Willy Schmidt (Maler)
Willy Schmidt (* 16. Oktober 1895 in Görlitz; † 11. Oktober 1959 ebenda) war ein deutscher expressionistischer Maler.
Leben und Werk
Schmidt absolvierte in Görlitz eine Ausbildung zum Lithografen. Danach studierte er von 1919 bis 1921 bei Otto Müller an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau. Mit finanzieller Unterstützung durch Görlitzer Mäzene studierte er von 1921 bis 1923 an der Kunstakademie München. Er brach das Studium aus finanziellen Gründen ab und arbeitete seitdem in Görlitz als freischaffender Maler und Grafiker. Vor allem seine Gemälde und Druckgrafiken der Jahre 1919 bis 1925 lassen deutlich die künstlerische Prägung durch Otto Müller erkennen.
Mit Hilfe des Jakob-Böhme-Bunds und der Förderung durch Joseph Anton Schneiderfranken und Fritz Neumann-Hegenberg konnte er 1920 erstmals seine Arbeiten in Görlitz ausstellen. Er gehörte zu den Künstlern im Umkreis des von Ludwig Kunz in den zwanziger Jahren herausgegebenen literarischen Blatts „Die Lebenden. Flugblätter“ und lieferte für das Titelblatt der ersten Nummer einen Linolschnitt.[1] Von den in Görlitz tätigen expressionistischen Künstlern, darunter Fritz Neumann-Hegenberg, Joseph Anton Schneiderfranken, Johannes Wüsten, Dora Kolisch (* 1887), Walter Deckwarth (1899–1967), Arno Henschel und Walter Rhaue (1885–1959) war Schmidt einer der bedeutsamsten. Jedoch blieben seine Verkaufsmöglichkeiten in der Stadt begrenzt. Zur Sicherung des Lebensunterhalts übernahm er Gelegenheitsaufträge als Werbegrafiker und Bühnenbildner. Dennoch war er in den späten 1920er Jahren auf Unterstützung aus dem Hilfsfonds des Görlitzer Magistrats für notleidende Künstler angewiesen. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, war Schmidt auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Außer als Maler und Grafiker war er Emaille-Künstler. Seine Kunst wurde von den Nazis als „entartet“ diffamiert. Er erhielt Arbeitsverbot und ging in die innere Emigration.
In der DDR erhielt er kaum öffentliche Förderung. 1957 bekam von der katholischen Kirche den Auftrag, für die Kapelle im St.-Carolus-Krankenhaus in Görlitz Kreuz und Tabernakel zu entwerfen und herzustellen. Beides schuf er als Emaille-Arbeit.[2]
Werke (Auswahl)
- Malerei
- Dame in Gelb (1932; im Bestand des Kulturhistorischen Museums Görlitz)[3]
- Musikalische Improvisation (Aquarell; ausgestellt 1948 auf der 2. Jahresausstellung Lausitzer Künstler)
- Druckgrafik (Auswahl)
- Ansicht von Jerusalem (Holzschnitt; im Bestand des Kulturhistorischen Museums Görlitz)[4]
- Synagoge Görlitz (Holzschnitt; u. a. im Bestand der Sammlung Walter Rhaue, Görlitz)[5]
- Selbstporträt (Holzschnitt; im Bestand des Kulturhistorischen Museums Görlitz)[6]
- Emaille-Kunst
- Letztes Abendmahl (Vorderfront eines Tabernakels, 1957; im Bestand des Walter-Rhaue-Archivs Görlitz)[7]
Ausstellungen
- 1948: Bautzen, 2. Jahresausstellung Lausitzer Künstler
- 1948: mit Hans Christoph, Ernst Wilhelm Nay und Kurt Voß (Galerie konnte nicht ermittelt werden)
- 2004: Johannes Wüsten und die anderen – Malerei der Zwischenkriegszeit in Görlitz, Gruppenausstellung, Kulturhistorisches Museum Görlitz[8]
Literatur
- Kai Wenzel: Der Görlitzer Expressionist Willy Schmidt. In: Maler. Mentor. Magier; 2018. S. 286–295
- Ines Haaser, Kai Wenzel: Unerhört! Expressionismus in Görlitz. Verlag Gunter Oettel, Zittau, 2018 (Schriftenreihe der Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur)
Weblinks
Einzelnachweise
- Els Andringa (Hrsg.): Avantgarde & Exil – Ludwig Kunz als Kulturvermittler. LIT Verlag, Münster, 2017, S. 39
- Verschollener Tabernakel wiederentdeckt | Tag des Herrn - Katholische Wochenzeitung (tag-des-herrn.de)
- Mathias Fritzsche: Unerhört! Görlitzer Expressionismus im Kulturhistorischen Museum Görlitz – Kunst Mag. Abgerufen am 10. August 2021 (deutsch).
- https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=24155
- Unerhörtes kam über die Stadt Görlitz. Abgerufen am 10. August 2021.
- Willy Schmidt: Grafik: Selbstportrait Willy Schmidt :: Kulturhistorisches Museum Görlitz :: museum-digital:sachsen. Abgerufen am 10. August 2021.
- https://www.tag-des-herrn.de/content/verschollener-tabernakel-wiederentdeckt Ausstellungen
- „Johannes Wüsten und die anderen – Malerei der Zwischenkriegszeit in Görlitz“ Sächsische.de, 23. Juni 2004, abgerufen am 12. August 2021