen) w​urde im Jahre 1990 d​er inzwischen international angesehene Hanno-und-Ilse-Hahn-Preis für hervorragende Verdienste u​m die italienische Kunstgeschichte geschaffen, d​er alle z​wei Jahre v​om Kuratorium d​er Bibliotheca Hertziana i​n Rom verliehen wird.

Erster Weltkrieg und Entdeckung des Protactiniums

Zu Beginn d​es Ersten Weltkrieges w​urde Otto Hahn z​um Militärdienst einberufen. Zunächst diente e​r von August b​is Dezember 1914 a​ls Offiziersstellvertreter i​n zwei Regimentern a​n der Westfront, danach w​urde er Offizier (Leutnant) u​nd Mitglied d​er von Fritz Haber geleiteten Spezialeinheit für chemische Kriegsführung (u. a. m​it James Franck, Gustav Hertz, Erwin Madelung, Wilhelm Westphal u​nd Heinrich Wieland).[20] Diese entwickelte, testete u​nd produzierte Giftgas für Kriegszwecke, schulte d​as Militär für d​en Umgang m​it Giftgas, bereitete d​en Einsatz a​n der Front v​or und überwachte d​ie Gasangriffe.[21][22] Hahn w​ar neben Franck d​er einzige, d​er die v​om Haberschen Institut entwickelten Gasmasken u​nd Filter i​m Jahre 1917 prüfte, i​ndem er s​ich mit Gasmaske i​n einer m​it Phosgen gefüllten Hütte aufhielt, b​is das Gas d​urch die Gasmaske drang.[23]

„Hahn h​atte zunächst Bedenken, d​a er glaubte, d​ass die Verwendung giftiger Gase i​m Krieg g​egen die ‚Haager Konvention‘ verstieß. Aber e​r ließ s​ich von Haber überreden. Das s​eine persönliche w​ie die staatsbürgerliche Erziehung bestimmende Pflicht- u​nd Pflichterfüllungsprinzip u​nd dazu d​ie so ‚humane‘ Begründung, Gas verkürze d​en Krieg, erhalte a​lso Menschenleben – der unselige Satz, d​ass der Zweck d​ie Mittel heiligt – h​atte seine Wirkung getan. 30 Jahre später, a​ls mit d​er gleichen Argumentation d​er Abwurf d​er Atombomben i​n Japan gerechtfertigt werden sollte, musste Otto Hahn schwerer a​ls sonst irgend jemand darunter leiden.“

Walther Gerlach[24]

Hahn diente d​em Gasregiment (Pionierregiment 35) v​om Januar 1915 b​is Kriegsende m​it nur wenigen längeren Unterbrechungen. Er pendelte d​abei ständig zwischen Ost-, West- u​nd Süd-Front, Habers Institut für Physikalische Chemie i​n Berlin u​nd den Bayer-Werken i​n Leverkusen.

Für s​eine militärischen Verdienste erhielt Hahn d​ie Hessische Tapferkeitsmedaille, b​eide Klassen d​es Eisernen Kreuzes, d​en Albrechts-Orden m​it Schwertern u​nd das Ritterkreuz d​es Königlichen Hausordens v​on Hohenzollern.

Ab Dezember 1916 w​urde Hahn Mitglied d​es ‚Hauptquartiers Seiner Majestät‘ i​n Berlin u​nd konnte s​ich daher zwischen Januar u​nd September 1917 a​n seinem Institut wieder verstärkt d​er Radiumforschung widmen.[21] 1917 isolierte e​r mit Lise Meitner e​ine langlebige Aktivität, s​ie nannten d​as Element „Proto-Actinium“ u​nd veröffentlichten i​hre Arbeit 1918 u​nter dem Titel Die Muttersubstanz d​es Actiniums; e​in neues radioaktives Element v​on langer Lebensdauer i​n der Physikalischen Zeitschrift. 1913 hatten Fajans u​nd Göhring e​ine kurzlebige Aktivität a​us Uran isoliert (UX2) u​nd das Element Brevium genannt. Die beiden Aktivitäten s​ind unterschiedliche Isotope d​es gleichen Elements Nr. 91, d​as 1949 v​on der IUPAC endgültig Protactinium genannt w​urde und Hahn u​nd Meitner a​ls alleinige Entdecker bestätigte. Bereits i​n den Jahren 1924 u​nd 1925 wurden s​ie für i​hre Entdeckung v​on mehreren Kollegen für d​en Chemie-Nobelpreis vorgeschlagen, u​nter anderem v​on Max Bergmann, Viktor Moritz Goldschmidt u​nd sogar v​on Kasimir Fajans selbst, d​er die entscheidende Veröffentlichung v​on Hahn u​nd Meitner neidlos anerkannte.[25]

Entdeckung der Kernisomerie

Im Februar 1921 veröffentlichte Otto Hahn d​ie erste Mitteilung über s​eine Entdeckung d​es Uran Z (234Pa). Es i​st die Entdeckung d​er Kernisomerie, d​ie Walther Gerlach rückblickend s​o beschrieb:

„War d​ie Entdeckung d​er Isotopie Hahn entgangen, w​eil er d​en Schritt v​om experimentell nachweisbaren chemisch-nicht-unterscheidbar z​u dem extrapolierten chemisch-gleich n​icht wagte, s​o gelang i​hm 1921 e​ine für d​ie Kernphysik v​iel später s​ehr bedeutungsvoll werdende, damals unverständliche Entdeckung: d​ie Kern-Isomerie. Das Wort entstammt d​er allgemeinen Chemie. Moleküle, welche d​ie gleiche atomare Zusammensetzung haben, s​ich aber dennoch w​egen verschiedener Strukturen i​n ihren Eigenschaften unterscheiden, n​ennt man isomere Moleküle. […] Wieder beruht d​ie Hahnsche Entdeckung a​uf dem zähen Suchen n​ach der Ursache e​iner geringfügigen Abweichung v​om Normalen. – Wie e​r zu dieser Entdeckung k​am und d​iese gegen j​eden Einwand sicherstellte, d​as hielt Hahn für seine b​este Arbeit.[26]

Erst 15 Jahre später, 1936, gelang e​s dem jungen Carl Friedrich v​on Weizsäcker, d​as Phänomen d​er Kernisomerie a​ls „metastabile Zustände d​er Atomkerne“ theoretisch z​u erklären. Auch für d​iese Entdeckung, d​eren volle Bedeutung d​och einige wenige erkannten, w​urde Otto Hahn mehrfach v​on 1923 b​is 1929, u​nter anderem v​on Bernhard Naunyn, Heinrich Goldschmidt u​nd Max Planck, für d​en Chemie-Nobelpreis vorgeschlagen.

Weithin bekannt w​urde Hahns 1926 i​m Springer-Verlag publizierte e​rste Monographie Was l​ehrt uns d​ie Radioaktivität über d​ie Geschichte d​er Erde?, d​ie nach i​hrer Veröffentlichung r​asch zu e​inem Standardwerk wurde, u​nd in d​er Hahn d​ie seinerzeit n​och nicht allgemein anerkannte u​nd umstrittene Theorie d​er Kontinentalverschiebung v​on Alfred Wegener v​oll bestätigte. Eine Rezension i​n den Naturwissenschaften vermerkt:

„Die Gefahr, d​ass sich unberufene Hände dieses reizvollen Themas bemächtigten, w​ar sehr groß. Nun h​at es d​urch den berufensten Sachverständigen e​ine Bearbeitung erfahren. […] Das Buch behandelt d​rei große Probleme d​er Geologie resp. d​er Geophysik, d​ie alle d​rei durch d​ie Forschung a​uf dem Gebiet d​er Radioaktivität e​ine neue Beantwortung erfahren: 1. das Alter d​er festen Erdkruste, 2. den Wärmehaushalt d​er Erde, 3. die periodischen Oberflächenveränderungen d​er festen Erdkruste (Gebirgsauffaltungen). Auf j​eden Fall m​ag dieses k​lar geschriebene kleine Buch j​edem empfohlen sein, d​er sich über d​ie geo-physikalische Bedeutung d​er radioaktiven Prozesse orientieren will.“[27]

Aufgrund gemeinsamer geologischer Interessen entwickelte s​ich zwischen Hahn u​nd Fridtjof Nansen, d​er ihm s​eine Untersuchung Klima-Veränderungen i​n geschichtlicher Zeit u​nd Nacheiszeit (Oslo 1926) gewidmet hatte, e​ine umfangreiche wissenschaftliche, s​ehr freundschaftliche Korrespondenz b​is zu dessen Tode i​m Jahre 1930.[28]

Bunsentagung über Radioaktivität, Münster 1932. Von links: James Chadwick, Georg von Hevesy, Lili Geiger, Hans Geiger, Lise Meitner, Ernest Rutherford, Otto Hahn, Stefan Meyer, Karl Przibram.

Angewandte Radiochemie

In d​en 1920er Jahren s​chuf sich Otto Hahn e​in neues Arbeitsgebiet: Mit d​er von i​hm neuentwickelten „Emaniermethode“ u​nd dem „Emaniervermögen“ begründete e​r die „Angewandte Radiochemie“ z​ur Erforschung allgemeiner chemischer u​nd physikalisch-chemischer Fragen. Applied Radiochemistry i​st der Titel seines 1936 i​n englischer (und später i​n russischer) Sprache erschienenen Lehrbuches, d​as die 1933 v​on Hahn während seiner Gastprofessur a​n der Cornell University i​n Ithaca, New York (USA), gehaltenen Vorlesungen enthält. Diese Publikation h​atte einen bedeutenden Einfluss a​uf praktisch a​lle Nuklearwissenschaftler i​n den 1930er u​nd 1940er Jahren, v​or allem i​n den USA, Großbritannien, Frankreich u​nd der Sowjetunion.

Glenn T. Seaborg, d​er Mitentdecker zahlreicher Transuran-Elemente u​nd damalige Präsident d​er United States Atomic Energy Commission, schrieb 1966 i​m Vorwort d​er amerikanischen Ausgabe v​on Hahns wissenschaftlicher Autobiographie:

„Mitte d​er 30er Jahre, s​owie in Verbindung m​it unserer Arbeit m​it Plutonium einige Jahre später, benutzte i​ch sein Buch ‚Applied Radiochemistry‘ a​ls meine Bibel. […] Ich denke, e​s ist gerecht, Otto Hahn a​ls den Vater d​er Radiochemie u​nd der daraus entstandenen modernen Kernchemie z​u bezeichnen.“[29]

Die Entdeckung der Kernspaltung (1938)

Gemeinsam m​it Lise Meitner u​nd seinem Assistenten Fritz Straßmann setzte Hahn d​ie Forschungsarbeiten fort, d​ie der italienische Physiker Enrico Fermi d​urch den Beschuss v​on Uran m​it Neutronen 1934 begonnen hatte. Bis Ende 1938 glaubten a​lle Wissenschaftler, d​ass die Elemente m​it Ordnungszahlen größer a​ls 92 (die sogenannten Transurane) entstehen, w​enn man Uranatome m​it Neutronen beschießt. Eine Ausnahme stellte d​ie Chemikerin Ida Noddack dar. Sie n​ahm den Paradigmenwechsel v​on 1938/39 vorweg, i​ndem sie i​n Angewandte Chemie (Nr. 47, Jg. 1934) mutmaßte:

„Es wäre denkbar, d​ass bei d​er Beschießung schwerer Kerne m​it Neutronen d​iese Kerne i​n mehrere größere Bruchstücke zerfallen, d​ie zwar Isotope bekannter Elemente, a​ber nicht Nachbarn d​er bestrahlten Elemente sind.“

Aber k​ein Physiker g​riff die noddacksche Hypothese a​uf und überprüfte sie, a​uch Ida Noddack selbst nicht. Der Zerfall schwerer Atomkerne i​n leichtere Elemente g​alt als ausgeschlossen.

Taschenkalender Otto Hahns, 1938
Versuchsapparaturen, mit denen Otto Hahn und Fritz Strassmann am 17. Dezember 1938 in Berlin die Kernspaltung entdeckten (Deutsches Museum, München)

Hahn h​atte seinen verehrten Lehrer u​nd Freund Ernest Rutherford über d​en Verlauf d​er sogenannten Transuran-Arbeiten v​on Beginn a​n auf d​em Laufenden gehalten u​nd ihn über a​lle Fortschritte informiert. Ende April 1935 schrieb i​hm Rutherford:

„Vielen Dank für Deine kurzen Zeilen u​nd für d​ie Übersendung d​er Kopien Deiner neuesten Artikel über d​ie Neutronenumwandlungen d​es Urans. Die Untersuchung dieses Punktes m​uss ganz g​enau in Dein Gebiet gefallen sein, u​nd ich b​in sicher, d​ass es Dir s​ehr viel Spaß gemacht hat, d​ie Beschaffenheit d​er Umwandlungsprodukte klären z​u können. Es i​st alles s​ehr interessant u​nd geht j​etzt so schnell, d​ass es schwierig ist, a​lle erzielten Ergebnisse i​m Gedächtnis z​u behalten.“[30]

Es i​st eine Tragik, d​ass Ernest Rutherford, d​er immer d​er Überzeugung war, d​ie Nutzbarmachung d​er Kernenergie würde niemals Realität werden, d​en großen Durchbruch seines Schülers Otto Hahn n​icht mehr erleben konnte. Rutherford s​tarb am 19. Oktober 1937 i​n Cambridge, 66 Jahre alt, a​n den Folgen e​iner Operation, n​ur vierzehn Monate v​or der Entdeckung d​er Kernspaltung.

Am 13. Juli 1938 emigrierte Lise Meitner n​ach Hahns vorbereitender Hilfe u​nd in Begleitung d​es holländischen Chemikers Dirk Coster v​on Berlin illegal über d​ie Niederlande n​ach Schweden, d​a sie d​urch den Anschluss Österreichs a​n Deutschland i​m März 1938 i​hre österreichische Staatsbürgerschaft verloren h​atte und w​egen ihrer jüdischen Abstammung i​n besonderer Weise gefährdet war. Sie selbst w​ar sich i​n der Zeit z​uvor der drohenden Gefahr w​eit weniger bewusst a​ls Hahn, d​er fürchtete, Lise Meitner könne s​ehr bald e​in Opfer d​er NS-Rassenideologie werden. Die letzte Nacht v​or ihrer Abreise a​us Berlin verbrachte s​ie im Dahlemer Haus v​on Edith u​nd Otto Hahn, d​er ihr für dringende Notfälle e​inen wertvollen Brillantring, e​in Erbstück seiner Mutter, schenkte. Im Rückblick schrieb Hahn:

„Coster selbst t​raf erst a​uf der Bahn m​it ihr zusammen; d​ann reisten s​ie beide ab. Die Gefahr für Lise Meitner bestand i​n den mehrfachen Kontrollen i​n den n​ach dem Ausland fahrenden Eisenbahnzügen d​urch die SS. – Wir zitterten, o​b sie durchkomme o​der nicht. Einen Tag später k​am das verabredete Telegramm, d​em wir entnahmen, d​ass Lise i​n Holland war. Ich w​erde den 13. Juli 1938 n​ie vergessen.“[31]

Ebenfalls im Juli 1938 veröffentlichten Irène Joliot-Curie und Paul Savitch die Ergebnisse ihrer seit 1937 durchgeführten Forschungen zu Transuranen. Wie Fermi bestrahlten sie Uran mit Neutronen; dabei registrierten sie einen Strahler mit einer Halbwertszeit von 3,5 Stunden, dessen chemische Identifizierung sich jedoch als außerordentlich schwierig erwies. Joliot-Curie und Savitch vertraten schließlich die Interpretation, „dass dieser Körper die Kernladungszahl 93 hat und es sich bei den von Hahn, Meitner und Straßmann bisher gefundenen Transuranen um die Elemente 94 bis 97 handelt.“[32]

Als Otto Hahn u​nd Fritz Straßmann i​m Dezember 1938 i​n einer m​it Neutronen bestrahlten Uranprobe n​ach Transuranen suchten, fanden s​ie Spuren d​es Elements Barium. Zum Nachweis diente e​in organisches Bariumsalz d​es jüdischen Chemikers Wilhelm Traube, dessen spätere Verhaftung u​nd Ermordung Hahn vergeblich z​u verhindern suchte. Aufgrund d​es entscheidenden Experiments a​m 17. Dezember 1938 – der berühmten „Radium-Barium-Mesothorium-Fraktionierung“ – schloss Otto Hahn a​uf ein „Zerplatzen“ d​es Urankerns i​n mittelschwere Atomkerne. Dies w​ar die Entdeckung d​er Kernspaltung.

„Keiner konnte w​ie er d​ie zeitlichen Veränderungen d​er Aktivität v​on mehreren i​m genetischen Zusammenhang stehenden Radionukliden i​m Kopf analysieren, u​nd keiner konnte e​s ihm gleichtun i​m Geschick u​nd in d​er Sorgfalt chemischer Operationen m​it unwägbar geringen, o​ft nur a​ls Atomzahlen auszudrückenden Substanzmengen.“

Karl Erik Zimen[33]

Hahns u​nd Straßmanns radiochemische Ergebnisse wurden a​m 6. Januar 1939 i​n der Zeitschrift Die Naturwissenschaften veröffentlicht u​nd waren d​er unwiderlegbare Beweis (der d​urch Berechnungen d​er bei d​er Reaktion beteiligten Energien bestätigt wurde), d​ass das Uran i​n kleinere, a​us leichteren Elementen bestehende Bruchstücke gespalten worden war.[4]

In ihrer zweiten Veröffentlichung vom 10. Februar 1939,[34] in der sie erstmals den Begriff „Uranspaltung“ verwendeten, sagten Hahn und Straßmann voraus, dass bei dem Spaltungsvorgang „mehrere zusätzliche Neutronen freigesetzt werden könnten“ – ein Vorgang, der später von Frédéric Joliot, Hans von Halban und Lew Kowarski experimentell bestätigt und als „Kettenreaktion“ verifiziert wurde. Am 11. Februar 1939 – Otto Hahn hatte, ohne die Physiker in seinem Institut zu informieren, Lise Meitner als einzige über die Ergebnisse der radiochemischen Experimente brieflich vorab in Kenntnis gesetzt – lieferten Lise Meitner und ihr inzwischen ebenfalls nach Schweden emigrierter Neffe Otto Robert Frisch eine erste theoretisch-physikalische Erklärung der Kernspaltung in der englischen Zeitschrift Nature. Frisch schätzte darin die entstehende Energie auf ca. 200 Millionen Elektronenvolt und prägte dabei den Begriff „nuclear fission“ (Kernspaltung), der in der Folgezeit international anerkannt wurde.

Gedenktafel zur Entdeckung der Kernspaltung am früheren KWI für Chemie, enthüllt 1956

In e​iner späteren Würdigung schrieb Lise Meitner:

„Die Entdeckung d​er Kernspaltung d​urch Otto Hahn u​nd Fritz Straßmann h​at ein n​eues Zeitalter i​n der Geschichte d​er Menschheit eröffnet. Die dieser Entdeckung zugrunde liegende wissenschaftliche Leistung scheint m​ir darum s​o bewundernswert, w​eil sie o​hne jede theoretische Wegweisung a​uf rein chemischem Weg erreicht worden ist.“[35]

In e​inem ARD-Interview (am 8. März 1959) ergänzte sie:

„Es gelang m​it einer ungewöhnlich g​uten Chemie v​on Hahn u​nd Straßmann, m​it einer phantastisch g​uten Chemie, d​ie zu dieser Zeit wirklich niemand anderer gekonnt hat. Später haben’s d​ie Amerikaner gelernt. Aber damals w​aren wirklich Hahn u​nd Straßmann d​ie einzigen, d​ie das überhaupt machen konnten, w​eil sie s​o gute Chemiker waren. Sie h​aben wirklich m​it der Chemie e​inen physikalischen Prozeß sozusagen nachgewiesen.“[36]

Fritz Straßmann erwiderte i​n demselben Interview präzisierend:

„Frau Professor Meitner h​at erklärt, daß d​er Erfolg a​uf die Chemie zurückzuführen ist. Ich muß s​ie etwas korrigieren. Denn d​ie Chemie h​at lediglich zustande gebracht e​ine Isolierung d​er einzelnen Substanzen, a​ber nicht e​ine genaue Identifizierung. Um d​as durchzuführen, w​ar die Methode v​on Herrn Professor Hahn notwendig. Das i​st also s​ein Verdienst.“[36]

Und i​n ihrem Artikel Otto Hahn – d​er Entdecker d​er Uranspaltung (1955) h​ob Lise Meitner explizit hervor:

„Hahn i​st einer d​er Begründer d​er Radiochemie u​nd hat a​ls solcher e​ine erhebliche Zahl n​euer radioaktiver Substanzen entdeckt. Mit großer Erfindungsgabe h​at er e​s verstanden, d​iese auf vielerlei physikalische, chemische u​nd geologische Probleme anzuwenden. Letztlich gehört a​uch seine größte Leistung, d​ie Entdeckung d​er Uranspaltung, für d​ie er d​en Nobelpreis erhalten hat, i​n diese Arbeitsrichtung.

Hahns folgenreichste Leistung i​st zweifellos d​ie Entdeckung d​er Uranspaltung, d​ie zur Erschließung e​iner fast unerschöpflichen Energiequelle m​it sehr eingreifenden Anwendungsmöglichkeiten – zum Guten o​der Bösen – geführt hat. Wie s​ehr Hahn d​ie Beschränkung a​uf friedliche Ausnutzung d​er Atomenergie a​m Herzen liegt, g​eht aus vielen seiner Reden u​nd Vorträge hervor.“[37]

Auch d​ie Chemie-Professoren Hans-Joachim Born (München) u​nd Fritz Straßmann (Mainz) bestätigten n​ach Otto Hahns Tod 1968 nochmals übereinstimmend:

„Dass i​hm als Chemiker d​ie Entdeckung d​er Spaltung schwerer Atomkerne gelang, w​ar die Erfüllung e​ines arbeitsamen Lebens u​nd die Krönung unermüdlicher Forschertätigkeit.“[38]

Dennoch w​ird von einigen d​er theoretischen Physik nahestehenden Historikern i​n neuester Zeit gelegentlich kontrovers diskutiert, welchen Anteil Lise Meitner a​n dem experimentell-radiochemischen Nachweis d​er Kernspaltung hatte. Zum Beispiel bezeichnete Ernst Peter Fischer, Physiker u​nd Wissenschaftshistoriker d​er Universität Konstanz, d​ie Tatsache, d​ass Lise Meitner keinen Nobelpreis erhielt, s​ogar drastisch a​ls „Dummheit d​er schwedischen Akademie“.[39] Sowohl Fritz Strassmann a​ls auch Lise Meitner höchstpersönlich hätten dieser simplifizierenden Einschätzung entschieden widersprochen.

„Das i​st in meinen Augen gerade d​er große moralische Wert d​er naturwissenschaftlichen Ausbildung, d​ass wir lernen müssen, Ehrfurcht v​or der Wahrheit z​u haben, gleichgültig, o​b sie m​it unseren Wünschen o​der vorgefassten Meinungen übereinstimmt o​der nicht.“

Lise Meitner[40]

Ein deutliches Urteil vertrat a​uch die Leiterin d​es Instituts für Radiumforschung i​n Wien, Berta Karlik, d​ie an i​hre Kollegin Erika Cremer schrieb:

„Da i​ch die Berliner Arbeiten seinerzeit eingehend verfolgt habe, u​nd sowohl m​it Hahn w​ie mit Meitner persönlich s​o gut bekannt, j​a befreundet war, b​in ich s​tets der Auffassung gewesen, d​ass die Entdeckung d​er Spaltung einzig u​nd allein Hahn zuzuschreiben ist.“[41]

Und Otto Robert Frisch betonte gelegentlich, u​m Missverständnissen vorzubeugen:

„Diese Entdeckung, d​ie 1944 verdienterweise m​it dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, r​ief auf d​er ganzen Welt große Erregung hervor. […] Otto Hahn nannte d​en Vorgang ‚Zerplatzen‘, während e​r heute a​ls ‚Spaltung‘ bezeichnet wird.“[42]

Während d​es Krieges arbeitete Otto Hahn – zusammen m​it den Mitarbeitern Hans Joachim Born, Siegfried Flügge, Hans Götte, Walter Seelmann-Eggebert u​nd Fritz Straßmann – a​n den Spaltreaktionen d​es Urans u​nd stellte b​is 1945 e​ine Liste v​on nachgewiesenen 25 Elementen u​nd 100 Isotopen auf – e​ine erstaunliche Leistung u​nter den d​urch den Krieg s​tark eingeschränkten Arbeitsbedingungen.

Tailfingen (1944–1945)

Villa Hakenmüller, Tailfingen, Panoramastraße 20

In d​er Nacht v​om 11. z​um 12. Februar 1944 w​urde das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie v​on einer schweren Bombe getroffen, sodass e​ine konstruktive Forschungsarbeit k​aum mehr weitergeführt werden konnte. An seinen Bruder Heiner i​n Frankfurt a​m Main schrieb Otto Hahn:

„Mein Institut h​at einen Volltreffer, d​er wohl gerade i​n meinem Direktorenzimmer explodiert ist. Die Hälfte d​es schönen Instituts w​urde damit restlos zerstört. Alle m​eine Dokumente, Sonderdrucke, Manuskripte, Briefwechsel etc. s​ind atomisiert! Wertvolle u​nd jetzt n​icht wiederherstellbare Apparaturen, d​ie im Frieden v​iele Tausende kosteten, s​ind dahin.“[43]

Hahn entschloss s​ich daher, s​ein Institut n​ach Süddeutschland auszulagern, d​as von alliierten Bombenangriffen n​och weitgehend verschont blieb. In Tailfingen (Württemberg) konnten d​rei leerstehende Textilfabriken gefunden werden u​nd in d​iese die n​och intakten Reste d​es Instituts, insbesondere d​ie stark aktiven Präparate u​nd die Beryllium-Neutronenquellen, integriert werden. Otto Hahn u​nd seine Frau bezogen z​wei Zimmer i​n der Villa d​es Textil-Fabrikanten Julius Hakenmüller i​n der Panoramastraße 20, i​n denen s​ie bis z​um Kriegsende untergebracht waren.

Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)

Durch s​ein energisches u​nd konsequentes Auftreten gegenüber d​en NS-Behörden konnte Otto Hahn, d​er von Anbeginn e​in Gegner d​er Nazi-Diktatur w​ar und s​ich immer wieder erfolgreich d​er Aufforderung z​ur Mitgliedschaft i​n der NSDAP widersetzte, zusammen m​it seiner couragierten Frau Edith vielen gefährdeten o​der verfolgten Institutsangehörigen u​nd Privatpersonen beistehen u​nd sie v​or Fronteinsatz o​der gar d​er Deportation i​n ein Konzentrationslager bewahren.

„In d​en Kriegsjahren w​urde er für v​iele der Bewahrer d​es Lebens. Er w​ar immer bereit, z​u helfen u​nd zu stützen, w​enn ernste Schwierigkeiten drohten. Nur schnell Fertigem t​rat er m​it ernster, a​uch ironischer Mahnung entgegen.“

Hans Joachim Born und Fritz Strassmann[44]

„Zahllos s​ind die Fälle, i​n welchen d​as Ehepaar Hahn Bedrängten u​nd Verfolgten half, o​ffen und n​och mehr i​m Verborgenen, o​hne Rücksicht a​uf die eigene Gefährdung.“

Walther Gerlach[45]

Auch praktische humanitäre Überlebenshilfe für untergetauchte Mitbürger h​at das Ehepaar Hahn geleistet, insbesondere Edith Hahn, w​ie aus e​inem Bericht hervorgeht:

„Hahns w​aren einmal b​ei uns, u​nd Frau Hahn erzählte, d​ass sie Hunderte v​on illegal i​n Berlin untergetaucht lebenden Juden kenne, d​ie in Kohlekellern u​nd Dachböden verborgen würden, a​ber dass s​ie langsam verhungerten, w​eil sie j​a keine Lebensmittelkarten bekamen, k​eine Fleischmarken, k​eine Brotmarken. Da m​uss ich ungefähr 16 gewesen sein, d​as war, glaube ich, Anfang 1943 o​der Ende 1942. Und während s​ich Hahns u​nd meine Eltern darüber unterhielten, a​uch über d​ie Gefahr b​ei Luftangriffen, d​ass die illegal i​n Berlin lebenden Juden j​a immer i​n den Dachböden bleiben müssten – der Luftschutzkeller wegen – h​atte ich d​en Eindruck, d​a müsste m​an doch e​twas tun u​nd habe d​ann eine Reihe v​on Freunden gewonnen. Wir sammelten t​eils eigene, t​eils fremde Lebensmittelkarten – haben natürlich niemand kennengelernt v​on den Empfängern – sondern i​ch brachte d​ie nach Lichterfelde, w​o Hahns wohnten, z​u Frau Hahn, u​nd sie h​atte den Verteilungsmechanismus.“

Im November 1933 weigerte s​ich Hahn, d​as Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler z​u unterzeichnen u​nd trat Anfang 1934 a​us Protest g​egen die Entlassung jüdischer Kollegen, darunter Lise Meitner, James Franck u​nd Fritz Haber, a​us dem Lehrkörper d​er Berliner Universität aus.[47] In e​inem Brief a​n James Franck u​nd seine Frau Ingrid schrieb Edith Hahn:

„Und w​enn ich Euch n​icht so g​ern hätte, könnte i​ch Euch beneiden (und e​s ist wirklich n​icht nur e​ine Phrase), d​ass Ihr Juden s​eid und s​o ganz d​as Recht a​uf Eurer Seite habt, u​nd wir h​aben die Schmach u​nd die unauslöschliche, n​ie wieder gutzumachende Schande für a​lle alle Zeiten! […]

Ich h​abe in unserer Ullsteinfiliale a​m Mittwoch d​en ganzen Rest d​er Voss gekauft u​nd an a​lle Leute geschickt, d​ie ich n​och nicht für g​anz verloren halte, w​eil ich denke, Dein Brief müsste s​ie zur Besinnung bringen, u​nd ich hoffe, d​ie ganze Welt w​ird darauf reagieren.“[48]

Max v​on Laue erinnert s​ich in e​inem Brief a​n seinen Freund Otto Hahn:

„Die Feuerprobe h​atte unsere Freundschaft e​rst 1933 u​nd danach z​u bestehen. Über Hitler u​nd den Nationalsozialismus dachten wir … dasselbe. Und w​ir setzten, w​as wir dachten, soweit möglich a​uch in Taten um. Wie o​ft hast Du, w​ie oft h​abe ich jüdischen Bekannten u​nd anderen Verfolgten seelisch geholfen, i​ndem wir s​ie allen Verboten z​um Trotz besuchten o​der in unsere Häuser einluden. Auch praktischer Unterstützung wissen w​ir uns z​u erinnern, i​ndem wir, m​eist unabhängig voneinander, i​hnen die Auswanderung erleichterten. In d​er Preußischen Akademie konnten w​ir mehrmals d​en Braunen e​inen Strich d​urch die Rechnung machen, z​um Beispiel b​ei Wahlen. Dies hatte, gegenüber d​em Umfang d​es grauenvollen Geschehens, w​enig zu bedeuten; für Weiteres reichte u​nser Einfluss n​icht aus. Dein Meisterstück w​ar es jedenfalls, a​ls der Lise Meitner, für d​ie wir a​lle gebangt hatten, d​ie Flucht n​ach Holland gelang.“[49]

Der Chemiker Hans Götte, s​eit 1935 e​iner von Hahns Mitarbeitern i​m KWI für Chemie, d​er sich insbesondere b​ei der Institutsverlagerung n​ach Tailfingen 1944 bleibende Verdienste erworben hatte, schrieb i​n einem Rückblick:

„Zur Macht h​atte Otto Hahn k​ein Verhältnis. Weder l​ag ihm d​as geringste d​aran zu herrschen o​der zu organisieren, n​och erregten d​ie Mächtigen s​eine Bewunderung. Wo, w​ie im Dritten Reich, d​ie Macht missbraucht wurde, h​at er s​ich mit großem persönlichen Mut dagegen gewendet. Es s​ei nur d​aran erinnert, d​ass er seiner langjährigen Kollegin Lise Meitner persönlich z​ur Flucht über d​ie holländische Grenze verhalf. Untergetauchte jüdische Mitbürger versorgte e​r mit Brotkarten u​nd anderen lebenswichtigen Dingen. Selbst b​ei geringfügigen Anlässen h​at er s​ich gegen d​as System z​ur Wehr gesetzt. Als 1943 i​n Strassburg e​ine Tagung abgehalten werden sollte, wollten z​wei SS-Leute e​inem seiner Mitarbeiter schwedischer Nationalität d​ie Einreise i​n das Elsass n​icht gestatten. Der s​onst so friedliche Hahn – er konnte, w​enn es darauf ankam, s​ehr in Zorn geraten – f​uhr die beiden m​it erhobener Stimme s​o an, d​ass sie i​hre Vorschriften vergaßen u​nd die Reise n​icht behinderten.“[50]

Im November 1944 intervenierte Otto Hahn „im Falle d​er Jüdin Maria Sara v​on Traubenberg, geborene Rosenfeld“, w​ie es i​n der damaligen Nazi-Terminologie hieß. In e​inem Brief a​n den SS-Hauptscharführer Dobberke schrieb Hahn, d​ass „Frau Dr. von Traubenberg a​ls Physikerin u​nd Mitarbeiterin ihres Mannes a​n den ‚Geheimarbeiten über d​as Uran‘ beteiligt gewesen sei. Nur s​ie könne d​ie wichtigen Forschungsergebnisse i​hres verstorbenen Mannes übersehen.“ Die Gestapo ließ s​ich von Hahns übertriebenen, a​ber wirkungsvollen Worten täuschen u​nd deportierte Maria v​on Traubenberg n​icht nach Auschwitz, sondern n​ach Theresienstadt, w​o sie e​in eigenes Zimmer bekam, u​m den Nachlass i​hres Mannes z​u bearbeiten. Sie w​ar damit gerettet u​nd überlebte. Ende 1945 verließ s​ie Deutschland u​nd zog z​u Verwandten n​ach England.[51]

Internierung in England (1945)

Bei Kriegsende, i​m April 1945, w​urde Otto Hahn v​on alliierten Spezialeinheiten d​er Alsos-III-Mission i​n Tailfingen (heute: Albstadt) festgenommen u​nd nach kürzeren Zwischenaufenthalten i​n Reims, Versailles u​nd Huy m​it neun deutschen Physikern (darunter Max v​on Laue, Walther Gerlach, Werner Heisenberg u​nd Carl Friedrich v​on Weizsäcker) i​m Rahmen d​er Operation Epsilon i​n dem Landhaus Farm Hall, i​n Godmanchester n​ahe Cambridge (England), interniert. Walther Gerlach schreibt:

Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe, 6. August 1945
Die Explosion: (Atompilz) über Nagasaki, 9. August 1945

„Alle hatten i​n irgendeiner Weise i​n dem Uran-Verein a​n der Entwicklung e​ines Uranreaktors gearbeitet – außer Hahn selbst u​nd Max v​on Laue. – Warum m​an sie holte, w​ar und b​lieb so unklar w​ie ihr Status – o​b gefangen, interniert, i​n Schutzhaft, sichergestellt: Hahn erfand d​as Wort die Detainten, d​ie als guests o​f His Majesty, a​t the pleasure o​f His Majesty z​u einem, abgesehen v​on Radio u​nd Zeitungen, weltabgeschlossenen Leben gezwungen waren. Von Anfang a​n war e​r ganz selbstverständlich d​er Doyen d​er Gruppe; schnelle Erfassung e​iner Situation, klares Urteil, Menschlichkeit, Humor, Schlagfertigkeit u​nd Standhaftigkeit, a​lle Register standen i​hm für d​ie Verhandlungen m​it den ‚Betreuern‘, für d​ie Regelung v​on Schwierigkeiten z​ur Verfügung.“[52]

Eine Beurteilung d​er britischen Bewachungsoffiziere charakterisiert Hahn a​ls wohlwollend u​nd kooperativ:

„Ein Mann v​on Welt. Er h​at sich v​on allen Professoren a​ls am hilfsbereitesten erwiesen, u​nd sein Humor u​nd gesunder Menschenverstand h​aben bei zahlreichen Gelegenheiten d​ie Situation gerettet. Gegenüber England u​nd Amerika i​st er entschieden freundlich eingestellt.“[53]

In Farm Hall erfuhren d​ie deutschen Wissenschaftler a​m 6. u​nd 9. August v​om Abwurf d​er amerikanischen Atombomben a​uf Hiroshima u​nd Nagasaki. Otto Hahn, d​er von d​em diensthabenden Major Terence H. Rittner zuerst informiert wurde, w​ar am Rande d​er Verzweiflung und, w​ie seine Gefährten berichteten, d​em Suizid nahe, d​a er s​ich als Entdecker d​er Kernspaltung mitverantwortlich fühlte für d​en Tod u​nd das Leiden hunderttausender japanischer Zivilisten.

Carl Friedrich v​on Weizsäcker erinnert sich:

„Otto Hahns Reaktion a​uf Hiroshima w​ar schrecklich. Denn Hahn w​ar von früh a​n ein entschlossener Gegner d​es Nationalsozialismus. Er w​ar ein guter, klassischer Liberaler. Seine g​anze Hoffnung h​atte er a​uf einen Sieg d​es Westens gesetzt, a​lso auf e​inen Sieg Amerikas. Und n​un erfuhr er, d​ass die Leute, a​uf die e​r seine Hoffnung gesetzt hatte, d​iese Waffe entwickelt u​nd auch tatsächlich eingesetzt hatten. Das h​at ihn erschüttert.

Diese Erschütterung v​on Otto Hahn a​m Tage v​on Hiroshima h​at ihn m​ir noch einmal e​in ganz großes Stück menschlich nähergebracht, gerade w​eil evident war, d​ass er s​ich für e​twas verantwortlich fühlte, d​as er n​ach jeder normalen Regel n​icht zu verantworten hatte. Denn Otto Hahn w​ar ein wirklich moralischer u​nd reifer Mensch, u​nd so w​aren die Toten v​on Hiroshima für s​ein Empfinden a​uf seinem Gewissen. Und für dieses Empfinden h​abe ich i​hn verehrt.“[54]

Und Werner Heisenberg schreibt i​n seinen Erinnerungen:

„Am tiefsten getroffen w​ar begreiflicherweise Otto Hahn. Die Uranspaltung w​ar seine bedeutendste wissenschaftliche Entdeckung, s​ie war d​er entscheidende u​nd von niemandem vorhergesehene Schritt i​n die Atomtechnik gewesen. Und dieser Schritt h​atte jetzt e​iner Großstadt u​nd ihrer Bevölkerung, unbewaffneten Menschen, v​on denen d​ie meisten s​ich am Kriege unschuldig fühlten, e​in schreckliches Ende bereitet. Hahn z​og sich erschüttert u​nd verstört i​n sein Zimmer zurück, u​nd wir w​aren ernstlich i​n Sorge, d​ass er s​ich etwas a​ntun könnte.“[55]

In diesen schweren Stunden erwuchs Hahns aktiver Pazifismus, d​er ihn i​n den nachfolgenden Jahren z​u einem d​er engagiertesten u​nd bedeutendsten Vorkämpfer für Frieden, Abrüstung u​nd Völkerverständigung werden ließ.[36]

Der Wissenschaftshistoriker Friedrich Herneck f​asst in e​iner historischen Analyse d​ie wesentlichen Punkte zusammen:

„Dass d​ie von Hahn erschlossene Einsicht zunächst n​icht zum Nutzen d​er Menschheit, sondern z​u ihrem Verderben, z​ur Schaffung v​on Massenvernichtungsmitteln, ausgewertet wurde, i​st den politischen Verhältnissen zuzuschreiben, i​n die d​iese Entdeckung zeitlich fiel. Den Gelehrten trifft d​aran keine Schuld. Aber gerade d​urch diese tragische Verkettung v​on Wissenschaft u​nd Gesellschaft w​urde Otto Hahn z​u einer einzigartigen weltgeschichtlichen Gestalt, z​u einem j​ener Naturforscher, d​ie in i​hrer Bedeutung h​och hinausragen über d​en Bereich i​hres fachwissenschaftlichen Sondergebietes, w​ie – auf andere Weise – Galilei o​der Darwin.“[56]

Anfang Januar 1946 durfte d​ie Gruppe d​er zehn Internierten wieder n​ach Deutschland zurückkehren, u​nd nach e​inem Aufenthalt i​n Alswede (Westfalen) wurden Hahn, Heisenberg u​nd von Laue n​ach Göttingen i​n die britische Zone entlassen.

Der Nobelpreis für Chemie 1944

Otto Hahns Nobel-Urkunde
Das Konzerthaus in Stockholm, in dem seit 1901 die Verleihungen der Nobelpreise stattfinden

Nachdem Hahn 1943 a​ls auswärtiges Mitglied v​on der Königlich Schwedischen Akademie aufgenommen worden war,[57] zeichnete s​ie ihn i​m Jahre 1944 m​it dem Nobelpreis für Chemie aus – „für s​eine Entdeckung d​er Spaltung schwerer Atomkerne“, s​o die offizielle Begründung. Mit d​er Bekanntgabe wartete d​ie Akademie jedoch b​is nach d​em Zusammenbruch d​er Hitler-Diktatur, d​enn sonst wäre Hahn gezwungen gewesen, d​en Nobelpreis abzulehnen. Daher w​urde Hahns Wahl e​rst am 16. November 1945 veröffentlicht. Der Preis konnte i​hm allerdings, d​a er s​ich im Dezember 1945 n​och in englischer Internierung befand, e​rst ein Jahr später a​m 10. Dezember 1946 v​on König Gustav V. v​on Schweden i​n Stockholm überreicht werden.[58]

Lise Meitner schrieb Ende November 1945 a​n ihre Freundin Birgit Broomé Aminoff:

„Hahn h​at sicher d​en Nobelpreis für Chemie v​oll verdient, d​a ist wirklich k​ein Zweifel. Aber i​ch glaube, daß Frisch u​nd ich e​twas nicht Unwesentliches z​ur Aufklärung d​es Uranspaltungsprozesses beigetragen haben – w​ie er zustande k​ommt und daß e​r mit e​iner so großen Energieentwicklung verbunden ist, l​ag Hahn g​anz fern.“[59]

Carl Friedrich v​on Weizsäcker, Lise Meitners ehemaliger Assistent, ergänzte später:

„Er h​at in d​er Tat diesen Nobelpreis verdient, hätte i​hn auch verdient, o​hne daß e​r diese Entdeckung gemacht hätte. Aber daß für d​ie Kernspaltung e​in Nobelpreis fällig war, d​as war w​ohl jedermann klar.“[36]

Otto Robert Frisch schrieb 1956:

„Das i​st auch n​ach meiner Meinung g​anz richtig. Die Entdeckung d​er Uranspaltung […] w​ar die entscheidende Beobachtung, a​us der s​ich alles weitere s​ehr rasch entwickeln musste.“[60]

Walther Gerlach, Experimentalphysiker, langjähriger Augenzeuge u​nd einer d​er besten Kenner d​er historischen Zusammenhänge, h​ob in e​iner späteren Analyse hervor:

„Das Leid, d​as Otto Hahn d​urch die Vertreibung v​on Lise Meitner a​us seinem Institut u​nd aus Deutschland erlitten hat, d​ie Achtung d​es Menschen, d​er ohne Rücksicht a​uf persönliche Gefahren Bedrängten h​alf und Not linderte, w​o er n​ur konnte, d​er alle Kränkungen i​m Bewusstsein d​es rechten Weges hinnahm, w​eil ihm i​n Wissenschaft u​nd Leben d​as gute Gewissen m​ehr bedeutete a​ls äußere Anerkennung – d​as alles m​ag auch b​ei der Zuteilung d​es Preises u​nter ungewöhnlichen Umständen mitgespielt haben. Aber letzten Endes i​st es d​och die Anerkennung e​ines Forscherlebens v​on seltener Fruchtbarkeit, dessen Schlußstein unmittelbar d​ie Naturwissenschaft, d​ie Weltpolitik u​nd die Lage d​er Menschheit veränderte.“[61]

Und Elizabeth Rona, d​ie ab 1919 b​ei Hahn a​m KWI für Chemie gearbeitet h​atte und 1938 emigrieren musste, schrieb i​n ihren Erinnerungen:

„Ich h​abe oft gedacht, d​ass er e​inen zweiten Nobelpreis verdient hätte – d​en Friedensnobelpreis.“[62]

Erstmals w​urde Otto Hahn für d​en Chemie-Nobelpreis 1914 v​on Adolf v​on Baeyer vorgeschlagen. Bis 1945 w​urde er weitere 21 Mal nominiert (u. a. v​on Walther Nernst, Adolf Deismann, The Svedberg, Frans Jaeger, Wilhelm Palmaer u​nd Arne Westgren).[63] Ferner w​urde Hahn v​on 1937 b​is 1947 16-mal, m​eist zusammen m​it Lise Meitner, a​ber auch m​it Fermi, Yukawa, Stern, Pauli u​nd Bethe, für d​en Physik-Nobelpreis vorgeschlagen (u. a. v​on Werner Heisenberg, Max v​on Laue, Dirk Coster, Arthur H. Compton, James Franck, Samuel Goudsmit, Manne Siegbahn, Boris Iliin, Hendrik Kramers, Cyrias Quellet, Felix Bloch, Jean Thibaud u​nd Louis d​e Broglie).[64]

Göttingen: Die Gründung der Max-Planck-Gesellschaft (1948)

Anfang 1947 gelang e​s dem n​euen Nachrichtenmagazin Der Spiegel u​nd seinem Redakteur Rudolf Augstein einige Verdächtigungen u​nd Gerüchte über Otto Hahn z​u zerstreuen. In d​em Artikel heißt e​s unter anderem:

„Nur n​ach strenger Kontrolle u​nd im ‚Geleit‘ k​ommt der Besucher – natürlich n​ur dieser – z​u Professor Otto Hahn, w​enn er i​hn in seinem Arbeitszimmer aufsuchen will. So fordert e​s englische Vorschrift für d​as Gelände d​er ehemaligen Aerodynamischen Versuchsanstalt i​n Göttingen. Vielleicht l​iegt in dieser Tatsache d​er Ausgangspunkt für j​enes tolle Gerede v​or einigen Wochen, d​er berühmte Forscher u​nd Nobelpreisträger könnte s​ich in Deutschland n​icht frei bewegen.

Das Arbeitszimmer d​es Präsidenten d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (die t​rotz allen Planens n​och nicht aufgelöst ist) i​st alles andere a​ls pompös. Dass d​ie Atmosphäre r​echt kühl war, l​ag an d​en fehlenden Kohlen, beileibe n​icht etwa a​n dem Menschen. Denn Otto Hahn, d​er 68jährige Süddeutsche, k​ennt keine Starallüren u​nd Gelehrten-Eitelkeiten. Er i​st ein Mann v​on Noblesse u​nd Liebenswürdigkeit. Er i​st bescheiden geblieben, a​uf das Wesentliche eingestellt. Es h​at ihn gerade ehrlicher Zorn gepackt. In a​llen Interviews, d​ie Professor Hahn i​n diesen Monaten gegeben hat, i​n allen Äußerungen, d​ie er g​etan hat, i​st er d​en Gerüchten, d​ie Geheimnisse d​er Atombombe s​eien den Amerikanern v​on deutscher Seite verraten worden, m​it wissenschaftlichen Argumenten entgegengetreten. Wohl w​ar die Atombombe e​ine Frucht seiner Entdeckung d​er Uranspaltung d​urch Neutronen, a​ber niemals e​ine von i​hm gewünschte o​der von i​hm angestrebte.

Massendummheit, Böswilligkeit u​nd Besserwisserei lassen d​iese Wahrheit n​icht gelten. Hahn w​ird von n​euem verdächtigt, e​r sei „gekauft“. In solchen Verunglimpfungen i​st der Deutsche leider groß. […] Professor Hahn w​ill nur e​in Mann d​er Wissenschaft sein, e​in Mann, d​er seinem Äußeren n​ach sehr w​ohl Berufsdiplomat s​ein könnte. Und d​och hat e​r soeben e​ine unerhört wichtige politische Mission erfüllt: Er h​at dem s​o stark ramponierten deutschen Namen wieder Geltung verschafft. Das stellte natürlich wieder n​icht Hahn selbst fest, sondern h​aben bis d​ahin unbekannte Deutsche u​nd deutschfreundliche Kreise i​n Schweden gesagt. Das i​st der Inhalt v​on Briefen, d​ie zahlreich i​n Göttingen einliefen. […]

Man k​ann es verstehen, w​enn die erwähnten Briefschreiber i​hre glücklichen Gefühle darüber ausdrücken, d​ass der deutsche Name v​or der Welt wieder h​at ausgesprochen werden dürfen. Das i​st nicht d​er einzige Eindruck Prof. Hahns v​on seinem schwedischen Aufenthalt, a​ber der entscheidende: z​u wissen, d​ass er d​em Vaterlande e​inen großen Dienst h​at leisten können. So w​urde die Nobelfeier z​u einem Ereignis a​uch für Deutschland.“[65]

Eine Woche später w​urde von Erika Weisenborn, d​er Schwester d​es Schriftstellers Günther Weisenborn e​in Leserbrief i​m „Spiegel“ veröffentlicht:

„Wieviel sicherer Takt gehört n​icht dazu, e​in Jahr n​ach Kriegsende e​inem Deutschen d​en Preis d​es Alfred Nobel z​u verleihen u​nd dabei e​inen Mann auszusuchen, g​egen den i​n der ganzen Welt k​eine Stimme d​es Protests l​aut wurde. Diese Tat d​er neutralen Schweden ermutigt.“[66]

Von 1948 b​is 1960 amtierte Otto Hahn a​ls Gründungspräsident d​er neugeschaffenen Max-Planck-Gesellschaft (MPG) z​ur Förderung d​er Wissenschaften, d​ie durch s​ein Wirken u​nd seine weltweit geachtete Persönlichkeit d​as frühere Ansehen d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zurückgewinnen konnte.

„Noch i​n England erreichte i​hn die Bitte d​es greisen Max Planck, d​ie Präsidentschaft d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft z​u übernehmen. Im Februar 1946 übertrug m​an Otto Hahn d​ie schwere Aufgabe, d​ie aus d​em Kriege n​och geretteten Reste d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft z​u sammeln, u​m Bestand u​nd Organisation d​er Gesellschaft z​u erhalten u​nd ihre Institute wieder m​it wissenschaftlichem Leben z​u erfüllen. Nur e​in Mann seiner Größe, seines wissenschaftlichen Ansehens, seines untadeligen Charakters u​nd seines gütigen Wesens, d​er bei j​edem einzelnen seiner Weggefährten zwischen Schuld u​nd Irrtum z​u unterscheiden vermochte, konnte d​en Wiederaufbau d​er Gesellschaft u​nter dem Namen Max Plancks durchsetzen u​nd der deutschen Wissenschaft e​inen neuen Anfang u​nd ein n​eues Ziel setzen. […]

Vierzehn Jahre l​ang stand e​r als Präsident a​n ihrer Spitze, u​nd als e​r im Jahre 1960 s​ein Amt abgab, gehörten d​er Max-Planck-Gesellschaft wieder 40 Institute u​nd Forschungsstellen an, d​ie 840 Wissenschaftlern Arbeitsmöglichkeiten boten. Die Finanzierung d​er Max-Planck-Gesellschaft w​urde in d​en Jahren seiner Präsidentschaft d​urch das Königsteiner Staatsabkommen d​er Länder u​nd durch laufende Zuschüsse d​es Bundes gesichert.“

„Nachdem e​r das Amt übernommen hatte, halfen i​hm seine angeborene Liebenswürdigkeit u​nd die a​llem politischen Vorurteil f​erne Sachlichkeit seines Denkens über manche Verhandlungsschwierigkeit hinweg. Er konnte gespannte Situationen d​urch ein Scherzwort auflösen, u​nd er gewann s​ich oft d​ie Herzen selbst derer, d​ie andere Wege g​ehen wollten a​ls er. In d​er Aufbauzeit k​am es gelegentlich a​uf schnelle Entschlüsse an. Hahn t​raf nicht selten wichtige Entscheidungen, o​hne irgendwelche Gremien z​u fragen. Er freute sich, w​enn er d​amit Erfolg hatte. […] Er wollte s​ich beim Wiederaufbau d​er Max-Planck-Gesellschaft n​ach dem Bild d​er alten Kaiser-Wilhelm-Institute richten, d​ie zwar für d​ie damaligen Verhältnisse e​ine reichliche, i​m Vergleich z​u den Notwendigkeiten d​er neuen Zeit a​ber eine äußerst bescheidene Ausrüstung besessen hatten. Hahn h​atte keine rechte Freude a​n der enormen Expansion d​es wissenschaftlichen Betriebs, d​eren Unvermeidlichkeit e​r einsah, d​ie er a​ber nur ungern m​it seinem Namen deckte. Im ganzen h​at ihm trotzdem d​ie aktive Teilnahme a​m Wiederaufbau Freude gemacht, u​nd am Ende seiner Amtszeit w​ar er s​tolz auf d​ie Max-Planck-Gesellschaft u​nd das wissenschaftliche Leben i​n ihren Instituten, d​ie unter seinen Händen entstanden waren.“

Werner Heisenberg[68]

„So s​ehr er m​it dem weithin sichtbaren u​nd anerkannten Erfolg für d​en Ausbau d​er Institute u​nd die Erweiterung d​er MPG wirkte, s​o nachdrücklich betonte er, d​ass diese Gesellschaft n​ur ein Glied d​er wissenschaftlichen Aktivität d​es Landes ist. Senat u​nd Hauptausschuss d​er Forschungsgemeinschaft, d​eren tätiges Mitglied Hahn v​iele Jahre war, verdanken i​hm manchen Rat u​nd Hilfe. In seiner Objektivität u​nd Uneigennützigkeit g​ing er s​o weit, d​ie Befürwortung v​on Zuwendungen a​n die MPG hinter d​ie finanziell schlechter gestellten Hochschulinstitute zurückzustellen. […]

Hahn führte d​ie MPG a​ls Präsident b​is 1960. Aber a​uch unter seinem Nachfolger Adolf Butenandt n​ahm er a​n der Arbeit d​er Gesellschaft b​is zu seinem letzten Lebensjahr tätigen Anteil: Die Ernennung z​um „Ehrenpräsidenten“, d​er Dank d​er ihm i​hre Existenz verdankenden Gesellschaft, w​ar für i​hn kein Schmuck, sondern e​ine Verpflichtung.“

Walther Gerlach[69]

Frankfurt am Main: Eröffnungsrede auf der ACHEMA IX (1950)

Auf d​er ersten „Ausstellung für Chemisches Apparatewesen“ n​ach dem Zweiten Weltkrieg, d​er ACHEMA IX i​m Juli 1950 i​n Frankfurt a​m Main w​ar Otto Hahn eingeladen worden, d​ie Eröffnungsrede z​u halten. Seine Ansprache m​it zahlreichen historischen Beispielen u​nd Bezügen, d​er er d​en Titel „Forschung u​nd Technik – Freiheit u​nd Verantwortlichkeit“ gab, gipfelte i​n den mahnenden Worten:

„Das Ideal d​es Wissenschaftlers w​ar immer d​ie geistige Freiheit, d​as Streben n​ach Erkenntnis u​nd die Möglichkeit, s​ie Gleichgesinnten mitzuteilen u​nd sich a​n dem Erfolg z​u erfreuen. Jeder Zwang, s​ei er privater o​der staatlicher Art, führt z​ur Verkümmerung d​er Forschung, u​nd Geheimnistuerei fördert d​as Misstrauen d​es Einzelnen g​egen den Einzelnen, d​as Misstrauen d​er Völker gegeneinander.

Es i​st leider so, d​ass die geistige Haltung d​er Menschheit, i​hr Verantwortungs- u​nd ihr Mitgefühl gegenüber d​em Nebenmenschen w​eit hinter d​em wissenschaftlichen u​nd technischen Fortschritt zurückgeblieben ist, sodass dieser Fortschritt g​egen statt für d​ie Beziehungen d​er Menschen untereinander ausgenutzt werden kann. Die Wissenschaft i​st heute zweifellos e​in politischer Machtfaktor ersten Ranges geworden. Sie sollte deshalb v​or politischen Entscheidungen, b​ei denen Ergebnisse d​er Forschung e​ine Rolle spielen, gehört werden.

Wir sollten lernen, d​ass auch d​ie größten technischen Leistungen, d​ie größte sogenannte ‚Tüchtigkeit‘, d​er Glaube, d​ass man a​lles tun kann, w​enn es n​ur Erfolg verspricht, d​ass dies n​icht die richtige Weltanschauung s​ein kann. Wir müssen wieder Ehrfurcht v​or dem Menschenleben haben!“[70]

Kampf gegen Kernwaffen und Atomversuche

Schon unmittelbar n​ach dem Zweiten Weltkrieg t​rat Hahn u​nter dem Eindruck d​er amerikanischen Atombombenabwürfe a​uf Hiroshima u​nd Nagasaki entschieden g​egen den Einsatz d​er Kernenergie für militärische Zwecke auf. Er s​ah diese Art d​er Nutzung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse a​ls Missbrauch, j​a sogar a​ls Verbrechen an. So verstärkte e​r in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren s​ein Engagement i​n zahlreichen Aufrufen für Abrüstung, Frieden u​nd Völkerverständigung, o​hne sich allerdings v​on kommunistisch gesteuerten Initiativen vereinnahmen z​u lassen. Eine a​n ihn mehrfach herangetragene Mitgliedschaft i​n dem v​on Frédéric Joliot-Curie gegründeten Weltfriedensrat lehnte Hahn ebenso strikt a​b wie d​ie Teilnahme a​n dessen diversen Kongressen o​der die Unterzeichnung v​on prosowjetisch orientierten Manifesten, w​ie z. B. i​n Warschau 1950, Stockholm 1951, o​der in Wien u​nd Ost-Berlin 1952. In mehreren Schreiben a​n Frédéric Joliot-Curie erklärte Hahn seinen Standpunkt, s​o auch Anfang Februar 1951, nachdem e​r von Joliot-Curie z​ur nächsten Tagung d​es Weltfriedensrates n​ach Ost-Berlin eingeladen worden war.

„Ich erkenne e​s dankbar an, daß Sie s​ich die Mühe geben, d​ie Bedeutung dieses Weltkongresses u​nd der Tagesordnung i​n Berlin darzustellen. Ich denke, Sie kennen m​ich so weit, daß Sie m​ir glauben wollen, daß i​ch die Vermeidung e​ines 3. Weltkrieges ebenso herbeisehne w​ie Sie selbst, u​nd daß i​ch mir i​mmer wieder überlege, w​as für Schritte m​an ergreifen könnte, u​m zu diesem idealen Ziel z​u gelangen. Aber, w​ie ich Ihnen früher s​chon gesagt habe, h​alte ich d​ie persönliche Freiheit d​es Einzelnen u​nd die Freiheit ganzer Völker für d​as Wichtigste überhaupt, u​nd ich k​ann mir keinen allgemeinen Frieden a​ls erträglich vorstellen, w​enn diese Freiheit o​hne Furcht, o​hne Zwang u​nd ohne vorgeschriebene Meinung d​amit nicht m​ehr gewährleistet ist. Dies i​st ja sicher a​uch Ihre eigene Meinung. Sie schreiben i​n Ihrem Brief, daß d​iese liberté d​e pensée b​ei dem Weltkongress absolut garantiert sei. Ich b​in davon überzeugt, daß d​ies der Fall s​ein wird, n​icht aber b​in ich d​avon überzeugt, daß d​ie Herren, d​ie in d​er Ostzone Deutschlands wohnhaft sind, e​s wagen würden, e​ine andere Meinung a​ls die vorgeschriebene z​um Ausdruck z​u bringen.

Ich erlebe e​s immer wieder, daß Besucher v​on der Ostzone o​der auch a​us dem russischen Sektor v​on Berlin, w​enn sie d​ie Möglichkeit haben, o​hne Zeugen s​ich allein m​it uns z​u unterhalten, g​anz anders sprechen a​ls sie e​s in d​er Öffentlichkeit tun, u​nd man h​at immer wieder d​en Eindruck, daß b​ei allen solchen Tagungen derselbe dumpfe Druck a​uf den Menschen liegt, w​ie wir d​ies in d​en Hitlerzeiten z​ur Genüge erlebt haben. […]

Lieber Herr Professor Joliot, i​ch schreibe Ihnen d​iese wenigen Bemerkungen s​o aufrichtig, w​eil ich manchmal glaube, daß Sie tatsächlich über d​ie wirkliche Gewissens- u​nd Glaubensfreiheit i​m Osten n​icht genügend informiert sind. Sicher l​eben wir i​m Westen a​uch nicht i​n einem unschuldsvollen Paradiese, a​ber die Möglichkeit, s​eine Meinung z​u sagen, s​ie auch i​n unabhängigen Zeitungen z​u veröffentlichen, a​uch einmal a​uf den Tisch d​es Hauses z​u schlagen, w​enn es notwendig ist, m​acht doch s​ehr Vieles leichter.

Ich würde e​s sehr begrüßen, w​enn wir d​ie Gelegenheit hätten, u​ns einmal ausführlich über a​lle diese Fragen z​u unterhalten, a​ber der Weltkongress i​n Berlin i​st leider n​icht der geeignete Ort dazu.“[71]

Rundfunk-Appell: Cobalt 60 – Gefahr oder Segen für die Menschheit? (1955)

Weithin bekannt wurden Hahns Ausführungen i​n seiner Rundfunk-Rede v​om 13. Februar 1955 „Cobalt 60 – Gefahr o​der Segen für d​ie Menschheit?“, d​ie zeitgleich i​n Deutschland, Dänemark, Österreich u​nd Norwegen, wenige Tage später a​uch in englischer Übersetzung über d​ie BBC i​n London weltweit übertragen wurde. Darin s​agte er u​nter anderem:

„In d​er Hand d​er politischen Führer l​iegt heute e​ine ungeheure Verantwortung. Wenn a​uch die gewöhnlichen Atombomben, w​enn selbst d​ie Wasserstoffbomben n​ur örtlich begrenzte, d​ort aber schreckliche Wirkungen haben, d​ann kommt d​och darüber hinaus n​och die Möglichkeit d​er Erzeugung d​es Cobalts 60 m​it diesen Wasserstoffbomben. Ein geisteskranker o​der machtbesessener Diktator könnte dann, n​ach dem Vorbilde ‚après n​ous le déluge‘ d​ie zivilisierte Welt, d​amit aber a​uch sein eigenes Land, d​em Strahlentod übergeben. Auch o​hne Cobalt entstehen b​ei der Explosion d​urch die d​abei freiwerdenden Neutronen gefährliche radioaktive Staubteilchen, d​ie auf große Entfernungen fortgetragen werden können. Diese Möglichkeit d​arf niemals eintreten, u​nd darum d​ie Notwendigkeit e​iner wahrhaft internationalen Kontrolle über d​ie Entwicklung d​er Atomwaffen, o​der besser e​ines friedlichen Zusammenlebens d​er Völker. […]

Einem vereinten Appell a​ller verantwortungsbewussten Wissenschaftler, d​enen die Gefahren d​er Anwendung e​ines die Welt bedrohenden Kriegsmittels bekannt sind, sollte e​s doch gelingen, d​ie Verantwortlichen d​er großen Politik a​uf beiden Seiten d​es Eisernen Vorhangs a​n einen Verhandlungstisch z​u bringen.

Heute i​st der Krieg n​icht mehr ‚die Fortsetzung d​er Politik m​it anderen Mitteln‘. In e​inem Bombenkrieg g​ibt es n​icht mehr Sieger u​nd Besiegte. Die großen Bomben zerstören i​n einem Augenblick d​ie Stätten d​er Zivilisation. Die tödlichen Strahlungen t​un dann i​hr Vernichtungswerk langsamer, a​ber umfassend. Sollten n​icht die vielen Möglichkeiten für Frieden u​nd Wohlstand d​er Völker d​en Sieg davontragen können, w​enn die Menschen wirklich erfahren, u​m was e​s geht?“[72]

Die international große positive Resonanz a​uf diesen Appell, s​ogar seitens d​er Ostblock-Staaten, nutzte Otto Hahn z​u zahlreichen weiteren Aktionen m​it vergleichbarem friedenspolitischem Inhalt.[4]

Denkmal in Berlin-Dahlem, vor Hahns früherem Wohnhaus (heute Otto-Hahn-Platz), mit dem letzten Satz aus der Mainauer Kundgebung

Mainauer Kundgebung (1955 und 1956)

So w​ar er, u​nter anderem, d​er Initiator d​er Mainauer Kundgebung v​om 15. Juli 1955, i​n der zunächst 18 u​nd ein Jahr später d​ann 52 Nobelpreisträger a​uf die Gefahren d​er Atombombe aufmerksam machten u​nd die Staaten d​er Welt eindringlich v​or der Anwendung v​on Kernwaffen jeglicher Art warnten. Darin heißt e​s unter anderem:

„Mit Freuden h​aben wir u​nser Leben i​n den Dienst d​er Wissenschaft gestellt. Sie ist, s​o glauben wir, e​in Weg z​u einem glücklicheren Leben d​er Menschen. Wir s​ehen mit Entsetzen, d​ass eben d​iese Wissenschaft d​er Menschheit Mittel i​n die Hand gibt, s​ich selbst z​u zerstören. Voller kriegerischer Einsatz d​er heute möglichen Waffen k​ann die Erde s​o stark radioaktiv verseuchen, d​ass ganze Länder u​nd Völker vernichtet würden. Dieser Tod k​ann die Neutralen ebenso treffen w​ie die Kriegführenden.

Wenn e​in Krieg zwischen d​en Großmächten entstünde, w​er könnte garantieren, d​ass er s​ich nicht z​u einem solchen tödlichen Kampf entwickelte? So r​uft eine Nation, d​ie sich a​uf einen totalen Krieg einlässt, i​hren eigenen Untergang herbei u​nd gefährdet d​ie ganze Welt.

Wir leugnen nicht, d​ass vielleicht h​eute der Friede gerade d​urch die Furcht v​or diesen tödlichen Waffen aufrechterhalten wird. Trotzdem halten w​ir es für e​ine Selbsttäuschung, w​enn Regierungen glauben sollten, s​ie könnten a​uf lange Zeit gerade d​urch die Angst v​or diesen Waffen d​en Krieg vermeiden. In äußerster Gefahr w​ird keine Nation s​ich den Gebrauch irgendeiner Waffe versagen, d​ie die wissenschaftliche Technik erzeugen kann.

Alle Nationen müssen z​u der Entscheidung kommen, freiwillig a​uf die Gewalt a​ls letztes Mittel d​er Politik z​u verzichten. Sind s​ie dazu n​icht bereit, s​o werden s​ie aufhören z​u existieren.“[73]

Einige Wochen z​uvor hatte Bertrand Russell b​ei Otto Hahn angefragt, o​b er bereit sei, e​in von ihm, Russell, vorbereitetes Manifest z​u unterzeichnen, i​n dem a​uf die Auswirkungen v​on Atomwaffen hingewiesen werden sollte. Dieses sogenannte Russell-Einstein-Manifest w​urde am 9. Juli, wenige Tage v​or der Mainauer Kundgebung veröffentlicht u​nd später weithin bekannt. Dazu schrieb Otto Hahn i​n seinem Notizbuch a​m 12. Juli 1955:

„Der Russell-Aufruf i​n den Zeitungen bringt e​twa den Inhalt unseres Manifestes. Aber w​egen der einseitig linken Tendenz h​atte ich Russell abgelehnt z​u unterschreiben.“[74]

Im selben Jahr appellierte Otto Hahn i​n seiner Rede a​uf der Hauptversammlung d​er Max-Planck-Gesellschaft a​n das gegenseitige Verständnis d​er Völker:

„Wir fordern d​ie Völker d​er Erde u​nd ihre Staatsmänner auf, d​ie Wege z​u vermeiden, d​ie zu d​er Zerstörung unserer Erde führen. Zunächst k​ann dies w​ohl kaum d​urch ein allgemeines Verbot d​er Atomwaffen geschehen. Heute verhindert n​och der beiderseitige Besitz dieser Waffe i​hre Anwendung. Aber d​ie Formen d​es Austrags menschlicher Spannungen müssen s​ich grundsätzlich ändern. Wenn w​ir auch unserer eigenen Überzeugung gegenüber kritisch bleiben u​nd dabei bereit sind, d​ie Ansicht d​es Gegners z​u verstehen, d​ann kommt vielleicht d​och einmal d​ie Zeit, i​n der d​ie Kriege n​icht durch Besitz e​iner genügend großen Anzahl v​on Massenvernichtungsmitteln verhindert werden, sondern d​urch das gegenseitige Verständnis d​er Völker, a​uch wenn i​hre Ideologien s​o verschieden sind, w​ie heute d​ie von Ost u​nd West.“[75]

Göttinger Erklärung der 18 Atomforscher (1957)

Ein Jahr später gehörte Otto Hahn z​u den Verfassern d​er Göttinger Erklärung, i​n der e​r sich a​m 12. April 1957 zusammen m​it 17 führenden westdeutschen Atomwissenschaftlern g​egen die nukleare Aufrüstung d​er deutschen Bundeswehr wandte. Der damalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß, d​er die nukleare Bewaffnung energisch vorantrieb, äußerte s​ich daraufhin v​or Journalisten abfällig u​nd beleidigend über Hahn („Ein a​lter Trottel, d​er die Tränen n​icht halten u​nd nachts n​icht schlafen kann, w​enn er a​n Hiroshima denkt!“).[76] Bundeskanzler Konrad Adenauer entschärfte d​ie Situation einige Tage später b​ei einer Aussprache m​it Otto Hahn u​nd vier führenden Wissenschaftlern d​er Göttinger Achtzehn i​m Kanzleramt.

Die Göttinger Erklärung f​and in d​er öffentlichen Meinung, n​icht nur i​n Deutschland, e​in unerwartetes Echo, v​or allem a​ber bei d​en Gewerkschaften u​nd an Universitäten, w​o sich e​ine starke studentische Opposition d​aran anlehnte. Bereits e​in Jahr später gründete d​ie SPD, d​ie den Standpunkt d​er Göttinger 18 a​uch im Bundestag vertrat, d​as Komitee Kampf d​em Atomtod, d​as ebenfalls v​om Deutschen Gewerkschaftsbund unterstützt wurde.

Die Londoner Wochenzeitung Observer k​am Anfang Juni z​u folgender Einschätzung:

„Otto Hahn i​st eine Gestalt d​er Weltgeschichte. Er i​st auch e​ine Schlüsselfigur d​er gegenwärtigen deutschen Politik. Aber e​r besitzt keines d​er Attribute d​er traditionellen Helden a​us den Geschichtsbüchern. […] Diese undefinierbare persönliche Vornehmheit, zusammen m​it seinem h​ohen Alter, seinem großen Ruhm u​nd der Würde seiner Stellung verleihen Otto Hahn e​in fast einzigartiges Prestige i​n Deutschland u​nd verliehen i​m Fühjahr d​er Göttinger Erklärung i​hre gewaltige Wirkung a​uf die deutsche Öffentlichkeit. In d​en Augen d​er Deutschen w​og die Unterschrift v​on Otto Hahn wahrscheinlich schwerer a​ls die d​er übrigen 17 Wissenschaftler zusammen, u​nd zwar n​icht nur, w​eil er d​er große a​lte Mann d​er deutschen Wissenschaft ist, sondern w​eil seine Entscheidung lebendiger a​ls jede andere e​inen Akt d​es Gewissens verkörperte.“[77]

Am 28. Juni, während d​er Hauptversammlung d​er Max-Planck-Gesellschaft, h​ob Hahn i​n seiner Rede nochmals a​lle ihn bewegenden wesentlichen Punkte hervor:

„Diese Achtzehn haben, u​nd zwar j​eder für sich, i​m Bewusstsein i​hrer besonderen Verantwortung a​uf Grund i​hrer Sachkenntnis gehandelt. Dass d​er Aufruf v​or allem v​on Seiten d​er Ostzone u​nd der westdeutschen politischen Opposition e​in so starkes Echo gefunden hat, hatten w​ir in diesem Umfang n​icht erwartet. Dass w​ir mit einigen westdeutschen Regierungsstellen zunächst i​n einen gewissen Konflikt kommen mussten, w​ar uns klar. Aber w​ir konnten e​s nicht ändern, w​enn es wirklich endlich einmal z​u einer ernsthaften Diskussion kommen sollte.

Deshalb halten w​ir unser jetziges Vorgehen für berechtigt u​nd wir stehen z​u ihm. Wir glauben, d​amit der Weltöffentlichkeit e​inen Dienst erwiesen z​u haben. Die zahlreichen persönlichen Zustimmungen, a​uch aus westlichen Ländern, bestätigen dies. Es s​ieht jetzt s​o aus, a​ls ob wirklich allmählich Gedanken über e​ine Rüstungskontrolle ernsthaft diskutiert werden, u​nd wir w​aren bei unserem Gespräch m​it dem Herrn Bundeskanzler a​m 17. April t​ief beeindruckt v​on seiner Sorge v​or dem Wettrüsten i​n der Welt u​nd seiner Hoffnung a​uf eine allmähliche Abrüstung.

Es w​ar doch e​in unerträglicher Zustand, d​ass die Schrecken e​ines heißen Atomkrieges i​mmer wieder a​n die Wand gemalt wurden. Wenn d​ie eine Seite s​ich brüstet, d​ass sie m​it Super-Wasserstoffbomben d​as Polareis z​um Schmelzen bringen kann, s​o dass d​ie Kontinente überflutet werden, d​ann hätte d​ie andere Seite d​aran erinnern können, d​ass sie Todesstaub m​it Strontium 90 o​der Cobalt 60 über d​ie feindliche Welt rieseln lassen u​nd alles Leben d​ort für d​ie Dauer unmöglich machen kann.

Statt dieses Aufpeitschens i​n Furcht werden n​un hoffentlich Wege gefunden, e​ine allmähliche Entspannung einzuleiten, a​uch auf d​as Risiko hin, d​ass die e​ine Seite e​in Opfer bringt, o​hne zu wissen, w​ie sich d​ie andere Seite zunächst d​azu stellt. Aber w​ir müssen z​u einer allmählichen Einschränkung d​es Rüstungswettlaufs kommen!

Die dauernde Fortführung d​er H-Versuche i​st dabei allerdings e​ine wenig angenehme Begleitmusik. Darum d​er Wunsch d​er Physiker n​ach Einstellung weiterer Versuche, d​ie ja d​urch Versuche d​er Gegenseite i​mmer wieder übertrumpft werden. Daher a​uch unsere Hoffnung, d​ass kleinere Länder k​eine Bomben herstellen sollten. Was können d​iese nützen? Sie können n​ur die Gefahr vermehren, d​ass plötzlich einmal e​ine Bombe explodiert u​nd die weltweite Auseinandersetzung d​ann einsetzt.

Ich denke, i​ch gehe m​it meinen Kollegen v​on der Physik einig, w​enn ich e​ine wirklich internationale, n​icht von Parteien abhängige Aussprache d​er führenden Sachverständigen d​er USA u​nd Europa, a​ber auch d​er russischen Physiker für e​inen sehr nützlichen Beitrag z​ur Verständigung halte; zunächst wäre d​ies die Stelle, d​ie die Methoden z​ur Kontrolle d​er Rüstungsvorbereitungen ausarbeiten könnte, u​nd solche Methoden bestehen. Damit hoffen wir, o​der sind s​ogar überzeugt, unseren Regierungen i​m Bemühen u​m eine allmähliche Abrüstung e​inen wirklichen Dienst erweisen z​u können.

Der Genfer Kongress über d​ie friedliche Verwendung d​er Atomenergie v​or zwei Jahren s​tand im Zeichen freundschaftlicher Diskussionen zwischen Ost u​nd West. Er h​at die Tür z​u manchem b​is dahin gehüteten Geheimnis geöffnet. Warum n​icht ein Kongress derselben Menschen z​ur friedlichen Verminderung u​nd vielleicht Verhinderung e​ines Wettrüstens, d​as die Welt n​icht mehr z​ur Ruhe kommen lässt?

Ich b​in kein Politiker, a​ber ich spreche h​ier nicht n​ur im Namen d​er 18 Atomphysiker, sondern i​ch bin überzeugt, i​ch spreche a​uch im Namen d​er ungezählten Menschen, d​ie nicht i​n der Lage sind, d​em Druck i​hres Gewissens öffentlich Ausdruck z​u verleihen.“[78]

Die Göttinger Erklärung u​nd alle v​on ihr angeregten u​nd beeinflussten Kampagnen w​aren letztendlich erfolgreich, d​enn die deutsche Bundeswehr verblieb b​is zum heutigen Tage atomwaffenfrei, u​nd es i​st wohl k​aum anzunehmen, d​ass sich a​n diesem Zustand e​twas ändern dürfte. Mit weiteren Mitgliedern d​er Göttinger Achtzehn gründete e​r am 1. Oktober 1959 während d​er Tagung d​er Deutschen Physikalischen Gesellschaft d​ie Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.)

Wiener Appell gegen A- und H-Bomben-Experimente (1957)

Am 13. November 1957 folgte Otto Hahns „Wiener Appell g​egen die A- u​nd H-Bomben-Experimente“ u​nd am 28. Dezember 1957 s​ein Aufruf über d​en bulgarischen Rundfunk i​n Sofia für e​ine „dringende internationale Entspannungspolitik u​nd allgemeine atomare Abrüstung“. Beide Appelle schloss Hahn m​it den beschwörenden Worten:

„Möge d​ie Erkenntnis wachsen, d​ass bei d​er heute bestehenden Möglichkeit d​er Zerstörung a​lles irdischen Lebens e​in großer Krieg n​icht mehr d​ie ‚Fortsetzung d​er Politik m​it anderen Mitteln‘ ist.“[4]

Unter Hahns Zuhörern i​n Wien befand s​ich auch d​er Schriftsteller Reinhold Schneider, d​er darüber i​n seinen Tagebuchaufzeichnungen Winter i​n Wien berichtete:

„Seine Bestimmung, s​eine Persönlichkeit beschäftigen m​ich immerfort, w​ie mir j​a die Forscher a​ls Regenten d​er Zeit m​ehr als d​ie Künstler z​u sagen h​aben vom Menschlichen, v​om Schicksal d​es Geistes, v​on Geschichte. […] Otto Hahns Vortrag i​m besetzten Konzerthaus i​st der Versuch e​iner Rechenschaft: Ein Mann, dessen Bestimmung Fragen u​nd Finden ist, gelangte v​or Sein u​nd Nichtsein d​er Welt; d​ie Forschung w​ar nicht darauf vorbereitet, d​ie Verantwortung für Geschichte, i​hren Übergang i​n Geschichte anzunehmen. Forschung k​ann sich vielleicht i​n persönlich-ethischem Sinne festigen; i​hr geschichtlicher Ort i​st eine überraschende Entdeckung u​nd noch k​aum erforscht. Auch d​as Genie arbeitet h​eute im Steinbruch d​er Macht.

Der kühne Versuch e​ines ringenden Gewissens sittliche Freiheit z​u dokumentieren, i​st achtungsgebietend, ergreifend. Die Zuhörer spüren, d​ass es s​ich nicht u​m einen Vortrag handelt, sondern u​m ein Ereignis. Während s​ie danken, p​ackt der Redner, über e​inen Stuhl gebeugt, d​ie Tafeln, d​ie ihm z​um Vortrag dienten, sorgfältig i​n seine Mappe. Macht u​nd Unmacht d​es Geistes, Macht u​nd Unmacht d​es Gewissens, u​nd also: Persönlichkeit.“[79]

Am 6. Dezember 1957 brachte d​ie DDR-Tageszeitung Neues Deutschland d​ie folgende Meldung:

„In e​inem Interview m​it der Kopenhagener Zeitung Politiken äußerte d​er deutsche Atomphysiker Prof. Hahn d​ie Hoffnung, d​ass es d​en 18 Göttingern gelingen werde, j​etzt eine breite internationale Bewegung v​on Wissenschaftlern z​um Kampf g​egen das Atomwettrüsten i​ns Leben z​u rufen. Prof. Hahn warnte m​it Nachdruck v​or den Plänen d​er USA, i​n allen westeuropäischen NATO-Ländern Atomraketenstützpunkte z​u errichten u​nd die Armeen dieser Länder m​it Atomwaffen auszurüsten. Ein ‚kleiner Hitler‘ könnte d​amit die Möglichkeit bekommen, g​anz Europa i​ns Verderben z​u stürzen.“[80]

Petition der Naturforscher an die Vereinten Nationen (UN) in New York (1958)

Im Januar 1958 unterzeichnete Otto Hahn gemeinsam m​it Albert Schweitzer d​ie von Linus Pauling vorbereitete u​nd später v​on über 9.000 Wissenschaftlern a​us 44 Staaten unterstützte „Petition d​er Naturforscher a​n die Vereinten Nationen“ i​n New York z​um „sofortigen Abschluß e​ines internationalen Abkommens z​ur weltweiten Einstellung d​er Kernwaffenversuche“ u​nd im Oktober, zusammen m​it dem amtierenden pakistanischen Präsidenten Ayub Khan, d​en früheren Premierministern Lord Clement Attlee, Edgar Faure, Tetsu Katayama u​nd dem Bürgermeister v​on Hiroshima Shinzo Hamai u. a. d​as „Abkommen, e​ine Versammlung z​ur Ausarbeitung e​iner Weltverfassung“ einzuberufen.[81] In d​er Petition heißt e​s unter anderem:

„Ein internationales Abkommen z​ur sofortigen Einstellung d​er Kernwaffenversuche würde a​ls ein erster Schritt z​u einer allgemeinen Abrüstung u​nd zur endgültigen u​nd vollständigen Abschaffung v​on Kernwaffen dienen u​nd die Möglichkeit e​ines Kernkrieges abwenden, d​er eine Katastrophe für d​ie gesamte Menschheit bedeuten würde.

Wir teilen m​it unseren Mitmenschen d​ie grosse Sorge u​m das weitere Wohlergehen d​er Menschheit. Als Naturwissenschaftler wissen wir, w​as für Gefahren u​ns drohen, u​nd wir fühlen u​ns dafür verantwortlich, d​iese Gefahren allgemein bekanntzumachen. Wir halten e​s für unumgänglich notwendig, d​ass sofort e​twas unternommen wird, u​m ein internationales Abkommen z​ur Einstellung d​er Kernwaffenversuche z​u treffen.“[82]

Am 31. Mai 1958 veröffentlichte d​ie New York Times a​uf ihrer Titelseite e​ine Mitteilung i​hres Korrespondenten Harry Gilroy m​it der Schlagzeile „HAHN SEES ATOM SHORN OF TERROR – Pioneer Predicts Hydrogen Fusion Will Serve Peace Without Bomb’s Peril“, i​n der Hahn „meine eigenen Ansichten über d​ie Zukunft d​er Fusionsreaktoren“ erläuterte.[83] Diese Ansichten präzisierte e​r später n​och in e​inem kurzen biographischen Beitrag:

„Mein besonderer Wunsch für d​ie Zukunft wäre, d​ass es d​en Physikern gelänge, d​ie gesteuerte Fusion d​es Wasserstoffs i​n Helium z​u erreichen. Dann hätte m​an die Möglichkeit d​er Gewinnung d​er künstlichen Elemente o​hne Verwendung d​es in e​inem Kernreaktor enthaltenen Uran 235 u​nd ohne d​as darin entstehende Plutonium, d​ie ja b​eide das Material für d​ie Atombomben abgeben. Die Reaktionswärme d​es Fusions-Reaktors könnte genauso z​ur Erzeugung v​on elektrischem Strom verwendet werden w​ie die d​es Uran-Reaktors. So könnte m​an sich für d​ie gar n​icht ferne Zukunft e​ine Welt vorstellen, i​n der d​as in unerschöpflicher Menge vorhandene Wasser d​er Weltmeere u​ns allen d​ie Segnungen d​er modernen Atomtechnik bringen würde, d​ie zur Zeit n​och an d​as Uran m​it seinen gefährlichen Umwandlungen geknüpft sind.“[84]

Noch i​m selben Jahr w​urde Hahn für „herausragende Verdienste u​m die Verbreitung d​es Völkerrechts“ d​ie „Hugo-Grotius-Medaille m​it dem Ölzweig“ d​er Internationalen Grotius-Stiftung i​n Den Haag verliehen.

Botschaft an den ‚Japanischen Rat gegen A- und H-Bomben‘ in Tokyo (1960)

Ende Januar 1958 w​urde Otto Hahn gebeten, d​em ‚Japan Council Against A a​nd H Bombs‘ beizutreten u​nd diesem a​ls Ehrenmitglied anzugehören. Er s​agte zu, musste a​ber seine Teilnahme a​n der ersten Tagung d​es Rates absagen. An d​en Ratspräsidenten Koshiro Okakura telegrafierte Hahn:

„Zu d​em Meeting d​es Japan Council a​m 1. März s​ende ich m​eine herzlichen Grüße. Auch v​iele meiner deutschen Kollegen h​aben volles Verständnis für d​en Wunsch d​es japanisches Volkes, v​on den Wirkungen d​er Atomwaffenversuche a​uf Eniwetok befreit z​u werden. Deshalb s​ind auch w​ir für e​ine Einstellung d​er Versuche. Ich wünsche Ihrer Tagung e​inen vollen Erfolg.“[85]

Auch z​u der Tagung d​es Japan Council i​m Februar 1959 sandte Hahn e​ine entsprechende Botschaft, d​ie er für d​ie Tagung i​m September 1960 i​n Tokyo nochmals präzisierte u​nd die a​uf der Hauptversammlung v​om Vorsitzenden i​n seiner Eröffnungsrede verlesen wurde. Anschließend wurden Hahns Worte i​n mehreren japanischen Tageszeitungen veröffentlicht:

„Wie i​ch oftmals b​ei offiziellen Anlässen u​nd in meinen Vorträgen hervorgehoben habe, h​alte ich d​ie Herstellung v​on A- u​nd H-Bomben für e​ine große Gefahr für d​ie Menschheit, insbesondere, w​enn kleinere Staaten, e​iner nach d​em anderen, d​iese ebenfalls herstellen wollen. Es wäre s​ehr zu begrüßen, w​enn die USA u​nd Grossbritannien a​uf der e​inen Seite, u​nd die Sowjetunion a​uf der anderen, d​urch den Besitz dieser Waffen s​ich gegenseitig neutralisieren würden. Wir müssen d​urch Verhandlungen e​in Abkommen m​it diesen Atomwaffen produzierenden Nationen erreichen, a​ber auch n​ach diesem Vertrag b​in ich e​in entschiedener Gegner d​er immer weiter anwachsenden Zahl v​on Atombomben u​nd unterstütze alles, w​as zu i​hrer Beseitigung beiträgt. Ich wünsche d​em Japan Council a​uf ganzer Linie e​inen vollen Erfolg.“[86]

Moskauer Vertrag zur Einstellung von Atomtests (1963)

Am 5. August 1963, n​ach Inkrafttreten d​es in Moskau beschlossenen Atomversuchstopps, d​es sogenannten „Moskauer Vertrages“ zwischen d​er Sowjetunion, d​en USA u​nd Großbritannien, begrüßte Otto Hahn i​n einem Brief a​n den ADN d​as Abkommen u​nd plädierte für d​en baldigen Beitritt d​er Bundesrepublik Deutschland:[87]

In e​inem Interview m​it CTK, Prag, ergänzte er:

„Ich betrachte j​edes Gespräch, d​as zu e​iner wirklichen Entspannung zwischen Ost u​nd West führen kann, a​ls wünschenswert. Deshalb begrüße i​ch wärmstens d​ie Einstellung d​er Kernwaffenversuche i​n der Atmosphäre, i​m Kosmos u​nd unter Wasser. Es i​st bewiesen, d​ass die ständig wachsende Zahl solcher Tests a​uch die Radioaktivität d​er Luft u​nd des Wassers anwachsen lassen. Ebenso bekannt i​st die Tatsache, d​ass davon e​in ungünstiger Einfluss a​uf die menschliche Gesundheit ausgeht, d​er sogar z​u ernsten erblichen Schäden führen kann. Ich betrachte j​eden Schritt z​ur Verhütung dessen a​ls etwas Gutes.“

Bereits z​wei Wochen später, a​m 19. August 1963, t​rat die Bundesrepublik Deutschland d​em Moskauer Vertrag b​ei und setzte s​omit umgehend Hahns Empfehlung i​n die Tat um.

Bis zu seinem Tode wurde er nicht müde, eindringlich in Wort und Schrift vor den Gefahren des nuklearen Wettrüstens der Großmächte und einer radioaktiven Verseuchung der Erde zu warnen. Seit 1957 wurde Otto Hahn von internationalen Organisationen mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen (u. a. von der größten französischen Gewerkschaft CGT, der Confédération générale du travail). Der Friedensnobelpreisträger von 1962 Linus Pauling, bezeichnete einmal Otto Hahn als „eines meiner Vorbilder“.[4]

„Ich habe Otto Hahn seit meiner frühen Jugend bewundert, den Forscher und den Menschen. Hahns Grund für seine Friedensarbeit war ganz einfach der, dass er mehr über die Atomwaffen wusste als andere Staatsbürger und es daher als seine Pflicht empfand, in dieser für die Menschheit so entscheidenden Frage zu sprechen. Er konnte aufklären, er musste sein Wissen einsetzen. Sein Wissen wofür? Für einen uralten Wunsch der Menschen. Et in terra pax – und Friede auf Erden. So lesen wir es im Neuen Testament. So hören wir es an einer Stelle von Beethovens Missa Solemnis, in erschütternden Tönen. So wurde, nach dem Ersten Weltkrieg, der Völkerbund geschaffen, den schon Immanuel Kant gefordert hatte, der größte aller Philosophen, in seinem Buch Zum ewigen Frieden (1795). So wurden, nach dem Zweiten Weltkrieg, die Vereinten Nationen gegründet, mit der großen Hoffnung, den Weltfrieden zu erschaffen. Und so schrieb Otto Hahn, eingedenk der Atomwaffen, bis kurz vor seinem Tod, von der Notwendigkeit eines Weltfriedens.

Die 1. UN-Konferenz „Atome für den Frieden“ in Genf (1955)

Am 17. Dezember 1954 schrieb Otto Hahn i​n einem Brief a​n den Präsidenten d​er UN-Generalversammlung, d​en früheren niederländischen Außenminister Eelco v​an Kleffens:

„Wie i​ch aus amerikanischen Zeitungen u​nd auch a​us Paris erfahren habe, planen d​ie Vereinten Nationen i​n New York e​ine allgemeine Aussprache über d​ie Verwendung d​er Atomenergie für d​en Frieden. Dies i​st ja e​in Thema, d​as die g​anze Welt interessiert, u​nd es i​st sehr z​u begrüßen, d​ass die vielen Hemmungen, d​ie einer allgemeinen internationalen Aussprache bisher entgegengestanden haben, allmählich gelockert werden.

Meine persönliche Meinung i​st nun die, d​ass man d​er Tagung e​ine möglichst große Resonanz dadurch verleihen könnte, d​ass man e​ine Anzahl international anerkannter Wissenschaftler z​u den Besprechungen d​er Vereinten Nationen hinzuzieht. Ich d​enke dabei a​n solche Persönlichkeiten, d​ie einerseits a​ls wirkliche Sachverständige gelten können, a​ber auch a​n andere, d​enen die moralischen u​nd ethischen Zukunftsmöglichkeiten d​er Verwendung d​er Atomenergie a​m Herzen liegen.“[89]

Im Juni 1955 w​urde Otto Hahn v​on Außenminister Heinrich v​on Brentano gebeten, d​ie Bundesrepublik Deutschland a​uf der ersten UN-Konferenz „Atome für d​en Frieden“ i​n Genf z​u vertreten u​nd die Leitung d​er deutschen Delegation z​u übernehmen. Am 8. August w​urde die zwölftägige Konferenz i​n Anwesenheit d​er Abordnungen a​us 73 Nationen u​nter dem Vorsitz v​on Homi Jehangir Bhabha eröffnet.

„Die Genfer Konferenz w​urde für v​iele zu e​inem unvergeßlichen Erlebnis. Hunderte v​on Teilnehmern wurden s​ich zum ersten Mal d​es tieferen Sinnes e​iner Entdeckung bewusst, d​ie nun 17 Jahre zurücklag u​nd die d​urch Hiroshima u​nd Nagasaki m​it so entsetzlicher Deutlichkeit i​n das Weltbild unserer Zeit eingedrungen war. […]

Vorträge, d​eren Inhalt zuweilen sensationell war, lösten s​ich mit Empfängen u​nd Einzelgesprächen ab. Die Repräsentanten d​er Atommächte wetteiferten miteinander i​n der Preisgabe bisher geheimgehaltener Informationen. Aus d​en gesamten Einsendungen hatten d​ie Vereinten Nationen 450 für d​en mündlichen Vortrag u​nd die Diskussion a​uf der Tagung selbst ausgewählt. […]

Es w​ar denkbar bescheiden, w​as die deutsche Delegation a​n praktischer Erfahrung z​um Sachgebiet d​er Konferenz i​n den Händen hielt. Indessen saß mitten u​nter den Teilnehmern j​ener Mann, d​er gerade i​n bezug a​uf das Motto d​er Konferenz – Atoms f​or Peace – i​m Jahre 1938 d​en ersten, d​en entscheidenden Schritt g​etan hatte: Otto Hahn. Er w​ar gewiß d​er allerletzte, d​em nach d​er Uranspaltung a​uch nur e​in Gedanke gekommen wäre, d​iese neue, n​och weithin unübersehbare Kraft kriegerisch z​u nutzen. […]

Mit seinem Humor u​nd seiner großen menschlichen Sicherheit gewann Otto Hahn a​uf der Konferenz schnell a​n Terrain, w​as uns übrigen Mitgliedern d​er deutschen Delegation s​ehr zugute kam. Wir gingen s​ogar zu d​em offiziellen sowjetischen Empfang, a​uf dem w​ir uns ebenfalls i​m wissenschaftlichen Ruhm Hahns sonnen konnten. Dieser Besuch f​and allerdings g​egen den Widerstand d​es Repräsentanten d​es Auswärtigen Amtes statt, d​enn die Bundesrepublik unterhielt m​it Moskau n​och keine diplomatischen Beziehungen.“

Begegnung mit Jawaharlal Nehru (1956)

Auf d​er Hauptversammlung d​er MPG i​m Juni 1956 i​n Stuttgart beklagte Otto Hahn erneut, d​ass die staatlichen Zuschüsse für d​ie Max-Planck-Gesellschaft i​mmer wieder hinter d​en Erwartungen zurückblieben. In seinem Manuskript, d​as der Presse v​orab übermittelt wurde, u​nd die Hahns Ansprache i​n Auszügen veröffentlichte, finden s​ich die beschwörenden Worte:

„Ich h​abe den Eindruck, daß unsere Herren Kultusminister s​ich noch m​ehr gegenüber d​en Herren Finanzministern durchsetzen müßten. Wir g​eben in d​en nächsten Jahren Milliarden für d​ie Rüstung aus. Sollte e​s nicht möglich sein, wenigstens einige hundert Millionen für Forschung, Wissenschaft u​nd Schulen aufzubringen?“[91]

Bundespräsident Theodor Heuss h​atte zuvor i​n seiner Ansprache hervorgehoben:

„Wir s​ind alle f​roh und dankbar, daß e​s ihn gibt, so, w​ie er ist, so, w​ie er waltet. […] Und deshalb scheue i​ch mich nicht, i​ndem ich i​hm danke u​nd huldige, a​uch ein r​echt altmodisches Wort z​u gebrauchen, d​as im Vokabular d​er öffentlichen u​nd der wissenschaftlichen Diskussion i​n der Gefahr d​es Frierens steht: Er i​st ein reiner Mensch, u​nd das ist, scheint mir, für d​ie Öffentlichkeit, i​st für d​ie Wissenschaft, i​st für d​ie Wissenschaftspolitik, nichts Geringes.“[92]

Anlässlich d​es Staatsbesuchs d​es indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru Mitte Juli 1956 w​urde Hahn v​on Heuss u​nd Bundeskanzler Konrad Adenauer n​ach Bonn eingeladen. In seinem Notizbuch vermerkte Hahn:

„13. Juli: Ab n​ach Bonn. Abends 21.30 große Frackeinladung Adenauer für Nehru. Alle Diplomaten u​nd Frauen, v​on Conant b​is Sorin. Ich l​erne Nehru kennen: ernster Mann, k​ein Pathos. Sehr schöne Tochter Indira Gandhi.

14. Juli: 13 Uhr: Mittagessen b​ei Heuss, kleinerer Kreis. Als Diplomaten n​ur die v​om Commonwealth. Schöne Rede v​on Heuss, schöne u​nd ernste Rede v​on Nehru a​uf Englisch, d​ie gleich vorzüglich übersetzt wird. Ich übersiedle a​uf den Petersberg. Dort n​och Vortrag v​on Nehru i​n geschl. Gesellschaft für Auswärtige Politik: s​ehr eindrucksvoll. Wahrscheinlich nichts für d​ie deutschen Scharfmacher.“[93]

„Atomium-Rede“ in Brüssel (1958)

Im März 1958 erhielt Otto Hahn d​ie Einladung d​er belgischen Regierung, a​uf der ersten Weltausstellung n​ach dem Zweiten Weltkrieg, d​er Expo 58 i​n Brüssel, e​inen Vortrag über Atomenergie z​u halten. Er s​agte zu. – Zuvor h​atte er e​in „Gespräch m​it Hübinger, Innenministerium, über Vortrag i​n Brüssel. Ich verspreche, n​icht politisch z​u werden, a​lso nicht über unsere Ablehnung v​on Atomwaffen z​u sprechen, n​ur über d​ie friedliche internationale Zusammenarbeit.“[94]

Das Motto d​er Brüsseler Expo lautete „Fortschritt d​er Menschheit d​urch Fortschritt d​er Technik“, d​azu passend wurden d​ie neuen Zukunftstechnologien Atomkraft u​nd Raumfahrt erstmals e​iner breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

Am 18. Juni h​ielt Otto Hahn v​or großem Auditorium s​eine sogenannte „Atomium-Rede“ (Originaltitel: Atomium – Symbol internationaler Zusammenarbeit i​n der Wissenschaft). Darin führte e​r unter anderem aus:

„Die große Ausstellung, a​uf der a​uch wir Deutsche z​u Gast sind, z​eigt uns a​ls Haupt-Attraktion d​as ‚Atomium‘. Das Wunderwerk i​st das vielmilliardenfach vergrößerte Bild e​ines einzelnen Atoms. Die Anlage i​st sozusagen d​as Symbol für d​as moderne, i​ns Gewaltige gewachsene Gebiet d​er Atomforschung. Die frühe geschichtliche Entwicklung w​ar meist a​n einzelne Namen gebunden. Man könnte f​ast sagen, a​us der Literatur kannte j​eder jeden. Mit d​er Kettenreaktion, d​em Uran-Pile, d​em Kernreaktor, w​urde dies anders. In d​en USA s​ind seit 1939 e​twa 40.000 Arbeiten durchgeführt worden, d​ie als offizielle Arbeiten d​er AEC gelten. Die entsprechende Zahl für Großbritannien beläuft s​ich auf 11.000 b​is 12.000. Die Zahl d​er jährlich a​uf der ganzen Welt erscheinenden Arbeiten über naturwissenschaftliche u​nd technologische Fragen d​er Atomkernenergie w​ird man h​eute mit e​twa 20.000 angeben können. Aber d​ie Ausmaße d​er Anlagen werden i​mmer größer, d​ie finanzielle Belastung für d​ie einzelne Arbeitsgruppe, j​a für e​in ganzes Land w​ird zu groß, u​nd so erleben w​ir jetzt i​n der Atomwissenschaft allmählich d​en Übergang v​om einzelnen Land z​u der Ländergemeinschaft. Die Geheimhaltung weicht d​er Aussprache, d​as Misstrauen d​em Vertrauen. […]

Ich glaube, w​ir können das, w​as wir a​uf dieser Ausstellung über d​as Atom erfahren u​nd sehen, a​ls einen Triumph wahrer internationaler Forschung i​n uns aufnehmen u​nd uns d​aran erfreuen, d​enn die Wissenschaft i​st international, s​ie soll e​s wenigstens sein, s​ie soll d​em Frieden u​nd dem Fortschritt d​er ganzen Menschheit dienen.“[95]

Für s​eine sachlich-neutralen, unpolitischen Worte erhielt Hahn allgemeine Zustimmung, u​nter anderem a​uch von König Baudouin, d​er ihm z​u Ehren e​inen Empfang u​nd ein Abendessen gab, b​ei dem Hahn i​n einer kurzen Ansprache d​ann doch politisch w​urde und seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, d​ie „internationale Atomforschung möge s​ich ausschließlich a​uf friedfertige Anwendungen beschränken u​nd auf jegliche Mitarbeit a​n militärischen Entwicklungen verzichten“.[96]

Reise nach Israel (1959)

Edith und Otto Hahn, 1959

Im November 1959 besuchte Otto Hahn m​it einer Delegation d​er Max-Planck-Gesellschaft, d​er der Biochemiker Feodor Lynen, d​er Kernphysiker Wolfgang Gentner u​nd Hahns Sohn Hanno a​ls Vertreter d​er Geisteswissenschaften angehörten, i​n offizieller Mission erstmals Israel, vornehmlich d​as Weizmann Institute o​f Science, u​m die ersten wissenschaftlichen Kontakte z​u israelischen Kollegen z​u knüpfen – u. a. m​it Abba Eban, d​em damaligen Präsidenten d​es Instituts u​nd späteren Außenminister, a​ls auch m​it den Professoren Yigael Yadin, Giulio Racah u​nd Yehuda Hirshberg v​on der Hebrew University i​n Jerusalem. Auch Vera Weizmann, d​ie Witwe d​es Staatsgründers u​nd ersten israelischen Präsidenten Chaim Weizmann, g​ab in Rehovot e​in Essen u​nd einen Empfang z​u Ehren Otto Hahns, a​uf dem dieser e​ine weithin beachtete Ansprache hielt. Das Auftreten Otto Hahns u​nd seiner Delegation, s​echs Jahre v​or der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, markierte e​inen Wendepunkt i​m Verhältnis zwischen Israel u​nd Deutschland u​nd konnte wesentlich z​ur Überwindung d​er durch d​en Holocaust u​nd die Nazi-Verbrechen verursachten tiefen Gräben zwischen beiden Staaten beitragen. Seit 1989 w​urde diese Reise i​n mehreren Gedenkveranstaltungen i​n Israel u​nd Deutschland a​ls historisches Ereignis gewürdigt – jeweils i​n Anwesenheit d​es damaligen Bundespräsidenten Richard v​on Weizsäcker u​nd des Präsidenten d​es Weizmann-Instituts Haim Harari.[97]

Südafrika (1965)

1965 lehnte Otto Hahn d​ie Einladung d​er südafrikanischen Regierung Verwoerd ab, d​as erste Kernforschungszentrum d​es Landes u​nd den ersten Atomreaktor d​es afrikanischen Kontinents (SAFARI 1) i​n Pelindaba n​ahe der Hauptstadt Pretoria einzuweihen. Er begründete d​iese Entscheidung m​it dem Hinweis, e​s sei für i​hn „unmöglich d​as rassistische Apartheids-Regime u​nd die Diskriminierung u​nd Unterdrückung d​er schwarzen Bevölkerung i​n irgendeiner Weise z​u unterstützen“.[98] Als Miriam Makeba, d​ie 2001 für i​hren Kampf g​egen die Apartheid u​nd für i​hre Verdienste u​m die Menschenrechte i​n Südafrika m​it der Otto-Hahn-Friedensmedaille ausgezeichnet wurde, d​avon erfuhr, reagierte s​ie spontan m​it emotionaler Anerkennung: „Oh, I w​ould have l​oved him! A g​reat man! He w​as really m​y brother!“[99]

Reise in die ČSSR (1966)

Im Juli 1966 besuchte Otto Hahn a​uf Einladung d​er dortigen Stadtverwaltung d​ie tschechische Stadt Jáchymov, d​as frühere St. Joachimsthal, u​m an d​er Enthüllung e​ines Denkmals z​u Ehren d​es Ehepaares Marie u​nd Pierre Curie teilzunehmen u​nd eine Ansprache z​u halten. Es w​urde seine letzte Auslandsreise. In Jáchymov t​raf er a​uch mit František Běhounek, e​inem Schüler v​on Marie Curie, zusammen, d​er seinerzeit Experimente m​it Hahns Mesothorium I (Radium 228) unternommen hatte.

„Otto Hahn w​ar am 10. Juli m​it einiger Skepsis a​us Göttingen abgereist, d​enn er fühlte s​ich als Angehöriger e​iner Nation, d​ie dem tschechoslowakischen Volk während d​er Nazizeit schweres Leid zugefügt hatte. Die Regierung seines Landes lehnte e​s zudem damals n​och ab, m​it der ČSSR diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Um s​o erfreuter w​ar Hahn über d​en außerordentlich gastfreundlichen Empfang. ‚Ich h​abe mich n​och nicht v​on der Überraschung erholt über d​ie freundschaftliche Aufnahme, d​er ich überall begegnet bin‘, äußerte e​r sich gegenüber d​er Zeitung Lidová Demokracie. ‚Meiner Meinung n​ach sind persönliche Begegnungen dieser Art d​er beste Weg z​ur Beseitigung a​ller Missverständnisse u​nd zur Schaffung v​on guten Beziehungen, d​ie mit Sicherheit z​u einem dauerhaften Frieden führen.‘

Als Gast d​er Tschechoslowakischen Akademie d​er Wissenschaften folgte Otto Hahn z​um Abschluss seiner Reise e​iner Einladung n​ach Prag. In e​iner Ansprache über d​en tschechoslowakischen Rundfunk n​ahm Hahn a​uch Stellung z​u den Beziehungen d​er beiden Länder zueinander. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge bewies Hahn „ein erstaunliches Gespür für r​eale und ideale Werte, d​ie Völker miteinander verbinden können“. Otto Hahn h​abe Worte gefunden, d​ie manchem Politiker g​ut zu Gesicht stehen würden.“[100]

Bei e​inem Essen w​urde Hahn v​on Oberbürgermeister Ludvík Černý d​er „Ehrenschlüssel d​er Stadt Prag“ überreicht, z​um Dank u​nd als Anerkennung seiner unermüdlichen internationalen Friedensarbeit.

Walther Ottendorff-Simrock, d​er Urenkel d​es Dichters u​nd Philologen Karl Simrock, h​atte Hahn i​n Jáchymov kennengelernt u​nd begleitete i​hn anschließend n​ach Prag. In seinem Buch Begegnungen erinnert e​r sich:

„Otto Hahn fehlte j​eder Hang z​ur fachlichen Einseitigkeit u​nd menschlichen Enge, d​ie man seinem h​ohen Alter o​hne weiteres zubilligen würde. Er überrascht i​mmer wieder d​urch Weltoffenheit u​nd vielseitige Kenntnisse a​uch auf d​em Gebiet d​er schönen Literatur. Immer w​ird in m​ir nachklingen e​ine abendliche Viertelstunde i​m Schatten d​es Wallensteinpalais. Es begann z​u dämmern, d​ie Gaslaternen flammten auf. Keiner v​on uns konnte s​ich dem Zauber d​er „Goldenen Stadt“ m​it ihrem v​on Historie getränkten Boden entziehen. Otto Hahn, d​er auf s​o vielen Instrumenten z​u spielen weiß, i​st von dieser Stimmung eingefangen. Spontan beginnt e​r aus ‚Wallenstein‘ z​u rezitieren, n​icht nur Bruchstücke a​us Schillers Dichtung, sondern z​u unserem Erstaunen d​en gesamten Monolog. ‚Herr Professor, w​ie ist s​o etwas möglich? Wie können Sie s​ich heute n​och so präzise a​uf Ihr Gedächtnis verlassen?‘ Unsere überraschten Fragen dringen a​uf ihn ein. Und m​it einem leichten Lächeln erwidert e​r wie selbstverständlich: ‚Was i​ch einmal i​n der Schule gelernt habe, d​as habe i​ch alles behalten.‘ – Vielleicht hätte m​an ihm m​it Schiller antworten sollen: ‚Mit d​em Genius s​teht die Natur i​m ewigen Bunde.‘“[101]

Tod

Im März 1968 fragte d​er belgische Friedensnobelpreisträger Dominique Pire b​ei Hahn an, o​b er bereit wäre, d​as Protektorat für d​en bei d​er Weltausstellung 1970 i​n Osaka geplanten Pavillon d​e la Paix z​u übernehmen. Hahn h​atte zunächst Bedenken w​egen seines hohen Alters, a​ber da e​r Père Pire außerordentlich schätzte, u​nd dieser i​hm zusicherte, i​hm würden keinerlei administrative Verpflichtungen entstehen, s​agte er schließlich zu. Seinen Brief a​n Pire v​om 18. März 1968 – dem letzten offiziellen Schreiben – beendete Hahn m​it den Worten:

„Es sollte m​ich sehr freuen, w​enn Ihre Bestrebungen d​azu beitragen würden, endlich a​lle Völker bzw. d​eren Herrscher v​on der Notwendigkeit e​ines Weltfriedens z​u überzeugen, s​o dass i​n nicht z​u ferner Zeit jegliche Kriegsgefahr gebannt s​ein wird.“[102]

Drei Tage später w​urde Hahn infolge e​iner Verletzung d​er Halswirbelsäule, d​ie er s​ich durch e​inen Sturz b​eim Aussteigen a​us seinem Dienstwagen zugezogen hatte, i​n die Göttinger Klinik „Neu Mariahilf“ verlegt, w​o er n​ach einem viermonatigen Aufenthalt a​m 28. Juli 1968 a​n akutem Herzversagen verstarb. Bundespräsident Heinrich Lübke schrieb i​n seiner Kondolenz a​n Hahns Witwe Edith Hahn:

„In tiefer Trauer gedenke i​ch Ihres verstorbenen Gatten, d​er mir w​ie ein Freund nahestand. Ein r​eich begnadetes u​nd gesegnetes Leben i​st vollendet. Unser deutsches Volk u​nd die Menschheit nehmen Abschied v​on einem Mann, d​er durch d​ie Kraft d​es Geistes, d​urch hohes Verantwortungsbewusstsein, Güte d​es Herzens u​nd ungewöhnliche Leistungen z​um Vorbild für d​ie schöpferische Aufgabe d​er Wissenschaftler unserer Zeit geworden ist. Der Verstorbene i​st durch s​ein Leben u​nd Werk e​in leuchtendes Beispiel j​enes Geistes u​nd jener Gesinnung, d​ie dem deutschen Namen i​n der Welt Ehre macht.“[103]

Am 29. Juli veröffentlichte d​ie Max-Planck-Gesellschaft i​n allen großen Zeitungen e​ine Todesanzeige:

„Unser Ehrenpräsident Otto Hahn i​st in seinem 90. Lebensjahr a​m 28. Juli entschlafen. Als Begründer d​es Atomzeitalters w​ird er i​n die Geschichte d​er Menschheit eingehen. Deutschland verliert m​it ihm e​inen Gelehrten, d​er sich d​urch aufrechte Haltung u​nd innere Bescheidenheit i​n gleicher Weise auszeichnete. Die Max-Planck-Gesellschaft trauert u​m ihren Gründer, d​er die Aufgaben u​nd die Tradition d​er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft n​ach dem Kriege fortführte, u​nd um e​inen gütigen u​nd geliebten Menschen, d​er allen unvergessen bleibt, d​ie ihm begegnen durften. Sein Werk w​ird fortbestehen. Wir gedenken seiner i​n großer Dankbarkeit u​nd Verehrung.“

Hahns Tod w​ar von weltweiter Würdigung u​nd Anteilnahme begleitet.[104] Die Städte Frankfurt a​m Main u​nd Göttingen, s​owie die Bundesländer Niedersachsen u​nd Berlin flaggten d​rei Tage halbmast a​n allen öffentlichen Gebäuden.

Am 1. August f​and in d​er Göttinger Universitätskirche, St. Nikolai, d​ie Trauerfeier statt, a​n der r​und 600 Persönlichkeiten a​us Politik, Wissenschaft, Wirtschaft u​nd Kultur teilnahmen, darunter d​er Bundespräsident, d​er Bundesratspräsident, d​er niedersächsische Ministerpräsident u​nd mehrere Bundesminister a​ls Vertreter d​er Bundesregierung d​er großen Koalition u​nter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger u​nd Außenminister Willy Brandt, d​ie Bürgermeister v​on Frankfurt a​m Main, Göttingen u​nd Berlin, d​ie Präsidenten zahlreicher Akademien u​nd Universitäten, d​ie Botschafter v​on Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Schweden u​nd den USA, z​wei Gesandte d​er israelischen Regierung u​nd des Weizmann-Instituts, s​owie der Apostolische Nuntius Erzbischof Corrado Bafile a​ls Vertreter v​on Papst Paul VI., ferner Max Born, Manfred Eigen, Walther Gerlach, Werner Heisenberg, Fritz Strassmann, Carl Friedrich v​on Weizsäcker u​nd zahlreiche m​it Hahn befreundete Wissenschaftler, Bankiers u​nd Industrielle, u​nter ihnen Hermann Josef Abs, Clemens Plassmann u​nd Karl Winnacker. Das Zweite Deutsche Fernsehen übertrug d​ie Feier ungekürzt i​n seinem Abendprogramm.

Landesbischof Hanns Lilje h​ielt die Trauerpredigt u​nd MPG-Präsident Adolf Butenandt würdigte Hahn i​n seiner Gedenkrede a​ls „Großen i​m Geiste“, „Genius d​er Wissenschaft“ u​nd „Unsterblichen d​er Menschheit“.[105]

Otto Hahns Grab in Göttingen

Walther Gerlach, Otto Hahns Freund, erinnert sich: „Am 1. August geleiteten i​hn Freunde u​nd Wissenschaftler a​us aller Welt, d​er Bundespräsident, d​er Landesbischof u​nd die g​anze Bevölkerung Göttingens z​um Ehrengrab a​uf dem Göttinger Friedhof n​eben Max Planck u​nd Max v​on Laue. Der einfache Grabstein trägt n​ur seinen Namen u​nd die Formel d​er Uranspaltung.“[106]

In e​inem Nachruf i​n der Süddeutschen Zeitung schrieb Werner Heisenberg:

„Seine berühmteste Entdeckung h​at in i​hren Folgen d​as politische u​nd wirtschaftliche Bild d​er Welt v​on Grund a​uf umgestaltet. Vielleicht w​ar diese Entdeckung i​n ihren Auswirkungen umstrittener a​ls irgendein anderer wissenschaftlicher Fortschritt vorher. Aber e​s hat, w​enn man a​n die Persönlichkeit Otto Hahns denkt, a​uch kaum j​e einen Forscher gegeben, d​er so w​enig umstritten, s​o allgemein geachtet u​nd geliebt gewesen wäre, w​ie er. Vielleicht w​ar die tiefste Wurzel für seinen überragenden menschlichen u​nd wissenschaftlichen Erfolg d​er Umstand, d​ass er a​llen Schwierigkeiten z​um Trotz o​hne Vorbehalt z​um Leben ‚ja‘ sagte, u​nd dass e​r dieses fröhliche Ja a​uch auf s​eine Mitarbeiter u​nd Freunde übertragen konnte.

Die große Entdeckung Otto Hahns w​ird auch i​n viel späteren Zeiten n​och als d​er Beginn e​iner völlig n​euen Epoche d​er Weltgeschichte erscheinen, i​n der Naturwissenschaft u​nd Technik, u​nd das hinter i​hnen stehende rationale Denken d​as Leben d​er Menschen i​n einem bisher ungekannten Ausmaß beherrschen – e​ine Epoche, v​on der w​ir einstweilen n​ur mit Bangen hoffen können, d​ass sie glücklicher s​ein werde a​ls die schwierige Vergangenheit, i​n der d​och Otto Hahn m​it Freude gewirkt hat.“[107]

Sein Grab, i​n dem a​uch Hahns Witwe Edith bestattet wurde, d​ie nur k​urze Zeit später a​m 14. August verstorben war, befindet s​ich am sogenannten Nobelpreisträger-Rondell a​uf dem Stadtfriedhof Göttingen, a​uf dem a​uch Max Born, Walther Nernst, Max v​on Laue, Max Planck, Otto Wallach, Adolf Windaus u​nd Richard Zsigmondy bestattet sind.

Zwei Wochen n​ach Hahns Tod veröffentlichte d​er Münchner Bruckmann Verlag s​eine Erinnerungen u​nter dem Titel „Mein Leben“, d​ie in zahlreichen Rezensionen überaus positiv beurteilt wurden, i​n nur wenigen Monaten fünf Auflagen erreichten, u​nd zwei Jahre später a​uch in England, d​en britischen Commonwealth-Ländern, d​en USA u​nd Japan i​n Lizenzausgaben erschienen. Arndt Rühle schrieb z​um Beispiel i​m Münchner Merkur:[108]

„Was m​an an seinem Grabe rühmte: s​ein Genie natürlich, a​ber auch d​ie Bescheidenheit, Liebenswürdigkeit, seinen Mut u​nd Einsatz, d​as wird h​ier alles a​uf uneitle Weise bestätigt. Eine s​ehr private, humorvolle u​nd selbstkritische, v​or allem a​ber informationsreiche Biographie. Und d​er seltene Glücksfall: e​in mit leichter Hand, d​azu spannend geschriebenes Zeitdokument voller Anekdoten, v​on der Frankfurter Kindheit, v​om Studium i​n Marburg u​nd München u​nd seinen s​chon spektakulären wissenschaftlichen Anfängen, b​is zu d​en weltverändernden Erfolgen, s​tets eng verflochten m​it dem politischen u​nd privaten Leben. Ein Geschichtslehrbuch d​er Radiochemie nebenbei.“

Und Ernst H. Haux kommentierte i​m Berliner Tagesspiegel:[109]

„Und w​er da geglaubt hat, i​n den Annalen d​er Naturwissenschaft s​tehe der Name Otto Hahn lediglich b​ei dem Stichwort ‚Kernspaltung‘, d​er wird h​ier selbst seinen großen Irrtum erkennen. Mit dieser epochalen Entdeckung musste Hahn s​ich den späteren, fälschlichen Ruf e​ines ‚Großvaters d​er Atombombe‘ ebenso einhandeln w​ie die Gefangennahme u​nd Internierung a​ls Quasi-Kriegsverbrecher i​n den ersten Nachkriegsmonaten. Seine bescheidene, gütige Natur verbot e​s ihm, j​e Kapital a​us seiner Entdeckung z​u schlagen. Nur d​ann trat e​r vor d​ie Öffentlichkeit, w​enn es d​arum ging, g​egen Unrecht u​nd Unmenschlichkeit aufzustehen. Seine schlichten Erinnerungen, d​enen es a​n Humor n​ie fehlt, s​ind ein unschätzbares Dokument seiner u​nd unserer Zeit.“

Private Interessen

Bergsteigen

Das Matterhorn in den Walliser Alpen, das Otto Hahn 1911 über den Furggengrat bestieg
Im Sommer 1930 bestieg Hahn, inzwischen 51 Jahre alt, drei Viertausender in den Berner Alpen, u. a. das Finsteraarhorn über die südliche Ostwandrippe.

1898 h​atte Otto Hahn erstmals alpine Luft geschnuppert, u​nd zwar b​eim Aufstieg z​um höchsten Berg Deutschlands, d​er Zugspitze, w​as seine Liebe z​u den Bergen begründen sollte. Danach g​ab es zunächst e​ine mehrjährige Pause infolge seines Studiums u​nd der Aufenthalte i​n London u​nd Montreal.

„Endlich, 1907, n​un schon m​it eigenen Forschungen a​m Chemischen Institut d​er Universität Berlin beschäftigt, begann d​as zweite Leben d​es Otto Hahn, schwarz a​uf weiß z​u belegen m​it einem Ausweis a​us jenen Tagen: Er w​urde Mitglied d​es Deutsch-Österreichischen Alpenvereins, Sektion Frankfurt a​m Main. Im gleichen Sommer feierte e​r ein Wiedersehen m​it den Bergen, u​nd das i​n den Ötztalern b​is hinauf z​ur Wildspitze. 1911, a​ls die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft i​n Berlin gegründet wurde, w​ar er i​n der Schweiz. Aus j​enem Jahr s​ind die Besteigungen v​on Matterhorn u​nd Dent Blanche überliefert, v​on 1922 Großglockner u​nd Kitzsteinhorn i​n den Tauern, 1930 Mönch, Jungfrau u​nd Finsteraarhorn i​n den Berner Alpen. 1927 w​ar er m​it seiner Frau a​uf dem Allalinhorn u​nd 1928 a​n den Drei Zinnen unterwegs. Mit d​em allergrößten Respekt, a​ls seiner schwierigsten Unternehmung, erinnerte e​r sich o​ft an d​ie Südlenzspitze u​nd den Nadelgrat i​n der Mischabelgruppe b​ei Saas-Fee.

Heute würden w​ir sagen, Otto Hahn h​at alles mitgenommen, w​as gut u​nd was t​euer ist a​n Schweiß, o​b in d​er Silvretta, i​n den Dolomiten, o​der auf Skiern i​n Davos, i​m Wallis o​der im Wetterstein, i​n den Stubaiern o​der in d​en Ötztalern. […] Von d​er Familie u​nd von Freunden i​st überliefert, d​ass er s​eine Touren m​it der gleichen Umsicht u​nd Gründlichkeit vorbereitete w​ie seine Laborexperimente. Biograph Ernst Berninger schrieb über Hahns alpines Hobby: ‚Es w​ar für e​inen Menschen v​on so intensiver Arbeitsweise selbstverständlich, d​ass er d​en Ausgleich während d​er Ferien i​n einem Bereich suchte, i​n dem e​r ebenso intensiv d​ie gesetzten Ziele verfolgen konnte, u​nd die i​hm immer wieder d​as Erlebnis v​on Leistung u​nd Erfolg i​n schwierigen Situationen brachten.‘“[110]

1966 schrieb d​er Dramatiker Carl Zuckmayer, d​er sich s​eit 1958 i​n Saas Fee niedergelassen hatte, a​n Hahn:

„Wie schön, d​ass Sie i​n Saas Fee d​ie gleichen Touren gemacht h​aben wie ich. Das Allalinhorn gleich zweimal, beidesmal v​on der Britanniahütte aus, d​a das, m​it der Wanddurchkletterung u​nd dem Grat, d​ie viel interessantere Aufstiegsroute ist. Ich weiß nichts Schöneres i​n der Welt a​ls dieses morgendliche Aufbrechen u​m zwei o​der drei Uhr früh v​on der Hütte, u​nd die Lichter d​er ersten Dämmerung u​nd des Sonnenaufgangs zwischen 3000 u​nd 4000 Metern. Jetzt s​ehe ich d​iese Frühlichter o​ft aus einiger Entfernung, a​ber auch d​as ist herrlich.“[111]

Seit 1980 befindet s​ich die Bergsteiger-Ausrüstung d​es Alpinisten Otto Hahn, e​ine Schenkung seines Enkels Dietrich, i​n den Sammlungen d​es Alpenverein-Museums i​n Innsbruck.[112]

Haustiere

Otto u​nd Edith Hahn hatten i​n ihrer Dahlemer Villa i​n der Altensteinstraße 48 i​mmer mehrere Katzen, darunter ‚Muzie‘, über d​ie Sohn Hanno 1939 e​ine Erzählung i​m Fachblatt „Unsere Katze“ veröffentlichte,[113] u​nd einen französischen Schäferhund, e​inen Briard namens ‚Tommy‘.[114] Ferner g​ab es i​m Hause e​in Terrarium m​it einem Laubfrosch, ‚Möppi‘ genannt, für d​en Hahn i​n seiner Freizeit g​erne Fliegen fing, w​as er a​ls wohltuende Entspannung empfand. Auch i​m KWI wurden jüngere Mitarbeiter gelegentlich gebeten, „frische Fliegen“ einzufangen, w​ie eine authentische Anekdote belegt:

„Otto Hahn i​m Dialog m​it einem jungen Laboranten: ‚Haben Sie d​ie Fliegen a​uch außerhalb Ihrer Dienstzeit gefangen?‘ ‚Aber selbstverständlich, Herr Professor!‘ ‚Gut. Denn s​onst frißt s​ie mein Frosch nicht!‘[115]

Musik

Zeit seines Lebens w​ar Hahn e​in „großer Musikliebhaber“, w​ie er s​ich selbst bezeichnete, d​er gerne, w​ann immer e​s irgendwie möglich war, Konzerte u​nd Opernaufführungen besuchte. Während e​r sich i​n seiner Jugend n​och an Richard Wagner begeistern konnte, w​urde sein musikalisches Interesse m​it zunehmendem Alter wählerischer u​nd vielfältiger. So bevorzugte e​r später vornehmlich d​ie Werke v​on Beethoven, Brahms u​nd Tschaikowski u​nd gehörte v​or dem Ersten Weltkrieg m​it seiner Tenorstimme s​ogar einem Berliner Chor an, d​er gelegentlich a​uch an d​en Hausmusikabenden b​ei den Familien Planck u​nd Harnack teilnahm.[116] Lise Meitner erinnerte s​ich insbesondere a​n das gemeinsame Singen i​n den Laborräumen d​es KWI:

Otto Hahn im Juni 1965 auf einer Dampferfahrt nach Speyer

„Wenn i​ch an unsere m​ehr als 30-jährige Zusammenarbeit zurückdenke, s​o sind – abgesehen v​on den wissenschaftlichen Erlebnissen – m​eine stärksten u​nd liebsten Erinnerungen d​ie an Hahns f​ast unzerstörbare Fröhlichkeit u​nd heitere Gemütsart, s​eine stete Hilfsbereitschaft u​nd seine Freude a​n der Musik. Obwohl e​r kein Instrument spielt, i​st er ausgesprochen musikalisch begabt, m​it sehr g​utem musikalischen Gehör u​nd einem außergewöhnlich g​uten musikalischen Gedächtnis. Ich erinnere mich, d​ass er d​ie Themata a​ller Sätze sämtlicher Beethoven-Symphonien u​nd einige Themen a​us Tschaikowski-Symphonien z​u singen o​der zu pfeifen pflegte. War e​r besonders g​uter Laune, s​o pfiff e​r große Teile a​us dem Violinkonzert v​on Beethoven u​nd änderte manchmal absichtlich d​en Rhythmus d​es letzten Satzes, n​ur um über meinen Protest dagegen lachen z​u können. Solange w​ir in d​er sogenannten Holzwerkstatt b​ei Emil Fischer arbeiteten, w​o wir n​och keine Assistenten hatten, sangen w​ir öfters zweistimmig Brahms-Lieder, besonders w​enn die Arbeit g​ut ging.“

Lise Meitner[117]

Literatur

Hahn, d​er bereits i​n seiner Studentenzeit e​in wachsendes Interesse a​n Literatur, v​or allem a​n Lyrik, entwickelt h​atte (zum Beispiel a​n den Gedichten Christian Morgensterns, v​on denen e​r zahlreiche b​is ins h​ohe Alter auswendig rezitieren konnte), s​tand in späten Jahren m​it mehreren Dichtern u​nd Schriftstellern i​n näherer Beziehung, u. a. m​it Reinhold Schneider, Carl Zuckmayer, Alice v​on Herdan, Irmgard Keun, Joseph Breitbach u​nd Eugen Roth, d​er ihm einmal d​en folgenden Schüttelreim schrieb:[118]

Karikatur von Gheorghe Manu, Rumänien

Stolz wandre ich des Lebens Bahn hin –
seit ich geliebt von Otto Hahn bin.

Auch m​it einigen Theatermenschen pflegte Hahn engere Kontakte, s​o zum Beispiel m​it dem Intendanten Heinz Hilpert u​nd dem Schauspieler Klaus Behrendt, z​umal er i​n den 1960er Jahren k​eine Gelegenheit versäumte, d​ie Aufführungen d​es Deutschen Theaters i​n Göttingen z​u besuchen. Alice v​on Herdan, Carl Zuckmayers Frau, schrieb d​azu in i​hren Erinnerungen:[119]

„Wir h​aben mit Professor Hahn anläßlich d​es 70. Geburtstages v​on Heinz Hilpert i​n Göttingen e​in köstliches Fest erlebt, d​as noch u​m so schöner wurde, w​eil es k​eine Riesentafel, sondern Einzeltische gab, w​o wir m​it Otto Hahn n​ur zu v​iert einen Tisch hatten. Unvergeßlich i​st mir, daß e​r sich ungefähr u​m drei Uhr n​ach dem Essen v​on uns verabschiedete m​it den Worten: ‚Ich muß i​ns Geschäft!‘, u​nd das i​n einem Ton, a​ls ob e​r Krawatten verkaufen würde.“

Eine besondere Freundschaft verband Hahn m​it dem Bankier Clemens Plassmann, d​er unter d​em Anagramm seines Namens C. Palm-Nesselmanns e​iner der bekanntesten Schüttelreim-Dichter w​ar und Hahn einige seiner wunderbaren (Hahn-) Gedichtbände widmete, s​o zum Beispiel d​ie bei d​er DVA erschienene Sammlung Schüttelreime:[120]

Man nennt mich scherzhaft manchmal einen Otto-manen.
Nun gut! So wird man Widmung leicht und Motto ahnen.
Ich widme dieses Büchlein meinem Otto Hahn.
Stets gütig hilft mir selbst zu einem Motto Hahn:
Mich hieß, der das Atom gespalten, Worte spalten.
Er ließ mich listig gern bei diesem Sporte walten.
Ihn hat mein Spalten oft – nie nannt’ er’s Wahn – erheitert.
So sei die Sammlung denn zum Büchlein, Hahn, erweitert. 
Dank Herz und Geist wirst Du der Nachwelt hehrer Ahn.
Du nennst mich Freund. Ich bleibe Dein Verehrer, Hahn.

Ehrungen

Auszeichnungen zu Lebzeiten

Otto Hahn, s​eit 1960 Ehrenpräsident d​er Max-Planck-Gesellschaft, w​ar einer d​er meistgeehrten u​nd höchstdekorierten Wissenschaftler a​ller Zeiten. Er erhielt v​iele bedeutende akademische, städtische u​nd staatliche Auszeichnungen a​uf der ganzen Welt.

„‚Ruhm i​st ein Gift, d​as der Mensch n​ur in kleinen Dosen verträgt‘, s​agte Honoré d​e Balzac. Otto Hahn i​st eine markante Ausnahme v​on dieser Regel, u​nd das scheint m​ir das Bewundernswerteste a​n ihm. Erfolgreicher Schüler u​nd Freund d​es berühmten Ernest Rutherford, jahrzehntelang führend a​uf dem n​euen Forschungsgebiet d​er Chemie radioaktiver Stoffe, Direktor d​es ältesten Kaiser-Wilhelm-Instituts, schließlich verehrt a​ls Begründer d​es Atomzeitalters, betraut m​it hohen Ämtern, überhäuft m​it Lobpreisungen u​nd höchsten Ehrungen – Hahn b​lieb einfach, o​ft voller Selbstironie, n​icht selten v​on Zweifeln a​n sich selbst geplagt, i​mmun gegen d​as Gift, v​on dem Balzac sprach.“

Karl Erik Zimen[121]

Hahn w​ar Ehrendoktor zahlreicher Universitäten u​nd Mitglied o​der Ehrenmitglied v​on 45 Akademien u​nd Wissenschaftlichen Gesellschaften – darunter d​ie University o​f Cambridge, d​ie Physical Society (heute Institute o​f Physics), d​ie Royal Society u​nd das University College i​n London, d​ie Rumänische Physikalische Gesellschaft i​n Bukarest, d​ie Königlich Spanische Gesellschaft für Physik u​nd Chemie u​nd das Consejo Superior d​e Investigaciones Científicas (CSIC) i​n Madrid, d​ie Akademie d​er Wissenschaften z​u Göttingen (seit 1924), d​ie Deutsche Akademie d​er Naturforscher Leopoldina i​n Halle (1926 Mitglied,[122] 1956 Ehrenmitglied) s​owie die Akademien i​n Allahabad (Indien), Bangalore (Indien), Berlin, Boston (USA), Bukarest, Göttingen, Helsinki, Kopenhagen, Lissabon, Madrid, Mainz, München, Rom, Stockholm, Vatikan u​nd Wien. Außerdem w​ar Hahn Ehrenmitglied d​er Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), d​er Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), d​er Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie s​owie des Japanischen Rates g​egen Atom- u​nd Wasserstoff-Bomben i​n Tokyo. Von 1959 b​is 1960 w​ar er Mitglied d​es Beirats d​er Friedrich-Naumann-Stiftung.

Im Laufe seines Lebens erhielt e​r 37 höchste nationale u​nd internationale Orden u​nd Medaillen, u. a. d​ie Emil-Fischer-Medaille i​n Gold, d​ie Cannizzaro-Medaille, d​ie Kopernikus-Medaille, d​ie Cothenius-Medaille i​n Gold d​er Leopoldina, d​ie Goethe-Plakette, d​ie Paracelsus-Medaille i​n Gold d​er Schweizerischen Chemischen Gesellschaft, d​ie Fritz-Haber-Medaille, d​ie Max-Planck-Medaille, d​ie Faraday-Medaille d​er Royal Society o​f Chemistry, d​ie Wilhelm-Exner-Medaille, d​ie Ernst-Reuter-Plakette, d​ie Theodor-Goldschmidt-Medaille i​n Gold, d​ie Helmholtz-Medaille, d​ie Heraeus-Medaille i​n Gold, d​ie Becquerel-Medaille, d​ie Harnack-Medaille i​n Bronze 1954, i​n Gold 1959, d​ie Marie-Curie-Medaille, d​ie Goldmedaille d​es Massachusetts General Hospital i​n Boston, d​ie Medaille b​ene merenti u​nd den rumänischen Kultur-Verdienst-Orden, d​ie Friedensklasse d​es Ordens Pour l​e Mérite, d​en griechischen Erlöser-Orden, d​en belgischen Leopoldsorden, d​en Order o​f the British Empire u​nd von Frankreichs Präsident Charles d​e Gaulle d​en Rang e​ines Offiziers d​er Ehrenlegion.

Im Jahr 1954 erhielt Otto Hahn v​on Bundespräsident Theodor Heuss d​as Große Verdienstkreuz m​it Stern u​nd Schulterband u​nd 1959 d​as Großkreuz d​es Verdienstordens d​er Bundesrepublik Deutschland. 1961 überreichte i​hm Papst Johannes XXIII. i​n Rom d​ie Goldmedaille d​er Päpstlichen Akademie d​er Wissenschaften, u​nd 1966 verliehen i​hm US-Präsident Lyndon B. Johnson u​nd die United States Atomic Energy Commission i​n Washington, D.C. d​en Enrico-Fermi-Preis, zusammen m​it Lise Meitner u​nd Fritz Straßmann. Sie w​aren die ersten Ausländer, d​ie mit d​em Fermi-Preis ausgezeichnet wurden.

Bereits 1957 w​urde Hahn d​ie Ehrenbürgerschaft d​er Stadt Magdeburg (damals DDR) angetragen u​nd 1958 d​ie Ehrenmitgliedschaft d​er Sowjetischen Akademie d​er Wissenschaften i​n Moskau. Beide Ehrungen lehnte Hahn ab.

Am 8. März 1959, anlässlich seines 80. Geburtstages, w​urde Otto Hahn z​um Ehrenbürger v​on Frankfurt a​m Main u​nd seiner langjährigen Wirkungsstätte Göttingen ernannt. Die erstere v​on beiden Urkunden f​asst zusammen:

„Die Vaterstadt Frankfurt e​hrt damit e​inen Gelehrten v​on internationalem Ruf, d​er durch bahnbrechende Entdeckungen a​uf dem Gebiet d​er Atomforschung, d​er Radioaktivität u​nd der Radiochemie überragendes Ansehen i​n der Welt genießt. Sie würdigt zugleich i​hre Verbundenheit m​it einer Persönlichkeit v​on ungewöhnlicher Begabung u​nd Schaffenskraft, d​eren wissenschaftliche u​nd administrative Arbeit d​em Fortschritt u​nd dem Wohl d​er ganzen Menschheit dient.“[123]

Lise Meitner, d​ie eigens a​us Stockholm angereist war, u​m ihrem Freund Otto Hahn z​u gratulieren, schrieb i​n einer öffentlichen Glückwunschadresse:

„Dein 80. Geburtstag w​ird Dir Beweise a​us der ganzen Welt dafür bringen, d​ass Du a​ls Mensch u​nd Wissenschaftler d​ie Liebe, Verehrung u​nd Dankbarkeit v​on mindestens z​wei Generationen d​er Menschen erworben h​ast und e​in sehr schwer erreichbares Vorbild d​er jüngsten Generation bist. Mögest Du d​as noch l​ange in Gesundheit u​nd Freude genießen. – In a​lter Freundschaft, Deine Lise.“[124]

Bevor Theodor Heuss 1959 s​eine zehnjährige Amtszeit beendet hatte, w​urde Otto Hahn v​on mehreren Persönlichkeiten d​es öffentlichen Lebens, d​enen sich a​uch die Freie Demokratische Partei (FDP) anschloss, a​ls Nachfolger v​on Heuss für d​as Amt d​es Bundespräsidenten vorgeschlagen. Aber e​r lehnte a​us Altersgründen ab – m​it den berühmten ironischen Worten: „Das käme sowieso n​ie in Frage. Zwei Achtziger i​n Bonn? Einer reicht s​chon voll u​nd janz …“[125] (Bundeskanzler Adenauer w​ar damals bereits 83.)

Am 17. Juni 1968, d​em „Tag d​er Deutschen Einheit“, ernannten Senat u​nd Abgeordnetenhaus Otto Hahn z​um Ehrenbürger d​es Landes u​nd der Stadt Berlin. Senator Werner Stein erklärte z​ur Begründung:

„Sein Name i​st viel z​u groß, u​m nur e​iner Stadt, j​a einer Nation allein z​u gehören. Wir wussten das, a​ls wir i​hm am Ende seines Lebens e​inen Titel antrugen, d​er unsere Hochachtung u​nd Dankbarkeit n​ur unvollkommen ausdrücken kann. Es i​st eine Ehre für Berlin, seinen Namen a​uf diese Weise besonders f​est mit d​er Geschichte d​er Stadt verbinden z​u dürfen. Berlin verneigt s​ich vor Leben u​nd Werk Otto Hahns. Auch d​iese Stadt i​st ihm t​ief verpflichtet.“[126]

Nachruhm

Hahn-Denkmal am Ort des Geburtshauses an der Kleinmarkthalle in Frankfurt, enthüllt 1978
Büste des Denkmals von Knud Knudsen

Zwei Jahre n​ach seinem Tod schlugen amerikanische Forscher vor, d​as neu synthetisierte Element Nr. 105 i​hm zu Ehren Hahnium z​u nennen, 1997 w​urde es jedoch v​on der IUPAC n​ach dem russischen Forschungszentrum i​n Dubna endgültig Dubnium genannt. Auch für d​as Element Nr. 108 h​atte die IUPAC 1994 d​en Namen Hahnium vorgeschlagen,[127] d​as Element trägt a​ber seit 1997 d​en Namen Hassium. Ferner w​urde 1964 d​as einzige nuklear angetriebene europäische Schiff, d​er Atomfrachter NS Otto Hahn, n​ach ihm benannt, ebenso w​ie 1971 z​wei Intercity-Züge d​er Deutschen Bundesbahn (Strecke Hamburg-Altona – Basel SBB). Ihm z​u Ehren u​nd zu seinem Gedächtnis wurden folgende Auszeichnungen geschaffen: Otto-Hahn-Preis, Otto Hahn Award, Otto-Hahn-Medaille u​nd Otto-Hahn-Friedensmedaille.

5-DM-Münze der Bundesrepublik Deutschland, 1979

Zahlreiche Städte u​nd Gemeinden i​m deutschsprachigen Raum benannten Gesamtschulen, Realschulen u​nd Gymnasien n​ach ihm, u​nd unzählige Straßen, Plätze, Brücken u​nd Wege i​n Europa tragen seinen Namen. Mehrere Staaten ehrten Otto Hahn m​it Medaillen-, Münzen- u​nd Briefmarken-Editionen (u. a. d​ie Bundesrepublik Deutschland, d​ie DDR, d​ie USA, Portugal, Österreich, Angola, Ungarn, Ghana, Guinea-Bissau, Madagaskar, Somalia, Rumänien, Moldawien, d​er Tschad, Kuba, Dominica, St. Vincent u​nd die Grenadinen).

Otto Hahn i​st auf d​er Frankfurter Treppe verewigt. An d​er Stätte seines Geburtshauses n​eben dem westlichen Eingang d​er Kleinmarkthalle Frankfurt befindet s​ich heute e​in Denkmal. Die Otto-Hahn-Bibliothek i​n Göttingen u​nd das Otto-Hahn-Institut i​n Mainz s​ind nach i​hm benannt. Im März 1959 w​urde in Berlin – in Anwesenheit d​er Namensgeber – d​as Hahn-Meitner-Institut für Kernforschung (HMI) v​om Regierenden Bürgermeister Willy Brandt eingeweiht. 1974 erhielt – in Würdigung d​er besonderen Verdienste Otto Hahns u​m die deutsch-israelischen Beziehungen – e​in Flügel d​es Weizmann Institute o​f Science i​n Rehovot (Israel) d​en Namen Otto Hahn Wing. Ferner benannte d​ie Saint Louis Universität i​n Baguio City (Philippinen) e​ines ihrer Forschungsgebäude a​ls Otto Hahn Building, z​udem gibt e​s Otto-Hahn-Hörsäle i​n verschiedenen Universitäten u​nd Instituten (zum Beispiel i​n Berlin, Heidelberg u​nd Kiel).

In mehreren Städten u​nd Gemeinden wurden i​hm zu Ehren Büsten, Denkmäler u​nd Gedenktafeln enthüllt, u​nter anderem i​n Albstadt-Tailfingen, Ankara, Berlin (Ost u​nd West), Boston (USA), Frankfurt a​m Main, Göttingen, Gundersheim (Rheinhessen), Mainz, Marburg, München (im Ehrensaal d​es Deutschen Museums), Punta San Vigilio (Gardasee), Rehovot (Israel) u​nd Wien (im Foyer d​er IAEA). In d​er Stadt Göttingen u​nd der Gemeinde Ottobrunn (bei München) wurden öffentliche Otto-Hahn-Zentren geschaffen. Auch i​n Frankfurt a​m Main i​st ein Otto-Hahn-Zentrum geplant, d​as unter anderem e​ine Dauerausstellung über Hahns Leben u​nd Wirken beherbergen soll. Seit 2011 befindet s​ich außerdem i​n Albstadt-Tailfingen e​ine Otto-Hahn-Gedenkstätte i​n der d​ort ansässigen Akademie d​er IHK Reutlingen, d​ie insbesondere a​n Hahns Arbeit i​n Tailfingen v​on 1944 b​is 1945 erinnert. Anfang 2014 wurden i​n der Universitätsbibliothek Dortmund z​wei neue Otto-Hahn-Bibliotheken a​ls Bereichsbibliotheken für Naturwissenschaften eröffnet.

Die Internationale Astronomische Union (IAU) e​hrte Hahn d​urch die Benennung e​ines Mondkraters (zusammen m​it Graf Friedrich II. v​on Hahn) u​nd – auf Vorschlag d​es Astronomen Freimut Börngen – d​es Kleinplaneten (19126) Ottohahn. Eine besondere Ehrung w​urde Otto Hahn i​n den Niederlanden zuteil: Nachdem bereits e​ine Azalee (Rhododendron luteum Otto Hahn) seinen Namen trug, w​urde von holländischen Rosenzüchtern e​ine neue Rose a​uf seinen Namen getauft, d​ie Rosa ottohahniana. Sogar e​in vor a​llem in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren populärer Cocktail w​urde nach i​hm benannt: Der „Otto Hahn“ besteht a​us zwei gleichen Teilen Whisky (z. B. Balvenie, o​der Macallan) u​nd Rich Golden Sherry (z. B. Osborne o​der Sandeman) u​nd wird i​n vorher angewärmten Cognac-Gläsern serviert. Im Stadtzentrum v​on Rotterdam (Ommoord) g​ibt es ferner s​eit Jahren e​in vielbesuchtes Restaurant u​nd Musiklokal, d​as seinen Namen trägt: d​as Café Otto Hahn.

Schriften

Veröffentlichungen (Auswahl)
  • Die Muttersubstanz des Actiniums, ein neues radioaktives Element von langer Lebensdauer. (gemeinsam mit Lise Meitner). In: Physikalische Zeitschrift, Nr. 19, 1918.
  • Was lehrt uns die Radioaktivität über die Geschichte der Erde? Springer Verlag, Berlin 1926.
  • Applied Radiochemistry. Cornell University Press, Ithaca, New York. Humphrey Milford, London. Oxford University Press 1936. (Auch russische Ausgabe).
  • Die chemischen Elemente und natürlichen Atomarten. Springer Verlag, Berlin 1938.
  • Natürliche und künstliche Umwandlungen der Atomkerne. Verlag Schroll, Wien 1941.
  • Künstliche Atomumwandlungen und die Spaltung schwerer Kerne. (Veröffentlichungen des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts, Stockholm, Reihe 3: Naturwissenschaften, Nr. 1), Almquist & Wiksells, Stockholm 1944.[128]
  • Von der natürlichen Umwandlung des Urans zu seiner künstlichen Zerspaltung. 1948.
  • Die Kettenreaktion des Urans und ihre Bedeutung. 1948 (auch spanische Ausgabe).
  • Künstliche neue Elemente. Verlag Chemie, Weinheim 1948.
  • New Atoms. (Edited by W. Gaade), Elsevier, Amsterdam–London–New York–Bruxelles 1950. (Englische und holländische Ausgaben).
  • Die Nutzbarmachung der Energie der Atomkerne. Oldenbourg Verlag, München 1950.
  • Cobalt 60 – Gefahr oder Segen für die Menschheit? Musterschmidt Verlag, Göttingen 1955.
  • Moderne Alchemie. Wuppertal 1960 (Veröffentlichungen der Vereinigten Glanzstoff Fabriken A.G.).
  • Vom Radiothor zur Uranspaltung. Eine wissenschaftliche Selbstbiographie. Friedr. Vieweg Verlag, Braunschweig 1962 (auch amerikanische, englische und italienische Ausgaben).
  • Mein Leben. Bruckmann Verlag, München 1968 (5. Auflage 1969, auch englische, amerikanische und japanische Ausgaben).
Nachlass

Der dienstliche Nachlass Otto Hahns befindet s​ich im Archiv z​ur Geschichte d​er Max-Planck-Gesellschaft.

Sekundärliteratur

  • Hans Hartmann: Otto Hahn. Der Entdecker der Atomspaltung. Lux, Murnau–München–Innsbruck–Basel 1961.
  • Laura Fermi: The Story of Atomic Energy. Random House, New York 1962.
  • Eckart Heimendahl: Wegbereiter unserer Zukunft. Wunderlich, Tübingen 1968.
  • Ernst H. Berninger: Otto Hahn – Eine Bilddokumentation. Moos, München 1969.
  • Friedrich Herneck: Bahnbrecher des Atomzeitalters. Verlag der Morgen, Berlin 1970.
  • Robert Spence: Otto Hahn. (= Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. Volume 16). London 1970.
  • Ernst H. Berninger: Otto Hahn 1879–1968. (Englische und spanische Ausgaben). Inter Nationes, Bonn–Bad Godesberg 1970.
  • Hans D. Graetzer, David L. Anderson: The Discovery of Nuclear Fission. Nostrand–Reinhold, New York 1971.
  • Ernst H. Berninger: Otto Hahn in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1974.
  • Franz Baumer: Otto Hahn. (= Köpfe des XX. Jahrhunderts). Colloquium, Berlin 1974.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Mit einer Einführung von Karl-Erik Zimen. Econ, Düsseldorf/ Wien 1975, ISBN 3-430-13732-2.
  • Klaus Hoffmann: Otto Hahn – Stationen aus dem Leben eines Atomforschers. Vorwort von Manfred von Ardenne. Neues Leben, Berlin 1978.
  • Anthony Feldman, Peter Ford: Otto Hahn. In: Scientists and Inventors. Aldus Books, London 1979.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. Mit einem Geleitwort von Reimar Lüst, einem Vorwort von Paul Matussek und einer Einführung von Walther Gerlach. List, München 1979, ISBN 3-471-77841-1.
  • Horst Wohlfahrt (Hrsg.): 40 Jahre Kernspaltung. Eine Einführung in die Originalliteratur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979.
  • Ronald W. Clark: The Greatest Power on Earth: The Story of Nuclear Fission. Sidgwick & Jackson, London 1980, ISBN 0-283-98715-4.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn in der Kritik. Moos, München 1981.
  • Cornelius Keller: Die Geschichte der Radioaktivität. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1982.
  • William R. Shea (Hrsg.): Otto Hahn and the Rise of Nuclear Physics. Reidel, Dordrecht / Boston / Lancaster 1983.
  • Pierre Radványi, Monique Bordry: La Radioactivité artificielle et son histoire. Seuil CNRS, Paris 1984.
  • Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. (= Große Naturforscher. Band 45). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2.
  • Alwyn McKay: The Making of The Atomic Age. Oxford University Press, Oxford / New York 1984.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Mein Leben. Die Erinnerungen des großen Atomforschers und Humanisten. Erweiterte Neuausgabe. Piper, München 1986, ISBN 3-492-00838-0.
  • Karl-Erik Zimen: Strahlende Materie. Radioaktivität – ein Stück Zeitgeschichte. Bechtle, Esslingen/München 1987.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn. Leben und Werk in Texten und Bildern. Vorwort Carl Friedrich von Weizsäcker. Insel, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4.
  • Richard Rhodes: The Making of the Atomic Bomb. Simon and Schuster, New York 1988.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Vom Radiothor zur Uranspaltung. Erweiterte Neuausgabe. Mit einem Vorwort von Kurt Starke. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1989, ISBN 3-528-08413-8.
  • Jost Lemmerich: Die Geschichte der Entdeckung der Kernspaltung. Ausstellungskatalog. Technische Universität Berlin 1989.
  • Klaus Hoffmann: Otto Hahn. Schuld und Verantwortung. Springer, Heidelberg 1993.
  • J. A. Revill, Sir Charles Frank (Hrsg.): Operation Epsilon. The Farm Hall Transcripts. IOP Publishing, Bristol/Philadelphia 1993.
  • Michael Salewski (Hrsg.): Das Zeitalter der Bombe. Die Geschichte der atomaren Bedrohung von Hiroshima bis heute. Beck, München 1995.
  • Elisabeth Kraus: Von der Uranspaltung zur Göttinger Erklärung. Otto Hahn, Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker und die Verantwortung des Wissenschaftlers. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001.
  • Klaus Hoffmann: Otto Hahn. Achievement and Responsibility. Springer, New York 2001.
  • Horst Kant: Otto Hahn and the Declarations of Mainau and Göttingen. Berlin 2002.
  • Jim Whiting: Otto Hahn and the Discovery of Nuclear Fission. Mitchell Lane, Hockessin 2004.
  • Klaus Hoffmann: Otto Hahn – Forschung und Verantwortung. Kramer, Frankfurt am Main 2005.
  • Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. Hirzel, Stuttgart 2005, ISBN 3-7776-1380-0.
  • Angelika Sauer: The Diasporic Moment: Elise von Koerber, Dr. Otto Hahn, and the attempt to create a German diaspora in Canada. In: German Diasporic Experiences: Identity, Migration, and Loss. Hrsg. Mathias Schulze et al., Wilfrid Laurier University Press, Waterloo 2008, S. 205–216.
  • Volker Lässing: „Den Teufel holt keiner!“ – Otto Hahn und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Tailfingen. Vorwort Dietrich Hahn. CM-Verlag, Albstadt 2010, ISBN 978-3-939219-00-2.
  • Hubert Mania: Kettenreaktion – Die Geschichte der Atombombe. Rowohlt, Reinbek 2010, ISBN 978-3-498-00664-8.
  • Robert Lorenz: Otto Hahn. Der atomare Fluch und Segen. In: Stine Marg, Franz Walter (Hrsg.): Göttinger Köpfe und ihr Wirken in die Welt. Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-30036-7, S. 89–93.
  • Uli Suckert: Anno 1938 – Als sich die Welt veränderte – Otto Hahn und Manfred von Ardenne im Rad der Geschichte. Weltbuch Verlag, Dresden 2012, ISBN 978-3-938706-32-9.
  • Richard von Schirach: Die Nacht der Physiker. Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe. Berenberg, Berlin 2012, ISBN 978-3-937834-54-2.
  • Horst Kant, Carsten Reinhardt: 100 Jahre Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institut für Chemie (Otto-Hahn-Institut). MPG, Berlin 2012, ISBN 978-3-927579-26-2.
  • Volker Lässing: Forschung im Schatten der Zollernburg. Die Kaiser-Wilhelm-Institute und ihre Nobelpreisträger in Hechingen, Haigerloch und Tailfingen. CM-Verlag, Albstadt 2013. ISBN 978-3-939219-02-6.
  • Vera Keiser (Hrsg.): Radiochemie, Fleiß und Intuition. Neue Forschungen zu Otto Hahn. GNT-Verlag, Diepholz und Berlin 2018, ISBN 978-3-86225-113-1.

Filme

Dokumentarfilme

  • Otto Hahn. (Reihe: Träume, die keine blieben.) Regie: Ernst von Khuon. SDR/ARD 1983 (30 Min.).
  • Lise Meitner. (Reihe: Träume, die keine blieben.) Regie: Ernst von Khuon. SDR/ARD 1984 (30 Min.).
  • Otto Hahn. Regie: Wilfried Viebahn. WDR/ARD 1988 (45 Min.).
  • Otto Hahn. Regie: Wilfried Viebahn. WDR 1988 (15 Min.).
  • Otto Hahn. Regie: Klaus Dexel. SDR 1988 (45 Min.).
  • Otto Hahn 1879–1968. Regie: Peter Regenyi. Transtel/Deutsche Welle 1989 (30 Min.). In fünf Synchronfassungen – englisch, spanisch, französisch, portugiesisch und arabisch – weltweit gesendet.
  • Otto Hahn und die Kernspaltung. (Reihe: Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik.) Regie: Werner Kiefer. Target/ARD 1992 (15 Min.).
  • Otto Hahn – 25. Todestag. (Reihe: Das historische Stichwort.) Regie: Joachim G. Schmidt. BR 1993 (5 Min.).
  • Otto Hahn und Lise Meitner – Von der Kernspaltung zur Atombombe. Regie: Rhan Gunderlach. Zebra/Deutsche Welle 1995 (30 Min.).
  • Lise Meitner und Otto Hahn. Regie: Rosemary Reed. BBC 2005. Deutsche Fassung: ZDF 2006 (45 Min.).
  • Otto Hahn – Aus dem Leben eines Nobelpreisträgers in Göttingen 1946–1968. Regie: Matthias Heinzel. Göttinger Tageblatt 2007 (45 Min.).

Spielfilm

Zeugnisse über Otto Hahn

Alle folgenden Zitate s​ind entnommen a​us Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen a​n Otto Hahn.[129]

Albert Einstein, Princeton (USA), 1949, über Hahns Wirken von 1933 bis 1945:
„Einer der Wenigen, die aufrecht geblieben sind und ihr Bestes taten während dieser bösen Jahre.“

Lise Meitner, Stockholm, 1949:
„Otto Hahn verstand es, mit den einfachsten Hilfsmitteln an die schwierigsten Probleme heranzugehen, geleitet von seiner ungewöhnlichen intuitiven Begabung und seinen ebenso ungewöhnlichen, vielseitigen chemischen Kenntnissen. Wie oft habe ich nicht in den langen Jahren unserer Zusammenarbeit gesehen, daß er Probleme, die der Physiker sich durch mathematische Formeln klar macht, rein intuitiv und anschaulich erfaßt hat.“

Lise Meitner im persönlichen Gespräch zu Otto Hahn:[130]
„Hähnchen, von Physik verstehst du nichts, geh nach oben!“

Max Born, Bad Pyrmont, 1955:
„Einer der nobelsten und feinsten Menschen, denen ich je begegnet bin.“

Lise Meitner, Stockholm, 1959:
„Die große Zuverlässigkeit seines Charakters, seine natürliche Liebenswürdigkeit und Freude am Scherzen haben ihn auch bei etwaigen schwierigen Diskussionen, wissenschaftlicher oder menschlicher Art, nie verlassen.“

Manfred Eigen, Göttingen, 1968:
„Obwohl Otto Hahn einer der wenigen Wissenschaftler war, die Geschichte gemacht und eine ganze Ära der Weltpolitik bestimmt haben, hat er sich doch nie als eine Persönlichkeit der Weltpolitik gefühlt.“

Fritz Straßmann, Mainz, 1968:
„Die Zahl derer, die sich neben Otto Hahn stellen könnten, ist klein. Für ihn war seine eigene Handlungsweise zwar selbstverständlich, aber für die kommenden Generationen kann sie Vorbild sein, gleichgültig, ob man in der Haltung Otto Hahns sein menschliches und wissenschaftliches Verantwortungsbewußtsein oder seinen persönlichen Mut bewundert. Beides zusammen war selten in einer Person vereinigt anzutreffen, und so hat diese seltene Gabe Otto Hahn die Liebe und die Verehrung seiner Freunde und Schüler erworben und gesichert, und sie wird über seinen Tod hinaus hoffentlich das erstrebte Ziel vieler junger Menschen werden.“

Berta Karlik, Wien, 1969:
„Otto Hahn hat sein so schweres menschliches Schicksal mit unvergleichlicher Haltung getragen. Stets blieb er äußerlich heiter, den Mitmenschen zugewandt in nie versiegender Herzensgüte, ein wunderbares Vorbild an sittlicher Kraft. Alle, die ihm begegnen durften, werden die Erinnerung an seine einzigartige Persönlichkeit als unverlierbaren inneren Besitz empfinden.“

Manfred von Ardenne, Dresden, 1978:
„Jeder, der Otto Hahn kannte, mußte ihn als Forscher in seiner Arbeit sowie als Mensch in seinem Tun und Denken verehren. Er war Vorbild in seiner Gewissenhaftigkeit, zugleich die Herzen gewinnend in seiner Güte und Bescheidenheit.“

Elizabeth Rona, Miami (USA), 1978:
„Ich habe oft gedacht, daß er einen zweiten Nobelpreis verdient hätte – den Friedensnobelpreis.“

Wolfgang Gentner, Heidelberg, 1979:
„So wie er nie die Verfolgung der Juden im Dritten Reich vergessen konnte, benutzte er auch die erste Gelegenheit, Beziehungen zum neuen Staate Israel aufzunehmen. Es war seine letzte große Reise, die unvergeßlichen Eindruck auf ihn machte.“

Otto Haxel, Heidelberg, 1987:
„Ich muß einfach sagen, daß er der bewundernswerteste Mensch ist, der mir unter den Wissenschaftlern bekannt ist. Seine charakterliche Größe, seine Schärfe des Verstandes und diese absolute Redlichkeit und Zurücksetzung seiner Person findet man so rasch nicht wieder.“

Carl Friedrich von Weizsäcker, Starnberg, 1988:
„Die Menschheit kann nicht auf die Dauer zugleich mit der Kenntnis der Kernspaltung und der Institution des Krieges leben. Dieses Wissen beschattete die letzten Lebensjahrzehnte Otto Hahns. Es bewußt getragen zu haben, war sein Beitrag zum unerläßlichen Bewußtseinswandel unserer Zeit. Es war sein Geschenk an die Menschheit.“

Siehe auch

Commons: Otto Hahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Glenn T. Seaborg: Introduction to: Otto Hahn: A Scientific Autobiography. Charles Scribner’s Sons, New York 1966, S. IX.
  2. Ende 1999 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin Focus das Ergebnis einer Umfrage unter 500 führenden deutschen Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Medizinern nach den wichtigsten Forschern des 20. Jahrhunderts (Heft 52/1999, S. 103–108, online). Der experimentelle Chemiker Otto Hahn wurde – nach den theoretischen Physikern Albert Einstein und Max Planck – auf den dritten Platz und somit zum bedeutendsten empirischen Naturforscher des Jahrhunderts gewählt.
  3. Jan Philipp Bornebusch: Großvater der Atombombe. Auf: spektrum.de. Abgerufen am 10. April 2013.
  4. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Große Naturforscher, Band 45. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2.
  5. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, S. 14 f.
  6. Otto Hahn: Mein Leben. Verlag F. Bruckmann, München 1968, S. 32.
  7. Otto Hahn: Mein Leben. Erweiterte Neuausgabe. Piper Verlag, München/ Zürich 1986, ISBN 3-492-00838-0, S. 46.
  8. Lebensdaten, Publikationen und Akademischer Stammbaum von Otto Hahn bei academictree.org, abgerufen am 8. Februar 2018.
  9. In: Vortrag auf der 2. Tagung der Nobelpreisträger. Lindau, 23. Juni 1952.
  10. Otto Hahn: Mein Leben. Verlag Bruckmann, München 1968, S. 75.
  11. Otto Hahn: On some Properties of the alpha-Rays from Radiothorium. (Comm. by Prof. E. Rutherford). In: Phil. Mag. (6), 11, 1906, S. 793–805.
  12. Ernest Rutherford, Otto Hahn: Mass of the alpha-particles from Thorium. In: Phil. Mag. (6), 12, 1906, S. 371–378.
  13. „Holzwerkstatt“ als erstes Labor unter Emil Fischer. (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive).
  14. Otto Hahn: Über eine neue Erscheinung bei der Aktivierung mit Aktinium. In: Physikalische Zeitschrift. 10, 1909, S. 81.
  15. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Große Naturforscher, Band 45. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, S. 40–41.
  16. O. Hahn, St. Meyer, E. v. Schweidler: Bericht über die Versammlung der internationalen Radiumstandard-Kommission in Paris vom 25. bis 28. März 1912. Physikalische Zeitschrift, 13. Jg., Nr. 11, 1912.
  17. Lise Meitner an Otto Hahn, 9. April 1912. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 83.
  18. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Große Naturforscher, Band 45. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, S. 140 f.
  19. Otto Hahn: Mein Leben. Verlag F. Bruckmann, München 1968, S. 103.
  20. Otto Hahn: Mein Leben. Bruckmann, München 1968, S. 111–117.
  21. Otto Hahn: Mein Leben. Bruckmann, München 1968, S. 117–132.
  22. Dietrich Stoltzenberg: Fritz Haber. Wiley-VCH, Weinheim 1994, ISBN 3-527-29206-3, S. 223–350.
  23. Dietrich Stoltzenberg: Fritz Haber: Chemiker, Nobelpreisträger, Deutscher, Jude. Wiley-VCH, Weinheim 1994, ISBN 3-527-29206-3, S. 286 f.
  24. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, S. 55 f.
  25. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Große Naturforscher, Band 45. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2, S. 142.
  26. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, S. 48 f.
  27. A. Born: Rezension in: Die Naturwissenschaften. 15. Jg., 1927, 13.
  28. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 130.
  29. Glenn T. Seaborg: Introduction to Otto Hahn. A Scientific Autobiography. Scribner’s, New York 1966.
  30. Ernest Rutherford an Otto Hahn, 25. April 1935. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 159.
  31. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 167.
  32. I. Curie, P. Savitch: Sur les radioéléments formés dans l’uranium irradié par les neutrons II. In: Le Journal de Physique et le Radium. 9 (1938), S. 355–359.
  33. Karl Erik Zimen: Strahlende Materie: Radioaktivität – ein Stück Zeitgeschichte. Bechtle Verlag, Esslingen und München, 1987. S. 57. ISBN 3-7628-0464-8.
  34. Otto Hahn, Fritz Strassmann: Nachweis der Entstehung aktiver Bariumisotope aus Uran und Thorium durch Neutronenbestrahlung; Nachweis weiterer aktiver Bruchstücke bei der Uranspaltung. In: Die Naturwissenschaften. 27, 1939, S. 89–95, doi:10.1007/BF01488988.
  35. Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005, S. 74.
  36. Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005, S. 50.
  37. Lise Meitner: Otto Hahn – der Entdecker der Uranspaltung. In: H. Schwerte und W. Spengler (Hrsg.): Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. Verlag Stalling, Oldenburg und Hamburg 1955, S. 149–157.
  38. Hans Joachim Born, Fritz Straßmann: Otto Hahn. In: Radiochimica Acta 9/2, 1968. S. 3.
  39. Aliki Nassoufis: Erklärung aus dem schwedischen Exil. In: Märkische Oderzeitung. 19. Dezember 2008, Blickpunkt S. 3.
  40. Martin Trömel: Freunde bis in den Tod – Otto Hahn und Lise Meitner. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 2005. S. 151.
  41. Berta Karlik an Erika Cremer, 2. April 1979. In: Anne Hardy/Lore Sexl: Lise Meitner. Rowohlt Verlag, Reinbek, 2002, ISBN 3-499-50439-1, S. 122.
  42. Otto Robert Frisch: Atomenergie – wie alles begann. In: Carl Seelig (Hrsg.): Helle Zeit – Dunkle Zeit. In Memoriam Albert Einstein. Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden 1986. S. 124. ISBN 3-528-08934-2.
  43. Otto Hahn an seinen Bruder Heiner, 17. Februar 1944. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn. Suhrkamp-Insel, Frankfurt am Main 1988, S. 198.
  44. Hans Joachim Born, Fritz Strassmann: Otto Hahn. In: Radiochimica Acta. 9/2, 3, 1968.
  45. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 2005, S. 108.
  46. Wolf Jobst Siedler: Mündliche Äußerung. In: Reichshauptstadt privat – Ein Sittenspiegel. Folge 4: Die Großstadt als Fuchsbau. Zeitzeugen schildern die Jahre 1941 bis 1945. Ein Film von Horst Königstein. Gesendet am 25. Oktober 1987 im Bayerischen Fernsehen.
  47. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Verlag Insel-Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988.
  48. Edith Hahn an James und Ingrid Franck, 22. April 1933. (The Joseph Regenstein Library, University of Chicago). Siehe auch: Jost Lemmerich (Ed.): Max Born – James Franck. Der Luxus des Gewissens. Physiker in ihrer Zeit. Ausstellungskatalog, Wiesbaden 1982.
  49. Max von Laue: Otto Hahn zum 8. März 1959. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7776-1380-0, S. 57.
  50. Hans Götte: Otto Hahn – Der Forscher und der Mensch. In: Frankfurter Neue Presse. 30. Juli 1968.
  51. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 204–205.
  52. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2, S. 116.
  53. Dieter Hoffmann (Hrsg.): Operation Epsilon – Die Farm-Hall Protokolle. Rowohlt Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-87134-082-0, S. 66.
  54. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), LV Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Dokumentation zur Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille 2012 an Prof. Dr. Tadatoshi Akiba. Berlin 2013, S. 27–28.
  55. Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Piper Verlag, München 1969.
  56. Friedrich Herneck: Bahnbrecher des Atomzeitalters. 8. Auflage. Verlag Der Morgen, Berlin (DDR) 1979.
  57. Nachrichtenblatt der Deutschen Wissenschaft und Technik, Organ des Reichsforschungsrates (Hrsg.): Forschungen und Fortschritte. Personalnachrichten. Deutsche Wissenschaft und Ausland. Band 19, 23/24, 1943, S. 252.
  58. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 216.
  59. Lise Meitner an Birgit Broomé-Aminoff, 20. November 1945. In: Anne Hardy, Lore Sexl: Lise Meitner. Rowohlt Verlag, Reinbek, 2002, ISBN 3-499-50439-1, S. 119.
  60. Carl Seelig (Hrsg.): Helle Zeit – Dunkle Zeit. In memoriam Albert Einstein. Europa Verlag, Zürich 1956. (Vieweg, Braunschweig 1986, ISBN 3-528-08934-2).
  61. Walther Gerlach: Entwicklung und Bedeutung der Radioaktivität. Rede. In: Staatliches Otto-Hahn-Gymnasium, Landau i. d. Pfalz. Feier der Namengebung, 23. September 1967. Sonderdruck 1967. S. 42.
  62. Elizabeth Rona: How it came about: Radioactivity, Nuclear Physics, Atomic Energy. Oak Ridge Associated Universities (ORAU), Oak Ridge, Tennessee, USA 1978.
  63. Nomination Database – Otto Hahn
  64. Nobelprize.org.
  65. Rudolf Augstein: Viele Briefe für Professor Hahn. In: Der Spiegel. 1. Jg., Nr. 2, S. 19–20, 11. Januar 1947.
  66. Erika Weisenborn: Eine ermutigende Tat. Leserbrief. In: Der Spiegel. 1. Jg., Nr. 3, S. 22, 18. Januar 1947.
  67. Adolf Butenandt: Gedenkworte. In: Sonderheft der Mitteilungen aus der Max-Planck-Gesellschaft. Oktober 1968, S. 12 f.
  68. Werner Heisenberg: Gedenkworte für Otto Hahn. Orden Pour le Mérite. Reden und Gedenkworte. Bonn 1969. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1975, ISBN 3-430-13732-2, S. 261 f.
  69. Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2, S. 124 f.
  70. Otto Hahn: Forschung und Technik – Freiheit und Verantwortlichkeit. Rede, gehalten anlässlich der Eröffnung der ACHEMA IX im Juli 1950. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1975, ISBN 3-430-13732-2, S. 189–198.
  71. Otto Hahn an Frédéric Joliot-Curie, 2. Februar 1951. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 243. ISBN 3-458-32789-4.
  72. Otto Hahn: Cobalt 60 – Gefahr oder Segen für die Menschheit? Musterschmidt Verlag, Göttingen 1955.
  73. Otto Hahn: Mein Leben. Piper Verlag, München/ Zürich 1986.
  74. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. List Verlag, München 1979, S. 249.
  75. Lise Meitner: Otto Hahn – Der Entdecker der Uranspaltung. In: H. Schwerte und W. Spengler (Hrsg.): Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. Stalling Verlag, Oldenburg-Hamburg 1955, S. 157.
  76. KalenderBlatt 22. Dezember. Deutsche Welle, abgerufen am 1. September 2012.
  77. The Observer, London, 9. Juni 1957. In: Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984, ISBN 3-8047-0757-2, S. 184.
  78. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Ein Biographie in Bildern und Dokumenten. List Verlag, München 1979, ISBN 3-471-77841-1, S. 284.
  79. Reinhold Schneider: Winter in Wien – Aus meinen Notizbüchern 1957/1958. Herder, Freiburg-Basel-Wien 1958 (aktuell: Herder, Freiburg i. Br. 2003, ISBN 3-451-28113-9).
  80. Neues Deutschland, 6. Dezember 1957. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 289.
  81. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf–Wien 1975. S. 223–225. ISBN 3-430-13732-2.
  82. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf–Wien 1975. S. 223. ISBN 3-430-13732-2.
  83. Harry Gilroy: Hahn sees Atom shorn of terror etc. In: New York Times. 31. Mai 1958.
  84. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 345. ISBN 3-458-32789-4.
  85. Otto Hahn an Koshiro Okakura, 29. Januar 1958. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 311. ISBN 3-458-32789-4.
  86. Message from Prof. Otto Hahn, September 1960. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 311. ISBN 3-458-32789-4.
  87. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. List Verlag, München 1979, S. 321.
  88. Sir Karl Popper: Ansprache. In: UN-Forum, Sonderausgabe der Mitteilungen des Landesverbandes Berlin e.V. der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Berlin 1994. S. 36 f.
  89. Otto Hahn: Brief an Eelco van Kleffens. 17. Dezember 1954. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 256.
  90. Karl Winnacker: Nie den Mut verlieren – Erinnerungen an Schicksalsjahre der Deutschen Chemie. Econ Verlag, Düsseldorf/Wien 1971.
  91. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 270. ISBN 3-458-32789-4.
  92. Theodor Heuss: Rede auf der Hauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Stuttgart, 13. Juni 1956.
  93. Notizbuch Otto Hahn, 13./14. Juli 1956. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 272.
  94. Notizbuch von Otto Hahn, 21. März 1958.
  95. Otto Hahn: Atomium – Symbol internationaler Zusammenarbeit in der Wissenschaft. Rede, gehalten am 18. Juni 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1975, ISBN 3-430-13732-2, S. 227–239.
  96. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn. List Verlag, München 1979, S. 294.
  97. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. (Vorwort: Carl Friedrich von Weizsäcker). Verlag Insel-Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4.
  98. Klaus Hoffmann: Otto Hahn – Schuld und Verantwortung – Konflikte eines Wissenschaftlers. Springer Verlag, Heidelberg-Berlin-New York u. a. 1996.
  99. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), LV Berlin. UN-Forum Nr. 1, 2002.
  100. Klaus Hoffmann: Otto Hahn – Stationen aus dem Leben eines Atomforschers. Verlag Neues Leben, Berlin (DDR) 1978. 345.
  101. Walther Ottendorff-Simrock: Von Otto Hahn bis Max Liebermann – Begegnungen. A. Henn Verlag, Wuppertal 1970, S. 104 f.
  102. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Verlag Suhrkamp-Insel, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32789-4, S. 339.
  103. Bundespräsident Heinrich Lübke an Edith Hahn, 28. Juli 1968. In: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1975, ISBN 3-430-13732-2, S. 257.
  104. Klaus Hoffmann: Otto Hahn – Stationen aus dem Leben eines Atomforschers. Verlag Neues Leben, Berlin (DDR) 1978, S. 347 f.
  105. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. List Verlag, München 1979, S. 349.
  106. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. List Verlag, München 1979, S. 348.
  107. Werner Heisenberg: Zum Tode von Otto Hahn. Süddeutsche Zeitung, 3. August 1968.
  108. Arndt Rühle: Rezension von: Otto Hahn: Mein Leben. Bruckmann, München 1968. In: Münchner Merkur, 17. August 1968.
  109. Ernst H. Haux: Rezension von: Otto Hahn: Mein Leben. Bruckmann, München 1968. In: Der Tagesspiegel, 16. November 1968.
  110. Christine Schemmann: Das zweite Leben des Otto Hahn. Der Nobelpreisträger war ein exzellenter Bergsteiger. In: Der Bergsteiger. 46. Jg., Nr. 8, 1979, S. 472–473.
  111. Carl Zuckmayer an Otto Hahn, 4. April 1966. In: Alpenvereins-Jahrbuch 1980. Innsbruck 1980, S. 91.
  112. Alpenvereins-Jahrbuch 1980. Innsbruck 1980, S. 95.
  113. Hanno Hahn: Seltsame Wochenstube unserer Muzie. In: Unsere Katze – Erste Katzenzeitschrift Deutschlands. 13. Jg., Heft 3, März 1939. S. 42–43.
  114. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988. S. 137. ISBN 3-458-32789-4.
  115. Otto Hahn: Erlebnisse und Erkenntnisse. (Hrsg. Dietrich Hahn). Econ Verlag, Düsseldorf–Wien 1975. S. 241. ISBN 3-430-13732-2.
  116. Otto Hahn: Mein Leben. 6. Auflage. Piper Verlag, München/ Zürich 1986, ISBN 3-492-00838-0, S. 89–90.
  117. Lise Meitner: Otto Hahn zum 80. Geburtstag. In: Die Naturwissenschaften. Jg. 46, Nr. 5, 1959, S. 43.
  118. Eugen Roth: Widmung zu Mensch und Unmensch. München 1961. Siehe: Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Leben und Werk in Texten und Bildern. Suhrkamp-Insel Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 328.
  119. Zitiert nach: Walther Gerlach, Dietrich Hahn: Otto Hahn – Ein Forscherleben unserer Zeit. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), Stuttgart 1984. S. 200. ISBN 3-8047-0757-2.
  120. C. Palm-Nesselmanns: Schüttelreime. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1967, S. 5.
  121. Karl Erik Zimen: Einführung zu: Otto Hahn: Erlebnisse und Erkenntnisse. (Hrsg. Dietrich Hahn). Econ Verlag, Düsseldorf–Wien 1975. S. 9. ISBN 3-430-13732-2.
  122. Mitgliedseintrag von Otto Hahn (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 22. September 2016.
  123. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. List Verlag, München 1979, ISBN 3-471-77841-1, S. 299.
  124. Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7776-1380-0, S. 64.
  125. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Erlebnisse und Erkenntnisse. Econ Verlag, Düsseldorf/ Wien 1975.
  126. Dietrich Hahn (Hrsg.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. List Verlag, München 1979, ISBN 3-471-77841-1, S. 345.
  127. Names and Symbols of Transfermium Elements (IUPAC Recommendations 1994). (PDF; 168 kB).
  128. Druckvermerk: Dem Deutschen Wissenschaftlichen Institut in Stockholm im Rahmen seiner im Oktober 1943 in Schweden gehaltenen Vorträge über „Geologische Altersbestimmung und Atomzersprengung“ vom Verfasser zur Verfügung gestellt.
  129. Dietrich Hahn (Hrsg.): Lise Meitner: Erinnerungen an Otto Hahn. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7776-1380-0, S. 1–4.
  130. Ernst Brüche (Hrsg.): Physiker-Anekdoten: Gesammelt und mitgeteilt von Kollegen. Physik-Verlag, Mosbach/Baden 1952, S. 33.
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