Wohnkabine
Als Wohnkabine (auch Absetzkabine [engl. demountable camper, amerik. truck-camper] genannt) werden Wohnaufbauten bezeichnet, die auf einen Pick-up oder ähnliche Fahrzeuge bei Bedarf aufgesetzt und befestigt werden können. Daher kann das Fahrzeug ganz normal genutzt werden. Nur bei Bedarf wird ein Wohnmobil (engl. motorhome) daraus.
Versionen
Die Wohnkabinen unterteilen sich in zwei Hauptgruppen:
Es gibt die Hardwall-Camper, mit festen Wänden und einer starren Konstruktion. Die rechts gezeigte Lance stellt eine der größten dieser Art dar. In Europa sind diese Kabinen natürlich den Pick-ups entsprechend etwas kleiner, bieten aber auf Kundenwunsch fast alle erdenklichen Extras aus dem Campingbereich. Hard-Wall-Camper sind oft nur bedingt geländegängig, der hohe Schwerpunkt und die Größe machen ein Manövrieren auf engstem Terrain oft unmöglich. Dafür bieten diese Kabinen am Urlaubsort den größten Komfort. Populäre Marken in Deutschland sind unter anderem Artica, Tischer, Nordstar, Travel-Lite, Northstar, Bimobil und Mabu.
Auf der anderen Seite gibt es die „Pop-Up-“ oder „Folding“-Camper. Diese Kategorie ist in der Regel eine leichte und kompakte Ausführung einer Wohnkabine. Das Dach ist bei dieser Kabinenart entweder zur Gänze hochzufahren oder schräg nach oben aufzuklappen. Dadurch bleibt im Fahrbetrieb der Schwerpunkt niedrig und die Abmessungen kompakt, beim Campen aber bieten auch diese Kabinen viel Platz und Komfort. Dieser Kabinentyp ist oft geländetauglich gebaut und wird gern für Fernreisen oder Touren abseits der Straßen genutzt. Die Isolierung ist wegen der Verwendung von Planen- bzw. Zeltstoffteilen nicht so gut wie bei einem „Hard-wall“-Camper, kann aber oft mit entsprechendem Zubehör (zusätzliche Isoliervorhänge) aufgewertet werden. Populäre Marken in Deutschland sind unter anderem Tischer, Northstar, Explorer, Nordstar, Four-Wheel Camper und ExKab.
Einrichtung
Bei den meisten Kabinen sind alle wichtigen Geräte wie Heizung, Kühlschrank, Kochgelegenheit, Spüle, Frischwassertank usw. vorhanden. Im Alkoven findet man ein großes Bett für zwei Personen. Ferner kann in den meisten Wohnkabinen die Sitzecke schnell zu einem weiteren Schlafplatz umgebaut werden, sofern notwendig. Eine Toilette mit Toilettenraum ist je nach Größe der Wohnkabine vorhanden, bei einigen Modellen sogar eine Dusche.
Auf- und Absetzen
Um die Kabine abzusetzen, werden ausfahrbare Stützen an die Kabine geschraubt, mit denen man die Kabine dann anheben kann, um das Auto herauszufahren. Gebräuchlich sind verschiedene Stützen mit mechanischen, elektrischen oder hydraulisch betriebenen Mechanismen. Die Sicherung am Fahrzeug erfolgt über Drahtseile, Spanngurte oder Ketten. Um diese anzubringen, werden auf der Ladefläche des Basisfahrzeugs Lasthaken montiert. Alternativ können auch an den Rahmen des Pick-ups Ausleger angeschraubt werden, die es gestatten, die Kabine nach außen zu verspannen.
Pflege und Gebrauch
Da eine Wohnkabine im Unterschied zu Wohnwagen und Wohnmobilen keinen stabilen Stahlrahmen als Plattform hat, ist sie stärkeren Verwindungskräften ausgesetzt. Dies wird noch verstärkt dadurch, dass die Kabine meist an vier Punkten mit der Karosserie des Pick-ups verspannt wird. Über einen längeren Zeitraum schwächt dies die Verbindungen der Karosserieteile und Wasser kann eindringen.
Besonders mit dem Dach verschraubte Dachboxen und Gepäckträger neigen zu Undichtigkeiten an den Verschraubungspunkten und lassen dort Wasser in den Deckenbereich eindringen. Dies gilt auch für nachträglich montierte Markisen und Fahrradträger.
Vorteile
Ein Vorteil dieser Art des Aufbaus liegt in der einfachen Möglichkeit die Kabine vom Fahrzeug zu trennen. So kann man mit aufgesetzter Kabine zum Urlaubsort reisen. Dort angekommen setzt man die Kabine ab und hat so ein Fahrzeug zur Verfügung. Es fallen keine Gebühren für die Haupt- und Abgasuntersuchung und keine Steuern an, die für ein extra Wohnmobil zu zahlen wären. Die Versicherung fällt geringer aus, da das Fahrzeug jetzt als Wohnmobil angesehen wird.
Da die meisten 1–1/2-Kabiner-Pick-ups als Zulassungsart LKW offener Kasten haben, gilt für sie mit Anhänger jedoch ein Sonntagsfahrverbot (dieses gilt ab 1. April 2009 per Sondergenehmigung für Pick-ups als aufgehoben). Hier war es dann vorteilhaft, die Wohnkabine eintragen zu lassen. Daraus ergibt sich dann LKW offener Kasten bzw. Sonder-KFZ Wohnmobil und man durfte auch sonntags einen Anhänger ziehen.
Ein weiterer Vorteil dieser Kombination aus Wohnkabine und Pick-up liegt in der besseren Geländegängigkeit durch den Allradantrieb. Insbesondere Skandinavien-Reisende wissen eine Wohnkabine zu schätzen, da auf der Fähre keine Extrakosten für einen Wohnanhänger anfallen. Außerdem kann man z. B. sein Motorboot auf dem Trailer mitnehmen und hat dann vor Ort seine Wohnkabine als Domizil, den Pick-up als flexibles Erkundungsfahrzeug und sein Boot zum Fischen.
Nachteile
Durch den hohen Schwerpunkt und der Kabinenbefestigung auf relativ kleiner Ebene (trifft besonders für japanische Doppelkabiner zu) die Fahrt auf sehr schlechten Straßen trotz Allrad nicht zu empfehlen. Auch ältere Wohnkabinen mit einer Holzrahmenkonstruktion neigen bei häufiger Verwendung abseits befestigter Straßen zu Rissbildung in den Abdichtungen und Lösung der Konstruktionsverbindungen. Hierfür gibt es spezielle Offroadkabinen, die ein absenkbares Dach haben. Ideal sind verschweißte Aluminiumrahmen- oder vergleichbare Konstruktionen ohne Holz.
Basisfahrzeuge für Wohnkabinen
Als Basisfahrzeuge werden Pick-ups wie der VW Amarok, Nissan Navara, Mitsubishi L 200, Isuzu D-Max, Mazda B-Serie, Toyota Hilux, Chevrolet Silverado, Dodge Ram, GMC Sierra, Land Rover, Ford Ranger, Ford F-150 bis F-350 genutzt, sowie Pritschenfahrzeuge. Wie zum Beispiel der VW Transporter, der eines der ersten Basisfahrzeuge war.
Eine recht kleine Variante ist die Toppola, die in normalen Schrägheck-Limousinen zum Einsatz kommt. Durch den Ausbau der Heckklappe kann sie in den Ladebereich eingesetzt werden. Toppolas wurden für Saab 99, Saab 900, Saab 9-3 sowie Ford Sierra und Scorpio hergestellt.
Expeditionsfahrzeuge
Besonders beliebt ist die Kombination aus Wohnkabine und Basisfahrzeug mit 4×4- oder 6×6-Antrieb, womit man ein sogenanntes Expeditionsfahrzeug erhält. Diese Reisemobile sind speziell für den Einsatz abseits der Straße gebaut und werden vorrangig für Fernreisen sowie Ausfahrten auf Tracks oder Trails eingesetzt.
Als Basisfahrzeug in der 3,5-t-Klasse hat sich vor allem der Mercedes Sprinter durchgesetzt, da er lange Zeit als einziges Pritschenfahrzeug mit Allradantrieb ab Werk verfügbar war. Für die Weiterentwicklung der werkseitigen Allradantriebe oder die Erstausstattung mit Allradtechnik haben sich deshalb große Offroadausrüster auf den Sprinter spezialisiert.