Wilhelm Jordan (Maler)
Wilhelm Jordan (* 25. Mai 1871 in Stargard in Pommern; † 28. Juli 1927 in Glasow bei Mahlow, Teltow, Potsdam) war ein deutscher Maler, Zeichner, Illustrator und Zeichenlehrer. Jordan spezialisierte sich früh auf die Porträtmalerei und betrieb nach der Jahrhundertwende im wilhelminischen Berlin eine eigene Mal- und Zeichenschule. Ab 1906 unterrichtete er zusätzlich an der Königlichen Kunstschule zu Berlin, zunächst unter dem Direktorat von Viktor Paul Mohn, später – bis zu seinem frühen Tode – unter Philipp Franck.
Leben und Werk
Aufgewachsen in Breslau war sich Jordan schon früh bewusst, dass er Kunstmaler werden wollte, musste diesen Berufswunsch aber erst gegen den Widerstand seiner Eltern durchsetzen. Seine Ausbildung begann 1890 bei Albrecht Bräuer an der Kunstschule in Breslau, wo er bereits mit späteren Künstlern wie Hans Dreßler, Fritz Erler, Heinrich Wolff und Karl Holleck-Weithmann zusammentraf. Im Frühjahr 1892 wechselte er an die Berliner Akademie in die Malklasse Joseph Scheurenbergs, um sich in der Technik der Ölmalerei ausbilden zu lassen. Hier lernte er die Berliner Künstler Martin Brandenburg und Hans Baluschek kennen, mit denen er durch eine langjährige Freundschaft verbunden blieb. 1894/95 schloss Jordan seine Studien an der Akademie in München unter Carl von Marr ab und ließ sich 1896 endgültig in Berlin nieder. Gemeinsam oder wechselweise mit Baluschek, Brandenburg und Holleck-Weithmann unternahm er immer wieder kleinere Ausstellungen, etwa in der Galerie Fritz Gurlitt, dem Salon Ribera oder im Salon Keller & Reiner.[1] Die Gründung der Berliner Secession unter Max Liebermann eröffnete auch den debütierenden Künstlern neue Möglichkeiten und so konnte Jordan seit der Eröffnung der Secession hier immer wieder ausstellen – etwa seine im Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar entstandene Bleistiftzeichnung „Schichtwechsel“, die vom Verlag Franz Jäger, Goslar und Berlin, reproduziert und vertrieben wurde und im Goslarer Raum eine gewisse Verbreitung fand.[2] In seinem Bestreben, möglichst „naturwahr“ zu arbeiten war Jordans großes Vorbild in der Kunst Adolph von Menzel.[3] Jordans Tendenz zur möglichst realistischen Darstellung barg jedoch für die Porträtmalerei ein Problem. Nicht jeder mochte sich so dargestellt sehen, auch wenn ein Kritiker meinte, dass Jordan den Ausdruck der Seele und des Charakters der Dargestellten zu treffen wusste.[4]
Zeitweise arbeitete Jordan als Illustrator für Bücher und Zeitschriften. 1897/98 begann er eine Tätigkeit bei dem kurzlebigen Berliner Blatt „Das Narrenschiff. Blätter für fröhliche Kunst“. Hier wirkte er – unter anderem neben Lyonel Feininger – bis zur Einstellung des Blattes im Frühjahr 1899 regelmäßig mit. Im Jahre 1902 wurde er kurzzeitig für das bekannte Witzblatt „Lustige Blätter“ tätig. Später – während des Ersten Weltkrieges – zeichnete er für die vom Wirtschaftlichen Verband bildender Künstler herausgegebenen „Künstlerblätter zum Krieg“, dem „Wachtfeuer“. Hier fertigte er ausschließlich Porträtskizzen bekannter Persönlichkeiten für die Titelblätter des Heftes. Aufgrund seiner treffsicheren und charakteristischen Zeichnungen trat nach dem Krieg die Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) an ihn heran, um regelmäßig Porträtskizzen für die Zeitung zu erstellen.
Um sich gegen die Wechselfälle des künstlerischen Erfolges abzusichern, begründete Jordan bereits gegen Ende des Jahres 1903 eine eigene Mal- und Zeichenschule. Sein Talent zum Zeichenlehrer führte einige Jahre später zu einer Anstellung – zunächst als Hilfslehrer – an der Königlichen Kunstschule in der Klosterstraße.[5] Im Jahre 1913 wurde er hier zum Professor ernannt. Kriegsbedingt erhielt er seine Festanstellung jedoch erst 1920 – an der nun Staatlichen Kunstschule zu Berlin. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tod im Jahre 1927.
Werke
Als seine Hauptwerke führte Jordan selbst an:
- Pastellporträt des Geheimen Oberregierungsrates und ersten Direktors der Berliner Nationalgalerie Max Jordan (Museum der bildenden Künste, Leipzig)[6]
- Lithografie: Dame mit Fox (Buchgewerbemuseum Leipzig, 1943 vernichtet)
- drei Porträts der Direktoren der Posener Landschaft.
Von ihm ferner:
- zwei Zeichnungen „Bergmannsbilder“ (1945 im Kupferstichkabinett Berlin verschollen), darunter „Schichtwechsel“[7]
- Pastellporträt des Kunstschriftstellers Franz Servaes[8]
- Pastellporträt Walther Jordan[9] (Museum der Bildenden Künste, Leipzig)
- Pastellportrait des Malers Martin Brandenburg[10]
- Ölporträt Anna Jäger[11]
- Porträt des Amtsrichters Franz Jordan[12]
- weitere Lithografien: Schiffe, Bergwerk, Bergleute, Mädchen mit Muff, Lindenalle bei Schwabing
- Ölporträt Direktor Max Jordan (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)[13]
- Hotelgarten im Herbst[14]
- Rast am Walde[15]
Literatur
- Jordan, Wilhelm. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 162.
- Rudolf Meyer-Bremen (Hrsg.): Die Ausstellungskataloge des Königsberger Kunstvereins (20. Jahrhundert). Böhlau, Köln / Weimar / Wien 1993, ISBN 3412106917.
- Otto Grautoff: Die Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland. Leipzig 1901.
- Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon. 4. Ausgabe, Leipzig 1909, S. 662.
- Jahresberichte der Königlichen Kunstschule 1905/06 bis 1914/15 (Archiv der Universität der Künste, Berlin).
- Lustige Blätter. Verlag der Lustigen Blätter Dr. Eysler & Co. GmbH, Jg. 17, Berlin 1902.
- Wilhelm Michel: Münchner Graphik. Holzschnitt und Lithographie. In: Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst und künstlerisches Frauen-Arbeiten. 16, 1905, S. 437–457, hier S. 451 und 456.
- Das Narrenschiff. Blätter für fröhliche Kunst 1–2, Berlin 1898/99.
- Franz Servaes: Modern Berlin Painters II. In: Artist. An Illustrated Monthly Record of Arts, Crafts and Industries. 31, 1901, S. 189–196.
- Wachtfeuer. Künstlerblätter zum Krieg. Wirtschaftlicher Verband bildender Künstler, Berlin 1914–1918/19.
Einzelnachweise
- Hinweise bei: Bianca Berding: Der Kunsthandel in Berlin für moderne angewandte Kunst von 1897 bis 1914. Diss. Berlin 2012, S. 193, 499 f.;
Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur 16, 1901, S. 194. - Kai Gurski: Schlägel, Eisen und Hakenkreuz. Das Thema Bergbau im Werk des Malers Karl Reinecke-Altenau. Diss. Braunschweig 2008, S. 306–312, 453.
- Vgl.: http://www.professor-peters.de/biblogr.htm
- Franz Servaes: Modern Berlin Painters II. In: Artist. An Illustrated Monthly Record of Arts, Crafts and Industries. 31, 1901, S. 189–196, hier S. 196.
- Jahresberichte der Königlichen Kunstschule 1905/06 bis 1914/15 (Archiv der Universität der Künste, Berlin).
- Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Zweite aktualisierte und verbesserte Auflage. Band 2, Teil 1: Künstler und ihre Werke. München / London / Paris 1994, S. 884.
- Katalog der 2. Kunstausstellung der Berliner Secession. S. 28;
Katalog der VIII. Internationalen Kunstausstellung im Kgl. Glaspalast zu München. 1901, 2. Auflage, S. 144 (Nr. 2028). - Katalog der 1. Kunstausstellung der Berliner Secession 1899 (2. Auflage), S. 36.
- Katalog der 2. Kunstausstellung der Berliner Secession. 1900, 3. Auflage, S. 28.
- Katalog der 4. Kunstausstellung der Berliner Secession / Zeichnende Künste. (1901/02), S. 24.
- Verzeichnis der 42. Kunstausstellung zu Königsberg /Pr. in der Börse vom 19. März-30. April 1905.
- Katalog der 11. Kunstausstellung der Berliner Secession. 1906, S. 22.
- Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Zweite aktualisierte und verbesserte Auflage. Band 2, Teil 1: Künstler und ihre Werke. München / London / Paris 1994, S. 884.
- Verzeichnis der 47. Kunstausstellung des Kunstvereins Königsberg e.V. in der neuen Kunsthalle vom 6. April-1. Juni 1913.
- Katalog der Großen Berliner Kunstausstellung im Kunstpalast zu Düsseldorf. 1918, Nr. 271.