Willi Aengevelt
Willi R. Aengevelt (* 22. Oktober 1911 in Düsseldorf; † 9. November 2006 ebenda) war ein deutscher Immobilienmakler.
Leben
1928, im Alter von 16 Jahren, trat Willi Aengevelt in das von seinem Vater Leo Aengevelt am 1. April 1910 gegründete Immobilienunternehmen in Düsseldorf ein, übernahm 1936 im Alter von 24 Jahren dessen Leitung und war bis zu seinem Tod insgesamt 78 Jahre aktiv im operativen Geschäft tätig.
Zusammen mit dem Ring Deutscher Makler initiierte er die Verabschiedung von Standesregeln, brachte systematische Ausbildungs- und Fortbildungsprogramme auf den Weg und lobte attraktive Preise für vorbildliche Absolventen der von den Industrie- und Handelskammern abzunehmenden Prüfungen zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft aus.
1969 nahm Aengevelt seine Söhne Lutz und Wulff als geschäftsführende Kommanditisten und dritte Generation in das Unternehmen AENGEVELT Immobilien auf.
In den 1970er Jahren entwickelte Aengevelt zusammen mit dem „Institut für Wohnungswirtschaft“ an der Universität Köln als Branchenerster statistisch repräsentative Immobilien-Indizes.
Aengevelt initiierte die ersten Public Private Partnerships (damals noch unter dem Begriff Zusammenarbeit mit der Umlegungsbehörde). So konnten Entwicklungen neuer Baukomplexe schnell umgesetzt werden, zum Beispiel Neugestaltungen der Immermannstraße, Berliner Allee, Tucht-Insel, Tausendfüßler, Arrondierungen der Kö-Galerie und Schadow-Arkaden (Düsseldorf).
1979 entwickelte Aengevelt das Langenfelder Modell, eine immobilienwirtschaftliche Brancheninnovation, strikt privatwirtschaftliche Erschließungs- und Vermarktungsmethode für Gewerbeflächen und Gewerbeansiedlungen ohne Inanspruchnahme öffentlicher Finanzmittel. Aengevelt konzipierte die dafür notwendigen immobilienwirtschaftlichen Instrumente für Flächenaufbereitung, Altlasten- und Abbruchmanagement, Projektaufbereitung, Projektentwicklung und setzte das Verfahren als Pilotprojekt erfolgreich auf zwei Arealen der Stadt Langenfeld um. Insgesamt wurden hierdurch Flächen mit insgesamt rund 731.000 m² vermittelt und rund 2.000 neue Arbeitsplätze in 85 Betrieben geschaffen. 1983 wurde das seitdem als Langenfelder Modell bezeichnete Verfahren für „public-private-partnerships“ im 1. Bundesbaulandbericht als einziges Finanzierungsmodell zur privatrechtlichen Erschließung von in privatem oder öffentlichem Eigentum stehenden Flächen gewürdigt.
1990/1991 entwickelte Aengevelt das „Berliner Modell“. Damals erhielten Aengevelt und seine Partner aus dem Maklerverbund DIP, (Deutsche Immobilien-Partner) von der Treuhand den Auftrag zur Entwicklung einer Verwertungsmethode für die Vermarktung nicht mehr betriebsnotwendiger, ehemaliger volkseigener Betriebsliegenschaften. Ergebnis war das Berliner Modell, in den neuen Ländern mit identischem Inhalt bekannt als TLG-Modell, das anschließend durch 82 nationale und internationale Ausschreibungen die Immobilienmärkte in Berlin-Ost und den neuen Ländern marktwirtschaftlich in Gang setzte. Insgesamt konnten damit Gesamtinvestitionen von über EUR 9 Mrd. sowie die Schaffung bzw. Erhaltung von mehr als 78.000 Arbeitsplätzen in über 400 notariellen Kaufverträgen vertraglich gesichert werden.
Das Unternehmen von Willi R. Aengevelt zählt zu den Gründungsstiftern (1993) des Lehrstuhls für Immobilienökonomie an der European Business School und zu den Gründungsstiftern und Kuratoren (2006) der Universitätsstiftung für Immobilienwirtschaft IREBS International Real Estate Business School der Universität Regensburg.
Aengevelt entwickelte auch Instrumente für wertschöpfendes, umwelt- und städtebauverträgliches Flächenrecycling. Hierbei wurden brachfallende Industrieareale neuen zukunftsfähigen Nutzungen zugeführt, zum Beispiel:
- der HansaPark auf dem ehemaligen Gelände des Gussstahlwerkes von Thyssen, prämiert mit dem Umweltschutzpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf
- der Büropark Grafenberg mit dem TTC Thyssen Trade Center
- das ELPRO-Gelände in Berlin-Marzahn
- die Errichtung des Riebeck-Carrees auf dem ehemaligen HASA-tronic-Areal in Halle/Saale
- die Umnutzung des Kaufring-Areals am Airport Düsseldorf zum heutigen Quartier(n)
Engagement
Neben den beruflichen Aktivitäten widmete sich Willi Aengevelt der Förderung und Unterstützung sozialer, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Einrichtungen, zum Beispiel der integrativen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Raphael Haus in Düsseldorf, die sich um die Belange und Nöte von Familien, Kindern und Jugendlichen kümmert.
Auszeichnungen
- die goldene Verdienstnadel des Ring-Deutscher-Makler-Bundesverbandes für seine Verdienste um den gesamten Berufsstand
- der 1991 die Ernennung zum Ehrenmitglied des RDM-Bezirksverbandes Düsseldorf
- 1994 die Ernennung zum Ehrenvorstand des RDM-Landesverbandes NRW
- 1979 Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1988 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 1981 die silberne Ehrenplakette der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf
Im Jahre 2010 benannte die Stadt Düsseldorf eine Straße im Stadtteil Düsseltal nach Willi Aengevelt.