Zehnsaitige Gitarre
Die zehnsaitige Gitarre ist eine Bauart der Gitarre mit vier zusätzlichen Saiten im Vergleich zur weitverbreiteten sechssaitigen Gitarre. Die von Narciso Yepes geprägte zehnsaitige Konzertgitarre ist nach der siebensaitigen Gitarre die häufigste Konzertgitarrenart mit erweitertem Tonumfang.
Zehnsaitige Konzertgitarre
Bereits im 19. Jahrhundert gab es erste Formen einer Weiterentwicklung der Gitarre auf zehn Saiten. Ferdinando Carulli entwickelte gemeinsam mit dem Instrumentenbauer René François Lacôte eine zehnsaitige Harfengitarre (Décachorde) mit fünf freischwingenden Kontrasaiten und brachte ein Lehrwerk speziell für dieses zehnsaitige Instrument (op. 293) heraus.[1] In den späten 1840er Jahren spielte Johann Kaspar Mertz eine zehnsaitige Gitarre, deren zusätzliche Saiten mit der Stimmung A–H–C–D den Tonumfang nach unten diatonisch ergänzten.
In den früher 1960er Jahren hatte der bekannte Gitarrenbauer José Ramírez III die Idee, der klassischen Konzertgitarre Resonanzsaiten hinzuzufügen, also Saiten, die nicht gespielt werden, sondern bei bestimmten Tonhöhen mitschwingen, um so das Klangbild zu verstärken. Er beriet sich mit führenden Konzertgitarristen dieser Zeit, unter anderem Andrés Segovia und Narciso Yepes, die beide Ramírez-Gitarren spielten.[2] Gemeinsam mit Yepes entwickelte Ramírez das erste Modell, das er im März 1964 fertigstellte.[3] Die Gitarrenbauart erlangte Bekanntheit, als Yepes das Konzert Concierto de Aranjuez mit den Berliner Philharmonikern aufführte.[2]
Die zehnsaitige Konzertgitarre hat – in der von Yepes konzipierten und populär gemachten Stimmung – zusätzlich zu den sechs Saiten in Standardstimmung (E – A – d – g – h – e’) eine tiefere Saite in C und darunter drei höhere Saiten in F#, G# und A# (wiedereintretende bzw. -einspringende Stimmung). Diese auch als Yepes-Stimmung bezeichnete Stimmung lautet also: F# – G# – A# – C – E – A – d – g – h – e’. Damit bietet die Gitarre sympathische Resonanzen für alle 12 Töne der chromatischen Tonleiter.
Zehnsaitige E-Gitarre
Seit den 2010er Jahren werden nach acht- und neunsaitigen E-Gitarren, die den Tonumfang nach unten erweiterten, auch zehnsaitige E-Gitarren gebaut. Diese haben die Standardstimmung G# – C# – F# – B – E – a – d – g – h – e’, fügen also der neunsaitigen Gitarre in Standardstimmung eine weitere, eine Quarte tiefere Saite hinzu.
Einzelnachweise
- Méthode Complète pour le Decachorde (Facsimile, PDF; 1,6 MB)
- José Ramírez: The ten-string guitar. In: Things About the Guitar. Bold Strummer, 1994, S. 137–140, ISBN 978-84-87969-40-9.
- Allan Kozinn: Narciso Yepes and his 10-string guitar. New York Times, 22. November 1981.