Zykloidgetriebe
Zykloidgetriebe sind Exzentergetriebe. Kurvenscheiben übertragen Drehmomente wälzend, daher kommen sie ohne Zahnräder aus und sind keinen Scherkräften ausgesetzt.
Schlagartige Ausfälle sind ausgeschlossen.
Für einen verschleißarmen Betrieb sorgen die gleichmäßige Lastverteilung innerhalb des Getriebes, die hohe Schockabsorption und der über Rollen und Kugellager hergestellte Kontakt zwischen der Zykloidenscheibe und dem Gehäuse. Das verlängert die Lebensdauer gegenüber anderen Getriebearten wie dem Schneckengetriebe, das Zahnspiel ist geringer und die Steifigkeit höher. Zykloidgetriebe werden zum Beispiel alternativ zu Schneckengetrieben für den Servomotorenantrieb vieler Rundtische eingesetzt.
Funktionsweise
Ein Exzenter treibt eine Kurvenscheibe mit Kurvenabschnitten („Nocken“) der Anzahl an, die sich in einem feststehenden Bolzenring mit Bolzen abwälzt. Das Übersetzungsverhältnis entspricht in diesem Fall direkt der Anzahl der Nocken . Im Allgemeinen ergibt sich das Übersetzungsverhältnis aus dem Verhältnis der Anzahl der Nocken und der Differenz zwischen Bolzenanzahl und Nockenanzahl :[1]
Die Kurvenscheibe wälzt sich dabei über die Bolzen des Bolzenrings ab. Pro Umdrehung des Antriebsrades bewegt sich der Abtrieb um einen Kurvenabschnitt weiter. So entstehen kleinere Drehzahlen entgegen der Antriebsrotation.
Die Zykloidenscheibe wird meistens mithilfe einer verkürzten Zykloide konstruiert, um die Exzentrizität der Scheibe und die damit verbundenen Unwuchtskräfte bei hohen Drehzahlen gering zu halten.[2]
Darüber hinaus wirken diese Getriebe nicht selbsthemmend.[3] Sie sind durch Überwinden eines definierbaren Losbrechmoments auch rückwärts eintreibbar.
Spezielle Bauformen
Mehrstufige Zykloidgetriebe
Um bei hohen Drehzahlen hohe Unwuchtskräfte zu minimieren, werden auch oftmals mehrstufige Zykloidgetriebe benutzt. Dabei werden die Exzenterscheiben um 180° zueinander gedreht. Die Rollen der Rollenscheibe (Abtriebswelle) sind trotz der Verschiebung in beiden Stufen benutzt. Durch das Drehen der Exzenterscheiben gleichen sich die Unwuchtskräfte fast aus.
Um die Untersetzung exponentiell zu erhöhen, kann man auch zwei Zykloidgetriebe stapeln und miteinander verbinden. Dabei wird die (Rollenscheibe) Abtriebswelle einfach mit der (Exzenterwelle) Antriebswelle verbunden. Die Gesamtuntersetzung berechnet sich aus den einzelnen Untersetzungen und zu:
Verkürzte Zykloide
In der Praxis werden oftmals verkürzte Zykloiden konstruiert. Das hat eine „weichere“ Kontur und eine verringerte Exzentrizität zur Folge. Dies macht man, weil bei hohen Umdrehungen die hohe Exzentrizität der Kurvenscheibe mit gewöhnlicher Zykloide enorm hohe Unwuchtskräfte zur Folge hat. Dies hat dann wiederum einen unruhigen Lauf zur Folge. Wie man auch auf der unteren Abbildung sehen kann, liegen die Aussparungen der Kurvenscheibe mit gewöhnlicher Zykloide auch deutlich enger aneinander als bei der verkürzten Zykloide. Dies kann bei hohen Schockkräften zu einer Verformung der Kurvenscheibe führen.
Siehe auch
- Harmonic-Drive-Getriebe (Gleitkeilgetriebe, ebenfalls spielfrei)
Weblinks
Einzelnachweise
- tec-science: Wie funktioniert ein Zykloidgetriebe? In: tec-science. 14. Januar 2019, abgerufen am 5. November 2019 (deutsch).
- tec-science: Wie funktioniert ein Zykloidgetriebe? In: tec-science. 14. Januar 2019, abgerufen am 5. November 2019 (deutsch).
- Georg Jacobs (Hrsg.): Maschinengestaltung Band II. Verlag Mainz, Aachen 2016, ISBN 978-3-86130-749-5, S. 247 f.