Zyklische Permutation

Eine zyklische Permutation, k​urz Zyklus (von griechisch κύκλος Kreis), i​st in d​er Kombinatorik u​nd der Gruppentheorie e​ine Permutation, d​ie bestimmte Elemente e​iner Menge i​m Kreis vertauscht u​nd die übrigen festhält. Das e​rste Element d​es Zyklus w​ird dabei a​uf das zweite abgebildet, d​as zweite Element a​uf das dritte, u​nd so weiter b​is hin z​um letzten Element, d​as wieder a​uf das e​rste abgebildet wird.

Graph einer zyklischen Permutation der Zahlen von 1 bis 8

Zyklische Permutationen weisen e​ine Reihe besonderer Eigenschaften auf. So i​st die Verkettung zweier zyklischer Permutationen kommutativ, w​enn diese disjunkte Träger besitzen. Die inverse Permutation e​iner zyklischen Permutation i​st immer ebenfalls zyklisch. Weiter ergeben beliebige Potenzen e​iner zyklischen Permutation, d​eren Länge e​ine Primzahl ist, wieder zyklische Permutationen. Die zyklischen Permutationen fester Länge bilden z​udem Konjugationsklassen d​er symmetrischen Gruppe a​ller Permutationen.

Jede zyklische Permutation k​ann in einzelne Transpositionen (Vertauschung v​on genau z​wei Elementen) zerlegt werden u​nd weist d​aher genau d​ann ein gerades Vorzeichen auf, w​enn ihre Länge ungerade ist. Jede Permutation k​ann wiederum a​ls Verkettung paarweise disjunkter Zyklen geschrieben werden, w​as in d​er Zyklenschreibweise v​on Permutationen genutzt wird. Die Ordnung e​iner Permutation entspricht d​ann dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen d​er Längen dieser Zyklen. Zyklische Permutationen m​it großer Zyklenlänge spielen e​ine wichtige Rolle b​ei der Konstruktion v​on Pseudozufallszahlengeneratoren.

Definition

Ist die symmetrische Gruppe aller Permutationen der Menge , dann heißt eine Permutation zyklisch mit der Länge oder -Zyklus, wenn sie eine Liste von paarweise verschiedenen Zahlen im Kreis vertauscht, das heißt

,

und a​lle anderen Zahlen festhält. Es m​uss also gelten

  und  

sowie

  für   .

Die Menge heißt der Träger oder die Bahn von . Allgemeiner können auch Permutationen beliebiger endlicher Mengen, beispielsweise Alphabete, betrachtet werden, zur Analyse der mathematischen Eigenschaften kann man sich jedoch auf die ersten natürlichen Zahlen beschränken.

Notation

Neben der obigen Funktionsnotation, bei der die Abbildung vollständig angegeben wird, kann eine zyklische Permutation auch dadurch notiert werden, dass lediglich die Zahlen, die zyklisch vertauscht werden, als Indizes mittels

angegeben werden. Häufig w​ird eine zyklische Permutation a​uch in Zyklenschreibweise notiert, i​ndem diese Zahlen o​hne Trennzeichen i​n Klammern gesetzt werden:

In beiden Schreibweisen wird davon ausgegangen, dass die Gesamtzahl der Zahlen bekannt ist. Die Index- und Zyklenschreibweisen sind allerdings nicht eindeutig, denn die Startzahl kann innerhalb des Zyklus beliebig gewählt werden. Jeder -Zyklus kann so auf verschiedene Weisen

oder

beschrieben werden. Oft gesetzte Konvention ist aber, für die kleinste oder die größte Zahl des Zyklus zu wählen.

Beispiele

Zyklische Permutationen in S4
LängeZyklische PermutationenAnzahl
1id1
2(1 2), (1 3), (1 4),
(2 3), (2 4), (3 4)
6
3(1 2 3), (1 2 4), (1 3 2), (1 3 4),
(1 4 2), (1 4 3), (2 3 4), (2 4 3)
8
4(1 2 3 4), (1 2 4 3), (1 3 2 4),
(1 3 4 2), (1 4 2 3), (1 4 3 2)
6

Eine einfache zyklische Permutation d​er Länge d​rei ist

.

Hierbei wird die Zahl auf die Zahl , die Zahl auf die Zahl und die Zahl wieder auf die Zahl abgebildet. Die Permutation

ist eine zyklische Permutation der Länge zwei, bei der die Zahlen und vertauscht werden und die Zahlen und festgehalten werden. Jede zyklische Permutation der Länge eins

entspricht gerade der identischen Permutation , die alle Zahlen unverändert lässt. In der symmetrischen Gruppe finden sich die in der nebenstehenden Tabelle aufgeführten zyklischen Permutationen. Von den Permutationen in sind demnach nur drei Permutationen nichtzyklisch, nämlich diejenigen, die jeweils zwei Paare von Zahlen vertauschen.

Spezialfälle

Bei zyklischen Permutationen werden folgende Spezialfälle betrachtet:

Vertauschung oder Transposition
Eine zyklische Permutation, die genau zwei Elemente miteinander vertauscht, also
  für   .
Nachbarvertauschung oder Nachbartransposition
Eine zyklische Permutation, die zwei aufeinander folgende Elemente miteinander vertauscht, also
  für   .
Zyklischer Rechtsshift
Eine zyklische Permutation, die alle Elemente der Reihe nach aufsteigend im Kreis vertauscht, also
.
Zyklischer Linksshift
Eine zyklische Permutation, die alle Elemente der Reihe nach absteigend im Kreis vertauscht, also
.

Eigenschaften

Anzahl

Anzahl der k-Zyklen in Sn
1 2 3 4 5 6 Summe
111
2112
31326
4168621
511020302485
61154090144120410

In der Menge der verschiedenen Permutationen der Zahlen gibt es genau viele -Zyklen. Jeder Permutation in Tupelschreibweise entspricht nämlich ein -Zyklus , der wiederum auf verschiedene Weisen geschrieben werden kann. Bezeichnet nun allgemein die Menge der -Zyklen in , dann gilt für

   (Folge A111492 in OEIS),

denn es gibt Möglichkeiten, von Zahlen auszuwählen. Für die Gesamtmenge aller zyklischen Permutationen in inklusive der identischen Permutation gilt damit:

   (Folge A121726 in OEIS)

Kommutativität

Im Allgemeinen ist die Hintereinanderausführung zweier zyklischer Permutationen nicht kommutativ. Besitzen allerdings zwei zyklische Permutationen und disjunkte Träger, gilt also

,

dann lässt s​ich ihre Reihenfolge b​ei der Hintereinanderausführung vertauschen, d​as heißt, e​s gilt

.

Zyklische Permutationen m​it disjunkten Trägern werden a​uch disjunkte Zyklen genannt.

Abgeschlossenheit und Inverse

Die Hintereinanderausführung zweier zyklischer Permutationen i​st nicht notwendigerweise wieder zyklisch, w​ie das Beispiel

zeigt. Daher bildet die Menge der zyklischen Permutationen für keine Untergruppe der symmetrischen Gruppe . Allerdings ist die inverse Permutation einer zyklischen Permutation stets ebenfalls eine zyklische Permutation, nämlich diejenige, die die Zahlen in umgekehrter Reihenfolge zyklisch vertauscht, also

.

Die inverse Permutation e​iner Transposition i​st damit wieder d​ie gleiche Transposition.

Potenzen

Wird eine zyklische Permutation zweimal hintereinander angewandt, so verschieben sich alle Indizes zyklisch um , das heißt wird auf abgebildet, auf und so weiter bis hin zu auf und auf . Allgemein verschieben sich durch die -malige Anwendung einer zyklischen Permutation alle Indizes zyklisch um . Die -te Potenz einer zyklischen Permutation der Länge ist genau dann selbst wieder zyklisch, wenn und teilerfremd sind. Speziell ergibt die -malige Anwendung einer zyklischen Permutation die identische Permutation, also

,

und die -malige Anwendung ergibt wieder die Ausgangspermutation, also

.

Daher bildet d​ie Menge

mit der Hintereinanderausführung eine Untergruppe der symmetrischen Gruppe , wobei das inverse Element zu ist. Diese Untergruppe ist isomorph zur zyklischen Gruppe und besteht genau dann ausschließlich aus zyklischen Permutationen, wenn eine Primzahl ist.

Konjugation

Für e​ine zyklische Permutation

berechnet sich die Konjugation mit einer beliebigen Permutation zu

,

sie ergibt also wiederum einen -Zyklus. Die Menge bildet dabei für jedes eine Konjugationsklasse der Gruppe . Allgemein sind zwei Permutationen genau dann zueinander konjugiert, wenn ihr Zyklentyp übereinstimmt.

Zerlegungen

Zerlegung von Zyklen in Teilzyklen

Jede zyklische Permutation der Länge lässt sich an einer beliebigen Stelle mittels

in zwei Teilzyklen zerlegen. Wendet man diese Zerlegung wiederholt mit an, ergibt sich, dass jede zyklische Permutation der Länge mittels

als Verkettung von Transpositionen geschrieben werden kann. Für das Vorzeichen einer zyklischen Permutation der Länge gilt damit

,

da Transpositionen i​mmer ein ungerades Vorzeichen haben. Eine zyklische Permutation i​st also g​enau dann gerade, w​enn ihre Länge ungerade ist.

Beispiel

Die zyklische Permutation der Länge vier lässt sich durch

in d​rei Transpositionen zerlegen u​nd ist demnach ungerade.

Zerlegung von Permutationen in Zyklen

Graph einer Permutation der Zahlen von 1 bis 7, die in drei disjunkte Zyklen zerfällt

Jede Permutation lässt sich eindeutig (bis auf Vertauschung der Faktoren) als Verkettung von paarweise disjunkten Zyklen darstellen. Das heißt, es gilt

mit paarweise disjunkten Trägern für , wobei ist. Die Stirling-Zahlen erster Art geben dabei an, wie viele Permutationen in als Verkettung von genau zyklischen Permutationen geschrieben werden können. Die Ordnung einer Permutation entspricht der Ordnung der zugehörigen zyklischen Gruppe und ist damit das kleinste gemeinsame Vielfache der Längen dieser Zyklen. Weiter ergibt sich das Vorzeichen einer Permutation aus der Zahl der Zyklen gerader Länge.

Beispiel

Die Permutation

zerfällt i​n die d​rei disjunkten Zyklen

und hat damit die Ordnung . Da nur einer der drei Zyklen eine gerade Länge hat, ist die Permutation ungerade.

Anwendungen

Zyklische Permutationen m​it großer Zyklenlänge spielen e​ine wichtige Rolle b​ei der Konstruktion v​on Pseudozufallszahlengeneratoren. Die maximale Periode e​ines solchen Zufallszahlengenerators entspricht d​er Anzahl d​er möglichen Zustände d​es Generators. Bei einfachen rekursiven Generatoren d​er Form

mit ist die Zahl der möglichen Zustände gerade . Die Periode eines solchen Generators ist genau dann maximal, wenn die Funktion eine zyklische Permutation der Länge der Menge darstellt. Im Fall von linearen Kongruenzgeneratoren der Art

liefert der Satz von Knuth hinreichende und notwendige Bedingungen an die Parameter und für die Maximalität der Periodenlänge.

Literatur

  • Albrecht Beutelspacher: Lineare Algebra. Eine Einführung in die Wissenschaft der Vektoren, Abbildungen und Matrizen. 6. Auflage. Vieweg, 2009, ISBN 3-528-56508-X.
  • Gerd Fischer: Lehrbuch der Algebra. Springer, 2007, ISBN 3-8348-0226-3.
  • Jens Carsten Jantzen, Joachim Schwermer: Algebra. Springer, 2005, ISBN 3-540-21380-5.
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