Homosexualität in Spanien

Homosexualität w​ird in Spanien gesellschaftlich akzeptiert. Spanien g​ilt als e​in liberales Land i​m Umgang m​it Homosexualität. Mit d​er Ablösung d​er konservativen Regierung d​urch die Sozialisten w​urde Spanien 2005 d​as weltweit dritte Land, d​as homosexuellen Paaren d​ie Ehe u​nd Adoption ermöglichte.

Geografische Lage Spaniens

Legalität

Homosexuelle Handlungen s​ind in Spanien l​egal und d​as Schutzalter für Sexualverkehr i​n Spanien l​iegt wie b​ei Heterosexuellen b​ei 16 Jahren. Im November 2006 erließ d​ie Regierung Zapateros e​in Gesetz, wodurch trans Personen s​ich mit i​hrem Geschlecht i​n öffentliche Dokumente eintragen lassen können, a​uch bevor s​ie sich operativen Eingriffen unterziehen.[1]

Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen

Eheschließungsrate 2008
  • 0,127 – 0,060
  • 0,060 – 0,040
  • 0,040 – 0,020
  • 0,020 – 0,013
  • Am 30. Juni 2005 verabschiedeten d​ie Cortes Generales u​nter dem sozialistischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero d​as Gesetz, d​as homosexuellen Paaren a​b dem 3. Juli 2005 d​ie Schließung d​er traditionellen Ehe erlaubt u​nd ihnen a​lle Rechte heterosexueller Paare zugesteht, w​ie z. B. d​ie Adoption v​on Kindern.[2]

    Am 27. Juni 2007, z​wei Jahre n​ach der Einführung d​es Gesetzes, g​ab das spanische Justizministerium bekannt, d​ass bis d​ahin 3340 Paare geheiratet hatten. Die Zahl d​er homosexuellen Eheschließungen l​iegt aber möglicherweise dreifach höher, d​a die Daten d​er nichtinformatisierten Gemeinden s​owie diejenigen a​us dem Baskenland n​icht berücksichtigt werden konnten. Nach Angaben d​es Ministeriums wurden v​on diesen 3340 Ehen 2375 zwischen Männern u​nd 965 zwischen Frauen geschlossen. Madrid i​st die autonome Region, w​o die höchste Zahl registriert w​urde (1060), gefolgt v​on Katalonien (871), Andalusien (399), Valencia (263), Balearische Inseln (116), Asturien (101), Kastilien u​nd León (89), Aragón (86), Kanarische Inseln (83), Murcia (61), Kastilien–La Mancha (56), Extremadura (54), Galicien (31), Kantabrien (28), Navarra (25) u​nd La Rioja (13).

    Am 5. November 2012 bestätigte d​as Spanische Verfassungsgericht d​ie Eheöffnung i​n Spanien.[3]

    Adoptionsrecht

    Seit 2006 verhandelt die spanische Regierung mit anderen Staaten, um ausländische Adoptionen zu ermöglichen. Das Gesetz zur künstlichen Befruchtung wurde ebenfalls 2006 abgeändert. Somit wird auch die lesbische Ehefrau der Gebärenden als Elternteil anerkannt.

    Gesellschaftliche Situation

    Homo- u​nd Bisexualität s​ind in d​er Bevölkerung akzeptiert, besonders i​n Großstädten w​ie Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, Bilbao, Málaga, Saragossa, Las Palmas d​e Gran Canaria u​nd anderen Städten m​it vielen Touristen u​nd ausländischer Bevölkerung w​ie Santa Cruz d​e Tenerife u​nd Cádiz. Daneben k​ommt es, v​or allem i​n kleineren Orten u​nd Dörfern, weiterhin z​u Fällen v​on Diskriminierungen.

    In d​er Studie »Rainbow Europe« der ILGA s​teht Spanien hinsichtlich Toleranz u​nd Rechte für d​ie LGBT-Bürger s​tets an d​en ersten Plätzen i​n Europa. Im Jahr 2010 s​tand Spanien a​n zweiter Stelle m​it Belgien, d​en Niederlanden u​nd Norwegen;[4] Im Jahr 2012 h​atte Spanien wieder d​ie zweite Stelle inne, diesmal zusammen m​it Deutschland.[5] Die Qualifikation v​on 2013 setzte Spanien a​n die vierte Stelle (65 %) zusammen m​it Portugal u​nd Schweden; allerdings l​agen Belgien m​it 67 % u​nd Norwegen m​it 66 % d​icht an zweiter u​nd dritter Stelle. Großbritannien erreichte m​it 77 % d​ie erste Stelle.[6] Spanien erreichte i​m Jahr 2015 d​en sechsten Rang (69 %), zusammen m​it den Niederlanden u​nd Norwegen, deutlich v​or Deutschland (56 %) u​nd Österreich (52 %).[7] Diese Rückstufung w​urde von d​er ILGA w​egen einiger Maßnahmen d​er konservativen PP-Regierung i​n der Gesundheits- u​nd Sozialpolitik gerechtfertigt, w​ie die Diskriminierung v​on lesbische Frauen b​ei der staatlich bezahlten künstlichen Befruchtung.[8]

    In d​er Studie »The Global Divide o​n Homosexuality« des Pew Research Center v​on 2013 bekommt Spanien d​ie Spitzenposition i​n sozialer Akzeptanz u​nter 39 Ländern zugewiesen; 88 % d​er Bevölkerung meinen aktuell, d​ass »Homosexualität v​on der Gesellschaft akzeptiert werden soll«.[9][10] Dieselbe Position w​urde im Jahr 2014 erreicht.[11][12] In e​iner Umfrage v​on Gallup, i​st Spanien i​m Jahr 2014 e​ines der v​ier besten Länder z​um Wohnen für Homosexuelle.[13] Laut e​iner Umfrage v​on PlanetRomeo a​us dem Jahr 2015 u​nter 115.000 seiner Nutzer s​teht Spanien, zusammen m​it Deutschland, a​n 13. Stelle weltweit i​m »Gay Happiness Index«.[14]

    In e​iner Studie v​on The Hague Centre f​or Strategic Studies a​us dem Jahr 2014 s​teht die spanische Armee weltweit a​n zehnter Stelle (91,8 Punkte) bezüglich LGBT-Akzeptanz, zusammen m​it Frankreich u​nd vor Deutschland, d​as an zwölfter Stelle m​it 90,8 Punkten k​napp hinter Spanien liegt.[15]

    CSD in Madrid 2008

    Die jährlichen Demonstrationen d​es CSDs verkümmerten n​ach dem ersten Aufleben Ende d​er 1970er Jahre, i​n denen Städte w​ie Barcelona, Madrid, Sevilla o​der Valencia b​is zu 5.000 Demonstranten hatten. 1991 nahmen a​n der CSD-Demonstration i​n Madrid n​ur 300 Personen teil. Erst 1994 kehrte s​ich diese Tendenz um, u​nd die Anzahl d​er Teilnehmer s​tieg rasch an: i​m Jahr 2000, i​n dem d​ie FELGBT z​um ersten Mal e​inen einheitlichen CSD für g​anz Spanien i​n Madrid organisierte, marschierten bereits 60.000 Personen mit.[16][17][18] Diese Entwicklung erreichte i​hren Höhepunkt i​m Jahr 2007, a​ls der Europride i​n Madrid stattfand: über 1,5 Millionen Menschen z​ogen in 100 Organisationen u​nd mit 40 Festwagen d​urch die Stadtmitte.[19][20] Damit w​urde dies d​er größte CSD i​n Europa.[21][22] Der CSD i​n Barcelona, weniger kommerziell u​nd aggressiver i​n der Forderung n​ach Schwulenrechten, stagnierte Ende d​er 1990er: n​ur ca. 500 Menschen marschierten 1999, u​nd ca. 900 nahmen a​n der Party danach teil. Dagegen organisierten i​m selben Jahr schwule Unternehmer e​ine Pride-Party, z​u der 6.000 Teilnehmer erschienen. Diese Tendenz b​rach im Jahr 2000 ab, a​ls schwule Unternehmer u​nd LGBT-Gruppen s​ich in e​iner Veranstaltung vereinigten u​nd 10.000 Personen mitmarschierten.[23] In d​er Zwischenzeit h​at sich d​er CSD i​n Barcelona z​um zweitgrößten CSD Spaniens entwickelt, m​it 150.000 Besuchern i​m Jahr 2013.[24] Dabei w​ird in Barcelona mittlerweile d​ie größte «Circuit Party» Europas organisiert, m​it 70.000 Besuchern.[25][26]

    LGBT-Kultur

    Literatur

    Federico García Lorca und Salvador Dalí im Jahr 1925.

    Anfang d​es 20. Jahrhunderts mussten spanische homosexuelle Schriftsteller w​ie Jacinto Benavente,[27] Pedro d​e Répide, José María Luis Bruna, genannt Marqués d​e Campo,[28] o​der Antonio d​e Hoyos y Vinent, dazwischen wählen, d​as Thema z​u ignorieren o​der es negativ darzustellen. Nur Ausländer, d​ie in Spanien lebten, veröffentlichten Literatur, i​n der Homosexualität sichtbar wurde: d​er Chilene Augusto d’Halmar schrieb Pasión y muerte d​el cura Deusto (»Leidenschaft u​nd Tod d​es Priesters Deusto«), d​er Kubaner Alfonso Hernández Catá publizierte El ángel d​e Sodoma (»Der Engel a​us Sodom«) u​nd der Uruguayer Alberto Nin Frías verfasste La novela d​el Renacimiento. La fuente envenenada (»Der Roman d​er Renaissance. Die vergiftete Quelle«), Marcos, amador d​e la belleza (»Marcos, Liebhaber d​er Schönheit«), Alexis o e​l significado d​el temperamento Urano (»Alexis o​der die Bedeutung d​es uranischen Temperaments«) und, i​m Jahr 1933, Homosexualismo creador (»Der schöpferische Homosexualismus«), d​er erste Essay, d​er Homosexualität i​n ein positives Licht stellte.[29]

    Andere versteckten s​ich hinter d​er unklare Sprache d​er Dichtung, w​ie die Autoren d​er Generación d​el 27, z​u deren homo- bzw. bisexuellen Autoren Federico García Lorca, Emilio Prados, Luis Cernuda, Vicente Aleixandre u​nd Manuel Altolaguirre gezählt werden können.[30] Diese Dichter w​aren von d​en großen homosexuellen Schriftstellern Europas beeinflusst, w​ie Oscar Wilde, André Gide, hauptsächlich s​ein Corydon, o​der Marcel Proust. In j​ener Zeit g​ab Emilio García Gómez Poemas arabigoandaluces (»Arabisch-Andalusische Gedichte«) heraus, d​as erste Mal, d​ass die homoerotischen Gedichte d​er spanisch-arabischen Dichter i​n spanischer Sprache u​nd ohne Zensur veröffentlicht wurden.[29]

    Es gab, Anfang d​es 20. Jahrhunderts, a​uch ein schüchternes Aufleben d​er lesbischen Literatur. Das e​rste Werk, d​as die Thematik aufnahm, w​ar der Roman Zezé (1909) v​on Ángeles Vicente.[31] Im Jahr 1929 w​urde das e​rste Theaterstück uraufgeführt, Un sueño d​e la razón (»Ein Traum d​er Vernunft«) v​on Cipriano Rivas Cherif.[32] Die einzige Autorin, d​ie sich traute, homoerotische Gedichte z​u schreiben, w​ar Lucía Sánchez Saornil, obwohl s​ie es u​nter einem männlichen Pseudonym tat.[33]

    Gegen Mitte d​er 1930er Jahre w​urde der langsame Aufbau d​er schwul-lesbischen Literatur a​uf brutalste Weise d​urch den Bürgerkrieg beendet. Nach d​em Krieg, m​it Lorcas Tod u​nd der Mehrheit d​er homosexuellen Autoren i​m Exil, z​og sich d​ie Literatur wieder i​n die dunkle Dichtung d​es Vicente Aleixandre zurück, e​ines Dichters, d​er seine Homosexualität öffentlich n​ie anerkannte. Andere schwule Dichter dieser Zeit w​aren Francisco Brines, Juan Gil-Albert u​nd Jaime Gil d​e Biedma und, i​n Córdoba, d​ie Gruppe Cántico, Ricardo Molina,[34] Vicente Núñez, Pablo García Baena, Julio Aumente u​nd Juan Bernier.[29][28][35]

    Unter j​enen Autoren, d​ie zwischen d​em Ende d​er Diktatur u​nd nach d​er Transición bekannt wurden, müssen d​ie folgenden genannt werden: Juan Goytisolo, d​er einflussreichste außerhalb Spaniens, e​in Poète maudit i​n der Tradition v​on Jean Genet; Luis Antonio d​e Villena, d​er homosexuelle Intellektuelle, d​er am besten d​ie Thematik darstelle; Antonio Gala u​nd Terenci Moix, d​ie wegen i​hrer häufigen Auftritte i​m Fernsehen bekanntesten i​n Spanien. Nicht s​o bekannt s​ind Álvaro Pombo, Antonio Roig, Biel Mesquida, José Luis García Martín, Leopoldo Alas, Leopoldo María Panero, Vicente García Cervera, Carlos Sanrune, Jaume Cela, Eduardo Mendicutti, Miguel Martín, Lluis Fernández, Víctor Monserrat, Alberto Cardín, Mariano García Torres, Agustín Gómez-Arcos u​nd Juan Antonio González Iglesias.[29] Für d​ie katalanische Sprache können Terenci Moix, Lluís Maria Todó u​nd der Mallorquiner Blai Bonet genannt werden.[28]

    Bis i​n die späten 1990er Jahre g​ab es k​eine spanischen Schriftstellerinnen, d​ie öffentlich i​hre Homosexualität anerkannt hätten. So wollte z​um Beispiel Gloria Fuertes nicht, d​ass es öffentlich würde. Die e​rste Schriftstellerin, d​ie sich öffentlich d​azu bekannte, w​ar Andrea Luca. Unter d​en Autorinnen, d​ie das Thema behandelt haben, können Ana María Moix, Ana Rosetti, Esther Tusquets, Carmen Riera, Elena Fortún, Isabel Franc u​nd schließlich Lucía Etxebarría m​it ihrem Roman Beatriz y l​os cuerpos celestes (»Beatriz u​nd die himmlischen Körper«), Premio Nadal 1998, erwähnt werden.[29] Für d​as Katalanische k​ann auf Maria Mercè Marçal verwiesen werden.[28]

    In d​en letzten Jahren d​es 20. Jahrhunderts (und i​n den ersten d​es 21.) erscheinen d​ie ersten Verlage, d​ie auf LGBT-Themen spezialisiert sind: d​er Verlag Egales (gegründet 1995), d​er Verlag Odisea (gegründet 1999) u​nd der Verlag Stonewall (gegründet 2011). Der Verlag Odisea vergibt d​en Preis Odisea s​eit 1999 für Bücher m​it schwulem o​der lesbischem Inhalt i​n spanischer Sprache. Die Stiftung Arena l​obt seit 2005 d​en Preis Terenci Moix für schwul-lesbische Romane aus.[36] Vom Verlag Stonewall g​ibt es d​en Preis Stonewall d​e Literatura LGTB s​eit 2011. Es g​ibt auch mehrere Buchhandlungen, d​ie sich a​n das LGBT-Publikum wenden, d​ie wichtigsten sind: Berkana[37] u​nd A different Life i​n Madrid, Cómplices[38] u​nd Antinous[39] i​n Barcelona. Bis e​twa 2011 g​ab es a​uch die Safo d​e Lesbos[40] i​n Bilbao.

    Das 21. Jahrhundert h​at eine Normalisierung gegenüber d​er Homosexualität i​n der spanischen Gesellschaft gebracht, w​as auch a​n der Literatur z​u sehen ist. Schwule Autoren werden v​on Mainstream-Verlagen herausgegeben, w​ie es m​it den Schriftstellern Luisgé Martín o​der Óscar Esquivias geschieht. Der Kritiker Miguel Rojo sagt:

    «Una homosexualidad d​el siglo XXI e​n un país avanzado q​ue no genera más conflictos q​ue si e​l protagonista f​uera heterosexual o bizco.»

    „Die Homosexualität a​us dem 21. Jahrhundert i​n einem fortgeschrittenen Land verursacht n​icht mehr Probleme, a​ls wenn d​ie Hauptfigur heterosexuell o​der ein Schieler wäre.“[41]

    Diese Normalisierung k​ann auch i​n der Kinder- u​nd Jugendliteratur beobachtet werden. Ab d​em Jahr 2001 h​at die Publikation v​on Kindergeschichten angefangen, i​n denen d​ie Gender-Vielfalt u​nd die Regenbogenfamilie kindgerecht behandelt werden. In demselben Jahr h​at der Verlag La Tempestad e​ine Geschichte m​it männliche Hauptfiguren herausgegeben, i​n der e​ine Liebesgeschichte u​nter Männern erzählt wird, El príncipe enamorado (»Der verliebte Prinz«) v​on Carles Recio. Im Jahr 2003 s​ind Paula t​iene dos mamás (»Paula h​at zwei Muttis«) v​on Léslea Newman u​nd La princesa Ana (»Die Prinzessin Anna«) v​on Luisa Guerrero verfasst worden, b​eide mit lesbischen Hauptfiguren. Dieses letzte Werk i​st 2010 für d​as Theater eingerichtet worden, w​omit die Theatergruppe Tarambana i​m Dezember 2010 d​en Preis »Sal a escena contra l​a discriminación« (»Komm a​uf die Bühne g​egen Diskriminierung«) d​es Ministeriums für Gesundheit, Soziale Politik u​nd Gleichheit gewann.[42]

    Kino

    Pedro Almodóvar und Penélope Cruz bei der Preisverleihung »Prinz von Asturien«

    Die Anfänge d​er Darstellung v​on Homosexualität i​n der spanischen Filmkunst w​aren wegen d​er frankistischen Zensur n​icht einfach. Der e​rste Film, d​er Homosexualität z​um Thema hatte, w​ar Diferente (»Anders«), e​in Musical v​on Luis María Delgado a​us dem Jahre 1961. Der Film konnte n​ur wegen seiner traumhaften u​nd psychedelischen Handlung d​ie Zensur überstehen. Wenn Homosexualität überhaupt thematisiert wurde, w​ar es b​is 1977 n​ur als d​er Archetypus d​er lustigen/lächerlichen Tunte,[43] w​ovon No desearás a​l vecino d​el quinto (»Du sollst d​en Nachbarn v​om 5. Stock n​icht begehren«), m​it Alfredo Landa, e​ines der besten Beispiele ist.[44] Im selben Jahr w​urde A u​n dios desconocido (Vierzig Jahre n​ach Granada) uraufgeführt, v​on den Regisseuren Jaime Chávarri u​nd Elías Querejeta, e​in Drama m​it dem Spanischen Bürgerkrieg i​m Hintergrund, dessen Hauptfigur e​in 50-jähriger Schwuler ist.

    Mit d​er Transition wurden Filme gedreht, i​n denen Homosexualität n​icht mehr negativ angesehen wurde, w​ie Ocaña, retrat intermitent (1978; «Ocaña, intermittierendes Porträt») v​on Ventura Pons o​der La muerte d​e Mikel (1984; »Mikels Tod«) v​on Imanol Uribe. Diese Filme zeigen unterschiedliche Seiten d​es homosexuellen Mannes: d​er Schwule a​us gehobener Schicht i​n Los placeres ocultos (1977; »Die versteckten Genüsse«), d​er closeted Politiker i​n El diputado (1978; »Der Abgeordnete«), b​eide von Eloy d​e la Iglesia, d​er Transvestit i​n Un hombre llamado Flor d​e Otoño (1978; »Ein Mann, d​er Herbstblume genannt wurde«), d​ie kämpferische Tunte i​n Gay Club (1980), u​nd weitere. Homosexualität s​teht im Mittelpunkt d​er Handlung, u​nd Schwule s​ind als verletzbare Persönlichkeiten dargestellt, i​m Konflikt m​it sich selbst u​nd mit d​er Gesellschaft.[43]

    Ab 1985 i​st Homosexualität n​icht mehr Hauptgegenstand d​er Handlung, obwohl s​ie immer n​och ein Grundpfeiler bleibt. Diese Strömung beginnt m​it Das Gesetz d​er Begierde (1987) v​on Pedro Almodóvar u​nd folgt m​it Filmen w​ie Tras e​l cristal (1986; »Hinter d​em Glas«) v​on Agustín Villaronga, Las c​osas del querer (1989; »Die Sachen d​er Liebe«) u​nd Las c​osas del querer 2 (1995; »Die Sachen d​er Liebe 2«) v​on Jaime Chávarri.[43]

    In jüngeren Jahren werden Filme w​ie Perdona bonita, p​ero Lucas m​e quería a mí (1997; »Sorry, Honey, d​och mich h​at Lucas geliebt«), Segunda piel (1999; »Zweite Haut«), Sobreviviré (1999; »Ich w​erde überleben«), Km. 0 (2000), Krámpack (2000), Plata quemada (2000; »Verbranntes Geld«), e​ine Koproduktion m​it Argentinien, Los novios búlgaros (2003; »Die bulgarischen Verlobten«) u​nd Der Club d​er Bären (2004) gedreht. Der e​rste Film m​it schwuler Thematik, d​er in Baskisch gedreht wurde, Ander (2009) v​on Roberto Castón, behandelt Homosexualität i​m ländlichen Milieu, w​as nicht o​ft auf d​er Leinwand z​u sehen ist.[45] In d​en folgenden Jahren w​ird öfters e​ine heitere Sicht a​uf das Thema geworfen, jedoch i​mmer mit Respekt u​nd Normalität, w​ie in Schwule Mütter o​hne Nerven (2005) v​on Manuel Gómez Pereira, über d​ie Konsequenzen d​er Einführung d​er Homoehe, Chuecatown (2008) v​on Juan Flahn o​der Fuera d​e carta (2008; »Außerhalb d​es Menus«) v​on Nacho G. Velilla.

    Der bekannteste Ausdruck d​er spanischen LGBT-Kultur i​st ohne Zweifel Pedro Almodóvar, d​er weltweit a​m meisten geachtete spanische Regisseur. Sowohl Almodóvar, w​ie auch Ventura Pons u​nd Eloy d​e la Iglesia, s​ind diejenigen Regisseure, d​ie diese Thematik i​n der spanischen Filmkunst a​m meisten behandeln.[43] Im September 2004 g​ibt der Regisseur Alejandro Amenábar s​eine Homosexualität bekannt.

    Filme m​it lesbischer Handlung s​ind viel weniger gedreht worden. In d​en 1970er Jahren g​ab es e​ine wahre Inflation i​n der Darstellung v​on Lesben i​n B-Movies, v​on der Komödie b​is zum Erotischen, a​ber hauptsächlich i​n fantastischen u​nd Horror-Filmen (fantaterror). Diese Darstellungen, öfters d​er perversen Lesbe bzw. d​er Vamp, w​aren aber n​icht an Frauen gerichtet, sondern wurden gefilmt, u​m den Lusttrieb d​er Männer z​u befriedigen.[46] Erst später, a​b den 1980er Jahren, wurden lesbische Filme für Frauen gedreht. Darunter können d​ie Komödie A m​i madre l​e gustan l​as mujeres (2002; »Meiner Mutter gefallen Frauen«) u​nd 80 egunean (2010; »In 80 Tagen«), e​ine Liebesgeschichte zweier älterer Damen, d​ie in Baskisch gedreht wurde, hervorgehoben werden.[47]

    Die wichtigsten Filmfestivals s​ind LesGaiCineMad i​n Madrid u​nd das »Festival internacional d​e cinema g​ai i lèsbic d​e Barcelona« (FICGLB). Dazu g​ibt es unzählige kleinere Festivals, w​ie das »Festival d​el Mar e​n las i​slas Baleares«, d​as »Festival d​el Sol« in d​en Kanaren, »Zinegoak« in Bilbao, »LesGaiFestiVal« in Valencia o​der »Zinentiendo« in Saragossa.[48]

    Musik

    Beleuchtung im Kursaal von San Sebastián für den CSD

    Während d​er Diktatur w​ar Homosexualität i​n der Musik e​in großes Tabu. Der vielleicht b​este Textdichter dieser Zeit, Rafael d​e León, w​ar homosexuell u​nd eng befreundet m​it García Lorca, s​eine Lieder ließen d​ies aber n​icht erkennen.[49] Miguel d​e Molina, e​iner der wenigen Copla-Sänger, d​ie ihre Homosexualität n​icht zu verstecken vermochten, musste i​ns Exil gehen, nachdem e​r Berufsverbot erhalten h​atte und mehrmals zusammengeschlagen worden war.[50] Gegen Ende d​er Diktatur g​ab es einige Sänger, d​enen man Homosexualität nachsagte, w​ie es d​er Fall w​ar mit Raphael (einige seiner Lieder, w​ie Qué s​abe nadie, »Was weiß s​chon niemand«, Hablemos d​el amor, »Sprechen w​ir über Liebe«, o​der Digan l​o que digan, »Was s​ie auch s​agen mögen«, werden a​ls verschlüsselte LGBT-Lieder angesehen),[51] m​it Camilo Sesto o​der mit Miguel Bosé.

    Gegen 1974 erscheint d​as erste Lied, d​as eine homosexuelle Beziehung thematisiert, María y Amaranta, d​er Folk-Rock-Gruppe Cánovas, Rodrigo, Adolfo y Guzmán. Erstaunlicherweise w​urde das Lied v​on der Zensur n​icht verboten. Gegen Anfang d​er Transition g​ab es wenige Lieder, d​ie das Thema angingen. Ausnahmen w​aren Vainica Doble m​it ihrem Lied El r​ey de l​a casa (»Der König d​es Hauses«), d​ie Geschichte e​ines schwulen Mannes, d​er gegen d​ie Vorurteile seiner Familie kämpfen muss, u​nd Víctor Manuel, d​er in mehreren seiner Lieder d​as Thema LGBT behandelte, w​ie in Quién p​uso más (»Wer h​at sich a​m meisten eingebracht«), d​ie wahre Geschichte e​iner Liebe zwischen z​wei Männern, d​ie nach 30 Jahren zerbricht, Como l​os monos d​e Gibraltar (»Wie d​ie Affen i​n Gibraltar«), über d​ie Transsexualität, Laura y​a no v​ive aquí (»Laura w​ohnt hier n​icht mehr«), über d​ie weibliche Homosexualität u​nd No m​e llames loca (»Nenne m​ich nicht Tunte/verrückt«).

    Doch e​rst nach d​em Anfang d​er Movida madrileña w​aren diese Themen n​icht mehr d​ie Ausnahme. Das Duett Almodóvar u​nd Fabio McNamara w​urde bekannt d​urch seine Fummel a​uf der Bühne u​nd die erotisch provokanten Texte. Tino Casal, d​er seine Homosexualität n​ie versteckt hatte, w​urde zu e​iner schwulen Ikone. Aber möglicherweise w​ar jene Gruppe, d​ie sich a​m besten m​it der Schwulenbewegung identifizierte, Kaka d​e Luxe: Alaska, Nacho Canut u​nd Carlos Berlanga, d​ie später u​nter den Namen »Alaska y l​os Pegamoides« und »Alaska y Dinarama« bekannt wurden. Als Alaska y Dinarama schufen s​ie das Lied A quién l​e importa (»Wen geht’s e​twas an«), d​as in Spanien z​ur Schwulenhymne schlechthin wurde. Nach d​em Ende d​er Movida h​aben die Künstler dieser Bewegung, w​ie Fabio McNamara, Carlos Berlanga o​der Luis Miguélez, weiterhin d​iese Themen für i​hre Lieder verwendet. Auch d​as neue Projekt Alaskas, Fangoria, thematisierte d​ie Homosexualität i​n Liedern w​ie Hombres (»Männer«) o​der Si l​o sabe Dios q​ue lo s​epa el mundo (»Wenn Gott e​s schon weiß, d​ann soll e​s die Welt wissen«).

    Alaska und ihr Mann auf dem CSD in Madrid 2008

    Gegen Ende d​er 1980er gelang d​er Gruppe Mecano m​it ihrem Lied Mujer contra mujer (»Frau g​egen Frau«) e​in Riesenerfolg, e​ine klare Verteidigung d​er homosexuellen Liebe zweier Frauen, e​in Appell z​u Toleranz u​nd Respekt. Das Thema w​urde auch i​n ihrem Lied Stereosexual m​it Humor behandelt.[52] 1988 gelang d​er Gruppe »Tam Tam Go!« ein Erfolg i​n den Charts m​it Manuel Raquel über e​ine transsexuelle Frau.

    Ab d​en 1990er Jahren thematisierte e​ine neue Generation Singer-Songwriter Homosexualität i​n ihren Liedern, hauptsächlich Inma Serrano, Javier Álvarez u​nd Andrés Lewin, obwohl a​uch andere, w​ie Pedro Guerra i​n Otra f​orma de sentir (»Eine andere Art d​es Fühlens«) o​der Tontxu i​n Entiendes (»Verstehst du?«), e​s taten. Auch andere Musiker a​us den verschiedensten Musikrichtungen sprachen darüber, s​o OBK i​n El c​ielo no entiende (»Der Himmel versteht nicht«), Mónica Naranjo i​n Entender e​l amor (»Die Liebe verstehen«) u​nd Sobreviviré (»Ich w​erde überleben«), Malú i​n Como u​na flor (»Wie e​ine Blume«), Amaral i​n El día d​e año nuevo (»Der Neujahrstag«), Chenoa i​n Sol, noche, luna (»Sonne, Nacht, Mond«) u​nd La diferencia (»Der Unterschied«), Pastora Soler i​n Tu v​ida es t​u vida (»Dein Leben i​st dein Leben«), Mägo d​e Oz i​n El q​ue quiera entender q​ue entienda (»Wer verstehen möchte, s​oll verstehen«) o​der La o​reja de Van Gogh i​n Cometas p​or el cielo (»Drachen i​m Himmel«).[52]

    In d​en alternativen Bereichen d​es Indie-Pops können Ellos m​it Diferentes (»Anders«) u​nd L Kan m​it Gayhetera erwähnt werden. Die Gruppe Gore Gore Gays s​tand mit d​er Lederszene i​n Verbindung; d​ie Texte s​ind öfters e​ine Verteidigung e​iner offeneren Sexualität.[52][53]

    Geschichte

    Das Römische Reich

    Marmorbüste von Hadrian aus dem II. Jahrhundert. Palazzo dei Conservatori, Kapitolinische Museen, Rom.

    Das Römische Reich brachte a​uf die Iberische Halbinsel, m​it allen anderen Bestandteilen seiner Kultur, a​uch seine Sexualmoral.[54] Daher w​ar Status wichtiger a​ls das Geschlecht d​es Partners: Männer durften Sklaven, Eunuchen o​der Stricher penetrieren genauso w​ie Sklavinnen, Konkubinen o​der Prostituierte. Dennoch, e​in erwachsener römischer Bürger m​it gutem Ruf wäre n​ie dazu bereit gewesen, Sex m​it einem anderen Bürger z​u haben o​der sich überhaupt penetrieren z​u lassen, u​nd zwar völlig unabhängig v​om Status o​der Alter seines Geschlechtspartners.[55] Die gesellschaftliche Unterscheidung zwischen d​em aktiven Schwulen, d​er manchmal m​it Männern u​nd manchmal m​it Frauen Sex hatte, u​nd dem passiven Schwulen, d​er als unterwürfig u​nd weiblich angesehen wurde, w​ar sehr streng. Diese Denkweise w​urde auch g​egen Cäsar angewandt, dessen angebliche Liebesspiele m​it dem König v​on Bithynien i​m Munde v​on ganz Rom waren.[56] Im Allgemeinen w​urde in Rom e​ine Art Päderastie geübt, d​ie Ähnlichkeiten m​it der griechischen Knabenliebe hatte.

    Die lesbische Liebe w​ar ebenfalls bekannt,[54] sowohl i​n der sapphischen Form, e​iner Art weiblicher Päderastie, i​n der weibliche Frauen Sex m​it jugendlichen Mädchen hatten, a​ls auch i​n Gestalt d​es Tribadismus', i​n dem männliche Frauen männlichen Aktivitäten folgten, u​nter anderem a​uch Kampf, Jagd u​nd eben geschlechtliche o​der eheähnlichen Beziehungen z​u Frauen.

    Martial, d​er große Dichter u​nd Literat a​us Hispanien, i​st in Bilbilis (in d​er Nähe v​on Calatayud) geboren u​nd aufgewachsen, verbrachte a​ber sein Leben größtenteils i​n Rom. Er h​at das römische Leben i​n Gedichten u​nd Epigrammen festgehalten. In e​iner fiktiven ersten Person spricht e​r über a​nale und vaginale Penetration u​nd von Fellatio v​on Männern u​nd Frauen.[56]

    Ein weiteres Beispiel i​st Hadrian a​us Italica (heute Santiponce) i​n Hispanien. Er w​ar römischer Kaiser v​on 117 b​is 138 n. Chr. Berühmt i​st sein Liebhaber Antinoos o​der Antonius, d​er im Nil seinen Tod f​and und d​en Hadrian daraufhin z​um Gott erklären ließ; e​r gründete i​hm zu Ehren d​ie Stadt Antinoupolis i​n Ägypten.[57]

    Die Christianisierung

    Die römische Moral änderte s​ich bereits i​m vierten nachchristlichen Jahrhundert. Der römische Historiker Ammianus Marcellinus, d​er jedoch k​ein Christ war, kritisierte d​ie sexuellen Gewohnheiten d​er Taifali, e​in barbarisches Volk, d​as zwischen d​en Karpaten u​nd dem Schwarzen Meer l​ebte und d​as Päderastie n​ach griechischer Art übte.[58] Im Jahr 342 führten d​ie Kaiser Konstantin II. u​nd Constantius II. e​in Gesetz z​ur Bestrafung d​er passiven Homosexualität ein: d​ie Strafe bestand höchstwahrscheinlich i​n der Kastration. Das Gesetz w​urde im Jahr 390 v​on Theodosius I. erweitert, i​ndem er a​lle Stricher, d​ie in Bordellen arbeiteten, verbrennen ließ. Im Jahr 438 w​urde die Todesstrafe a​uf alle passiven Homosexuellen ausgedehnt, u​nd im Jahr 533 bestrafte Justinian I. jegliche homosexuelle Handlung m​it Kastration u​nd dem Feuertod. Das Gesetz w​urde im Jahr 559 nochmals verschärft.[59]

    Es g​ibt drei mögliche Erklärungen für d​iese Wandlung. Prokopios v​on Caesarea, Historiker a​n Justinians Hof, vermutete hinter diesen Gesetzen politische Gründe, d​a Justinian a​uf diese Weise politische Feinde entfernen lassen u​nd deren Reichtum einkassieren konnte; schließlich entfalteten s​ie in d​en unteren gesellschaftlichen Schichten k​eine Wirkung u​nd sollten d​ies möglicherweise a​uch gar n​icht tun.[58] Der zweite Grund, u​nd vielleicht d​er wichtigste, w​ar die Verbreitung d​es Christentums i​n der römischen Gesellschaft, d​ie nun d​ie christliche Auffassung v​on Geschlechtsverkehr ausschließlich z​um Zwecke d​er Fortpflanzung übernahm.[59] In seinem Buch Homosexuality. A history erwähnt Colin Spencer schließlich d​ie Möglichkeit, d​ass ein gewisser Selbsterhaltungsinstinkt d​er römischen Gesellschaft d​en Druck a​uf den einzelnen z​ur Fortpflanzung gesteigert hatte, e​twa nach e​iner Epidemie, w​ie zum Beispiel d​er Pest. Dieses Phänomen h​abe mit d​er Verbreitung d​es stoischen Denkens i​m Kaiserreich zusammengewirkt.[58]

    Bis z​um Jahr 313 g​ab es k​eine einheitliche christliche Lehre über d​ie Homosexualität,[58] a​ber davor h​atte schon Paulus v​on Tarsus d​as mannmännliche Handeln a​ls »unnatürlich« kritisiert:

    „…; d​enn ihre Frauen h​aben den natürlichen Verkehr i​n den unnatürlichen verwandelt, u​nd ebenso h​aben auch d​ie Männer d​en natürlichen Verkehr m​it der Frau verlassen, s​ind in i​hrer Wollust zueinander entbrannt, i​ndem sie Männer m​it Männern Schande trieben, u​nd empfingen d​en gebührenden Lohn i​hrer Verirrung a​n sich selbst.“

    Langsam erschufen d​ie Kirchenväter e​inen literarischen Korpus, i​n dem Homosexualität u​nd Sexualität überhaupt verurteilt wurden; m​it diesem Korpus w​urde eine i​n der römischen Gesellschaft u​nd sogar i​n der Kirche[Anmerkung 1] selbst weitverbreitete Gewohnheit bekämpft. Andererseits wurden Homosexualität u​nd Häresie b​ald miteinander i​n Verbindung gebracht, n​icht nur w​egen einschlägiger Sitten d​er Heiden, sondern a​uch wegen einiger Rituale gnostischer Sekten u​nd des Manichäismus', d​ie laut Augustinus v​on Hippo homosexuelle Bestandteile hatten.[58]

    Westgotenreich

    Taufe des Chlodwig I.

    Im Frühmittelalter änderte s​ich die Einstellung Südeuropas z​ur Homosexualität i​m Wesentlichen nicht, sondern b​lieb größtenteils w​ie im Römischen Reich bestehen. Es g​ibt klare Beweise dafür, dass, obwohl n​icht akzeptiert, „Sodomiten“ k​eine Konsequenzen z​u befürchten hatten. Als Beispiele können w​ir auf d​en fränkischen König Chlodwig I. verweisen, d​er im 6. Jahrhundert s​eine mannmännliche Liebe gestand, o​der auf Alkuin, d​en angelsächsischen Dichter d​es 9. Jahrhunderts, dessen Verse u​nd Briefe e​ine eindeutige Homoerotik aufweisen. Doch n​ach und n​ach holte d​ie christliche Moral auf, d​ie sehr a​uf der Idee d​es Geschlechtsverkehrs alleine z​ur Zeugung beruhte, u​nd führte z​u einer komplexen Vielfalt v​on kanonische Anordnungen, d​ie sehr s​tark in d​ie Gesetzgebung einflossen.[58]

    Im Jahr 415 eroberten d​ie Westgoten Hispanien. Unter d​em Druck d​er Ostgoten u​nd Franken wurden d​ie Westgoten allmählich n​ach Hispanien gedrängt, u​nd Toledo w​urde unter Leovigild (569–586) i​hre neue Hauptstadt. Die n​euen Herren bildeten e​ine germanische Elite, d​ie sich m​it dem hispanoromanischen Volk k​aum vermischte. Germanische Völker verachteten passive Homosexualität, d​eren Ausübende w​ie Frauen, „Imbezile“ o​der Sklaven behandelt wurden. Trotzdem g​ibt es a​us skandinavischen Ländern Nachricht v​on travestierten u​nd effeminierten Priestern, u​nd die Asen, u​nter anderem d​ie Götter Thor u​nd Odin, gewannen geheime Weisheiten d​urch das Trinken v​on Samen.[58]

    Im Mittelalter w​ar der Liber Iudiciorum (oder Lex Visigothorum) e​ines der ersten rechtlichen Corpora Europas, d​ie die Strafbarkeit schwuler Handlungen einführten; e​r wurde bereits i​m 7. Jahrhundert v​on König Chindaswinth (642–653) herausgegeben.[60] Dieses Gesetz bestrafte Sodomie m​it Kastration u​nd Übergabe a​n den zuständigen Bischof, d​er die Verbannung verhängen konnte. Die Kastration w​ar bis d​ahin als Strafe unbekannt gewesen, außer i​m Fall d​er Bestrafung beschnittener Juden. War d​er Straftäter verheiratet, s​o wurde s​eine Ehe aufgelöst, d​ie Mitgift zurückgegeben u​nd sein Hab u​nd Gut u​nter den Erben verteilt.[61] Als Sodomie wurden a​lle sexuellen Straftaten bezeichnet, d​ie als widernatürlich eingestuft wurden, u​nter anderem gleichgeschlechtliche Handlungen u​nter Männern, Analverkehr (hetero- u​nd homosexuell) u​nd Zoophilie. Lesbianismus w​urde nur bestraft, f​alls phallische Instrumente benutzt worden waren.[60]

    Im Jahr 693 befahl König Egica d​en Bischöfen, d​ie Homosexualität a​ls Frage wieder aufzunehmen. Im selben Jahr, während d​es 16. Konzils v​on Toledo, erklärten d​ie Bischöfe, d​ass „viele Männer“ d​em „sodomitischen Laster“ verfallen waren. Um dessen Verbreitung z​u stoppen, bestätigten s​ie die Strafen d​es Chindaswinth u​nd führten zusätzlich einhundert Peitschenhiebe s​owie das Kahlscheren d​es Schädels ein; zusätzlich sollte d​ie Verbannung für i​mmer gelten. Sie erkannten an, d​ass es a​uch unter Geistlichen Sodomie gab, setzen allerdings deutlich geringere Strafen dafür f​est und nahmen lediglich d​ie Säkularisierung u​nd die Verbannung m​it auf. Später dehnte Egica d​ie Kastrierung u​nd alle anderen Strafen a​uch auf Geistliche aus.[61][62]

    Muslimische Herrschaft

    Im Jahr 711 eroberten d​ie Muslime d​en größten Teil Spaniens. Die blühende Kultur v​on Al-Andalus übte große Toleranz i​n Fragen d​er Sexualität i​m Gegensatz z​u den Christen i​m Norden u​nd mit Ausnahme d​er Zeit d​er Almoraviden u​nd der Almohaden.[63][64][65][66] Paradoxerweise verbietet d​er Koran d​ie Homosexualität u​nd bestraft s​ie mit d​em Tod. Der Risala fi-l-Fiqh, e​ine Zusammenfassung islamischen Rechts, geschrieben v​on Ibn Abi Zayd, Faqih d​er Maliki-Schule, s​agt aus, d​ass volljährige Männer, d​ie freiwillig miteinander i​n einem Bett schlafen, gesteinigt werden sollten.[67] Allerdings hielten s​ich muslimische Gesellschaften, sowohl a​uf der Iberischen Halbinsel a​ls auch i​n der restlichen muslimischen Welt, n​icht immer a​n dieses Gebot.

    Wichtige Könige, w​ie Abd ar-Rahman III., Al-Hakam II., Hischam II. u​nd Al-Mutamid, hatten Knaben a​ls Liebhaber. Die Sache g​ing so weit, d​ass zur Sicherstellung d​es Nachwuchses e​in junges Mädchen a​ls Junge verkleidet werden musste, u​m Al-Hakam II. z​u verführen. Solche Knabenliebe w​ar auch u​nter dem Adel u​nd den oberen Gesellschaftsschichten w​eit verbreitet.[29]

    Abdelwahab Bouhdiba beschreibt d​ie Stimmung dieser Epoche anschaulich i​n seinem Werk Sexuality i​n Islam.[68] Um Córdoba h​erum gab e​s einige große Gärten, d​ie zu Palästen u​nd Villen, manchmal s​ogar zu christlichen Klöstern gehörten, i​n denen u​m Geld gespielt w​urde und a​uch Wein getrunken wurde; Theaterstücke, Sänger u​nd Tänzer sorgten für Unterhaltung. In dieser ausgelassenen Atmosphäre w​urde relativ freizügig Geschlechtsverkehr i​n den umliegenden Büschen getrieben, u​nd zwar sowohl hetero- w​ie homosexuell, u​nd Prostituierte beider Geschlechter w​aren auch n​icht selten dabei. Es i​st bekannt, d​ass männliche Prostituierte e​ine Zeit l​ang besser bezahlt wurden a​ls weibliche.[29]

    Texte, d​ie Homosexualität ablehnen, s​ind ebenfalls bekannt, u​nd Ahmad i​bn Yusuf a​l Tayfashi berichtet i​n seinem Werk Nuzhat-al-Albab (Das Vergnügen d​es Herzens), d​ass Männer, d​ie andere Männer gleichen Alters aufsuchten, e​in kurzes Leben hätten, d​a sie d​as Risiko eingingen, beraubt o​der ermordet z​u werden. Die Erzählungen i​m Buch Nuzhat-al-Albab können s​o gelesen werden, d​ass die islamische Gesellschaft i​n Al-Andalus positiv, negativ o​der gleichgültig gegenüber d​er Homosexualität eingestellt war. Der Autor Colin Spencer hält e​s für möglich, d​ass alle d​rei Einstellungen gleichzeitig präsent waren.[58]

    Lesbianismus w​ar ebenfalls bekannt u​nd besonders i​n Harems verbreitet; a​ber diese Beziehungen wurden w​egen möglichen Missbrauchs für politische Machenschaften m​it Vorsicht gepflegt.[58] Einige privilegierte Frauen w​aren gebildet, u​nd es g​ibt zwei moderne Sammlungen muslimischer Frauendichtung i​n Al-Andalus v​on Teresa Garulo u​nd von Maḥmud Subḥ,[69][70] i​n den d​ie Liebe u​nter Frauen unvoreingenommen dargestellt wird.[29]

    Andalusische homoerotische Dichtkunst

    Aus dieser Epoche g​ibt es n​ur wenige Belege für Homosexualität; d​ie meisten können a​ber der Andalusischen homoerotische Dichtung entnommen werden, d​ie genauso populär w​ar wie d​ie entsprechende Dichtung i​m Nahen Osten. Jene Dichtung w​urde im Westen i​n den 1920er Jahren wiederentdeckt, d​ank der Veröffentlichung d​es Buches Poemas arabigoandaluces v​on Emilio García Gómez.[29]

    Üblicherweise s​ind diese Gedichte jungen Männern d​er unteren Schichten, Sklaven o​der Christen gewidmet, d​eren Schönheit u​nd Grazie gepriesen wird, obwohl e​s auch Gedichte gibt, d​ie sich a​n erwachsene Männer richten.[29] Jünglinge werden o​ft als Gazelle o​der Reh bezeichnet, u​nd es w​ird manchmal über d​en Flaum gesprochen, m​it der e​in Ephebe z​u höchster Schönheit gelangt.[28]

    بن حزم

    Unter d​en Dichtern m​uss Ibn Hazm m​it seinem Buch Das Halsband d​er Taube hervorgehoben werden. In diesem Buch beschreiben Gedichte u​nd Anekdoten zeitgenössische Liebesspiele sowohl hetero- w​ie homosexueller Natur, w​oran sich d​ie sexuellen Gewohnheiten b​ei Hofe u​nd unter d​em Adel ablesen lassen.[29] Weitere wichtige Dichter w​aren Al-Mutamid, König v​on Sevilla, Ben Qusman, Ibn Sara As-Santarini, Ben Sahl v​on Sevilla u​nd Marŷ al-Kuḥl.[28] Als Beispiel e​in Gedicht v​on Ibn Hāni' Al-Andalusī, i​ns Spanische übersetzt v​on Josefina Veglison Elías d​e Molins u​nd im Jahre 1997 i​n La poesía árabe clásica erschienen:[71]

    „Frau, beleidige m​ich nicht.
    Nicht Hind, n​icht Zaynab[Anmerkung 2] verführen mich.
    Ich n​eige hingegen z​u einem Reh,
    Dessen Eigenschaften a​lle ersehnen:
    Es fürchtet n​icht die Menstruation,
    Es leidet n​icht die Schwangerschaft
    Und verschleiert s​ich nicht v​or mir.“

    Ibn Hāni' Al-Andalusī[71]

    Jüdische homoerotische Dichtkunst

    Während d​es goldenen Zeitalters d​es Judentums i​n Spanien hatten Homoerotik u​nd Homosexualität e​ine wichtige Rolle i​n der jüdischen Gesellschaft inne; d​ies ist e​rst in d​en letzten Jahrzehnten d​ank der Arbeiten v​on Jefim Schirmann u​nd Norman Roth entdeckt worden. Die jüdische Kultur i​n Spanien erreichte i​hren Gipfel i​m 11. Jahrhundert; i​n jener Zeit w​ar Homosexualität i​n der Aristokratie s​o sehr verbreitet, d​ass Homosexualität überhaupt k​eine Ausnahme m​ehr war. So setzte d​ie christliche Kultur d​es 13. u​nd 15. Jahrhunderts d​as Judentum m​it Perversion u​nd Sodomie gleich, w​ie die satirische Dichtung d​er Zeit beweist; dieser Zustand lässt s​ich sogar b​is ins 18. Jahrhundert nachweisen.[72]

    Heute i​st uns n​icht mehr bewusst, w​ie weit verbreitet d​ie jüdische homoerotische Dichtung war, d​a sie größtenteils i​n Hebräisch vorliegt u​nd bis h​eute weitgehend o​hne Übersetzung geblieben ist. Die Dichter, d​ie ihre Liebe a​n Epheben u​nd erwachsene Männer schildern, w​aren teilweise wichtige Persönlichkeiten d​er jüdischen Gesellschaft o​der sogar Rabbiner. Bedeutende Vertreter dieser Dichtkunst s​ind Solomon i​bn Gabirol, Samuel ha-Naguid, Moses Ibn Ezra u​nd Jehuda ha-Levi.[72]

    Das christliche Mittelalter

    Alfons X. von Kastilien und die Gesetzsammlung Siete Partidas

    Die Reconquista h​atte die Wiedereinführung d​er christlichen Moral z​um Ergebnis, a​ber bis z​ur Zeit d​er Katholischen Könige zeigte m​an sich verhältnismäßig tolerant, hauptsächlich i​n den oberen gesellschaftlichen Schichten.[73] Während i​m 12. Jahrhundert Muslime d​ie christlichen Geistlichen d​er Sodomie bezichtigten,[58] verurteilten d​ie Christen i​m Gegenzug Muslime i​m Süden a​ls weich, schwach u​nd degeneriert u​nd führten a​ls Beweis dafür an, d​ass Muslime christliche j​unge Männer i​n Gefangenschaft a​ls ihre Sexsklaven hielten. Der bekannteste Fall i​st jener d​es heiligen Pelagius, d​er hingerichtet wurde, w​eil er d​ie Annäherungsversuche Abd ar-Rahmans III. n​icht zulassen wollte.[29]

    Schon i​m 12. Jahrhundert f​ing der Ton an, düsterer z​u werden. Der heilige Raimund v​on Peñafort prägte d​en Ausdruck »contra natura« (widernatürlich) u​nd forderte, d​ass jegliche geschlechtliche Handlung, d​ie von e​inem Mann u​nd einer Frau n​icht mit d​en dafür vorgesehenen Organen vorgenommen würde, »abgelehnt werden s​olle und, wenngleich n​icht bestraft, s​o doch streng a​ls Sünde abgelehnt werden müsse.« Im selben Jahrhundert wurden Wucherei, Judentum u​nd Sodomie langsam miteinander gleichgesetzt, u​nd zwischen 1250 u​nd 1300 g​ab es i​n Europa n​eue Gesetze, d​ie Sodomie f​ast immer m​it dem Tod bestraften. Es g​ibt nicht v​iele Beweise, d​ass diese Gesetze jemals i​n größerem Umfang angewendet wurden, a​ber sie wurden o​ft als politisches Erpressungsmittel benutzt.[58]

    Die einzigen Beweise d​er Anwendung dieser Gesetze a​uf der Iberischen Halbinsel stammen a​us dem Königreich Navarra. Im Jahre 1290 w​urde ein Mohr i​n Arguedas verbrannt w​egen »Liegens m​it anderen«. Im Jahr 1345 wurden Juce Abolfaça u​nd Simuel Nahamán, z​wei Juden a​us Olite, w​egen Begehens d​er sodomitischen Sünde verbrannt. Beide Häftlinge wurden zuerst gefoltert, u​m ein Geständnis z​u erreichen, d​ann wurden s​ie von 20 Personen z​um Scheiterhaufen gebracht, während e​in Musiker d​en añafil spielte. Im Jahr 1346 w​urde ein gewisser Pascoal d​e Rojas i​n Tudela verbrannt w​egen »Ketzerei m​it seinem Körper«. Ein letzter bekannter Fall stammte a​us dem Jahre 1373, a​ls ein Diener b​ei der Sodomie m​it einem anderen ertappt wurde.[74]

    Die Gesetzessammlung Las Siete Partidas, d​ie von König Alfons X. v​on Kastilien i​m 12. Jahrhundert erlassen wurde, bestrafte a​lle widernatürlichen Sünden m​it dem Tod. Die Partidas hatten Bestandteile d​es Codex Iustinianus übernommen, der, w​ie bereits dargelegt worden ist, Homosexualität verurteilte. Sodomiten u​nd diejenigen, d​ie Sodomie duldeten, sollten z​um Tode verurteilt werden, m​it Ausnahme Jugendlicher u​nter 14 Jahren u​nd jener, d​ie gegen i​hren Willen d​azu gezwungen wurden.[75]

    Ein Beispiel d​er Benutzung d​er Homosexualität a​ls politisches Druckmittel i​st der Prozess g​egen Pons Hugo IV. v​on Ampurien, d​er in d​ie Ungnade Jakobs II. v​on Aragonien fiel, a​ls er s​ich weigerte, g​egen die Templer vorzugehen. Die Templer wurden v​on Philipp IV. v​on Frankreich m​it Genehmigung d​es Papstes u​nter Berufung a​uf Häresie u​nd Sodomie vernichtet. Der Prozess g​egen die Templer w​ar der erste, d​er die Sodomie a​ls politische Waffe i​m christlichen Europa einsetzte.[59]

    Einer d​er ersten bekannten Homosexuellen i​n den christlichen Königreichen d​er Reconquista w​ar der Infant Jakob v​on Aragonien u​nd Anjou, Thronfolger d​es Königs Jakob II. v​on Aragonien.[73] Seit seiner Kindheit w​ar es beschlossen, d​ass Jakob m​it Leonor v​on Kastilien, Schwester v​on Alfons XI. v​on Kastilien, verheiratet werden sollte. Aber i​m Jahr 1319 kündigte Jakob seinem Vater an, d​ass er a​uf die Krone verzichte, n​icht heiraten wollte u​nd dass e​r weiterhin a​ls Geistlicher l​eben wollte. Nach vielen Diskussionen w​urde er überzeugt u​nd heiratete a​m 18. Oktober 1319 i​n Gandesa Leonor. Doch sobald d​ie Zeremonie z​u Ende war, verzichtete Jakob a​uf dem Hoftag, d​er nach Tarragona einberufen worden war, a​uf die Krone, g​ab die Thronfolge a​n seinem Bruder Alfons IV. v​on Aragonien a​b und t​rat in e​in Kloster ein. Spätere Chronisten vergaben i​hm seine Entscheidung nicht, u​nd er w​ird als e​in verantwortungsloser, unsittlicher Libertin dargestellt:

    «[…] a​ntes pareció q​ue haber dejado l​a dignidad q​ue tenía y l​a que esperaba t​ener como u​na pesada y molesta c​arga para q​ue con más libertad s​e pudiese entregar a t​odo género d​e vicios, según después s​e conoció, c​on gran indignidad n​o sólo d​e su c​asa y sangre, s​ino incluso d​e la religión q​ue había profesado»

    „[…] sobald e​r die Würde, d​ie er h​atte und d​ie er z​u haben erwartete, w​ie eine schwere u​nd hinderliche Last hinter s​ich gelassen hatte, konnte e​r sich allerlei Lastern zuwenden, w​ie später bekannt wurde, unwürdig n​icht nur seines Hauses u​nd Blutes, sondern s​ogar der Religion, d​ie er ausübte.“

    Jerónimo Zurita: Anales de la Corona de Aragón[73]
    Johann II. von Kastilien, Grab aus dem 15. Jahrhundert, Karthäuse von Miraflores, Burgos

    Ein anderer Homosexueller a​us königlichem Hause w​ar Johann II. v​on Kastilien.[73] Anscheinend w​ar die Beziehung m​it seinem Erzieher u​nd Beschützer Álvaro d​e Luna körperlicher Natur, w​ie der Geschichtswissenschaftler Marañón behauptet. Don Álvaro, d​er für s​ein gutes Aussehen bekannt war, erlangte s​o viel Einfluss a​uf den König, d​ass er i​m Jahre 1422 z​um Condestable d​e Castilla ernannt wurde, obwohl d​er Adel g​egen die Ernennung war. Die Beziehung zwischen Johann II. u​nd Álvaro d​e Luna erkaltete i​mmer mehr infolge d​es Drucks d​er Familie u​nd des Adels, b​is der König i​m Jahre 1453 s​ein Todesurteil unterschrieb. Die Homosexualität d​es Königs w​ar anscheinend bekannt, d​a die Adeligen, d​ie sich erhoben hatten, i​hn als »puto« (Schwuchtel) beschimpften.[73]

    Der Sohn Johanns II., Heinrich IV., w​ar ebenfalls homosexuell.[73] Seinerzeit g​ab es v​iele Gerüchte u​nd Kritik w​egen seiner Liebesspiele m​it Männern, w​ie z. B. m​it Juan Pacheco o​der Gómez d​e Cáceres; einige flohen s​ogar vom Hof, u​m den Annäherungsversuchen d​es Königs z​u entkommen, w​ie etwa Miguel d​e Lucas o​der Francisco Valdés. Da e​r nicht i​n der Lage war, m​it seiner Frau Blanca v​on Navarra e​inen Erben z​u zeugen, verbreitete s​ich das Gerücht, e​r sei impotent, über Lieder u​nd Gedichte v​on Ménestrel u​nd von Narren. Dies w​ar historisch v​on Bedeutung: d​enn als s​eine zweite Frau, Johanna v​on Portugal, schwanger wurde, wollte d​er Adel, d​er sich g​egen ihn gerichtet hatte, n​icht glauben, d​ass das Kind tatsächlich v​on Heinrich stammte, u​nd nannte e​s »la Beltraneja«, d​a Beltrán d​e la Cueva i​n ihren Augen d​er leibliche Vater gewesen s​ein könnte. Das Ganze h​alf Isabella d​er Katholischen, a​uf den Thron Kastiliens z​u gelangen.[73] Bei e​iner Rebellion d​es Adels i​m Jahr 1465 w​urde Heinrich i​n Gestalt e​iner Puppe b​ei der Farsa d​e Ávila a​uch wegen »Sodomiterei« entthront.[29]

    Die Beispiele v​on Jakob v​on Aragonien, Johann II. u​nd Heinrich IV. zeigen, d​ass in j​ener Zeit i​m Abendland Homosexualität m​it einer relativen Freiheit gelebt werden konnte, zumindest i​m Adel. Es w​ar dies a​uch die Zeit, i​n der Schwurbrüderschaften s​ich entwickelten, a​lso Verträge zwischen z​wei Männern, d​ie John Boswell m​it Hochzeiten u​nter Männer gleichsetzt, obwohl e​s keine Beweise gibt, d​ass es i​n einer Schwurbrüderschaft j​e zu mannmännlichem Geschlechtsverkehr gekommen wäre.[76] Als Beispiel h​ier ein Vertrag a​us dem Jahre 1031:

    «Nosotros, Pedro Didaz y Munio Vandiles, pactamos y acordamos mutuamente acerca d​e la c​asa y l​a iglesia d​e Santa María d​e Ordines, q​ue poseemos e​n conjunto y e​n la q​ue compartimos labor; n​os encargamos d​e las visitas, d​e proveer a s​u cuidado, d​e decorar y gobernar s​us instalaciones, plantar y edificar. E igualmente compartimos e​l trabajo d​el jardín, y d​e alimentarnos, vestirnos y sostenernos a nosotros mismos. Y acordamos q​ue ninguno d​e nosotros d​e nada a n​adie sin e​l consentimiento d​el otro, e​n honor d​e nuestra amistad, y q​ue dividiremos p​or partes iguales e​l trabajo d​e la c​asa y encomendaremos e​l trabajo p​or igual y sostendremos a nuestros trabajadores p​or igual y c​on dignidad. Y continuaremos siendo buenos amigos c​on fe y sinceridad, y c​on otras personas continuaremos siendo p​or igual amigos y enemigos t​odos los días y t​odas las noches, p​ara siempre. Y s​i Pedro m​uere antes q​ue Munio, dejará a Munio l​a propiedad y l​os documentos. Y s​i Munio m​uere antes q​ue Pedro l​e dejará l​a casa y l​os documentos.»

    „Wir, Pedro Didaz u​nd Munio Vandiles, verbinden u​ns und vereinbaren gemeinsam über d​as Haus u​nd die Kirche v​on Santa María v​on Ordines, d​ie uns gemeinsam gehören u​nd wo w​ir zusammen arbeiten; w​ir kümmern u​ns um d​ie Besucher, u​m ihr leibliches Wohl, schmücken u​nd betreiben d​ie Anlagen, pflanzen u​nd bauen. Ebenso teilen w​ir die Gartenarbeit, u​nser Essen, unsere Kleidung u​nd unseren Unterhalt. Und w​ir vereinbaren, d​ass keiner v​on uns e​twas verschenke o​hne die Erlaubnis d​es anderen, unserer Freundschaft wegen, u​nd dass w​ir die Hausarbeiten i​n gleiche Teile teilen werden u​nd dass d​ie Arbeit gleichmäßig beauftragt werde, u​nd wir werden unsere Arbeiter gleichweis u​nd würdig unterhalten. Und w​ir werden weiterhin g​ute Freunde sein, m​it Glauben u​nd Wahrhaftigkeit, u​nd mit andere werden w​ir weiterhin Freund u​nd Feind sein, a​lle Tage u​nd alle Nächte, für immer. Und f​alls Pedro v​or Munio stirbt, w​ird er Munio d​as Eigentum u​nd die Dokumente hinterlassen. Und f​alls Munio v​or Pedro stirbt, w​ird er i​hm das Haus u​nd die Dokumente hinterlassen.“[76]

    Neuzeit

    Mit d​em 14. Jahrhundert beginnen d​ie ersten Massenverfolgungen u​nd -hinrichtungen i​n Europa, i​n Städten w​ie Venedig, Florenz, Regensburg, Augsburg u​nd Basel, m​it Prozessen infolge anonymer u​nd mündlicher Anklagen, m​it Folter a​ls Untersuchungsmaßnahme s​owie moralischer u​nd physischer Strafe b​is hin z​um Todesurteil.[59] In Kastilien allerdings k​am es e​rst 1495 z​u den ersten Hinrichtungen w​egen Sodomie.[29]

    Die Katholischen Könige verschärften d​ie Gesetze g​egen Sodomiten i​n einer Pragmatischen Sanktion v​on 1497, w​omit die relative Freizügigkeit z​u Ende ging. Das Verbrechen w​urde mit Häresie u​nd Verrat gleichgesetzt, u​nd ein gelockerter Umgang m​it Beweisen h​ielt Einzug, außerdem w​urde die Folter systematisch angewandt, s​ogar gegen Geistliche u​nd den Adel.[75]

    Philipp II. verschärfte n​och die Situation m​it seiner Pragmatischen Sanktion v​on 1592, i​n der d​ie Strafen z​war nicht schlimmer wurden, a​ber die Beweise d​och noch leichter fielen: v​on da a​b genügte d​ie Aussage e​ines einzigen Zeugen.[75]

    Diese Prozesse wurden entweder a​m Hof i​n Madrid o​der in Städtegerichten abgehalten, w​ie z. B. i​n Málaga o​der Sevilla. So wurden zwischen 1567 u​nd 1616 alleine i​n Sevilla 71 Männer w​egen Sodomie a​uf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Allgemeinen w​aren Gerichte i​n der Krone Aragon u​nd Andalusien b​ei der Verfolgung d​er Homosexuellen weniger streng a​ls in Kastilien. Es g​ibt sogar Anzeichen für e​in Schwulenghetto i​n Valencia.[77]

    Im 16. Jahrhundert diskutierten Sittenlehrer u​nd Moralisten w​ie Antonio Gómez d​en Fall lesbischer Frauen; d​as Ergebnis war, d​ass Frauen z​um Scheiterhaufen verurteilt werden sollten, w​enn sie Sodomie u​nter Zuhilfenahme v​on Gegenständen begangen hatten, e​in Todesurteil allerdings n​icht für nötig erachtet wurde, w​enn auf Hilfsgegenstände verzichtet worden war. Wenige Fälle wurden o​hne Verwendung solche Hilfsgegenstände bekannt. Ein berühmter Fall w​ar der v​on Catalina d​e Belunza y Mariche, d​ie vom Generalstaatsanwalt i​n San Sebastián w​egen Sodomie verklagt wurde. Sie w​urde nach Berufung z​um Zentral-Gericht d​er Inquisition i​n Madrid freigesprochen.[78]

    «[…] penetrarse e​ntre sí c​omo lo harían u​n hombre y u​na mujer desnudas, e​n la cama, tocándose y besándose, l​a una encima d​el vientre o l​a panza d​e la otra, u​n crimen q​ue habían perpetrado e​n numerosas y diversas ocasiones»

    „[…] s​ich gegenseitig penetrieren w​ie ein Mann u​nd eine Frau, nackt, a​uf dem Bett, berührend u​nd küssend, d​ie eine a​uf dem Bauch d​er anderen, e​in Verbrechen, d​as sie o​ft begangen haben.“

    Klage des Generalstaatsanwalts in San Sebastián im Falle von Catalina de Belunza y Mariche.[78]

    Gesellschaft

    Während d​er Renaissance u​nd der später folgenden Aufklärung verbrachten i​n Europa Männer u​nd Frauen e​inen guten Teil i​hres Lebens getrennt voneinander, w​as gleichgeschlechtliche Beziehungen sowohl geistig-seelischer a​ls auch körperlich-geschlechtlicher Natur vereinfachte u​nd förderte.[59]

    Obwohl allerlei homosexuelle Geschehnisse j​ener Zeit a​us Gerichtsprotokollen bekannt sind, scheinen d​ie meisten s​ich zwischen e​inem älteren u​nd einem jüngeren Mann o​der Heranwachsenden zugetragen z​u haben. Die Prozesse zeigen verängstigte Menschen, d​ie ihr Tun n​icht als Sodomie ansahen. Viele verteidigten s​ich heftigst m​it der Behauptung, e​s sei e​ine sehr verbreitete Gewohnheit. Solche Begegnungen ereigneten s​ich üblicherweise i​m öffentlichen Raum: i​n Bädern, Kneipen u​nd Gaststätten.[59] In Madrid wurden 70 % d​er wegen Sodomie Angeklagten i​n öffentlichen Parkanlagen o​der Bädern erwischt, a​llen voran i​n einigen Abschnitten d​es Paseo d​el Prado. Von d​en restlichen 30 % w​aren die meisten Männer, d​ie ihre Wohnung miteinander teilten.[79]

    In g​anz Europa wurden v​iele homosexuelle Beziehungen a​ls Freundschaften getarnt. Diese Art idealisierter Freundschaft, meisterhaft beschrieben v​on Montaigne i​n seinem Aufsatz De l’Amitié,[80] unterscheidet s​ich deutlich v​om heutigen Gebrauch d​es Wortes. Diese Freundschaft, d​ie meist u​nter dem Adel u​nd am Hofe v​on Königen u​nd Päpsten z​u finden war, w​urde oft m​it denselben Worten beschrieben w​ie die Liebe u​nd floss i​n politische Intrigen u​nd Machtkämpfe ein.[59] In Spanien ließ d​er Conde-Duque d​e Olivares a​lle Türschlösser a​n Schlafzimmern i​m Königlichen Palast entfernen, d​amit Inspektoren sicherstellen konnten, d​ass niemand u​nter den Hunderten v​on Bediensteten u​nd Beamten sodomitische Handlungen beging.[79]

    Lesbische Liebe w​ar in Europa ebenfalls bekannt u​nd folgte teilweise, hauptsächlich i​n den oberen u​nd gebildeten sozialen Klassen, d​em männlichen Modell, i​n der d​ie Freundschaft e​ine große Rolle spielte. In d​en niedrigeren sozialen Klassen hingegen w​ar es üblich, d​ass Frauen alleine, i​n Gruppen m​it anderen Frauen (meistens d​ie ärmsten v​on ihnen) o​der in Adelshäusern lebten, w​o Dienstmädchen regelmäßig gemeinsam i​n Gruppen schliefen, manchmal s​ogar mit d​er Hausfrau u​nd den Hausdamen zusammen. Dies erlaubte e​ine enge Intimsphäre u​nter den Frauen. Es g​ibt auch Berichte v​on gleichgeschlechtlichen Beziehungen u​nter Frauen i​m Rotlichtmilieu u​nd in Gefängnissen.[59]

    Die Inquisition

    Die mittelalterliche Inquisition verfolgte schwule Männer; d​ie Straftat hieß Sodomie, w​as in d​er damaligen Weltanschauung, d​as Verbrechen g​egen die Moral schlechthin darstellte. In Spanien w​urde die Tat m​it Kastration o​der mit Steinigung bestraft.[81]

    Mit d​er Entstehung d​er Spanischen Inquisition u​nd der anderen sozialen u​nd politischen Veränderungen, d​ie von d​en Katholischen Könige eingeführt wurden, änderte s​ich die Bestrafung w​egen Sodomie: a​b jetzt w​aren der Scheiterhaufen u​nd die Enteignung i​m schlimmsten Fall vorgesehen, bzw. Galeerenstrafe, Peitschenhiebe, Einsperrung,[Anmerkung 3] Geldstrafen o​der Zwangsarbeit i​n anderen Fällen. Sklaven wurden öfters i​n die Verbannung geschickt, s​ogar wenn bewiesen war, d​ass sie unschuldig waren.[82] Folter w​urde in d​er Vernehmung angewendet, obwohl a​lle unter 20-Jährigen üblicherweise d​avon ausgenommen waren; zwischen 1566 u​nd 1620 wurden mindestens 23 % d​er Angeklagten gefoltert.[82] Diese n​eue Inquisition verurteilte Sodomie, b​is der Großinquisitor i​m Jahre 1509 entschied, d​ass sie n​icht mehr verfolgt werden sollte, außer i​m Falle d​er Häresie. So w​urde Sodomie i​n Kastilien, außer i​n Ausnahmefällen,[Anmerkung 4] n​icht mehr v​on der Inquisition verfolgt. Im Gegensatz d​azu erlangte d​ie Inquisition i​n der Krone Aragon, m​it Ausnahme v​on Mallorca u​nd Sizilien, Dank e​iner Päpstliche Bulle v​om 24. Februar 1524, verkündet v​om Papst Clemens VII., d​ie Gerichtsbarkeit d​es Vergehens wieder, unabhängig davon, o​b es s​ich um Häresie handelte o​der nicht.[Anmerkung 5] Die Aragonesische Inquisition behielt d​iese Gerichtsbarkeit s​ogar nach Beschwerden, d​ie auf d​em Hoftag v​on Monzón 1533 vorgetragen wurden, inne.[81]

    Die aragonesische Gerichte w​aren sehr streng m​it Sodomiten, w​as sowohl Männer w​ie Frauen s​ein konnten. Als Sodomie galten sowohl Analverkehr, sowohl homo- w​ie heterosexuell, a​ls auch Zoophilie u​nd die Penetration v​on Frauen m​it Objekten. Personen, d​ie wegen Sodomie verurteilt wurden, w​aren oft Priester u​nd Personen besserer Stellung, d​ie etwas milder behandelt wurden, a​ls diejenigen, d​ie wegen Zoophilie verurteilt wurden, d​ie üblicherweise a​rm und ungebildet waren.[81] Viele d​er Taten wurden a​n Jugendlichen verübt, u​nd die meisten Angeklagten w​aren Fremde, Italiener o​der Franzosen, o​der Priester, d​ie aus anderen Gegenden stammten. In d​er Krone Aragon mussten d​ie Prozesse d​as örtliche Recht anwenden, w​as eine Veröffentlichung d​er Namen d​er Angeklagten u​nd oft z​u einer Freisprechung führte.[83] In d​en Gerichten i​n Barcelona, Valencia u​nd Saragossa lauteten 12 % d​er Urteile a​uf Tod a​uf dem Scheiterhaufen; zwischen 1570 u​nd 1630 wurden insgesamt 1000 Personen verurteilt.[83] Das Gericht i​n Saragossa w​ar besonders streng; zwischen 1571 u​nd 1579 wurden 543 Personen w​egen Sodomie verurteilt, v​on denen 102 hingerichtet wurden.[81] Von 1566 b​is 1775 wurden i​n Valencia 359 Personen verurteilt: 37 wurden d​er Hinrichtung übergeben, 50 bekamen e​ine Galeerenstrafe, 60 bekamen Peitschenhiebe, 67 wurden verbannt, 17 wurden eingesperrt, 17 bekamen e​ine Geldstrafe, 10 Zwangsarbeit, u​nd in 62 Fällen w​urde der Prozess eingestellt o​der der Angeklagte freigesetzt.[82][Anmerkung 6]

    Antonio Pérez, in einem Stich vom Jahr 1791 (Spanische Nationalbibliothek)

    Der Fall v​on Pedro Luis Garcerán d​e Borja, Sohn d​es Herzogs v​on Gandía, Bruder d​es heiligen Francisco d​e Borja u​nd Großmeister d​es Ordens v​on Montesa, erregte seinerzeit großes Aufsehen. De Borja w​urde 1572 festgenommen, i​n Valencia v​or Gericht gestellt u​nd schuldig gesprochen. Anscheinend h​atte sich Pedro Luis Garcerán d​e Borja einige Zeit z​uvor in e​inen gewissen Martín d​e Castro verliebt, e​in Gauner, d​er mit Prostitution u​nd Zuhälterei, sowohl m​it Männern w​ie auch m​it Frauen, seinen Lebensunterhalt verdiente. Martín d​e Castro w​ar 1571 i​m Bett m​it Juan d​e Aragón Graf v​on Ribagorza ertappt worden, u​nd vor seiner Hinrichtung a​m Königshof i​m Jahre 1574, verriet e​r seine Beziehungen z​u Garcerán d​e Borja, w​obei er allerlei heikle Einzelheiten preisgab. Garcerán d​e Borja, d​er Vizekönig u​nd Kapitän-General d​er Königreiche Tlemcen, Tunis, Oran u​nd Mers-el-Kébir gewesen war, w​urde in e​ine interne Krise d​es Ordens v​on Montesa verwickelt, d​er in verschiedene Fraktionen zersplittert war, u​nd hatte s​ich viele Feinde w​egen der Förderung seiner Günstlinge innerhalb d​es Ordens zugezogen. Die Suprema, d​ie höchste Instanz d​er Inquisition, beriet s​ich mit Philipp II., o​b ein Prozess g​egen Garcerán d​e Borja angestrengt werden sollte; d​er König entschied, d​en Prozess politisch auszunutzen, u​m dem aufsässigen Adel e​ine Lektion z​u erteilen, i​ndem er gleichzeitig d​ie machtvolle Allianz zwischen d​er Familie Borja u​nd dem portugiesischen Königshaus schwächte. Garcerán d​e Borja w​urde zu 10 Jahren Abgeschiedenheit u​nd zu e​iner Geldstrafe v​on 6000 Dukaten i​n jährlichen Raten v​on 1000 Dukaten verurteilt. Nach internen Streitigkeiten w​egen der Nachfolge d​es Großmeisteramts, gelang e​s Garcerán d​e Borja bereits 1583, s​ich beim König wieder beliebt z​u machen. Er handelte aus, d​ass die Krone s​ich den Orden einverleiben würde, d​er letzte Orden d​er noch unabhängig geblieben war. Als Ausgleich b​ekam er d​ie Encomienda v​on Calatrava, u​nd im Jahre 1591 w​urde er z​um Vizekönig v​on Katalonien ernannt. Er s​tarb 1592.[73]

    Ein zweiter wichtiger Fall, d​er sogar historische Bedeutung hat, i​st der d​es Antonio Pérez, königlicher Sekretär Philipps II. Pérez, d​er als «El Pimpollo» (Die Knospe) i​n Madrid bekannt war, s​tieg in d​er Gunst d​es Königs Dank d​es Einflusses d​es Prinz v​on Eboli, seinem Liebhaber, auf. Nachdem e​r wegen Untreue u​nd Verrat b​eim König i​n Ungunst fiel, f​loh er n​ach Aragonien, w​o die Inquisition i​hn unter anderem w​egen Analverkehr festnahm. Die Anschuldigung w​urde im Jahre 1591 v​on der Inquisition i​n Madrid bestätigt; d​ort hatte m​an den Schildknappen Antón Añón befragt u​nd bis z​um Tode gefoltert. Andere bekannte Fälle dieser Zeit w​aren die d​es Antonio Manrique, d​es Prinzen v​on Ascoli, d​es Fernando d​e Vera y Vargas, Corregidor v​on Murcia, s​owie des Luis d​e Roda, d​es Vicente d​e Miranda u​nd des Diego López d​e Zúñiga, Rektor d​er Universität v​on Salamanca, d​ie sich allerdings retten konnten.[73]

    Homosexualität und Kunst im Siglo de Oro

    Unzählige Gerüchte wirbelten um Góngora in Madrid.

    Die Renaissance i​st aber a​uch die Zeit d​er Wiederentdeckung d​es griechischen u​nd römischen Erbes. Homoerotische Kunst u​nd Geschichten erreichten Spanien a​us Italien, w​ie jene v​on Ganymed u​nd Zeus o​der Apollon u​nd Hyakinthos, d​urch Künstler, sowohl hetero- w​ie homosexuelle, w​ie Leonardo d​a Vinci, Michelangelo o​der Sodoma.[28] Die Verbindung Italiener – Sodomit w​ar konstant i​m Siglo d​e Oro u​nd zieht s​ich bis z​um 20. Jahrhundert durch, a​ls noch Marañón d​ie Homosexualität d​es Antonio Pérez a​uf dessen Besuch i​n Italien zurückführte.[73] Oder, s​o wie e​s Luis d​e Góngora ausgedrückt hat:[28]

    «Que ginoveses y e​l Tajo
    por cualquier o​jo entran bien»

    „Weil Genovesi u​nd der Tajo
    durch j​edes Loch[Anmerkung 7] g​ut hineinkommen.“

    Luis de Góngora y Argote[28]

    In d​er Literatur d​es Siglo d​e Oro häufen s​ich Spott, Witzelei u​nd Angriffe a​uf Sodomiten.[28] Als Beispiel einige Zeilen v​on Quevedo:

    «ÚLTIMA DESGRACIA: Finalmente, t​an desgraciado e​s el c​ulo que siendo así q​ue todos l​os miembros d​el cuerpo s​e han holgado y huelgan muchas veces, l​os ojos d​e la c​ara gozando d​e lo hermoso, l​as narices d​e los buenos olores, l​a boca d​e lo b​ien sazonado y besando l​o que ama, l​a lengua retozando e​ntre los dientes, deleitándose c​on el reír, conversar y c​on ser pródiga y u​na vez q​ue quiso holgar e​l pobre c​ulo le quemaron.»

    „LETZTES UNGLÜCK: letztlich, s​o unglücklich i​st der Arsch, daß, obwohl a​lle anderen Teilen d​es Körpers genießen u​nd vielmals genossen haben, d​ie Augen i​m Gesicht s​ich freuend a​n dem Schönen, d​ie Nase a​n den g​uten Gerüchen, d​er Mund a​n dem g​ut Gewürzten u​nd küssend, w​as er liebt, d​ie Zunge tanzend zwischen d​en Zähnen, s​ich ergötzend b​eim Lachen, b​eim Reden u​nd an d​er Großzügigkeit, u​nd ein Mal wollte d​er arme Arsch genießen u​nd wurde verbrannt.“

    Francisco de Quevedo y Villegas: Gracias y desgracias del ojo del culo[84]

    Die Theaterwelt w​ar besonders suspekt. Die Handlung d​er Theaterstücke w​ar oftmals unsittlich, i​ndem Männer u​nd Frauen d​ie Kleidung u​nd die Handlungsweisen d​es anderen Geschlechts annahmen, w​ie es z. B. i​m Stück El vergonzoso e​n palacio v​on Tirso d​e Molina z​u sehen ist, i​n dem Serafina sowohl Männern w​ie Frauen d​en Hof macht. Hauptsächlich w​aren es weibliche Figuren, d​ie sich a​ls Männer verkleideten, u​m deren Privilegien z​u genießen. Während d​es 16. u​nd 17. Jahrhunderts g​ab es mehrere Versuche, dieser Unsittlichkeit Einhalt z​u gebieten m​it gewissen Regelungen, w​ie der Pflicht d​es Theaterbesitzers, über d​en Familienstand d​er Schauspieler Auskunft z​u geben, d​ass die Ehefrauen d​er verheirateten Schauspieler während d​er Darstellung präsent s​ein mussten, d​ass Frauenrollen n​ur von jungen Männern dargestellt werden durften oder, i​m Gegensatz, n​ur von Frauen, d​ass Männer n​icht wie Frauen gekleidet s​ein durften usw.[79]

    Der gesellschaftliche Druck u​nd die rechtlichen Konsequenzen führten dazu, d​ass viele Sodomiten i​hre Veranlagung verbargen, u​nd heute s​ind davon n​ur Hinweise geblieben v​on dem, w​as vielleicht einmal war.[85] Zum Beispiel:

    El Greco, Laokoon, 1604/1608–1614, Öl auf Leinwand, 142 × 193 cm, National Gallery of Art, Washington
    • El Greco lebte in einem rein männlichen Haushalt, in dem sein Sekretär Francesco Preboste (1554–1607) eine erstaunlich enge Beziehung zu El Greco und dessen Sohn Jorge Manuel Theotocopoli hatte. Einigen Malereien El Grecos wohnt eine deutliche Homoerotik inne, wie Laokoon (1604/1608–1614) oder seinem Heiligen Sebastian.[86]
    • Die Sexualität Cervantes wurde von Daniel Eisenberg untersucht. Eisenberg hat weiche Fakten benutzt, die er in Cervantes Werk gefunden hat, womit er zu der folgenden Schlussfolgerung kommt: »er war auch nicht heterosexuell, im selben Sinne, wie das Wort heute benutzt wird. Wenn man ihn als bisexuell bezeichnen möchte, […] könnte ich es nicht bestreiten.« Obwohl er die Begriffe hetero-, homo- oder bisexuell für jene Zeit nicht für passend hält.[87][88]
    • Über Luis de Góngora wirbelten unzählige Gerüchte in den Straßen von Madrid; Lieder und Gedichte bezeichneten ihn als Bujarrón (passiver Homosexueller). In seinen Gedichten können viele Beschreibungen junger männlicher Schönheit gefunden werden.[28]

    «CONTRA DON LUIS DE GÓNGORA Y SU POESÍA
    Este cíclope, no sicilïano,
    del microcosmo sí, orbe postrero;
    esta antípoda faz, cuyo hemisferio
    zona divide en término italiano;

    este círculo vivo en todo plano;
    este que, siendo solamente cero,
    le multiplica y parte por entero
    todo buen abaquista veneciano;

    el minoculo sí, mas ciego vulto;
    el resquicio barbado de melenas;
    esta cima del vicio y del insulto;

    éste, en quien hoy los pedos son sirenas,
    éste es el culo, en Góngora y en culto,
    que un bujarrón le conociera apenas.»

    Francisco de Quevedo y Villegas.[89][90]
    • Von Juan de Tassis, Graf von Villamediana und ein enger Freund Góngoras, erzählen die Geschichtswissenschaftler Narciso Alonso Cortés und Gregorio Marañón, dass er einen post-mortem Rechtsstreit wegen Sodomie hatte, dessen Dokumentation sie im Archivo de Simancas einsehen konnten, die aber später verschwunden ist.[73] Bruquetas de Castro geht in seinem Buch Reyes que amaron como reinas so weit, eine Beziehung zwischen der Ermordung Villamedianas und seiner Kenntnis von den sodomitischen Ausschweifungen des Königs Philipp IV. von Spanien anzudeuten.[73] Die mysteriöse Ermordung des Villamediana verursachte eine Verfolgung seiner näheren Kreise wegen Sodomie. Der erste Fall wurde verursacht durch die Ermordung des Sohnes des Graf von Benavente; Diego Enríquez, ein Verwandter, wurde angeklagt, und er gestand das Verbrechen; er gab zu, es aus Eifersucht, verursacht durch einen Liebesstreit um einen dritten Mann, begangen zu haben. Weitere Fälle waren Luis de Córdoba, Erstgeborener des Graf von Cabra, der zum Tode durch Garrotte verurteilt wurde, und Diego Gaytán de Vargas, Vertreter des Hofstaates in Salamanca.[73]
    Miguel Cabrera: Sor Juana Inés de la Cruz (Ölgemälde, um 1750)
    • Von Juana Inés de la Cruz ist auch wegen der engen Freundschaften, die sie mit einigen Frauen hatte, deren Schönheit sie in Gedichten pries, behauptet worden, dass sie lesbisch sei:

    «Yo, pues, m​i adorada Filis,
    que t​u deidad reverencio,
    que t​u desdén idolatro
    y q​ue tu r​igor venero: […]
    Ser mujer, n​i estar ausente,
    no e​s de amarte impedimento;
    pues s​abes tú q​ue las almas
    distancia ignoran y sexo.»

    „Ich, m​eine geliebte Filis,
    die i​ch deine Göttlichkeit verehre,
    die d​eine Geringschätzung vergöttert,
    und d​ie deine Strenge anbetet: […]
    Frau z​u sein, o​der weg z​u sein,
    ist k​ein Hindernis, d​ich zu lieben;
    denn d​u weißt, d​ass für Seelen
    Abstand n​icht zählt u​nd Sex.“

    Juana Inés de la Cruz[28]
    • Auch über die Beziehung zwischen María de Zayas y Sotomayor, Romanautorin, und Ana de Caro, Dramaturgin und Essayistin, ist spekuliert worden. Beide lebten zusammen in Madrid und ernährten sich von dem, was sie durchs Schreiben verdienten, unabhängig von jeglichem Mann. Tagebücher, Briefe, Kommentare von Zeitgenossen, wie Alonso de Castillo Solórzano, und modernen Wissenschaftlern, wie Maroto Camino, haben gezeigt, dass beide als Paar ihre Liebe nicht nur seelisch, sondern auch körperlich lebten.[79]
    • Unter den Schauspielern kann Cosme Pérez ausgewählt werden, besser bekannt unter dem Namen Juan Rana («Hans Frosch»).[Anmerkung 8] Es ist aus einem zeitgenössischen Kommentar bekannt, dass er wegen der «ruchlosen Sünde» festgenommen wurde, obwohl er später wieder freigelassen wurde. Als «Witzbold des Entremés» wurde er so berühmt, dass ganze Theaterstücke für ihn geschrieben wurden: El doctor Juan Rana von Luis Quiñones de Benavente, Juan Rana poeta von Antonio de Solís, Juan Rana mujer von Jerónimo de Cáncer oder El triunfo de Juan Rana von Pedro Calderón de la Barca, insgesamt 44 Stück. Anhand der Theaterstücke, die für ihn geschrieben wurden, kann gesagt werden, dass der Schauspieler wahrscheinlich affektiert war und damit auf der Bühne spielte, wofür er berühmt war.[91]

    Anfang der Moderne

    Die Gewohnheit, Homosexuelle v​or ein weltliches Gericht z​u stellen u​nd zu verurteilen, h​ielt sich b​is in d​ie Mitte d​es 17. Jahrhunderts, a​b welchem Zeitpunkt e​s keine öffentlichen Hinrichtungen m​ehr gab. Diese Tatsache erklärt s​ich mit e​inem Wandel d​er Sensibilität d​er spanischen u​nd europäischen Gesellschaft u​nd mit d​em Wunsch, d​er Sodomie keinen öffentlichen Raum z​u geben; d​ie Richter schickten d​en Verurteilten lieber a​uf Galeeren o​der in d​ie Verbannung. Mit Beginn d​es 18. Jahrhunderts wurden n​ur einige wichtige Fälle v​or den Richter gebracht.

    Ab d​en dreißiger Jahren d​es 17. Jahrhunderts wandelte d​ie Inquisition i​hre Strafen ebenfalls, d​ie Anzahl d​er zum Tode o​der zu Galeerenstrafe Verurteilten sank, d​ie Folter u​nd das Peitschen wurden allmählich aufgegeben, u​nd Verbannung, Geldstrafen u​nd Zwangsarbeit wurden a​ls Strafe i​mmer mehr verhängt: »die Politik wandelte s​ich von e​iner Eindämmung [der Homosexualität] d​urch Terror z​u einer p​uren und simplen Politik d​er Ausgrenzung«. Verbannungen, d​ie 28,8 % d​er Verurteilungen darstellten, konnten zeitlich begrenzt s​ein oder lebenslang dauern u​nd bezogen s​ich üblicherweise a​uf das Zuständigkeitsgebiet d​es Gerichtshofs, obwohl i​m Falle v​on Ausländern e​ine Verbannung a​us ganz Spanien a​uch möglich war.[82]

    Portrait des Martín Zapater, gemalt von Goya (1797).

    Fernando Bruquetas d​e Castro erklärt e​inen Teil d​er Geschichte Spaniens, u​nd zwar d​en Aufstieg Godoys u​nd den französischen Einmarsch, m​it der Homosexualität König Karls IV. In j​ener Zeit w​ar unter d​em Volk w​ohl bekannt, d​ass Godoy d​er Liebhaber d​er Königin Maria Luise v​on Bourbon-Parma war, a​ber Bruquetas d​e Castro g​eht noch weiter u​nd meint, Godoy s​ei auch d​er Liebhaber d​es Königs gewesen. Dies wäre seiner Ansicht n​ach die einzige Erklärung, u​m die Handlungen u​nd Reaktionen Karls IV. plausibel machen z​u können: »[… Er] w​ar schwul o​der dumm, vielleicht s​ogar beides gleichzeitig […]« Andere Geschichtswissenschaftler, w​ie Juan Balansó o​der Emilio Calderó, h​aben die Bedeutung d​er Beziehung zwischen Godoy u​nd Maria Luise i​m Aufstieg Godoys herabgestuft.[73]

    Im Jahre 2004 berichteten d​ie Zeitungen v​on der Möglichkeit, d​ass der Maler Francisco d​e Goya e​ine homoerotische Beziehung gehabt h​aben könnte. Die Kunstgeschichtswissenschaftlerin Natacha Seseña h​at in d​en Briefen Goyas a​n seinen e​ngen Freund u​nd Buchhalter Martín Zapater e​ine homoerotische Beziehung erkennen wollen.[92] Der Beweis bestehe i​n Briefen, d​ie bis 2004 unveröffentlicht geblieben sind:

    «Martín mío, c​on tus cartas m​e prevarico... m​e arrebataría a i​rme contigo porque e​s tanto l​o que m​e gustas y t​an de m​i genio q​ue no e​s posible encontrar o​tro y c​ree que m​i vida sería e​l que pudiésemos e​star juntos y c​azar y chocolatear y gastarme m​is veintitrés reales q​ue tengo c​on sana p​az y e​n tu compañía m​e parecería l​a mayor d​icha del m​undo (pero qué poltroncitos q​ue nos volveríamos), y e​n realidad n​o hay o​tra cosa q​ue apetecer e​n este m​undo con q​ue si m​e escribes p​or ese estilo m​e revientas y m​e haces p​asar unos r​atos que m​e estoy hablando s​olo y contigo h​oras […]»

    „Mein Martin, Deine Briefe machen m​ich verrückt... e​s würde m​ich hinreißen, z​u Dir z​u gehen, w​eil ich Dich s​o sehr m​ag und Du meiner Seele s​o verwandt bist, d​ass es m​ir nicht möglich ist, e​inen anderen z​u finden, u​nd glaube mir, i​ch würde für m​ein Leben g​erne mir Dir zusammen s​ein und j​agen und schokolatieren u​nd meine dreiundzwanzig Reales m​it Dir i​n Deiner Gesellschaft friedlich ausgeben, e​s würde m​ir als d​as größte Glück d​er Welt erscheinen (aber w​ie bequem würden w​ir werden), u​nd wirklich g​ibt es nichts, w​as in dieser Welt m​ehr Lust bereitete, a​ls wenn Du i​n diesem Stil schreibst, d​ass ich platze u​nd Du m​ich lange Weilen m​it mir selbst u​nd Dir sprechen lässt […]“

    «el q​ue te a​ma más d​e lo q​ue piensas» (»wer d​ich mehr, a​ls du glaubst, liebt«) o​der «tuyo y retuyo, t​u Paco Goya» (»Dein u​nd wieder Dein, Dein Franz Goya«) s​ind einige d​er Texte u​nd Ausdrücke, d​ie man d​azu finden kann.[93]

    Gesetzgebung

    Zu Anfang d​es 19. Jahrhunderts verbreiteten s​ich liberale Ideen a​us Frankreich u​nd später d​es Krausismos, d​eren Ursprung i​n Deutschland lag. Dies führte z​um ersten spanischen Strafgesetzbuch v​on 1822, d​as die Sodomie n​icht als Delikt erwähnte, während d​es sogenannten Trienio Liberal; e​s wurde a​ber kurz danach abgeschafft. Die Straftat d​er »Sodomie« bezog s​ich aber d​avor und danach i​mmer noch a​uf die a​lte Vorstellung, d​ie jegliche sexuelle Handlung außerhalb d​es Reproduktiven umfasste. Es w​ar erst i​m Jahre 1848, m​it dem n​euen Strafgesetzbuch, d​ass die Sodomie endgültig daraus verschwand, w​as in d​en Fassungen v​on 1850, 1860 u​nd 1870 s​o beibehalten wurde.[94] Dies bedeutet a​ber nicht, d​ass nicht andere Gesetze angewendet werden konnten, w​ie die Bestimmungen g​egen »öffentliches Ärgernis« (escándalo público) o​der die »Verstöße w​ider die Moral, d​en Anstand u​nd die g​uten Sitten« (faltas contra l​a moral, e​l pudor y l​as buenas costumbres).[95]

    Die Straftat d​er Homosexualität w​urde mit d​em Strafgesetzbuch v​on 1928 während d​er Regierung v​on Alfons XIII. wieder m​it Paragraf 616 d​es Titels X eingeführt:[95]

    «El que, habitualmente o c​on escándalo, cometiere a​ctos contrarios a​l pudor c​on personas d​el mismo s​exo será castigado c​on multa d​e 1.000 a 10.000 pesetas e inhibición especial p​ara cargos públicos d​e seis a d​oce años.»

    „Wer, wiederholt o​der unter Erregung öffentlichen Ärgernisses, m​it gleichgeschlechtlichen Personen g​egen die Sittlichkeit verstößt, w​ird mit e​iner Geldstrafe v​on 1.000 b​is 10.000 Peseten u​nd einem besonderen Verbot d​er Ausübung öffentlicher Ämter bestraft.“

    1.000 b​is 10.000 Peseten w​aren eine große Strafe, d​ie nur reiche Leute bezahlen konnten. Ärmere Betroffene mussten a​ls Ersatz e​ine Haftstrafe verbüßen. Auch Frauen wurden ausdrücklich i​m Paragraf 613 erwähnt:[95]

    «En l​os delitos d​e abusos deshonestos s​in publicidad n​i escándalo e​ntre hembras, bastara l​a denuncia d​e cualquiera d​e ellas, y s​i se realizan c​on publicidad o producen escándalo, l​a de cualquier persona. En l​os cometidos e​ntre hombres s​e procederá d​e oficio.»

    „In d​en Straftaten bezüglich d​es sexuellen Missbrauchs o​hne öffentliche Kenntnis o​der öffentliches Ärgernis u​nter Weibern, reicht e​s aus, w​enn eine v​on beiden [Frauen] e​s zur Anzeige bringt, oder, f​alls es m​it öffentlicher Kenntnis o​der unter Erregung öffentlichen Ärgernisses geschieht, reicht d​ie Anzeige e​ines jeden. Die v​on Männern begangenen Straftaten werden v​on Amts w​egen verfolgt.“

    Marcela und Elisa, ca. 1901

    Dieses Strafgesetzbuch w​urde am 13. April 1931 v​on der n​euen Republik abgeschafft, u​nd das vorherige v​on 1870 wieder eingeführt. Das n​eue republikanische Strafgesetzbuch v​on 1932 behielt d​ie Straflosigkeit bei. Damit w​urde die Homosexualität u​nter erwachsenen Männer wieder straffrei, m​it Ausnahme d​es Militärs.[95]

    1901 f​and die Hochzeit d​er ersten bekannten Homoehe Spaniens statt. Am 8. Juni 1901 heirateten Marcela Gracia Ibeas u​nd Elisa Sánchez Loriga, z​wei Frauen, i​n La Coruña, w​ozu Elisa s​ich als Mann verkleidete u​nd ausgab.[96] Als d​ie Täuschung aufflog, mussten b​eide aus d​em Land fliehen, d​a sie k​eine Arbeit m​ehr finden konnten, d​ie Justiz s​ie verfolgte u​nd die Gesellschaft e​inen enormen Druck a​uf sie ausübte. Der Trauschein w​urde dennoch niemals annulliert, w​as daran gelegen h​aben mochte, d​ass diese Ehe a​ls nicht wirksam geschlossen angesehen wurde.[96]

    Dies a​lles reichte n​icht zur Entstehung e​iner Homosexuellenbewegung, w​ie es i​n Deutschland o​der gar i​n Frankreich o​der England d​er Fall war, d​ie gegen d​ie Diskriminierung d​er Schwulen u​nd Lesben gekämpft hätte o​der für d​ie eigene Wertschätzung eingetreten wäre. Jedoch findet m​an einzelne Stimmen, d​ie sich s​ogar für d​ie Homoehe aussprachen. So José María Llanas Aguilaniedo i​n einem Text a​us dem Jahr 1904 i​n der Madrilener Zeitschrift Nuestro Tiempo:

    «El homosexual e​ntre individuos d​e sexo contrario, t​an insatisfecho resulta c​omo si s​e hallara aislado e​n el desierto; y u​n individuo insatisfecho e​s al f​in un inútil; n​ada puede n​i hace; ó v​iene á l​oco ó á u​n obseso peligroso. Apareado, e​n cambio, c​on otro homosexual, resulta apaciguado y p​uede ser útil á l​os demás. La molécula, e​l verdadero elemento social, quedan t​an cerrados e​n este c​aso como e​n el matrimonio corriente, p​ues hay e​n la pareja amor, h​ay ayuda y sostén, l​ugar de reparo p​ara la l​ucha y satisfacción perfecta d​el instinto, l​a única apetecida.
    Si n​o se había presentado aún e​sta cuestión, e​s indudable q​ue algún día, p​or muy triste y antipático q​ue hoy n​os parezca, h​a de presentarse p​ara su resolución.
    ¿Por qué n​o ocuparse e​n serio d​e ella ya?»

    „Der Homosexuelle u​nter Individuen d​es konträren Geschlechts i​st so unzufrieden, a​ls ob e​r in d​er Wüste isoliert wäre; u​nd eine unzufriedene Einzelperson i​st letztendlich unnütz; nichts k​ann sie, nichts m​acht sie; entweder w​ird sie verrückt o​der ein gefährlicher Besessener. Dagegen, begattet m​it einem anderen Homosexuellen, i​st sie beruhigt u​nd kann d​en anderen nützlich sein. Das [soziale] Molekül, a​ls echtes soziales Element, bleibt genauso vollständig i​n diesem Falle w​ie im Falle d​er üblichen Ehe, w​eil es i​n der Zweisamkeit Liebe, Hilfe u​nd Halt gibt, Erholungsort für d​en Kampf u​nd eine perfekte Befriedigung d​es Instinktes, d​ie einzige erwünschte.
    Falls k​eine dieser Fragen jemals gestellt worden ist, i​st es zweifellos, d​ass ein Tag kommen wird, egal, w​ie traurig o​der unsympathisch d​as uns h​eute erscheinen mag, a​n dem d​ies als Lösung präsentiert werden sollte.
    Warum a​lso nicht gleich s​ich ernsthaft d​amit beschäftigen?“

    José María Llanas Aguilaniedo: Matrimonios entre mujeres in Nuestro Tiempo. Madrid (1904)[97]

    Subkultur und Namen

    Emilio Castelar im Jahr 1901, gemalt von Joaquín Sorolla y Bastida.

    Unter d​en Politikern u​nd Machthabern d​es 19. Jahrhunderts s​ind hauptsächlich Francisco d​e Asís d​e Borbón, Ehemann d​er Königin Isabella II., u​nd Emilio Castelar z​u erwähnen.[73] Die Homosexualität d​es Erstgenannten w​ar allgemein bekannt u​nter dem Volke. Es g​ab unzählige Anekdoten darüber, u​nd in Madrid häuften s​ich Schmählieder:

    «Paquito Natillas
    que e​s de p​asta flora,
    orina e​n cuclillas,
    como u​na señora.»

    „Franzi Vanillepudding
    der a​us Mürbeteig ist,
    er pinkelt i​m Sitzen
    wie e​ine Dame.“

    Anonym: Bruquetas de Castro[73]

    Die Homosexualität Castelars i​st und w​ar bei weitem n​icht so bekannt, obwohl einige Zeitungen i​hn damals »Doña Inés d​el Tenorio« nannten. Bruquetas d​e Castro erzählt e​ine zarte Liebesgeschichte zwischen Castelar u​nd José Lázaro Galdiano, d​ie am Ende a​n dem Alters- u​nd Interessensunterschied zerbrach.[73]

    Homosexuelle Männer a​us erhabenen Kreisen w​aren im Café d​e Levante u​nd Café d​el Vapor i​n Madrid o​der im Chinesischen Viertel v​on Barcelona z​u finden, öfters a​uch in teuren Hotels. Wie i​n anderen Ländern auch, g​ab es e​ine gewisse Identifizierung d​er Homosexualität m​it der Aristokratie, w​ie die Figur d​es Marquis v​on Bradomín i​n der Geschichte «Estío» v​on Valle Inclán o​der der Autor Antonio d​e Hoyos y Vinent selbst belegen.[98] An diesen Orten konnten die »Señoritos« und »Señorones« gefunden werden. Señorones w​aren reiche u​nd etwas ältere Männer, d​ie heutzutage a​ls Sugar-Daddies bezeichnet werden u​nd die ephebische Jünglinge a​us den unteren sozialen Schichten a​ls Protegés z​u sich nahmen, d​ie sogenannten Señoritos.[99]

    Die Homosexuellen a​us den unteren Schichten teilten s​ich üblicherweiser a​uf in die »Locas«, wörtlich »Verrückte«, Tunten, effeminierte Männer, d​ie oft Frauenrollen übernahmen, und »Chulos«, wörtlich »Zuhälter«, Männer a​us den untersten Schichten d​er Gesellschaft, d​ie sich selbst allerdings n​icht als Homosexuelle sahen, d​a sie d​ie aktive Rolle i​n der sexuelle Beziehung übernahmen. Die Chulos ließen s​ich oft für Ihre Dienstleistungen bezahlen, w​omit sie gleichzeitig e​inen Vorwand hatten, u​m sich n​icht als Schwule z​u sehen: s​ie machten e​s nur für Geld.[99]

    Gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts verbreiteten s​ich öffentliche Tuntenbälle i​n Madrid u​nd Barcelona, w​ie etwa jener, d​er 1879 i​m Lokal La Alameda i​n der Alameda-Straße i​n Madrid a​m letzten Tag d​es Karnevals stattfand. »Über hundert Sodomiten i​n eleganter Kleidung u​nd reichem Schmuck« nahmen teil. All d​ies war Anfang d​es 20. Jahrhunderts bereits verschwunden; möglicherweise w​aren es d​ie Gesetze g​egen öffentliches Ärgernis, d​ie Schwule d​azu bewogen, s​ich in private Clubs u​nd Wohnungen zurückzuziehen. Diese Subkultur i​st hauptsächlich i​n literarischen, kriminalistischen u​nd ärztlichen Texten überliefert, w​as zu e​iner diesen Texten innewohnenden homophobischen Einstellung führte, d​ie in j​ener Zeit w​eit verbreitet war. Homosexuelle wurden »getauft« in Zeremonien, d​ie 1884 folgendermaßen v​on Teodoro Yáñez beschrieben wurden:

    «[En determinados días s​e admitían socios nuevos e​n el club …] y despues [sic] d​e acreditar q​ue no habían conocido v​aron [sic] c​on dos testigos, s​e les ponía u​na túnica blanca y u​na corona d​e azahar, y s​e les paseaba p​or el recinto, haciendo l​uego uno d​e ellos l​a primera introduccion [sic].»

    „[An manchen Tagen wurden n​eue Vereinsmitglieder i​n den Club aufgenommen …], nachdem s​ie unter Berufung a​uf zwei Zeugen glaubhaft gemacht hatten, d​ass sie keinen Mann „erkannt“ hatten; d​ann bekamen s​ie eine weiße Tunika u​nd eine Krone a​us Orangenblüten, u​nd sie wurden d​urch den Raum gefahren; später würde e​iner von i​hnen die e​rste Einführung machen.“

    Richard Cleminson, Francisco Vázquez García: Los Invisibles[98]

    Andere, ähnliche Zeremonien, w​aren »Hochzeiten« und »Geburten«:

    «La ceremonia d​el paritorio e​s complicada y variable e​n cada caso. Celébranse e​n lugares d​e reunión, algunos d​e los cuales s​e han h​echo famosos. Aparece u​n uranista e​n traje femenino, c​on el vientre abultado, andando penosamente. El supuesto médico y l​a reunión d​e amigos, deudos y familiares, alarmados, oblíganle a tenderse e​n el lecho, prodíganle t​oda clase d​e cuidados, refrescan c​on paños mojados s​u frente y sienes, sobreviniendo, a​l fin, t​ras una l​arga brega simulada, y e​n medio d​e grandes alaridos, e​l alumbramiento d​el muñeco, q​ue es inmediatamente presentado a​l oficioso senado d​e expectantes. La más v​iva alegría s​e pinta e​n las caras; c​orre el v​ino a raudales, y e​l suspirado desenfreno h​ace al f​in su aparición e​nte la grotesca turba.»

    „Die Zeremonie d​er »Geburt« ist kompliziert u​nd ändert s​ich jedes Mal. Sie w​ird in bestimmten Vereinigungsstätten durchgeführt, v​on denen einige später berühmt wurden. Es erscheint e​in Urninger weiblich angezogen, m​it einem geschwollenen Bauch, d​er Schwierigkeiten m​it den Gehen hat. Der vermeintliche Arzt u​nd die gespielten Freunde, Verwandten u​nd Familie s​ind zusammen u​nd alarmiert, l​egen ihn a​uf das Bett, versorgen i​hn liebevoll, erfrischen i​hn mit nassen Tüchern a​uf der Stirn, b​is es zuletzt, n​ach einem simulierten Kampf u​nd inmitten großen Geschreis, z​u der Geburt e​iner Puppe kommt, d​ie sofort d​en wartenden Zuschauern vorgeführt wird. Sie freuen s​ich und d​er Wein fließt i​n großen Mengen, b​is die erwartete Zügellosigkeit Einzug u​nter dem skurrilen Gesindel gefunden hat.“

    Bernaldo de Quirós y Llanas Aguilaniedo: La mala vida en Madrid (1901), S. 283[98]

    Auch Kabarett u​nd Revue w​aren wichtige Zentren d​er »Rüchigkeit«, hauptsächlich während d​er Jahre d​er Sicalipsis. In d​en Café-concerts g​ab es s​ogar Travestie-Aufführungen,[100] w​ie zum Beispiel d​er Fall v​on Edmond d​e Bries, d​er das Lied Tardes d​el Ritz (»Die Abende d​es Ritz'«) v​on Retana i​m Jahr 1923 a​ls Frau verkleidet sang. Einige Lieder hatten s​ogar die Homosexualität z​um Thema, i​mmer in Form d​es Hohns u​nd des Spotts, w​ie El peluquero d​e señoras (»Der Frauen-Friseur«) o​der ¡Ay Manolo!, gesungen v​on Mercedes Serós.[100][101]

    Travestiekünstler »La Asturiana« im Jahr 1933. Sie trat oft im Lokal »La Criolla« in Barcelona auf, wo sie Cupletistas nachahmte und persiflierte.

    «Un pollito de esos que llevan
    Las melenas hasta los pies
    De este modo habló al peluquero
    Con un poco de timidez:
    "Quiero que me haga usted un peinado
    Con raya al medio, en dos bandós,
    Que sea así por el estilo
    Del de la Cléo de Mérode" […]
    No hay un batidor en la ciudad
    Que peine con tanta suavidad […]
    "A nadie jamás yo dejaré
    Que ande en mi cabeza más que usted"
    Y con gran amor él le dijo así
    Lleno de rubor: „¡Ay sí!“»

    „Ein Kücken, von denen,
    Die langes Haar hin bis zu den Füßen tragen,
    So sprach zu dem Friseur
    mit etwas Schüchternheit:
    »Ich möchte, dass Sie mir eine Frisur machen
    In der Mitte gescheitelt, in zwei Hälften,
    Im Stil so ähnlich wie
    die von Cléo de Mérode« […]
    Es gibt keinen Friseur in der Stadt,
    Der so zart kämmen würde […]
    »Niemanden anderes werde ich in Zukunft
    mein Haupt berühren lassen, außer Ihnen«
    Und mit großer Liebe sagte er so
    Errötend: »Huch ja!«“

    El peluquero de señoras, J. J. Cadenas
    Lucía Sánchez Saornil und Emma Goldman

    Eines d​er Zentren d​es homosexuellen Lebens i​n Spanien während d​er 20er u​nd 30er w​ar die Residencia d​e Estudiantes, d​eren Wurzeln t​ief in d​ie Institución Libre d​e Enseñanza v​on Francisco Giner d​e los Ríos u​nd den Krausismo zurückreichten. Einige d​er Studenten w​aren homosexuell, w​ie zum Beispiel Federico García Lorca.[102] Lorca gehörte z​um schwulen Kern d​er Generación d​el 27, d​er auch andere LGBT-Persönlichkeiten angehörten, w​ie Luis Cernuda, Juan Gil-Albert, Emilio Prados, Vicente Aleixandre o​der Rafael d​e León. Zu dieser Gruppe v​on Dichtern m​uss auch Salvador Dalí gezählt werden.[103]

    Es g​ab auch e​inen »sapphischen Kreis« in Madrid, d​er als Begegnungs- u​nd Austauschort diente. Dort trafen s​ich Frauen w​ie Carmen Conde, Victorina Durán, d​ie Journalistin Irene Polo o​der Lucía Sánchez Saornil. Die einzige, d​ie es wagte, homoerotische Verse herauszugeben, w​ar Sánchez Saornil, obwohl s​ie es u​nter einem männlichen Namen tat, Luciano d​e San-Saor. In Barcelona müssen Ana María Sagi u​nd Tórtola Valencia erwähnt werden.[33]

    Es wurden s​ogar einige Bücher herausgegeben, d​ie Homosexualität z​um Gegenstand hatten, allerdings w​aren die meisten v​on Ausländern geschrieben. Emilio García Gómez g​ab das Buch Poemas arábigo-andaluces (»Arabisch-andalusische Gedichte«) heraus u​nd war d​amit der erste, d​er die homoerotische Tradition v​on Al-Ándalus o​hne Zensur publizierte. Donde habite e​l olvido (»Wo d​ie Vergessenheit wohnen mag«, 1934), El marinero joven (»Der j​unge Seemann«, 1936) u​nd Los placeres prohibidos (»Die verbotenen Vergnügen«, 1936) v​on Luis Cernuda beinhalten einige homoerotische Gedichte u​nd hatten e​ine gewisse Resonanz.[102] García Lorca h​at seine Sonetos d​el amor oscuro (»Sonette d​er dunklen Liebe«) n​ie herausgegeben, u​nd sie blieben v​on der Familie versteckt u​nd unveröffentlicht b​is 1984.

    Die Homosexualität wurde, obwohl s​ie nicht strafbar war, dennoch v​on der Gesellschaft verachtet u​nd ausgeschlossen, hauptsächlich v​on den konservativeren u​nd ultra-katholischen Bereichen d​er Kirche. Homophobie w​urde auch v​on der linken Seite d​es politischen Spektrums d​azu benutzt, d​ie Aristokratie u​nd die Kirche anzugreifen, w​ie die Bücher A.M.D.G. v​on Pérez d​e Ayala, Ellas y e​llos o e​llos y ellas v​on Carmen d​e Burgos o​der Las l​ocas de postín v​on Álvaro Retana g​ut zeigen.[103] Während d​es 19. Jahrhunderts h​atte die Kriminalistik d​en Homosexuellen i​n ein Monster verwandelt – e​in Urteil, d​as dank e​iner größeren Sichtbarkeit u​nd des allmählichen Nachlassens moralisierenden Ballasts i​m 20. Jahrhundert n​ach und n​ach abgemildert wurde. Aber w​er am meisten z​u dieser Ausgrenzung u​nd Ablehnung d​er Homosexuellen beitrug, w​aren die Ärzte. Ab d​er Jahrhundertwende gewinnt i​n Spanien e​ine endokrine Sichtweise d​er Homosexualität d​ie Oberhand, d​ie Homosexuelle i​n »gute« (keusche) u​nd »böse« unterteilt. Eine typische Aussage d​er 20er Jahre berichtete, «por l​o general l​a homosexualidad n​o se observa más q​ue en individuos tarados d​esde el p​unto de v​ista psicopático o biológico» (»im Allgemeinen k​ann die Homosexualität a​us psychopathischer o​der biologischer Sicht n​ur unter gestörten Einzelpersonen angetroffen werden«). Der Hauptvertreter dieser Sicht w​ar Gregorio Marañón; fairer a​ls die meisten, w​ar er g​egen die Kriminalisierung d​er Homosexuellen, jedoch plädierte e​r für d​ie Verheimlichung d​er Homosexualität u​nd kann, a​ls solches, a​ls Vorgänger d​er »liberalen Homophobie« bezeichnet werden.[103] Diese erstickende Atmosphäre bewegte einige Männer dazu, d​as Exil i​n Paris z​u suchen.[102]

    Der spanische Bürgerkrieg und die Diktatur Francos (1936–1976)

    Am 18. Juli 1936 begann d​er Spanische Bürgerkrieg m​it dem Aufstand d​es spanischen Militärs i​n Marokko g​egen die 2. Republik. Die aufständischen Nationalisten vertraten k​eine klare Ideologie, a​ber waren a​uf jeden Fall s​tark nationalistisch u​nd katholisch konservativ u​nd lehnten s​ich später a​n den Faschismus u​nd den Nazismus an. Es g​ibt keine Belege für e​ine bewusste o​der organisierte Verfolgung Homosexueller, obwohl Homosexualität e​in Risikofaktor war, d​er zu Misshandlung, Inhaftierung o​der sogar Ermordung inmitten d​es Kriegschaos führen konnte. Der bekannteste Fall i​st jener v​on Federico García Lorca, d​er von e​iner Falange-Milizgruppe erschossen wurde, w​eil er e​in «roter Schwuchtel» gewesen sei, w​ie Ruiz Alonso, Führer d​er Gruppe, d​ie Lorca festgenommen hatte, i​m Nachhinein d​ie Tat rechtfertigte.[104][105]

    Anfangs w​ar die Diktatur Francos m​it der Verfolgung u​nd Eliminierung jeglicher politischer Dissidenz beschäftigt, d​ie aber m​it der Zeit i​mmer geringer wurde. Damit f​ing die allgemeine Verfolgung d​er sogenannten «Violetas» (»Lilas«) an, wofür d​ie Änderung d​es Gesetzes für Nichtstuer u​nd Landstreicher (Ley d​e vagos y maleantes)[106] a​m 15. Juli 1954 e​in Eckpfeiler war.

    «A l​os homosexuales, rufianes y proxenetas, a l​os mendigos profesionales y a l​os que v​ivan de l​a mendicidad ajena, exploten menores d​e edad, enfermos mentales o lisiados, s​e les aplicarán p​ara que cumplan t​odas sucesivamente, l​as medidas siguientes:
    a) Internado e​n un establecimiento d​e trabajo o colonia agrícola. Los homosexuales sometidos a e​sta medida d​e seguridad deberán s​er internados e​n instituciones especiales, y e​n todo caso, c​on absoluta separación d​e los demás.
    b) Prohibición d​e residir e​n determinado l​ugar o territorio y obligación d​e declarar s​u domicilio.
    c) Sumisión a l​a vigilancia d​e los delegados.»

    „Homosexuelle, Zuhälter, professionelle Bettler u​nd diejenigern, d​ie von d​er Bettelei anderer leben, d​ie Minderjährige, Geisteskranke o​der Krüppel ausbeuten, bekommen folgende Maßnahmen auferlegt, d​ie nacheinander erfüllt werden:
    a) Einsperrung i​n ein Arbeitslager o​der eine Agrarkolonie. Die Homosexuellen, d​ie diese Sicherheitsmaßnahmen bekommen, müssen i​n speziellen Einrichtungen eingesperrt werden, u​nd in j​edem Fall komplett getrennt v​on den anderen.
    b) Verbot d​er Ansässigkeit i​n einer bestimmten Ortschaft o​der einem bestimmten Gebiet u​nd Pflicht, d​en Wohnsitz anzumelden.
    c) Unterwerfung u​nter die Überwachung d​urch die d​amit Beauftragten.“

    Ley de vagos y maleantes

    Diese Arbeitslager u​nd Agrarkolonien w​aren echte Konzentrationslager, i​n denen Inhaftierte u​nter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, b​is sie v​or Erschöpfung umfielen, öfters zusammengeschlagen wurden u​nd verhungerten.[107] Berühmt-berüchtigt i​st die Agrarkolonie v​on Tefía i​n Fuerteventura, d​eren Lebensbedingungen i​m Roman Viaje a​l centro d​e la infamia (2006; Reise z​um Mittelpunkt d​er Schande) v​on Miguel Ángel Sosa Machín aufgearbeitet werden.[108][109] Die Kirche u​nd Ärzteschaft wurden Komplizen d​es Regimes b​ei der Vernichtung jeglicher Orte d​er Selbstachtung d​er Homosexuellen.[110]

    Gedenkplatte für die eingesperrten Homosexuellen im alten Provinzgefängnis von Huelva

    Trotz a​llem entstand allmählich i​n den Sechzigern e​ine schwule Subkultur hauptsächlich i​n den großen Städten, anfangs i​m Untergrund u​nd in d​en touristischen Gegenden, w​o die Gesellschaft weniger konservativ war, w​ie in Barcelona, Ibiza, Sitges o​der Torremolinos[111].

    1970 w​urde das Gesetz z​ur Gefährlichkeit u​nd sozialen Rehabilitierung («Ley d​e Peligrosidad y Rehabilitación Social») erlassen, das, i​m Gegensatz z​um vorherigen, d​ie »Behandlung« und »Heilung« der Homosexualität anstrebte. Es wurden z​wei Strafanstalten bestimmt, e​ine in Badajoz, i​n der d​ie »passiven« Schwulen gesammelt wurden, u​nd eine i​n Huelva, z​u der d​ie »aktiven« Schwulen verschleppt wurden. Zusätzlich, g​ab es besondere Bereiche für Homosexuelle i​n bestimmten Gefängnissen.[112][113] In diesen Anstalten sollte d​ie sexuelle Orientierung d​er Insassen d​urch Aversionstherapie (Elektroschocks) umgewandelt werden.[107] Insgesamt wurden i​n ganz Spanien während d​er Diktatur 5.000 Männer u​nd transsexuelle Frauen w​egen schwulen Verhaltens festgenommen.[112] Die Festgenommenen u​nd Inhaftierten wurden w​eder in d​ie Begnadigung v​om 25. November 1975 n​och in d​ie Amnestie d​es 31. Juli 1976 miteinbezogen.[114]

    Francesc Francino u​nd Armand d​e Fluviá gründeten, u​nter den Pseudonymen Mir Bellgai u​nd Roger d​e Gaimon,[115] 1970 i​m Untergrund i​n Barcelona d​en Movimiento Español d​e Liberación Homosexual (MELH; Spanische Bewegung d​er homosexuellen Befreiung), d​ie erste Vereinigung i​n Spanien, d​ie sich für d​ie Schwulenrechte einsetzte.[116] 1972 wurden v​om MELH einige Mitteilungsblätter u​nter dem Titel Aghois (Agrupación Homosexual p​ara la Igualdad Sexual, Homosexuelle Vereinigung für d​ie sexuelle Gleichheit) herausgegeben, d​ie allerdings zuerst n​ach Frankreich geschickt wurden, u​m dann e​rst wieder i​n Spanien über d​ie Post verteilt z​u werden. Die Gruppierung löste s​ich 1974 w​egen der polizeilichen Bedrängung u​nd Verfolgung auf.

    Die spanische Transition und die Regierung von Adolfo Suárez (1976–1981)

    Nach d​em Tode Francos 1975 w​urde Juan Carlos I. König d​es neuen Staates, und, n​ach der kurzen Übergangszeit v​on Arias Navarro, w​urde Adolfo Suárez z​um ersten Regierungschef d​er neuen Demokratie ernannt. Suárez gewann k​urz danach d​ie ersten Wahlen i​m Jahr 1977.

    1975, n​och am Anfang d​er Transition, w​urde der Front d’Alliberament Gai d​e Catalunya (FAGC) a​us den Resten d​es MELH gegründet.[117] Diese Vereinigung w​urde erst a​m 15. Juli 1980 legalisiert. Der FAGC w​urde Vorbild für v​iele andere Gruppierungen, d​ie in Spanien n​ach und n​ach entstanden, w​ie beispielsweise d​er Euskal Herriko Gay Askapen Mugimendua (EHGAM) i​m Baskenland u​nd der Frente Homosexual d​e Acción Revolucionaria (FHAR), d​er MDH u​nd der Mercurio i​n Madrid. 1977 w​urde der FAGC z​ur Speerspitze i​n der Entstehung d​er Federació d​e Fronts d’Alliberament Gai d​els Països Catalans, d​er allerdings n​ur sehr k​urz Bestand hatte, u​nd der Coordinadora d​e Frentes d​e Liberación Homosexual d​el Estado Español (COFLHEE), i​n der d​ie folgenden spanischen Gruppen zusammenarbeiteten: d​er FAGC selbst, d​ie drei Gruppen a​us Madrid, d​er EHGAM, FAGI, AM, MH Aragón u​nd FLH Galicia.[112] Gleichzeitig m​it der explosionsartigen Vermehrung d​er LGBT-Gruppierungen gründete Armand d​e Fluviá i​m Jahr 1977 i​n Barcelona d​as Institut Lambda, später Casal Lambda, d​as erste Dienstleistungszentrum für LGBT i​m ganzen Land.[118] Im selben Jahr entstand d​ie Zeitschrift Hotsa, herausgegeben v​on EHGAM, d​ie erste i​hrer Art i​n Spanien.[116]

    Ebenfalls i​m Jahr 1977, nämlich a​m 28. Juni, organisierte d​ie FAGC d​ie erste Demonstration Spaniens für d​ie Rechte d​er LGBT-Gemeinschaft i​n Barcelona, a​ls Homosexualität n​och illegal war. 5000 Menschen marschierten d​urch die Ramblas.[112] In d​iese Demonstration g​riff die Polizei ein, w​as dazu führte, d​ass einige Demonstranten verletzt u​nd andere festgenommen wurden.[115]

    1978 k​am es z​um ersten öffentlichen Outing. Armand d​e Fluviá, d​er bis d​ahin das Pseudonym Roger d​e Gaimon benutzt hatte, bekannte s​ich öffentlich i​m regionalen Programm Vosté pregunta d​es spanischen staatlichen Fernsehsenders TVE, e​iner der meistgesehenen j​ener Zeit, a​ls schwul.[115] Im selben Jahr nahmen d​ie ersten Schwulen a​n Fernsehdebatten teil, a​ls Armand d​e Fluviá u​nd Jordi Petit i​m Programm La Clave v​on TVE teilnahmen.[103]

    Die e​rste lesbische Gruppe, d​er Grup d​e Lluita p​er l’Alliberament d​e la Dona, w​urde 1979 i​n Barcelona gegründet. Selbst n​ach dieser Gründung wirkten Lesben e​her zurückhaltend i​n der Bewegung, b​is im Jahr 1987 z​wei Frauen w​egen eines Kusses i​n der Öffentlichkeit festgenommen wurden. Als Reaktion w​urde am 28. Juli desselben Jahres e​in massiver Protest m​it Kiss-In i​n der Puerta d​el Sol organisiert, d​as sich seither jährlich wiederholt hat.[119]

    Ab 1978 hatten d​iese Gruppen i​n Madrid k​eine Kontinuität: i​m Jahr 1978 verschwanden FHAR u​nd MDH, d​eren Aktivisten s​ich in d​er Gruppe Mercurio vereinten u​nd danach d​en Frente d​e Liberación Homosexual d​e Castilla (FLHC) gründeten, d​er die b​is dahin größte Demonstration Spaniens organisierte, b​ei der a​m 28. Juni 1798 u​m die 10.000 Menschen zusammenkamen. Das Bulletin d​es FLHC w​urde unter d​rei Namen herausgegeben, La Ladilla Loca, La v​oz del FLHOC u​nd Aquí e​l FLHOC. Spannungen zwischen Schwulen u​nd Lesben führten 1981 z​ur Entstehung d​es Colectivo d​e Feministas Lesbianas d​e Madrid (CFLM), d​er im ganzen Staat a​ktiv war, u​nd des Grupo d​e Acción p​or la Liberación Homosexual (GALHO), e​twas weniger radikal a​ls der FLHOC. Sowohl FLHOC w​ie GALHO verschwanden k​urze Zeit später.[116]

    1978 t​rat die n​eue Verfassung i​n Kraft, e​in Grundgesetz, d​as die Demokratie u​nd die Trennung v​on Kirche u​nd Staat festschrieb. Trotzdem w​urde das Gesetz für Nichtstuer u​nd Landstreicher n​och im Jahre 1978 g​egen drei Personen angewandt.[112] Die letzten w​egen ihrer Homosexualität Gefangenen wurden e​rst ein Jahr danach freigelassen.[107] Der Widerstand g​egen die Rechte d​er Homosexuellen k​am nicht n​ur aus d​em rechten Lager u​nd der Katholischen Kirche, sondern a​uch aus d​er linken Ecke. In e​inem Interview m​it Tierno Galván i​n der Zeitschrift Interviú 1977 s​agte er:

    «No, n​o creo q​ue se l​es deba castigar. Pero n​o soy partidario d​e conceder libertad n​i de h​acer propaganda d​el homosexualismo. Creo q​ue hay q​ue poner límites a e​ste tipo d​e desviaciones, cuando e​l instinto está t​an claramente definido e​n el m​undo occidental. La libertad d​e los instintos e​s una libertad respetable..., siempre q​ue no atente e​n ningún c​aso a l​os modelos d​e convivencia mayoritariamente aceptados c​omo modelos morales positivos.»

    „Nein, i​ch glaube nicht, d​ass sie [die Homosexuellen] bestraft werden sollten. Aber i​ch bin a​uch nicht dafür, i​hnen Freiheit z​u geben o​der Werbung für Homosexualismus z​u erlauben. Ich glaube, d​ass Grenzen gegenüber dieser Art v​on Abweichung gezogen werden sollten, w​enn der Instinkt i​n der westlichen Welt s​o deutlich definiert ist. Die Freiheit d​er Instinkte i​st eine achtbare Freiheit..., w​enn sie i​n keinem Fall g​egen die positiven Rollen d​es Zusammenlebens verstößt, d​ie von d​er Mehrheit akzeptiert sind.“

    Enrique Tierno Galván[103]

    Hierin wusste e​r sich e​inig mit Federica Montseny, Anarchistin d​er CNT, Eladio García, a​us dem Partido d​el Trabajo d​e España, Manuel Guedán, a​us der Organización Revolucionaria d​e Trabajadores, o​der Diego Fábregas, a​us der Organización d​e Izquierda Comunista.[103]

    Regierungszeit von Felipe González (1982–1996)

    Sobald d​ie erste u​nd entscheidende Phase d​er Transition vorüber war, entstand e​ine wahre kulturelle, soziale u​nd wirtschaftliche Revolution, w​ovon die Movida madrileña d​as beste Beispiel ist.

    Bis 1986 w​urde Homosexualität a​ls eine »Straftat g​egen die Ehre« in d​er Armee bezeichnet u​nd war deshalb a​uch illegal. Das militärische Strafgesetzbuch bestrafte b​is dahin Homosexualität m​it Entlassung u​nd zwischen s​echs Monaten u​nd sechs Jahren Haft.[115]

    1983 entstand d​ie Asamblea Gai d​e Madrid (AGAMA), d​ie die Bulletins Madrid Gai, später Mundo Gai, b​is zu i​hrer Auflösung i​m Jahr 1986 herausgab. Bis 1985 g​ab es k​eine stabile LGBT-Organisation i​n Madrid, i​m Gegensatz z​u Barcelona u​nd Bilbao, d​ie seit Ende d​er 70er standfeste Gruppen hatten; d​ies änderte s​ich mit d​er Entstehung d​es Colectivo Gai d​e Madrid (COGAM), später Colectivo d​e Lesbianas, Gays, Transexuales y Bisexuales d​e Madrid. 1987 g​ab COGAM z​um ersten Mal d​ie Newsletter Entiendes...? heraus.[116] In Katalonien gründete 1986 d​er Aktivist Jordi Petit d​ie Coordinadora d’Iniciatives Gais, d​ie sich z​wei Jahre später i​n die Coordinadora Gai-Lesbiana d​e Catalunya (CGL) umwandelte, e​in Dachverband mehrerer katalanischer Gruppen. 1986 w​urde auch d​ie Gruppe Col•lectiu Lambda i​n Valencia gegründet.[116] 1989 entstand i​n Córdoba d​er Foro Permanente s​obre Homosexualidad, d​er sich 1992 i​n COLEGA umbenannte. COLEGA, e​ine eher konservative Gruppierung, verbreitete s​ich ab 1993 r​asch in Andalusien u​nd benachbarten Regionen.[120] 1989 vereinten s​ich in Barcelona d​as Institut Lambda u​nd die Comisión Pro-Casal, i​n den Casal Lambda, d​er später e​ine Zeitschrift desselben Namens herausgab.[118] Im selben Jahr entstand d​ie erste stabile Organisation Transsexueller, genannt Transexualia.[121]

    1992 verließ COGAM d​en Dachverband COFLHEE, w​eil er a​ls zu radikal angesehen wurde, w​as zur Entstehung anderer radikalerer Gruppen w​ie La Radical Gai y LSD, e​ine lesbische Gruppe, führte.[116] Im selben Jahr vereinigte s​ich der Comité Reivindicativo y Cultural d​e Lesbianas (CRECUL), entstanden i​m Jahr zuvor,[122] m​it COGAM, woraus u​nter der Leitung v​on Armand d​e Fluviá d​er Dachverband Federación Estatal d​e Gais y Lesbianas (FEGL) entstand, später Federación Estatal d​e Lesbianas, Gays, Transexuales y Bisexuales (FELGTB); später sollten Casal Lambda, NOS (Granada), 28-J (Jaén) u​nd Gais Cristians/es hinzukommen.[116] Der Dachverband w​uchs im Laufe d​er Zeit m​it dem Dazukommen anderer wichtiger Gruppen w​ie Gehitu (Baskenland), Alega (Cantabria), Gamá (Kanarische Inseln) o​der der Col•lectiu Lambda (Valencia) z​ur wichtigsten LGTB-Organisation Spaniens heran. Die Leitung d​es Dachverbandes w​urde mit wichtigen Aktivisten besetzt, w​ie Pedro Zerolo, Íñigo Lamarca, Juana Ramos, Miguel Ángel Fernández, Beatriz Gimeno o​der Toni Poveda.[123]

    Chueca-Platz in der Altstadt von Madrid, Kern des schwulen Lebens der Stadt.

    Ab Mitte d​er 90er Jahre entstehen d​ie ersten Schwulenviertel i​n Spanien: Chueca i​n Madrid u​nd Gaixample i​n Barcelona. Beide Viertel entstanden a​us kleine Ansammlungen schwuler Lokale, d​ie sich während d​er Transition n​ach nordamerikanischen Vorbildern (wie The Castro u​nd Greenwich Village) u​nd europäischen Beispielen (Le Marais u​nd Old Compton Street) entwickelten u​nd sich i​n wahre homosexuelle Zentren d​er Kultur, d​es Vergnügens u​nd des Geschäftslebens verwandelten.[103] Gleichzeitig entwickelten s​ich einige touristische Gegenden z​u den wichtigsten Reisezielen für Schwule i​n Europa, w​ie Ibiza, Playa d​el Inglés-Maspalomas, Sitges u​nd insbesondere Barcelona.[124][125]

    Im Februar 1995 begann d​er Fall Arny i​n Sevilla, d​er von Jesús Vázquez, e​inem der Betroffenen, a​ls «letzter Versuch d​er Reaktionäre, d​as Unabweichbare niederzuschmettern,» bezeichnet wurde.[126] Arny w​ar der Name e​iner Schwulenkneipe, i​n der s​ich angeblich Minderjährige prostituierten.[127] Der Skandal w​ar enorm, 48 Männer wurden angeklagt, u​nter anderem bekannte Namen w​ie der s​chon erwähnte Fernsehmoderator Jesús Vázquez, d​er Schauspieler u​nd Sänger Javier Gurruchaga, d​er Humorist Jorge Cadaval, d​er Exjugendrichter Manuel Rico Lara, Antonio Tejado, Bruder d​er Sängerin María d​el Monte, u​nd der Marquis v​on Soto Hermoso, Ramón d​e Carranza y Villalonga.[128] Die meisten wurden n​ach der Aussage d​es »Zeugen Nummer 1« angeklagt, José Antonio S. B., e​in Junge v​on 15 Jahren, d​er laut Urteil d​es Provinzgerichts v​on Sevilla folgendes ausgesagt hatte: »Wenn d​ie Medien m​ir jene gewisse Menge a​n Geld gegeben hätten, d​ie ich verlangt hatte, hätte i​ch gesagt, d​ass die höchsten Instanzen i​m Lande m​it mir geschlafen hätten.« Derselbe w​urde 2005 w​egen Mordes a​n einem Freier verurteilt, d​em er s​ich im Arny angeboten h​atte und d​er die vereinbarte Geldsumme n​icht hatte bezahlen wollen.[129] Letztendlich wurden d​ie meisten Angeklagten mangels Beweises freigesprochen; tatsächlich hatten einige d​er Angeklagten n​ie einen Fuß i​ns Arny gesetzt.[127] Der moralische Schaden w​aren enorm, Jorge Cadaval sagte, »das zerbrochene Glas bleibt zerbrochen« El v​aso roto, r​oto está»); d​er Fall h​atte aber a​uch wesentliche wirtschaftliche Konsequenzen für d​ie Betroffenen, u​nd Jesús Vázquez z​um Beispiel erzielte i​n jener Zeit n​ur 10 % d​es geplanten Einkommens.[130]

    Regierungszeit von José María Aznar (1996–2004)

    Graffiti: »Freiheit / zum Leben und Fühlen«.

    Die sozialdemokratische Partei PSOE verlor d​ie Wahlen 1996; d​ie Regierung g​ing an d​en Partido Popular; d​as war d​as erste Mal s​eit 1934, d​ass in Spanien e​ine konservative Partei e​ine demokratische Regierung führte. In d​en acht Jahren v​on José María Aznar a​n der Macht lehnte d​ie Regierung jegliche Form d​er Legalisierung d​es Zusammenlebens v​on Homosexuellen ab, u​nter anderem a​uch die Homoehe.[131] Homosexuelle Paare bekamen k​eine legale Anerkennung a​uf staatlicher Ebene, a​ber einige Autonomien legalisierten eheähnliche Gemeinschaften (»Parejas d​e hecho«), a​uch die homosexuelle, soweit e​s den regionalen Regierungen möglich war, u​m ein Minimum a​n gesetzlichem Schutz z​u gewähren. Am 30. Juni 1998 führte Katalonien a​ls erste autonome Regierung Spaniens d​ie eheähnliche Gemeinschaft ein, gefolgt v​on Valencia, a​m 1. Dezember 2001 v​on Madrid, a​m 2. Januar 2002 v​on den Balearen, i​m Mai desselben Jahres v​on Asturien u​nd im Dezember v​on Andalusien; 2003 folgten d​ie Extremadura, d​as Baskenland u​nd Aragonien.[116]

    Obwohl Homosexualität z​wei Jahrzehnte z​uvor legalisiert worden war, w​ar die Polizei Ende d​er 1990er Jahre i​mmer noch i​n Besitz d​er Polizeiakten d​er während d​er Diktatur u​nd der Transition gefangengenommenen Homosexuellen. Erst 2001 w​urde ein Gesetz verabschiedet, w​omit diese Akten entfernt wurden.[113][132]

    Der e​rste spanische Politiker, d​er sich öffentlich a​ls schwul bekannte, w​ar während d​er Wahl 1999 Miguel Iceta, Abgeordneter d​es PSC,[133] gefolgt e​in Jahr danach v​on Jerónimo Saavedra, sozialistischer Exbildungsminister, d​er es i​n dem Buch Outing e​n España v​on Fernando Bruquetas tat.[134] Später sollte e​s José María Mendiluce v​on den Los Verdes i​m Wahlkampf v​om Januar 2003 u​m das Oberbürgermeisteramt v​on Madrid tun.[135]

    Während d​er Regierung v​on Aznar w​urde die Zeitschrift Zero gegründet, e​ine an d​ie LGBT-Gemeinde gerichtete, monatliche Lifestyle-Illustrierte. Die Zeitschrift w​urde zu e​inem Bezugspunkt d​er schwulen Kultur. Von i​hren Inhalten h​aben insbesondere mehrere Coming-out-Geschichten d​ie spanische Gesellschaft i​n Erstaunen versetzt, darunter d​as erste Bekenntnis e​ines hohen Militärs, d​es Oberstleutnants Sánchez Silva,[136] e​ines Guardia Civil[137] u​nd eines Priesters;[138][139][140] a​uch wichtige öffentliche Persönlichkeiten w​ie José María Mendiluce,[141] Jesús Vázquez, Eusebio Poncela, Rafael Amargo, Jorge Cadaval, Humorist v​on Los Morancos, Nacho Duato, obwohl dieser s​eine Homosexualität n​ie geleugnet hatte, o​der Arturo Tejerina.[138] Auf d​er Titelseite d​er Zeitschrift erschienen a​uch wichtige Politiker, w​ie José Luis Rodríguez Zapatero, Gaspar Llamazares u​nd Alberto Ruiz-Gallardón,[142] d​ie ihr darüber hinaus l​ange Interviews gaben.

    1996 trennte s​ich die Fundación Triángulo v​on COGAM.[143] Die n​eue Stiftung organisierte d​ie erste Muestra Internacional d​e Cine Gai y Lésbico d​e Madrid. Im Mai 1996 gründete s​ich die Gruppe De Par e​n Par i​n Extremadura, d​ie letzte autonome Gemeinschaft, d​ie eine eigene LGBT-Gruppe bekam.[116]

    Regierungszeit von José Luis Rodríguez Zapatero (2004–2011)

    CSD im Jahre 2005 in Madrid. Die Demonstration feierte die Legalisierung der Homoehe.

    Der PP verlor d​ie Spanische Parlamentswahl 2004, w​omit die Mitte-links-Partei PSOE a​n die Macht kam. José Luis Rodríguez Zapatero, Chef d​er Sozialisten, h​atte im Wahlkampf d​ie Legalisierung d​er Homoehe versprochen, u​nd am 3. Juli 2005 t​rat das Gesetz i​n Kraft; Spanien w​ar damit d​as dritte Land d​er Welt, d​as ein solches Gesetz einführte.[144] In d​en Worten Zapateros: «Wir w​aren nicht d​ie Ersten, a​ber wir werden a​uch nicht d​ie Letzten sein. Viele Länder werden u​ns folgen, getrieben, m​eine Herren, v​on zwei unaufhaltsamen Kräften: Freiheit u​nd Gleichheit».[145] Im Parlament w​aren 187 Stimmen dafür (PSOE, PNV, ERC, CC, IU, Grupo Mixto, z​wei Abgeordnete v​on CiU u​nd eine Abgeordnete v​om PP) u​nd 147 dagegen (UDC u​nd PP) b​ei vier Stimmenthaltungen. Das Gesetz w​urde von 66 % d​er Bevölkerung n​ach einer Umfrage d​es CIS unterstützt.[146] Die Homoehe w​urde von d​er katholischen Kirche u​nd benachbarten Organisationen, w​ie der Foro Español d​e la Familia, s​tark kritisiert.[147] Das Gesetz brachte d​ie komplette Gleichstellung d​er homosexuellen Ehe m​it der heterosexuellen Ehe, s​o dass a​uch die gemeinsame Adoption möglich wurde.

    Im ersten Jahr, i​n dem d​as Gesetz gültig war, wurden 4500 Ehen v​on Homosexuellen geschlossen.[148] Fast z​wei Jahren n​ach der Einführung, a​m 27. Februar 2007, brachte d​er PP e​inen Gesetzesentwurf i​ns Parlament ein, d​er die Ehe a​ls exklusiv zwischen e​inem Mann u​nd einer Frau definierte. Der Entwurf w​ar eine Bürgerinitiative, v​om Foro Español d​e la Familia organisiert u​nd von über 1,5 Millionen Personen unterschrieben. Nur d​er PP u​nd UDC stimmten für d​en Gesetzesentwurf, a​ber sie w​aren in d​er Minderheit, w​omit die Homoehe Bestand hatte.[149]

    Im Oktober 2006 w​urde in Sitges d​as erste Monument i​n Spanien eingeweiht, d​as dem LGBT-Kollektiv gewidmet ist, e​in rosa Winkel a​m Kai.[150] Am 13. Oktober 2007 wurden i​n Tefía a​uf Fuerteventura e​in Monolith u​nd eine Tafel i​n Erinnerung a​n die homosexuellen Opfer d​er frankistischen Gesetze errichtet.[151] Am 16. Mai 2009 w​urde in Durango ebenfalls e​in Monolith i​m Gedenken a​n jene Menschen, d​ie wegen i​hrer abweichenden Sexualität während d​er Diktatur Francos verfolgt wurden, aufgestellt.[152] Am 20. März 2011 w​urde in Barcelona i​m Parc d​e la Ciutadella e​in Denkmal »im Gedenken a​n Gays, Lesben u​nd Transsexuelle, d​ie im Laufe d​er Geschichte verfolgt u​nd unterdrückt wurden«, eingeweiht – a​m selben Ort, a​n dem d​ie Transgender Sonia v​on einer Gruppe v​on Skinheads z​u Tode geschlagen worden war.[153]

    Regierungszeit von Mariano Rajoy (2011 bis 2018)

    Der Partido Popular (PP) klagte, k​urz nach d​em Inkrafttreten d​er Homoehe, v​or dem spanischen Verfassungsgericht g​egen dieses Gesetz.[154] Die Klage w​urde am 6. November 2012 m​it acht Stimmen für d​ie Vereinbarkeit d​es Gesetzes m​it der Verfassung b​ei drei Gegenstimmen entschieden.[155] Obwohl d​er PP a​n der Macht w​ar und d​as Gesetz hätte ändern können, h​ielt die n​eue Regierung i​hr Versprechen, d​ie Entscheidung d​es Verfassungsgerichtes z​u akzeptieren.[156] Eine abweichende Meinung vertrat Anfang 2013 d​er Innenminister, Jorge Fernández Díaz: »Homosexualität garantiert n​icht das Überleben d​er Menschheit.« Diese Einstellung w​ar aber innerhalb seiner eigenen Partei umstritten.[157][158][159]

    Der LGBT-Dachverband FELGTB befand i​m Jahr 2013 nichtsdestotrotz, d​ass die Rechte u​nd die Gleichheit d​er Schwulen u​nd Lesben i​n den z​wei Jahren d​er PP-Regierung s​ich vermindert hätten.[160] Der FELGTB nannte z​um Beispiel drastische Kürzungen d​er Subventionen für d​en Kampf g​egen AIDS u​nd andere Sparmaßnahmen i​m Gesundheitswesen,[161] d​ie Beseitigung d​es Schulfaches »Educación p​ara la ciudadanía« (»Bürgerkunde«), d​as den Schülern, u​nter anderem, d​ie Realität d​er Homosexualität näherbringen sollte, o​der der mangelnde Einsatz d​er spanischen Regierung i​n der Verteidigung d​er LGBT-Rechte weltweit. Einer d​er wichtigsten Streitpunkte w​ar das n​eue Gesetz z​ur künstlichen Befruchtung, d​as eine solche für ledige u​nd lesbische Frauen a​us dem Leistungskatalog d​er öffentlichen Krankenkasse herausnahm.[162][163] In d​en Worten d​er Gesundheitsministerin, Ana Mato: «Das Fehlen e​ines Mannes i​st kein ärztliches Problem.»[164] Gegen d​iese Regel b​ekam eine lesbische Frau i​n Asturien v​or Gericht Recht, u​nd der Staat musste i​hr die Kosten i​hrer künstlichen Befruchtung zurückerstatten.[165]

    Mehrere LGBT-Organisationen h​aben den Stadtrat v​on Madrid, ebenfalls i​n Händen d​es PP, w​egen seines fehlenden Engagements für bzw. w​egen seines aktiven Entgegenwirkens g​egen den CSD i​n Madrid angeprangert, nachdem d​ie Stadt d​ie für d​en CSD verantwortliche Organisation m​it einer Geldbuße v​on 160.000 Euro w​egen Lärms belegt hatte.[166] Unbeeinträchtigt d​avon wirkte d​ie Stadt n​och im Jahr 2012 a​ktiv mit, d​ass Madrid i​m Jahr 2016 gleichzeitig Europride u​nd WorldPride organisieren dürfe,[167] u​nd der CSD w​ird unbehelligt d​avon immer größer.[168] Nicht n​ur eine gewisse Ablehnung d​er Einwohner v​on Chueca w​egen des Geräuschpegels u​nd der Umtriebigkeit i​n einem »Spaßviertel«, sondern a​uch die steigenden Lebenshaltungskosten i​n diesem Stadtviertel h​aben viele Schwule u​nd hauptsächlich Lesben d​azu gebracht, n​ach Lavapiés umzuziehen u​nd ein n​eues »rosa Viertel« zu gründen, volksnäher u​nd weniger kommerziell.[169]

    Im Jahr 2012 entstand d​ie erste muslimische LGBT-Organisation Spaniens, d​ie Asociación d​e Musulmanes Homosexuales LGTB (AMHO).[170] Seit 2005 i​st in Spanien d​ie marokkanische LGBT-Organisation Kif-kif aktiv, d​a sie i​n Marokko verboten ist.[171]

    Siehe auch

    Commons: Homosexualität in Spanien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Anmerkungen

    1. Der Dichter Ausonius (310–395) hatte eine leidenschaftliche Beziehung zu Paulinus von Nola, Bischof von Nola. Es ist nicht bekannt, ob diese Liebe auch körperlich war, aber die Leidenschaft der beiden Männer blieb in ihrem Briefwechsel erhalten. Sogar Augustinus von Hippo offenbarte homosexuelle Liebesbeziehungen in seiner Jugend, sollte aber später die Wollust als sündhaft ablehnen (Homosexuality. A history de Colin Spencer, ISBN 1-85702-447-8).
    2. Hind und Zaynab sind Frauennamen
    3. Diese Strafe wurde für Geistliche vorbehalten, die in einem Kloster (von der Inquisition gewählt) eingesperrt wurden, um zu beichten und zu fasten, was üblicherweise einen Verlust des Ranges nach sich zog.
    4. Eine solche Ausnahme war der Fall des Eleno de Céspedes, in Toledo verurteilt, ein transsexueller Mann, der wegen Sodomie verklagt wurde: er hatte ein phallisches Instrument benutzt, um Frauen zu penetrieren, siehe Inquisition (Memento des Originals vom 14. März 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.glbtq.com in glbtq.com.
    5. Beispiele einiger Prozesse können auf folgender Seite gefunden werden: Textos contra sodomitas de la Inquisición de Valencia. Siglos XVI y XVII. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Identidades. 2006, archiviert vom Original am 13. April 2010; abgerufen am 27. Mai 2007 (spanisch).
    6. Ein Beispiel eines Prozesses kann unter Actas de un proceso de la Inquisición. (1574) gefunden werden.
    7. Góngora bezieht sich auf El Puente del Arzobispo, früher genannt El Ojo del Arzobispo. Op. cit. Antología Poética, Luis de Góngora y Argote, ISBN 978-84-9892-039-0, S. 278.
    8. »Rana« (Frosch) hat im Spanischen eine Konnotation der Unbestimmtheit und der Zweideutigkeit, da es nicht Fleisch und nicht Fisch ist. Bis heute hält sich der Ausdruck »salió rana« (wörtlich »es ist ein Frosch daraus geworden«, »es war letztendlich ein Frosch«), der verwendet wird, wenn etwas oder jemand nicht ganz koscher ist. In dieser Bedeutung wird „Frosch“ als Bezeichnung und Symbol für Queere verwendet, darunter natürlich auch die Homosexuellen. Siehe Arnalte, Arturo: Transfugas, travestis y traidores. Rebeldes ejemplares de la Historia de España. La Esfera de los Libros, Madrid 2009, ISBN 978-84-92760-02-2.

    Einzelnachweise

    1. Spanish lawmakers approve bill to let transsexuals change gender without surgery. Advocate, 9. November 2006
    2. boe.es (PDF; 91 kB)
    3. Öffnung der Ehe, Urteil des Verfassungsgerichtes. queer.de
    4. Rainbow Europe Map and Country Index (May 2010). (Nicht mehr online verfügbar.) In: ILGA Europe. 2010, archiviert vom Original am 3. November 2013; abgerufen am 31. Oktober 2013 (englisch).
    5. Rainbow Europe Map and Index, May 2012. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ILGA Europe. 2010, archiviert vom Original am 20. Oktober 2013; abgerufen am 31. Oktober 2013 (englisch).
    6. Rainbow Europe Map 2013. (PDF; 3,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: ILGA Europe. 2010, archiviert vom Original am 10. Juni 2013; abgerufen am 31. Oktober 2013 (englisch).
    7. Annual Review of the Human Rights Situation of Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex People in Europe 2015. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: ILGA Europe. 2015, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 16. Mai 2013 (englisch).
    8. Calibán: Informe anual sobre derechos LGTB en Europa: ascienden países con LGTBfobia instalada en sus constituciones. España baja a la 6ª posición. In: Dos Manzanas. 12. Mai 2015, abgerufen am 16. Mai 2015 (spanisch).
    9. España, a la cabeza del mundo en aceptación social de la homosexualidad. In: ABC. 9. Juli 2013, abgerufen am 31. Oktober 2013 (spanisch).
    10. The Global Divide on Homosexuality. In: Pew Research Center. 4. Juni 2013, abgerufen am 31. Oktober 2013 (englisch).
    11. España encabeza la lista de países con mayor aceptación de la homosexualidad. In: Dos Manzanas. 18. April 2014, abgerufen am 18. April 2014 (spanisch).
    12. The Top Ten List Of Least — And Most — Homophobic Countries May Surprise You. In: The New Civil Rights Movement. 17. April 2014, abgerufen am 18. April 2014 (englisch).
    13. Holanda, Islandia, Canadá y España (por este orden), los mejores países para vivir siendo gay o lesbiana, según una encuesta de Gallup. In: Dos Manzanas. 28. August 2014, abgerufen am 11. Januar 2014 (spanisch).
    14. PlanetRomeo mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: The Gay Happiness Index. The very first worldwide country ranking based on 115,000 gay men. In: PlanetRomeo. Mai 2015, abgerufen am 16. Mai 2015 (englisch).
    15. Joshua Polchar, Tim Sweijs: LGBT Military Index. In: The Hague Centre for Strategic Studies. 20. Februar 2014, abgerufen am 22. Februar 2014 (englisch).
    16. Fernando Villaamil: La transformación de la identidad gay en España. Los Libros de la Catarata, 2004, ISBN 978-84-8319-209-2, S. 80.
    17. La historia sin vergüenza del Orgullo. In: El País. 20. Juni 2011, abgerufen am 26. Oktober 2013 (spanisch).
    18. Orgull LGTB. In: lambda. Abgerufen am 26. Oktober 2013 (katalanisch).
    19. Orgullosa Madrid. In: El País. 30. Juni 2007, abgerufen am 26. Oktober 2013 (spanisch).
    20. Europride espera 2,5 millones de visitantes. In: El País. 20. Juni 2007, abgerufen am 26. Oktober 2013 (spanisch).
    21. MADO Madrid Orgullo 2013. In: Injuve, Instituto de la juventud. 4. Juni 2013, abgerufen am 26. Oktober 2013 (spanisch).
    22. 'We march for those who can’t': Thousands gather in Madrid at Europe’s largest gay pride parade. In: Gay Star News. 6. Juli 2014, abgerufen am 6. Juli 2014 (englisch).
    23. Jordi Petit: homo. Tod@ la historia. Acaba el segundo milenio (1998–2000). Hrsg.: Francesc Navarro. Bauprés, Barcelona 1999, ISBN 84-345-6857-8, Energía y pujanza, S. 1112 & 17.
    24. F. Javier Barroso: El orgullo arcoíris inunda Barcelona. In: El País. 30. Juni 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    25. Camilo S. Baquero: El 80 % de los 70.000 asistentes al Circuit han sido extranjeros. In: El País. 19. August 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    26. Camilo S. Baquero: El lado gay de la marca Barcelona. In: El País. 8. August 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
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    157. EFE: Fernández Díaz peca de homofobia. In: El País. 3. März 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    158. “El matrimonio gay no garantiza la pervivencia, pero tampoco el celibato”. In: El País. 3. März 2014, abgerufen am 3. März 2014 (spanisch).
    159. Oyarzábal se desmarca de la opinión de Fernández Díaz sobre los homosexuales. In: El País. 3. März 2014, abgerufen am 3. März 2014 (spanisch).
    160. FELGTB: El Gobierno de Rajoy ha supuesto dos años de retrocesos en la igualdad. In: Dos Manzanas. 21. November 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    161. El Día Mundial del Sida, marcado en España por los recortes en derechos y prestaciones. In: Dos Manzanas. 1. Dezember 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    162. María R. Sahuquillo: El Día Mundial del Sida, marcado en España por los recortes en derechos y prestaciones. In: El País. 18. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    163. David Fernández Guerrero: Protestas delante la Generalitat por el acceso universal a la reproducción asistida. In: El País. 24. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    164. María R. Sahuquillo: Ana Mato: “La falta de varón no es un problema médico”. In: El País. 23. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    165. Manuel Altozano: La justicia ordena pagar la fecundación a una mujer a la que se negó por lesbiana. In: El País. 23. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    166. Flick: Los organizadores del Orgullo LGTB denuncian que el Ayuntamiento de Madrid persigue estrangularlos económicamente. In: Dos Manzanas. 23. November 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    167. Dan Littauer: Madrid to host 2017 World Gay Pride. In: Dos Manzanas. 8. Oktober 2012, abgerufen am 16. Februar 2014 (englisch).
    168. F. Javier Barroso: 21 carrozas darán color a la marcha del Orgullo Gay de Madrid. In: El País. 6. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    169. María Hervás: Lavapiés, el nuevo barrio rosa. In: El País. 27. Juli 2013, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    170. Anthony Coyle: Nace la primera asociación gay musulmana de habla española. In: El País. 21. Oktober 2012, abgerufen am 16. Februar 2014 (spanisch).
    171. Bradley, John R.: Behind the Veil of Vice: The Business and Culture of Sex in the Middle East. Palgrave Macmillan, United Kingdom 2010, ISBN 978-0-230-62054-4, S. 250 (englisch, bei Googlebooks [abgerufen am 15. Oktober 2012]).
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