Wolfgang Leydhecker
Wolfgang Leydhecker (* 3. Mai 1919 in Darmstadt; † 10. Juni 1995 in Würzburg) war ein deutscher Augenarzt und Hochschullehrer an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Leydhecker legte 1937 sein Abitur in Darmstadt ab und studierte nach Arbeits- und Wehrdienst ab 1939 Medizin in München, Budapest, Innsbruck, Prag, Berlin und Frankfurt am Main. Er war kurz als Soldat an der Front und beendete sein Studium 1944 mit Staatsexamen und Promotion (Dissertation: Reaktive Depressionen bei Soldaten). Nach dem Krieg Assistenzarzt an der Universitäts-Augenkliniken in Frankfurt und Essen, 1948 an der Universitäts-Augenklinik Oxford und in London als Gastwissenschaftler. Er war 1950 bis 1953 an der Universitätsaugenklinik Mainz, an der er sich 1952 mit einer Habilitationsschrift über das Glaukom habilitierte Danach war er an der Universitäts-Augenklinik Bonn, wo er Oberarzt und 1958 außerordentlicher Professor wurde. 1964 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Würzburg als Nachfolger von Walther Reichling und blieb dort bis zur Emeritierung 1987. Nachfolger wurde Anselm Kampik.
Wolfgang Leydheckers Bruder, Friedrich Karl Leydhecker, war ebenfalls publizierender[1] Augenarzt. Er war Oberarzt der Hallenser Augenklinik und starb im Zweiten Weltkrieg.[2]
Wolfgang Leydhecker verfasste ein im deutschsprachigen Raum weitverbreitetes Lehrbuch der Augenheilkunde (häufig kurz nach seinem Namen benannt), zunächst 1968 als Bearbeitung des älteren, verbreiteten Lehrbuchs von Ernst Engelking, und eine Monographie über das Glaukom, für das er als der Experte über Deutschland hinaus galt, so dass er auch als Glaukom-Papst bezeichnet wurde. Er war Gründungspräsident der Glaucoma Society des International Congress of Ophthalmology und der European Glaucoma Society. In Würzburg gründete er die erste Augenbank in Europa.
Er war Ehrendoktor der Universität in Ascuncion (1975), erhielt den Sir Stewart Duke-Elder Award (1983), den Bayerischen Verdienstorden (1987) und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1981). Er war Ehrenmitglied der augenärztlichen Gesellschaften in Griechenland, Paraguay, Japan, Korea und Taiwan und des Komitees der BRD zur Verhütung der Blindheit, dessen Gründungspräsident er gewesen war.
Er gab 1989 die Vorlesungen über Augenheilkunde von Albrecht von Graefe in Berlin 1854/55 heraus (Verlag Süd-Druck, München).
Schriften
- Eine Jugend im Dritten Reich. Nicht, wie die anderen, Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1992
- London - Mainz - Bonn - Würzburg. Lebensreise eines Augenarztes, Verlag ad manum medici Braz & Hoc, München 1993
- mit Franz Grehn: Augenheilkunde, Springer Verlag, 25. Auflage 1993
- Glaukom. Ein Handbuch, 1. Auflage 1960, 2., völlig neubearbeitete Aufl., Springer-Verlag, 1973
- Die Glaukome in der Praxis. Ein Leitfaden, Springer Verlag, 1. Auflage 1962, 5. Auflage 1991
Einzelnachweise
- Friedrich Karl Leydhecker: Beitrag zur Frage der Bilder von A. von Graefe. In: von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 142, Heft 4.
- Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 4.