Wohnpark Rodenkirchen
Der Wohnpark Rodenkirchen ist eine Wohnanlage in unmittelbarer Rheinlage im Kölner Stadtteil Rodenkirchen. Er umfasst 333 Wohneinheiten, verteilt auf drei siebenstöckige Flachbauten sowie ein 16-stöckiges Hochhaus.
Geschichte
Der Wohnpark Rodenkirchen wurde 1967/1968 von der Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit als Mietwohnanlage nach Plänen der Architekten Klaus Obertreis und Artur Gerard (dem ehemaligen Büroleiter und Teilhaber von Fritz August Breuhaus de Groot) erbaut. Ausstattungen wie ein Hallenschwimmbad, Müllschlucker, Aufzüge, Penthäuser und eine unter einer zentralen Gartenanlage verborgene Tiefgarage waren seinerzeit außergewöhnlich.
Der Wohnpark Rodenkirchen wird überwiegend als wegweisendes Wohnbauprojekt der 1960er Jahre angesehen. Einer ähnlichen Konzeption folgten unter anderem der Wohnpark Bayenthal (1976–1981), das Uni-Center (1973–1974), das Colonia-Haus (1972–1974) sowie das Rheinsternhaus (1976), die mit vergleichbarem Komfort errichtet wurden.
Der Wohnpark Rodenkirchen wurde auf dem Gelände der ehemaligen „Bleicherei und Appreturenanstalt W.J. Peters“ erbaut, in der bis in die 1950er Jahre Gewebe für den technischen Bedarf hergestellt wurden. Nach der Insolvenz des Unternehmens wurde das Gelände, das im von Bürgervillen der Gründerzeit sowie Bauhaus-Villen geprägten Auenviertels liegt, zeitweise als Obdachlosenheim genutzt. Für die Gemeinde Rodenkirchen (bis 1975 noch nicht nach Köln eingemeindet) stellte der Wohnpark eine Reparatur des Stadtviertels dar. Die Concordia-Lebensversicherung stellte der Gemeinde Geld für den Ausbau der Schulinfrastruktur zur Verfügung, da die Wohnungen im Wohnpark vorrangig für Familien konzipiert waren.
Die Architektur des Wohnparks steht in der Tradition des „Neuen Bauens“ mit klaren, rasterartigen Formen. Beim Bau kamen weitgehend vorgefertigte Betonteile zum Einsatz. Nach diesem Verfahren wurden in Deutschland mehrere formal und konstruktiv ähnliche Wohnparks errichtet; darunter der „Cosimapark“ in München sowie das für Botschaftsangehörige errichtete „Quartier 6“ in Bonn-Bad Godesberg.
1995 verkaufte die Colonia-Versicherung den Wohnpark an die Nürnberger Firmengruppe Sauer, die eine Aufteilung in Eigentumswohnungen und Veräußerung, hauptsächlich an ehemalige Mieter, vornahm. Der Wohnpark befindet sich heute in Streubesitz.[1]
Städtebauliche Funktion
Der Wohnpark bildet mit seinem Hochhaus und den Flachbauten eine markante Raumkante am südlichen Ende der Rheinpromenade. Städtebaulich und architektonisch kann der Gebäudekomplex als Gegenpol zur Kirche Alt St. Maternus aufgefasst werden, zusammen mit der Rodenkirchener Rheinbrücke im Westen bildet er eine Klammer um die Rheinaue, einem beliebten Naherholungsgebiet („Rodenkirchener Riviera“). Zugleich markiert der Wohnpark Rodenkirchen das Ende der Wohnbebauung und den Beginn des Weißer Rheinbogens. Die Baugenehmigung der Gemeinde Rodenkirchen von 1967 weist den Gebäudekomplex unter dem Namen "Süddominante Rodenkirchen" aus; ein Name, der die städtebauliche Funktion zum Ausdruck bringt. Ungewöhnlich für die damalige Bauzeit ist die Anordnung der fünf Baukörper (vier Wohnhäuser plus Schwimmbad), die im rechten Winkel zueinander stehen und den Blockrand deutlich nachzeichnen. Sie stehen damit der Tradition der historischen gebauten Stadt als den städtebaulichen Idealen der Nachkriegszeit, die in Berufung auf die Charta von Athen (CIAM) Blockrandbildung und rechte Winkel strikt ablehnte[2] und eine "zwanglos, in freier Natürlichkeit komponierte" Verzahnung von Baukörpern und Landschaft[3][4][5] forderte.
Technik und Ausstattung
Die vier Häuser des Wohnparks sind durch eine Tiefgarage mit 212 Stellplätzen verbunden. Über die Tiefgarage erfolgt auch der Zugang zum Hallenschwimmbad samt einem 18-Meter-Becken. Jedes Haus wird über je zwei Aufzüge erschlossen. Ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Gasanschluss sorgt seit 2009 für die Strom- und Wärmeerzeugung. Das Hallenschwimmbad wird seit 2011 über Sonnenkollektoren erwärmt. Der zentrale, zwischen den Baukörpern angelegte „Park“ des Wohnparks mit seiner zeittypischen Freiraumgestaltung und Wasserspiel wurde 2007 im Zuge einer bisher nicht abgeschlossenen Sanierung entfernt. 2015 und 2016 wurden die Balkonbrüstungen einer umfassenden Balkonsanierung unterzogen, wobei besonderer Wert auf den vollständigen Erhalt der architektonischen Gestaltung gelegt wurde.
Hochwasserschutz
Der Wohnpark wurde aufgrund seiner Rheinlage gegen Hochwasserfluten gesichert; etwa durch Schott-Türen zwischen den Häusern und der Tiefgarage. Darüber hinaus ist das Erdgeschossniveau der fünf Baukörper gegenüber den benachbarten Bebauung um ca. 2,60 Meter angehoben, sodass der Wohnpark auch bei "Jahrhunderterfluten" 1993 und 1995 wie eine Insel aus dem Hochwasser ragte. Die höhere Lage des Wohnparks wurde durch die Gartengestaltung kaschiert. Die Fundamente sind mit Betonstelzen verbunden, die zehn Meter in die Tiefe reichen. Bisher war der maximale Pegelstand des Rheins 10,69 m Kölner Pegel (Januar 1995). Möglicherweise muss bei höheren Wasserständen/Grundwasserständen in den unteren Bereichen geflutet werden, wenn die Statik sonst nicht gewährleistet ist. Seit 2008 sorgt eine von den Kölner Stadtentwässerungsbetrieben (StEB) erbaute Spundwand, deren Kopfbalken durch mobile Wände erhöht werden kann, für Hochwassersicherheit bis zu 11,30 Meter Kölner Pegel. 2007 wurde gegenüber dem Wohnpark an der Grüngürtelstraße 10 ein aufwendig gestaltetes Kombipumpwerk[6] in Betrieb genommen, das bei Pegelständen über 9,40 m für die Standsicherheit des Hochwasserschutzes sorgt und/oder bei Starkregen eine Flutung des Auenviertels "von hinten" verhindern soll. 2010 wurde das Pumpwerk von der Architektenkammer NRW ausgezeichnet[7]
Grundsätzlich ist ein intensives Bebauen von Risikozonen wie dem Auenviertel heute kritisch zu beurteilen, weil Ereignisse oberhalb der Bemessungshöhe zu Gefährdungen und Situationen führen können, bei denen durch Versagen der Infrastruktur (Stromausfall, Strömungsdruck, fehlende Zugänglichkeit etc.) Evakuierungen und Versorgungsleistungen auf Kosten der Allgemeinheit unvermeidlich wären.
Einzelnachweise
- Rodenkirchen, Streifzüge durch die Geschichte. Offizielle Jubiläumsschrift zur 1000-Jahr-Feier. 1000 Jahre Rodenkirchen. 2. Auflage. Bezirksvertretung des Stadtbezirkes Rodenkirchen, Köln 1989.
- Hans Bernhard Reichow: Organische Stadtbaukunst. Von der Großstadt zur Stadtlandschaft. Band 1. Westermann, Braunschweig 1948.
- Ute Nerger, Gabi Dolff-Bonekämper, Klaus Lingenauber: Freiraumgestaltung der 5034 - Idee und Wurzeln. Hrsg.: Bezirksamt Tiergarten von Berlin, Abt. Bau- und Wohnungswesen. Berlin 1995, S. 6–7.
- Gabi Dolff-Bonekämper: Das Hansaviertel. Hrsg.: Verlag Bauwesen - Berlin. Huss Medien GmbH, Berlin 1999, ISBN 3-345-00639-1, S. 5–19.
- Deutsche Akademie für Städtebau und Landschaftsplanung (Hrsg.): 40 Jahre Städtebau 1945-1985. 2 - Städtebau und Landschaftsplanung im Wandel. München 1984.
- http://www.v-architekten.com/projekte-details/pwr.html#_5 Hochwasserpumpwerk in Köln-Rodenkirchen
- http://www.hochwasser.de/no_cache/buergerinitiative-hochwasser-aktuelles/news/article/29092010-architekturpreise-fuer-hochwasserschutz.html