Yvan Colonna
Yvan Colonna (* 7. April 1960 in Ajaccio auf Korsika) ist ein korsischer Nationalist, der wegen der Ermordung des damaligen Präfekten des korsischen Départements Corse-du-Sud Claude Érignac zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Lebenslauf
Yvan Colonna wuchs auf Korsika auf, bis seine Familie nach Nizza zog. Sein Vater, Jean-Hugues Colonna, war Abgeordneter der Parti socialiste (PS) für das Département Alpes-Maritimes.
Nach dem Schulabschluss studierte Colonna Sportwissenschaften, um Sportlehrer zu werden.
1981 bricht er das Studium ab, kehrt nach Korsika zurück und widmet sich der Ziegenzucht. Später wird er deshalb von der französischen Presse als "Schäfer von Cargèse" bezeichnet.
In Korsika schloss sich Colonna einer militanten nationalistischen Gruppierung an, die der FLNC nahestand. In den 1990er Jahren, als die FLNC-Bewegung in Canal Historique, Canal Habituel und Resistenza Corsa zerfiel, schien er sich von der nationalistischen Bewegung zu distanzieren.
Yvan Colonna wurde wegen "krimineller Vereinigung im Zusammenhang mit einem terroristischen Unternehmung" für den Sprengstoffanschlag auf die Gendarmerie in Pietrosella (Corse-du-Sud) im Jahr 1997 angeklagt. Dabei wurden zwei Gendarmen als Geiseln genommen und die Waffe, mit der später der Präfekt Érignac erschossen wurde, entwendet wurde. Er soll als Aufpasser gedient haben, weshalb er am 20. Juli 2011 verurteilt wurde.
Eine aktive Beteiligung an terroristischen Anschlägen auf Korsika konnte Colonna jedoch nie nachgewiesen werden.
Die Ermordung des Präfekten Érignac
Am 6. Februar 1998 wurde der damalige Präfekt von Corse-du-Sud, Claude Érignac, in Ajaccio auf offener Straße mit drei Kugeln des Kalibers 9 mm erschossen. Die Waffe, aus der diese Kugeln abgefeuert wurden, war auch bei einem Angriff auf einen Gendarmerie-Posten in Pietrosella zwei Jahre zuvor verwendet worden.
Im Lauf der sich an Érignacs Ermordung anschließenden Untersuchung wurden mehrere Verdächtige verhaftet und verhört, die Yvan Colonna der Tat beschuldigten, diese Aussagen jedoch später ausnahmslos widerriefen. Bevor die Polizei Colonna verhaften konnte, hatte dieser bereits die Flucht ergriffen. Diese Flucht löste die größte Menschenjagd in der Geschichte der französischen Justiz aus, die zunächst jedoch erfolglos blieb. Zeitweise wurde angenommen, Colonna habe sich nach Südamerika abgesetzt, aber schließlich konnte die Polizei über Bilder einer Infrarot-Kamera seinen Aufenthaltsort in den korsischen Bergen nahe Olmeto ausfindig machen. Yvan Colonna wurde am 4. Juni 2003 verhaftet.
Vom 12. November bis zum 12. Dezember 2007 wurde ihm in Paris der Prozess gemacht. Auf Grund von Indizien wurde Colonna für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Colonna selbst hat während und nach dem Prozess immer wieder seine Unschuld beteuert. Der Prozess wurde von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen verfolgt.
Er wird in Arles unter dem Status eines besonders gefährlichen Gefangenen festgehalten.
Am 2. März 2022 wird er hirntot in das Krankenhaus von Arles gebracht, nachdem er von einem 36-jährigen Häftling, dem Franzosen Franck Elong Abe, einem ehemaligen Dschihadisten in Afghanistan, angegriffen wurde.[1]