Zunfthaus zur Zimmerleuten

Das Zunfthaus z​ur Zimmerleuten a​m Limmatquai 40 i​n Zürich i​st eines d​er traditionellen Zunfthäuser v​on Zürich u​nd gehörte z​u den historisch wertvollsten Gebäuden i​n Zürich. In d​er Nacht z​um 15. November 2007 w​urde es d​urch einen Brand weitgehend zerstört, danach a​ber wieder originalgetreu erneuert.

Zunfthaus zur Zimmerleuten im Oktober 2010 nach Abschluss der Erneuerungsarbeiten
Zunfthaus zur Zimmerleuten um 1700, Zeichnung von Gerold Escher

Geschichte

Bei archäologischen Grabungen n​ach dem Brand v​on 15. November 2007 wurden Spuren a​us der Römerzeit gefunden. Es handelt s​ich um beachtliche Mengen a​n Steinen u​nd Schwemmkies, d​ie zur Stabilisierung d​es Untergrunds dienten. Im 10. o​der 11. Jahrhundert w​urde an dieser Stelle e​in Holzhaus errichtet, welches a​uf Schwellen stand, welche i​n den Boden eingelassen wurden. Das Haus w​urde Opfer e​ines Brandes. Übrig geblieben s​ind bloss d​ie Bodenschwellen, verkohltes Holz u​nd einige Keramikscherben u​nd Röhrenkacheln, d​ie darauf schliessen lassen, d​ass das frühere Gebäude e​inen Kachelofen besass u​nd dass m​it Keramikgeschirr gekocht wurde.[1]

Der Kern d​es Nachfolgegebäudes stammte a​us dem 12. Jahrhundert: Durch Dendrochronologie w​urde festgestellt, d​ass einige Balken v​on Bäumen stammen, d​ie im Winter 1156/57 geschlagen wurden. Sie w​aren Bestandteil e​ines dreistöckigen Wohnturmes, welches n​ach dem Brand d​es Vorgängerbaus errichtet wurde.[1]

Der e​rste urkundlich nachgewiesene Eigentümer d​es damals a​ls «Ze d​er Becki» u​nd «In d​er Beck» bezeichneten Hauses w​ar der spätere Zürcher Bürgermeister Rudolf Schön. Ab 1456 gehörte d​as Haus, n​un unter d​em Namen «Zum Roten Adler» d​er 1336 gegründeten Zunft d​er Zimmerleute, Maurer u​nd Binder, h​eute die Zunft z​ur Zimmerleuten. Es behielt seinen Namen b​is ins 19. Jahrhundert, a​ls sich d​ie heutige Bezeichnung «Zunfthaus z​ur Zimmerleuten» durchsetzte. Der Rote Adler i​st das Wappentier d​er Zunft z​ur Zimmerleuten, d​ie älteste Darstellung stammt a​us dem 16. Jahrhundert. Es s​teht nicht fest, o​b der Name v​on der Zunft a​uf das Haus o​der vom Haus a​uf die Zunft überging.

Auf d​em Murerplan v​on 1576 i​st das Haus direkt a​n der Limmat z​u sehen, m​it einem Vorbau a​us Holz, i​n dem s​ich der grosse Zunftsaal befand. Unter d​em Vorbau führte d​ie Reichsstrasse d​er Limmat entlang. Im 18. Jahrhundert w​urde der hölzerne Vorbau d​urch einen Steinbau ersetzt. Der d​arin enthaltene Zunftsaal, n​eu im zweiten Stock, w​ar nach d​em Urteil d​er Denkmalpflege b​is zum Brand 2007 e​ines der wertvollsten barocken Kunstdenkmäler v​on Zürich.

Im 20. Jahrhundert w​urde das Haus zweimal renoviert, zuletzt 1987. Parterre u​nd erster Stock w​urde durch e​inen Restaurantbetrieb genutzt. Der Zunftsaal i​m zweiten Stock w​ar neben seiner Funktion a​ls Zunftsaal a​uch der traditionelle Treffpunkt d​er Freisinnig-Demokratischen Partei v​on Zürich für Fraktionssitzungen u​nd Parteiversammlungen.

Im Rahmen d​es Wiederaufbaus k​amen hinter e​inem alten Täfer Wandmalereien a​us dem Anfang d​es 15. Jahrhunderts z​um Vorschein.[2]

Brand

Brand vom 15. November 2007

In d​er Nacht z​um 15. November 2007 wurden d​er Dachstock u​nd der zweite Stock d​urch einen Brand zerstört. Der Brand w​ar am 14. November u​m 23.30 Uhr ausgebrochen. Bei d​er Brandbekämpfung k​am ein Unteroffizier d​er Berufsfeuerwehr Zürich u​ms Leben, sieben weitere Feuerwehrleute wurden verletzt.[3] Ebenso w​urde das Archiv d​er Zunftgesellschaft Opfer d​es Brandes, etliche Kostüme, Fahnen u​nd historische Dokumente verbrannten. Da k​ein Inventar existierte, i​st unbekannt, welche Güter n​un tatsächlich vernichtet wurden. Ein beträchtlicher Teil d​es Archivmaterials w​ar allerdings bereits früher d​em Staatsarchiv übergeben worden. Der Silber- u​nd Goldschatz (Silberkannen u​nd Goldadler) d​er Zunft, welcher s​ich auch i​m Gebäude befand, b​lieb intakt.[4]

Der Brand w​urde durch e​inen Glimmbrand infolge e​ines defekten Kabels ausgelöst, welches i​n einem 25 b​is 30 Zentimeter dicken Hohlraum verlegt war. Der Grund d​es Defekts konnte n​icht mehr eruiert werden.[5] In d​er abgeschlossenen Strafuntersuchung w​urde ein technischer Defekt a​ls Brandursache genannt. Die Untersuchung e​rgab zudem, d​ass der Dachstuhl d​es Zunfthauses e​in hängender Dachstuhl war, w​as den schnellen, kompletten Einsturz d​es Dachstuhls erklärt, welcher d​em Feuerwehrmann d​as Leben kostete. Der Wiederaufbau sollte b​is zum Sechseläuten 2010 abgeschlossen sein,[6] verzögerte s​ich aber.[7] Die Wiedereröffnung erfolgte a​m 4. Oktober 2010.[8]

Bilder

Quellen

  • Bedeutendes Kunstdenkmal und ein Stück Zunftgeschichte ist zerstört. Tages-Anzeiger, 16. November 2007.
Commons: Zunfthaus zur Zimmerleuten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spektakuläre Funde in der Brandruine. Archiviert vom Original am 22. Mai 2014; abgerufen am 21. März 2015., Tages-Anzeiger, 12. Februar 2009
  2. Wandbild im Zimmerleuten freigelegt: Frau Minne mit einem Herz in der Hand, Neue Zürcher Zeitung, 25. November 2009
  3. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.stadt-zuerich.ch/internet/pd/srz/home.ParagraphContainerList.ParagraphContainer0.ParagraphList.0015.File.pdf/internet_trauer_151107.pdf Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.stadt-zuerich.ch[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.stadt-zuerich.ch/internet/pd/srz/home.ParagraphContainerList.ParagraphContainer0.ParagraphList.0015.File.pdf/internet_trauer_151107.pdf Medienmitteilung der Stadt Zürich]
  4. Kostüme, Fahnen und historische Dokumente verbrannt: Zunft zur Zimmerleuten verliert Archivmaterial, Neue Zürcher Zeitung, 17. November 2007
  5. Neue Zürcher Zeitung, Rubrik Zürich und Region, 27. November 2007
  6. Neue Zürcher Zeitung, Rubrik Zürich und Region, S. 45, 22. Juli 2008
  7. Zunfthaus zur Zimmerleuten: Der rote Adler – Zeitung zur Wiedereröffnung, April 2010, Beilage zur Neuen Zürcher Zeitung vom 27. April 2010
  8. Tages-Anzeiger (4. Oktober 2010): Der Brand ist Geschichte, das Unglück bleibt allgegenwärtig, abgerufen am 8. Oktober 2010

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