Zungenrollvorrichtung
Eine Zungenrollvorrichtung ermöglicht anstelle geschmierter Gleitplatten und Gleitstühle ein schmierungsfreies und reibungsarmes Umstellen der Weichenzungen einer Eisenbahnweiche.



Vorteile von Zungenrollvorrichtungen
- Sie sind wartungsarm und zuverlässig, der arbeits- und kostenaufwändige Schmiervorgang entfällt.
- Umweltfreundlich, da keine weitere Schmierung der Gleitplatten oder -stühle notwendig ist
- Sie verbessern die Lagestabilität des Oberbaues, da keine Schmierstoffe in die Bettung eingetragen werden
- Die vom Antrieb aufzubringende Umstellkraft wird um bis zu 50 % reduziert, besonders wichtig bei mechanischer Betätigung
- Der Umstellwiderstand ist unabhängig vom Schmierzustand und den Witterungsverhältnissen
- Erhöhung der Sicherheit für das Personal, da ein Betreten der Weiche für das Schmieren nicht mehr notwendig ist. Der schmierstofffreie Untergrund ist zudem sicherer zu begehen.
Die Nachrüstung von vorhandenen Weichen ist möglich, allerdings wegen des Aufwandes nur mit Bauarten, die im Schwellenfach angeordnet werden. Diese stören unter Umständen bei Oberbauarbeiten wie dem Stopfen und müssen dann dazu ausgebaut werden. In den Gleitplatten integrierte Zungenrollvorrichtungen nachzurüsten würde einen Wechsel dieser Platten erfordern. Wegen des Aufwandes und wegen der erforderlichen Restliegedauer der betreffenden Weichen wird das kaum durchgeführt.
Bestandteile einer Zungenrollvorrichtung
Die Grundidee war, von der Gleitreibung zu einer Rollreibung überzugehen. Das Herz der Zungenrollvorrichtung ist die Lagerung der Teile.
Im Wesentlichen besteht eine Zungenrollvorrichtung aus folgenden Baugruppen: Rollenbock, Rolleneinheit und einer Halterungseinheit. Die Zungenroller werden so eingestellt, dass die jeweils anliegende Zunge auf den Gleitplatten aufliegt, um die Verkehrslasten von den Rollen fernzuhalten. Sobald die Zunge beim Umstellen bewegt wird, läuft sie auf die Rollvorrichtungen auf und wird von den Gleitplatten abgehoben. Ausnahmen in dieser Hinsicht sind elastische Zungenroller, bei denen die jeweils letzte Rolle unter der anliegenden Zunge steht und durch die Verkehrslast (oder mithilfe der auf Schnellfahrstrecken eingesetzten HRS-Verschlüsse) nach unten gedrückt wird.
Es gibt verschiedene Varianten: Lagerungen, welche komplett gekapselt und dadurch unempfindlich gegen Witterungseinflüsse und somit wartungsarm sind. Andere Systeme sind mit offenen Gleitlagerungen ausgerüstet.
In den Niederlanden ist es üblich, die Rollen an den Zungen zu befestigen, diese fahren dann über eine rampenförmige Führung.
Einbau von Zungenrollvorrichtungen
Im Normalfall werden die Rollvorrichtungen im Werk vormontiert und die Rollen zum Schutz vor eindringendem Material (vor allem Schotter und von diesem stammender Abrieb) abgedeckt. Bei Bauarten, die im Schwellenfach angeordnet werden, werden die Rollen im Weichenwerk nur vorbereitet und lose mitgegeben. Das Einstellen der Rollvorrichtungen erfolgt, wenn die Weiche ihre endgültige Lage erreicht hat (nach dem Stopfen, bei fester Fahrbahn nach dem Aushärten des Betons). Nach dem Einstellen ist im Rahmen der normalen Weicheninspektion lediglich eine Funktionskontrolle notwendig.
Literatur
- Heinz Mooss: Öko intelligent: geniale Ideen und Produkte aus Österreich. Ueberreuter, Wien ISBN 3-8000-7128-2
- DB Fachbuch: Arbeitsverfahren für die Instandhaltung des Oberbaus, (Seite 250). 6. Auflage. Eisenbahn-Fachverlag Heidelberg – Mainz, ISBN 3-9808002-1-0
Weblinks
- Rollenvorrichtung (Memento vom 1. April 2011 im Internet Archive) von buntmetall amstetten
- Zungenrollvorrichtung von Schwihag