Women in Refrigerators
Women in Refrigerators (or WiR) ist eine Website, welche 1999[1] von feministischen Comic-Fans geschaffen wurde, um Beispiele von Tropen in Superheldencomics zu sammeln, worin weibliche Charaktere verletzt, vergewaltigt, getötet oder entmündigt werden, manchmal, um Beschützerinstikte zu stimulieren, und oft als Handlungsmuster, welches den Handlungsbogen eines männlichen Charakters vorwärts bewegen soll. Auf der Website wird versucht zu analysieren, warum dieses Handlungsmuster unverhältnismäßig häufig bei weiblichen Charakteren eingesetzt wird.
Geschichte
Der Begriff Women in Refrigerators wurde von der Schriftstellerin Gail Simone als Name für die Website Anfang 1999 während Online-Diskussionen über Comics mit Freunden geprägt. Er bezieht sich auf einen Vorfall in Green Lantern. #54 (1994), geschrieben von Ron Marz, in dem Kyle Rayner, der Titelheld, nach Hause in seine Wohnung kommt und feststellt, dass seine Freundin, Alexandra DeWitt, von dem Bösewicht Major Force getötet und in einen Kühlschrank gesteckt wurde.[2][3] Simone und ihre Kollegen entwickelten daraufhin eine Liste fiktiver weiblicher Charaktere, welche getötet, verstümmelt oder entmündigt werden, insbesondere auf eine Art und Weise, welche den weiblichen Charakter als bloßes Mittel behandelt, um den Handlungsbogen eines männlichen Charakters voranzubringen, und nicht als einen voll entwickelten Charakter.[3][4]
Robert Harris,[5] Bibliothekar und Comic-Fan, trug zusammen mit dem Fan John Norris zur Pflege und Aktualisierung der Website bei. Die Idee, die Liste online zu stellen, stammte von Software-Entwickler Jason Yu, der auch der ursprüngliche Website-Host war.[6]
Dead Men Defrosting
Als Reaktion auf Fans, welche argumentierten, dass auch männliche Charaktere häufig getötet werden, schrieb der Inhaltsredakteur John Bartol Dead Men Defrosting, einen Artikel, in dem er argumentierte, dass männliche Helden, wenn sie getötet oder verändert werden, typischerweise wieder in ihren Status quo zurückversetzt werden. Bartols Behauptung zufolge wird den meisten weiblichen Charakteren, nachdem sie verändert wurden, niemals, wie es bei männlichen Helden üblicherweise der Fall ist, die Chance eingeräumt, in ihren ursprünglichen Heldenzustand zurückzukehren.[7]
Bezugnehmend bemerkt Jeffrey A. Brown in seinem Buch Dangerous Curves: Action Heroes, Gender, Fetishism and Popular Culture, dass während männliche Comic-Helden dazu tendieren, heldenhaft zu sterben und danach auf magische Weise von den Toten zurückgebracht zu werden, weibliche Charaktere eher beiläufig, aber irreparabel verwundet oder getötet werden, oft in einer sexualisierten Art und Weise. Um seine Behauptung zu untermauern, zitiert er den Joker, der das ursprüngliche Batgirl nur zum Spaß das Rückgrat zertrümmerte, was dazu führte, dass sie über ein Jahrzehnt lang als Rollstuhlfahrerin dargestellt wurde. Er zitiert auch den Bösewicht Black Mask, der die erste weibliche Robin aus dem DC Universe, Stephanie Brown fesselt, foltert und tötet.[8]
Diskussion
Der Dallas Observer verweist auf die Website und diskutiert das Thema Sexismus in der Popkultur und in der Comic-Branche.[9] Die Washington State University führt den Inhalt im Zusammenhang mit einer Analyse und Kritik der Popkultur auf.[10][11] Häufig wird kritisiert, dass die Vergewaltigung ein Stilmittel ist, wodurch der Aktion die Grausamkeit genommen wird.[12] So würde das Thema Vergewaltigung beispielsweise in der Serie Game of Thrones banalisiert.[13]
Einzelnachweise
- Simone, Gail (März 1999). "Women in Refrigerators". LBY3. Archiviert am 24. August 2013.
- Condon, Michael (Oktober 2002). "The Fanzig Challenge". Fanzing. Archiviert am 11. January 2006.
- Prowse-Gany, Brian (August 2015). "Rise of the Female Superhero". Yahoo! News.
- Simone, Gail (März 1999). "The List". lb3.com. Archiviert am 24. August 2013.
- Who's Who: The Scarlet Rob. Gay League. Abgerufen am 8. November 2010.
- Women in Refrigerators. lby3.com. Abgerufen am 21. Dezember 2012.
- Bartol, John (März 1999). "Dead Men Defrosting". Women in Refrigerators. LBY3. Archiviert am 24. August 2013.
- Jeffrey A. Brown: Dangerous curves: action heroines, gender, fetishism, and popular culture. University Press of Mississippi, Jackson, ISBN 160473714X, S. 175–6.
- Letters: Wonder women. In: Dallas Observer, 25. Mai 2000. Archiviert vom Original am 3. September 2000. Abgerufen am 31. August 2017.
- Popular Culture. In: WSU.edu. Washington State University. Abgerufen am 24. August 2013.
- Perry Moore: Who cares about the death of a gay superhero anyway?. Archiviert vom Original am 12. Oktober 2007. Abgerufen am 31. August 2017.
- OEH: Frauen gehören nicht in den Kühlschrank, abgerufen am 24. Oktober 2020
- jetzt.de:In Filmen werden Vergewaltigungen banalisiert, abgerufen am 24. Oktober 2020