Wolfgang Bernhardi

Wolfgang Adolf Bernhardi (* 31. März 1840 i​n Meuselwitz; † 1. Juni 1896 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Schriftsteller u​nd Herausgeber v​on Zeitschriften. Sein jüngster Sohn Friedrich Otto Ludwig Richard, d​er 1886 geboren wurde, w​urde 1901 v​on seinem Vetter Friedrich v​on Bernhardi adoptiert.[1]

Titelblatt zu 1871
Titelillustration zu Die Wollarbeiterin

Leben

Bernhardi entstammte e​iner berühmten Familie. Sein Großvater w​ar der Gymnasialdirektor u​nd Konsistorialrat August Ferdinand Bernhardi, d​er mit Ludwig Tiecks Schwester Sophie Bernhardi verheiratet war. Sein Vater w​ar der Shakespeare-Forscher u​nd Novellist Wilhelm Bernhardi.[2] Bernhardi besuchte d​as Gymnasium u​nd die Universität z​u Berlin. Er w​ar Autor v​on Erzählungen, Romanen u​nd Volksstücken u​nd gab d​ie Wochenblätter Berliner Theater-Punsch (1863), Berliner Punsch (1866–67) u​nd Bernhardi’s Journal heraus, d​as seit 1878 u​nter dem Titel Berliner Wochenblatt erschien. Einige seiner Schriften w​ie Der Fluch d​er Armuth u​nd Die Wollarbeiterin lieferten realistische Schilderungen d​er Lebensverhältnisse d​er Armen. Seine Bücher wurden z​um Teil i​m Kolportagebuchhandel vertrieben, w​as zur Folge hatte, d​ass nur wenige Exemplare seiner Schriften erhalten sind. Einige Schriften Bernhardis, d​ie in zeitgenössischen Buchhandelsverzeichnissen nachgewiesen sind, s​ind in d​en heutigen Bibliotheken unauffindbar, s​o etwa d​ie Opernparodie Die Afrikanerin i​n Meseritz.

Sein Grab befindet s​ich auf d​em Alten St.-Jakobi-Friedhof i​n Berlin-Neukölln.[3]

In Bibliothekskatalogen werden v​ier Werke e​ines Wolfgang Bernhardi aufgeführt, d​ie von e​inem anderen Verfasser (W. Bernhardi) stammen: Der Uranismus (1882), Robert Greene's Leben u​nd Schriften (1874), Pathologie u​nd Therapie d​es diabetes mellitus (1881) u​nd Hundswuth u​nd Wasserscheu (1881)[4]

Werke

Romane und Erzählungen
  • 1871 oder Die Opfer der Parteiwuth. Roman aus der Diplomaten-, Jesuiten- und Freimaurerwelt der Gegenwart. Döring, Berlin (ohne Jahr)[5]
  • Die Spree-Piraten oder Berlin vor 100 Jahren. Romantisches Sittengemälde. Berlin 1867, 2 Bände.
  • Die vornehmen Sünder. Characteristisches Sittengemälde. Berlin 1867.
  • Die Wollarbeiterin. Ein Sittenbild der Gegenwart. Langmann & Co., Berlin 1870.
  • Prinz Peter Napoleon vor dem höchsten Gerichtshofe zu Tours. Berlin 1870.
  • Die Heiligen und ihr unheiliges Thun im Jahre des Heils 1869. Langmann, Berlin 1870. (Digitalisat)
  • Der Roman einer Kunstreiterin. Langmann, Berlin 1870.
  • Die Schlachtenbummler. Berlin 1870.
  • Das Volksbuch vom Grafen Bismarck. Bergmann, Berlin 1870. (Digitalisat der 3. Aufl.)
  • Bis ins dritte und vierte Glied. Roman aus der Gegenwart. Berlin 1870.
  • Berlin im Keller und im ersten Stock. Ein Berliner Sittengemälde. Berlin 1870.
  • Berlin arm und reich. Romantisches Lebensbild. Berlin 1870.
  • Der König der Bauernfänger. 2. Aufl. Berlin 1872.
Theaterstücke, Coupletsammlungen
  • Finette oder die Perle des Ballets. Berlin (ohne Jahr) Digitalisat der Uni-Bibliothek Frankfurt a. M.
  • Das Kind. Schwank in 3 Akten. Hecht, Berlin (ohne Jahr)
  • Materialienverwalter Kutschke. Soloscene für 1 Herrn. Ißleib (Schuhr), Berlin (ohne Jahr)
  • Das hohe Lied von der Krinoline. (Parodie auf Schiller's: "Lied an die Freude"). Fastnachtsscherz zur Gemüthsergötzung für Jedermann und jede Frau. Lembcke, Hamburg 1859.
  • Die Liebe und die vier Jahreszeiten. Berlin: Bloch, Berlin 1862.
  • Hamburger Leierkasten. Original-Couplets und Bänkellieder. Berendsohn, Hamburg 1863. Digitalisat
  • Die Afrikanerin in Meseritz. Große phantastische Oper von Scribefax mit Musik von Beyermeer und verbindendem Text. Mecklenburg, Berlin 1866.[6]
  • Schulze und Müller als siamesische Zwillinge oder: Ich bin Ihnen sehr verbunden. Komisches Trauerspiel. 2. Auflage, Berlin 1870.
  • Schulze und Müller auf dem Concil in dem römischen Keller. Zeitgemäße Humoreske. Bergmann, Berlin 1870.
  • Er hat die erste Keile weg! Dramatische Satire. Berlin, Selbstverlag (Langmann in Kommission) 1870.
  • Humoristischer Talisman. Komische Vorträge in Poesie und Prosa. Original-Piecen. Langmann, Berlin um 1870.
  • Die Waisen. Volksstück mit Gesang in 6 Bildern. Verlag der Volksbuchhandlung, Berlin 1884.
  • Nadermann. Schwank mit Gesang in 1 Act. Schlesinger, Berlin 1884.
  • Patschmeier & Co. oder Die Erbschaft. Original-Volksstück mit Gesang in 3 Akten und 6 Bildern. Verlag der Volksbuchhandlung, Berlin 1884.

Literatur

  • Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 6., völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Auflage. Reclam, Leipzig 1913, Band 1, S. 205–206.
  • Ursula E. Koch: Der Teufel in Berlin. Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung. Illustrierte Witzblätter einer Metropole 1848–1890. Informationspresse Leske, Köln 1991, S. 294

Einzelnachweise

  1. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1909, S. 35
  2. Zum familiären Umkreis (ohne Nennung Wolfgang Bernhardis) siehe das Findbuch des Nachlasses der Familie Bernhardi im Landesarchiv Berlin: Archivlink (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive) Die Mutter war mglw. Johanna Geitel. Siehe: http://www.stammreihen.de/pedigree.php?personID=I840331B&tree=tree1&PHPSESSID=f175460a027aa7f03f901253e6acf2aa
  3. Mende, Hans-Jürgen: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2005, S. 343
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/services.bibliothek.kit.edu Personenangaben der Staatsbibliothek zu Berlin zu Wolfgang Bernhardi (Heilkundiger)
  5. Kein Exemplar nachweisbar
  6. Landesarchiv Berlin, Signatur: A Pr.Br.Rep. 030-05-01, A 317
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